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Freunden und Berwandten Geschenke aus. Dem ehrwürdigsten Den fübindischen Badagamädchen wird eine Stirntätowierung Familienmitglied überreichte er seine ersten, abgeschnittenen Bart- bei Erreichung des heiratsfähigen Alters einpunktiert. Die Frauen stoppeln in fostbarer Hülle, was als Beichen tiefster Ergebenheit galt. des nomadischen Stammes der Korava führen diese Tätowierung An diese römische Sitte erinnert eine in Indien gebräuchliche. aus, in der sie eine hervorragende Geschicklichkeit befizen. Die Nach einer alten Vorschrift wird Brahmanen( Priester) jünglingen Tätowierung der Hindumädchen zeigt gewöhnlich zierliche Blumen im 16., denen der Kschatrya( Krieger-) fasten im 22., und den Vaisha arabesken. ( Angehörigen der Ackerbaukaste) im 24. Jahre der Bart in Gegen- Nur als Schmud, ohne die Nebenbedeutung einer Alters- oder wart einer feierlichen Versammlung abgenommen. Rangauszeichnung ist Tätowierung sehr häufig. So z. B. ist sie eine alltägliche Erscheinung bei den ägyptischen Frauen der Landstädte und Dörfer. Aber auch Europäer finden an dieser Ber zierung Geschmad. Die Pubertätsweihen der Eingeborenen Australiens zeichnen sich durch unübertroffene Grausamkeit aus. Die südaustralischen Stämme unterwerfen die heranwachsenden Knaben drei Weihegraden, ehe sie sie als vollwertiges Mitglied des Stammes betrachten. Im fünfzehnten Jahre haben die Knaben den ersten Grad zu bestehen, wonach fie Warrara" heißen. Diesem folgt im fechzehuten und siebzehnten Jahre die Beschneidung als zweiter Grad, die unter Beobachtung mystischer Zeremonien vor genommen wird. Beim letzten und wichtigsten Grade, den die Jünglinge im achtzehnten Jahre erreichen, werden Biernarben gesezt. Besondere Geleitsmänner führen die jungen Leute dazu unter dem Klagegeschrei der Weiber in die Wildnis, wo sie sich verschiedenen vorbereitenden Zeremonien unterwerfen müssen. Sind diese vorüber, so wird zur Bildung der fünftigen Schmuc das in seiner Schmerzhaftigkeit alle erwähnten Tätowierungsarten narben geschritten, wobei ein Verfahren zur Anwendung kommt, übertrifft. Auch bei den Bentralaustraliern ist die Sehung der
Während die Bartschur nur eine symbolische Handlung ist, und an den physischen Mut der zu Weihenden keinerlei Anforderungen stellt, ist die Beschneidung, die bei einigen Stämmen der Südseebewohner als Männerweihe vollzogen wird, eine Operation, deren Schmerzhaftigkeit den Mut des Jünglings einer harten Probe unterwirft. Absonderung der Jünglinge vom Wohnsiz der übrigen, Genuß fleischarmer Rost geht bei den meisten Stämmen als eine Art Prüfungszeit dem Weihefest voran, das von vielfältigen, streng vorgeschriebenen Gebräuchen begleitet wird. Dem Weiheat: der körperlichen Operation folgt ein Freudenfest, das alle Stammesgenossen bei Tanz und Schmaus vereinigt. Die auf den Palau -, Samoa - und Marquesainseln üblichen Tätowierungen, denen sich die geschlechtsreifen Jünglinge und Jungfrauen unterziehen müssen, gehören zu den schmerzhaftesten Pubertätsweihen. Ihre Qual steigert sich durch die lange Dauer der Operation bis ins Uebermenschliche.
Bei den Samoanern streckt sich der oder die Betreffende auf einer Matte aus und legt den Stopf in den Schoß eines Mannes. Darauf beginnt der Tätowierkünstler, dessen Werkzeug aus einem Hammer und mehreren Kämmen von sechzig Binken besteht, sein peinvolles Werk. Der Kamm wird in eine Mischung von Kotosnußasche und Wasser getaucht und mit raschen Hammerschlägen in die Haut eingetrieben. Die Umstehenden wischen das vorquellende Blut ab und übertönen das Schmerzensgeftöön des Operierten mit Lautem Gesang. So wird der ganze Leib mit Mustern überzogen, was sehr lange dauert, da in einer Stunde nur etwa neun Quadrats zentimeter vollendet werden.
Solange ein Samoaner diese Tätowierung nicht hat, wird er als minoren betrachtet, kommt für die Mädchen seines Stammes nicht als Heiratskandidat in Frage und muß sich beständige Sticheleien gefallen lassen. Auf den Marquesainseln, besonders auf Nukahiwa, war die Tätowierung eine Bubertätsweihe mystischen Charakters. Die Knaben, um die es sich hier vorwiegend handelte, wurden während der Dauer der Tätowierung in einem besonderen Hause gehalten, und waren„ tahbu", d. h. ihr Anblick brachte allen, die nicht von dem„ tahbu" ausgeschlossen waren, wie dies z. B. bei dem Vater der Fall ist, Unglück. Darum dürfen die Knaben das Haus nicht verlassen, zu dem allen Weibern, selbst der Mutter, der Zutritt verboten ist. Je reicher ein Eingeborener ist, je angesehener seine Familie, um so mehr läßt er sich seinen Körper mit Figuren bedecken, die oft so dicht sind, daß die einzelnen Zeichnungen sich nicht mehr unterscheiden lassen. Minderbemittelte fommen in Tahbuhäusern, die Tätowierungsmeistern gehören. Dort werden häufig in einem Raum von vier Quadratmetern acht bis zehn Knaben auf einmal aufgenommen.
Mannbarkeitsnarben üblich.
wierung, für die Frauen die Ohrdurchbohrung, die als ein äußeres Die Burmanen Indiens haben für die Männer die Täto Zeichen der Reise im zwölften oder dreizehnten Jahre vorFreunde des Mädchens im Hause seiner Eltern oder Pflegeeltern. genommen wird. Dazu versammeln sich alle Verwandten und Ein Mann, der eine Art Wahrsager ist, leitet die Beremonie, während ein berufsmäßiger Ohrbohrer das Ohrläppchen mit einer goldenen Nadel durchsticht. Gewöhnlich wird die Goldnadel umgebogen und in der Wunde gelassen. Aermere Leute ziehen eine Schnur durch und binden die Enden zusammen. Wenn die Wundränder geheilt sind, beginnt das Ausweiten der Oeffnung, um das " na- doung", ein zollanges und dreiviertel Boll dides Rohrstück auf
zunehmen.
Die Koluschen an der Behringstraße lassen ihren erwachsenen Mädchen die Unterlippe durchstechen und in die Oeffnung einen Lippenpflock als Bierde sehen, eine Sitte, die der Ohrdurchbohrung der Burmaninnen ähnelt.
Die Maturitätsfitten der füdamerikanischen Indianer vertreten den Mädchen gegenüber den Grundfaz, fie an die harte Arbeit zu gewöhnen, die ihrer harrt. Auch die unsanfte Behandlung, die sie von seiten thres Eheherren zu erwarten haben, wird ihnen fühlbar gemacht. So ist bei den Macusis und Uaupés in Südamerika die Rutenpeitschung der Mädchen anläßlich ihrer ersten Menses üblich. Den Caraibenmädchen desselben Staates wird das Kopfhaar abgebrannt, außerdem macht ihnen ein Zauberer mit den Zähnen zwei tiefe Einschnitte in den Rücken und streut zum Ueberfluß noch Pfeffer in die Wunden, ohne daß die Gepeinigte eine Schmerzens äußerung von sich geben darf.
Das Klassische Gebiet der Tätowierungen im Archipel bes Stillen Ozeans ist Neuseeland . Die„ Moko" genannten Gesichts- Die Betschuanen und die Suaheli Afrikas lassen ihren ertätowierungen der Maorie haben schon die frühesten Reisenden in wachsenen Töchtern von einer eigens dazu gehaltenen Matrone so hohem Grade beschäftigt, daß solche tätowierten Maorieföpfe ein regelrechten Unterricht in den sie erwartenden Pflichten als Ehes gesuchtes Objekt der ethnographischen Sammlungen wurden. Daraus frauen geben. Die Mädchen leben während dieser Lehrzeit abs entwickelte sich ein scheußlicher Handel ganz eigener Art. Nicht nur gesondert von den übrigen Stammesangehörigen unter der Obhut bie getrodneten Köpfe der im Kriege gefallenen Maorie wurden zu ihrer Lehrmeisterin. Die Basutho haben dieselbe Einrichtung. borteilhaften Preisen oder im Tausch gegen europäische Artikel an Im freien Negerstaat Liberia tragen die Mädchen an ihren Museen und Sammler verkauft, sondern es begannen förmliche Reifefesten phantastische Tanzmasken, Teufelstöpfe genannt. Dazu Raubzüge zur Erbeutung tätowierter Stöpfe, und die Häuptlinge sind sie mit silbernen Halsketten, Arm- und Beinringen und ließen ihre sonst von der Tätowierung ausgeschlossenen Gflaben Schellen geschmüdt, um beim Tanzen und Springen möglichst viel dätowieren, um sie nachher zu töten und ihre Köpfe zu verkaufen Geräusch zu machen.
oder gegen europäisches Kriegsmaterial, Flinten und Munition, Bur Reifefeier einer jungen Jabanin aus gutem Hause wird zu vertauschen. Manchmal wurden die Köpfe solcher Sklaven den ein pomphafter festzug veranstaltet, der in seinen einzelnen Teilen Europäern angeboten, während sie noch auf den Rümpfen ihrer das Leben einer Javanenfrau symbolisiert. Dem Zuge gehen lebendig umherwandelnden Besiter faßen. Die Tätowierung der zwölf junge, unbekleidete Javanen voran. Sie sind am ganzen Maorie wurde von einem Priester mit einem Meißel von Vogel- Körper gelb gepudert, so daß es aussieht, als hätten sie eng Enochen ausgeführt. Diesen Meißel tauchte der Priester in eine anliegende Trikots an. Sie tragen allerlei Toilettengegenstände, aus verkohltem Maurifichtenholz gewonnene Farbmasse und wischte einen foftbaren Spiegel, Fächer, Kamm und Bürste in offenem bas Blut nach jedem Einstich fort. Dabei fam trotz der fürchter- Elfenbeinkasten, der mit rotem Samt gefüttert ist, auch goldene Lichen Schmerzen nie ein Slagelaut aus dem Munde des Operierten, der oft erst vierzehn Jahre alt war. Die Tätowierung der Rippen verursachte die größten Schmerzen. Die Farbe der Motomuster war blauschwarz, ihre ornamentale Ausführung immer tiefelbe nach einem feststehenden Schema.
Teller mit Färbemitteln für Mägel und Zähne, mit Gädchen, bie ein aus einer seltenen Pflanze gewonnenes Schönheitspulver enthalten, und andere Kosmetika. Dann folgt ein Musikkorps und hinter diesem eine ambulante Tafel, die unter reichem Blumenschmuck die vortrefflichsten Gerichte aufweist. Ein zweiter Trupp Die Rußtätowierung der Eskimomädchen, die an Armen, Javanenjünglinge trägt verschiedene Haushaltungsgegenstände in Händen und Schenkeln, zwischen den Augen und am Hals ange- idealisierter Form und verschwenderischer Ausschmüdung. bracht wird, gilt bei den Eskimos als vorzüglicher Schmuck, wes halb sie ihre Töchter schon vor der Pubertät damit versehen lassen. Gin geschwärzter Faden wird durch eine Nadel gezogen und mit dieser Sadel die Zeichnungen auf der Haut hervorgerufen.
Bei den Abiponerinnen Paraguays ist die Tätowierung ftreng mit dem Eintritt der Pubertät verknüpft. Die Tätowierung bedeckt nur das Geficht und wird ohne ein feststehendes Schema in den verschiedensten Figuren ausgeführt. So zeigt jede Abiponerin im wahren Sinne des Wortes ein anderes Gesicht.
In
der Mitte des Zuges bewegt sich ein offener, mit farbigen Tüchern behängter Wagen, der von vier blumengeschmüdten Schimmeln ge zogen wird. Auf diesem thront die feierlich gepußte Javanenjungfrau. Eine Schar Javanen in bunten Sarongs und Kabahen und ein zweites Musikkorps beschließen den Bug.
In Siam werden den herangereiften Mädchen zu Ehren Feste gefeiert, die oft fünf bis sechs Lage dauern.
Diese fleine Auslese aus der Ueberfülle der Gebräuche bei Reifefesten spricht für ihre Verbreitung über die ganze Erde.
Berantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin , Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.
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