den geschickt mit der Handlung Vcrwovenen Einschlag an Schilde- rungcn serbischer Sitten und Bräuche, wodurch ihm auch eine Art kulturhistorischen Kolorits gewahrt bleibt. Ernst Kreowski. ZlNachdr'uI verboten.). dasein. Obwohl die Milch seit jeher in umfangreichstem Mäste als Nahrungsmittel Verwendung gefunden hat und auch in Zukunft finden wird, so ist doch auch sie nicht von dem Schicksal verschont geblieben, für technische Zwecke ausgenutzt zu werden. Dadurch wird natürlich der Wert der Milch als Nahrungsmittel in keiner Weise herabgesetzt. Im Gegenteil I Diese technische Verwertungs- Möglichkeit ist gerade vom ökonomischen Standpunkt freudig zu begrüsten. Denn erst durch die technische Verwen- duug der Milch ist die Möglichkeit geschaffen worden, diesen wertvollen Tiersaft auch in den Fällen rationell auszunutzen, wo seine vollkommene Verivcndung in den bekannten verschiedenen Forme» als Nahrungsmittel aus irgend einem Grunde(z. B. in- folge von Ueberproduktion an Milch in der betreffenden Gegend) nicht immer möglich ist. In dieser Hinsicht kann man ohne lieber- treibung sage», dast die seit alter Zeit geübte Verwertung des Käsestoffes der Milch durch die in neuerer Zeit ausgebauten technischen Werwertungsarten deö Kaseins ergänzt worden ist I Von der Verarbeitung des Kaseins zu künstlichen NahrungS- mittel» soll im folgenden abgesehen werden und nur die technische Verwertung behandelt tverdeir, die für Gewerbe uild Industrie Be- deutung hat. Die Milch ist bekanntlich eine Flüssigkeit, in der verschiedene Stoffe sehr fein verteilt enthalten sind. Das in der Vollmilch eilt- haltene Fett wird als Rahin abgeschieden und zur Butter verarbeitet. Der nun verbleibende Rückstand führt die Bezeichnung Magermilch. In dieser sind, soweit Kuhmilch in Frage kommt, durchschnittlich 3,2 Proz. Käsestoff enthalten. Dieses Kasein kann nun durch Säuren oder durch Labflüssigkcit aus der Magermilch gefällt werden. Lab ist ein Eiweiß spaltendes Ferment, das besonders Milch zum Gerinnen dringt. Die vierte Abteilung der Kälbermagen führt direkt die Bezeichnung Lab- oder Käsemagen, weil hier Labflüssigkeit erzeugt wird. Für die Verwertung des Kaseins ist es aber nicht gleichgültig, in welcher Weise es gewonnen wird, da nur der durch Säuren abgeschiedene Käsestoff rein ist. Zwecks Abscheidung des Kaseins wird die Milch erhitzt. Wird die Fällung des KäsestoffeS durch Lab erzwungen, so inust die Erwärmung auf 20 bis 60 Grad Celsius bewirkt werden. Ein Teil Labflüssigkeit verinag bei einer Temperatur von 35 Grad Celsius 10 0V0 Teile Milch in 40 Minuten zu verkäsen. Um auS der Milch in möglichst rationeller Weise das Kasein zu gewinnen, wird daher die Flüssigkeit in heizbare Gefäste gebracht und mit dem gewählten Fällungsniittel zusammen erwärmt. Der- artige„Käsekessel" oder„Käsewannen" können durch direkte Feuerung oder auch durch Dampfheizung erhitzt werden. Ist die Milch geronnen, so hat man den Käsestoff, jetzt„Bruch" gemmut, und die Molke, die nun zu entfernen ist und dann als Nahrungsmittel Verwendung findet, oder auch zur Darstellung aKdorer! Stoffe(Milchzucker z. B.) b- putzt wird. Der-zur technischen Verarbe'.ung bestimmte Käsestoff must von der Motte befreit werden. Zu diesem Zweck wird das Kasein wieder- holt mit Wasser ausg.w.gchen und dann ausgeprestt. Um die Ent- fernung der Flüssigkeit recht gründlich zu erzwingen, benutzt man im Grostbetriebe die Zentrifuge». In einem solchen Apparat, der in schnellste Umdrehung gesetzt wird, werden die Feuchttgkeits- teile abgeschleudert. Dieser ReinigungS- und EntwäsierungSprozest wird so lange wiederholt, bis das ausgeschleuderte Waschwasser rein ist. Für nianche Verwendungszwecke'wird das Kasein in diesem Zustande beniitzt. Es kann aber auch getrocknet werden, wozu rotierende TrockninigStrommeln oder auch Bacunmtrockenschränke benutzt werden. Letztere sind groste eiserne Gehäuse, deren Inneres geschlossene Heizkästen besitzen. Diese werden durch Warmwasser oder Dampf während de? TrocknungS - Prozesses ständig auf bestimmter Temperatur erhalten. Nachdem das zu trocknende Gut in einen solchen Vacuumschrank eingebracht ist, wird die Tür luftdicht geschlossen>md nun das Schrankinnere durch Aufdrehen eines Ventils, das zu einer Luft- pumpe führt, unter Vacuum (Luftverdüunung) gesetzt. Die Verwendung des Vacuumö für derartige TrocknuugSzwecke empfiehlt sich darum, weil im luftvcrdünnten Raum die Stoffe schneller ausgetrocknet werden. Das Kasein ivird gewöhnlich bei einer Lustverdünnung von «'llO Millimeter Quecksilbersäule getrocknet. Man braucht in diesem Fall das Trocknungsgut nur aus etwa 40 Gr. Celsius zu erwärmen. am die in ihm enthaltene Feuchtigkeit zum Auskochen zu bringen, und hat den Borteil, das Kasein nickit so hoch erhitzen zu müssen, dast es für seine weitere technische Verarbeitung Schaden nehmen könnte. Die Verfahren zur Darstellung von Kasein unter Verwendung von verschiedenen Säuren sind mannigfacher AR und meist durch Patente geschützt. Das nun getrocknete Kasein ist zur sofortigen weiteren Ver- arbeitung benutzbar: es kann aber auch beliebig lange aufbewahrt werden. Geschieht diese Aufbewahrung so, dast das Gut nicht Feuchtigkeit aufnimmt, dann ist seine Haltbarkeit unbegrenzt. Da es aber zur Vermeidung schnellen Verderbens peinlichst vor Fäulnis geschützt werden must, so benetzt man eS im Interesse möglichst langer Erhaltung mit hochprozentigem Alkohol und verpackt es dann in zweckmästiger Weise. Der verdunstete Alkohol sorgt alsdann dafür, dast keine Fäulniserreger am Käsestoff zur EntWickelung ge- langen können. Gereinigtes Kasein, das z. B. durch Zusatz einer Sodalösung während des AuSwaschverfahrenS dargestellt wird, ist ein aschefreies Pulver von blendend weister Farbe. Da es sich in Wasser nur löst, wenn diesem Kalziumkarbonat zugesetzt ist, so kann es mit Er- folg zur Herstellung von wasserdichten Ueberzügen, Farben, An- strichen usw. verwendet werden. Wird Kasein in Verbindung mit Produkten des Leims und der Gelatine durch Behandlung mit Formaldehyd unlöslich gemacht, dann hat man ein Material, das sich ausgezeichnet zur Herstellung von Ueberzügen eignet. In dieser Hinsicht seien nur einige Ver- lvertuirgsarten angeführt. Tapeten lassen sich mit derartigem un- löslichen Kasein so behandeln, dast sie abwaschbar werden und bedeutend an Haltbarkeit gewinnen. Man kann auch derartigen Ueberzug auf Tapeten noch nachträglich aufbringen oder Mauerwerk durch solchen Anstrich abwaschbar machen. Es erscheint wahr» scheinlich, die heute in Benutzung befindlichen Zelluloidfilms für photographische Zwecke durch solche später zu verdrängen, die auS unlöslichen Kaseinschichten herzustellen wären. Diese Films hätten dann nicht die hohe Feuergefährlichkeit, die den jetzt gebräuchlichen Zelluloidfilms leider anhaftet. Auch als Ersatz für Firnis findet das Kasein Verwendung. Zu diesem Zweck wird es mit einer Lösung von Seife und gelöschtem Kalk versetzt. In der Maltechuik werden unter geeigneter Ver- ivenduug von Kaseinfarben beachtenSiverte Erfolge erzielt. Die Be- strebungen, in der Holzindustrie den teueren Leim tierischer Herkunst zu verdrängen, haben durch die moderne Kaseintechnik einen aus- sichtsreichen Impuls erhalten. Natürlich müssen die hier in Betracht kommenden Kaseinbindemittel erst nach und nach das Vor« urteil und den Hang zum Althergebrachten im Menschen über- winden, ehe sie in der Weise wirklich Verwertung finden werden, wie sie eigentlich ihrer guten, dem Leim durchaus nicht nach- stehenden Eigenschaften wegen schon heute finden könnten. ES sei indes nur noch erwähnt, dast man z. B. durch Behandlung von trockenem Käsestoff mit Ammoniak- oder Boraxlösung ein Bindemittel erhält, das allein oder in Verbindung mit Stärke ohne Erwärmung benutzbar ist und das der Feuchtigkeit gut widersteht. Durch Be- Handlung des Kaseins mit Kalziumhhdrat und anderer chemischer Substanzen lästt sich aber auch ein wasserbeständiger Leim erzielen. Die voraussichtlich gröstte Verwendung wird aber das Kasein als Substanz zur Herstellung plastischer Massen erlangen. Der Käsestoff lästt sich nämlich in die verschiedensten Formen pressen und ist daher zur Fabrikation der mannigfachsten Gebrauchsartikel ge- eignet. In dieser Beziehung hat sich denn auch schon eine bedeutende Industrie gebildet. Das unter dem Namen Galalith in den letzten Jahren in den Handel gebrachte Erzeugnis ist nichts anderes als ein Kasein- Produkt. Das Galalith(Milchstein) wird durch Behandlung dcS Kaseins mit Aetzkalien und kohlensauren Alkalien als möglichst farbloses Produkt gewonnen, dem auch Farbstoffe zugesetzt werden können. Dem Grund- sioff können aber auch vor der Behandlung mit Formaldehyd andere Stoffe wie: Korkpulver, Hornabfälle usw. zugesetzt werden, wodurch man wieder das Galalith für toeitere Artikel geeignet macht. Wird Galalith z. B. in geeigneter Weise unter Zusatz von Rust behandelt, dann erhält man ein Erzeugnis, das dem Jet starke Konkurrenz zu machen berufen scheint. Die Galalitherzeugnisse finden, entweder im reinen oder durch färbende Zusätze abgetönten Zustande, als Kämme, Bürsten, Haarnadeln usw. umfang- reiche Verwertung. Die in letzter Zeit so sehr als Schmuck auf den Markt gebrachten, oft durch Steineinlagen und Goldbordüren schön verzierten Haarkämme finden immer mehr Auf- nähme, ohne dast wohl die wenigsten der Trägerinnen dieser Er- zeugnisse wissen, dast sie ein Schmuckstück tragen, welches zum AuSgaiigSprodukt die Milch hat. Auf alle Fälle sind derartige Kämme mehr zu empfehlen als die gleichartigen Erzeugnisse aus Zelluloid. Wenn es auch Unsinn ist, dast— lvie gelegentlich solche Schauernachrichten durch die Presse gegangen sind— sich Zelluloidkämme in den Haaren der Trägerin entzünden, wenn diese in die Nähe ctucs heisten Ofens kommt, so sind Zelluloid- schmuckstücke immerhin feuergefährlich, was von Galalith nicht gesagt werden kann. Der„Milchstein" besitzt auch isolierende Eigenschaften und wird daher in der Elektrotechnik als Jsoliermittel ein weiteres VerwendungS- gebiet erobern. In der Textilindustrie wird Kasein, mit Ammoniak aufgelöst, schon heute als Appreturmittel geschätzt. Unter dem Namen„Glutin" ivird das mit wolframsaurem Natron behandelte Kasein als Ver- dickungsmittel für Färberei- und Druckereizwecke benutzt. Wenn wir noch erwähnen, dast dieses Produkt der Milch auch zur Beschwerung. Erhöhung des Glanzes und der Haltbarkeit der Seide in Aufnahme komnit, dann werden unsere Leser eine Vorstellung davon bekommen, wie segensreich die technische Verwertung der Milch, die hicr~rricht erschöpfend behandelt werden konnte, in unser gewerbliches und industrielles Leben schon heute eingreift! G. Werantw. Redakt.: Carl Mermuth, Berlin -Rixdorf.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u-VerlagsaustaltPau! Singer L-To.. Berlin 2W.
Ausgabe
26 (15.4.1909) 72
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