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Jawohl gealtert. Ich komme heute aus Pultawa," ertviderte| Tertiärzeit in einem Meers ab, das damals noch große Teile von Jwan Nikiforowitsch. Deutschland   bedeckte. Er wird in der Mark in verschiedenen Ziege

Was Sie sagen! Sie waren in dieser schrecklichen Jahreszeit leien, bei Hermsdorf, Buckow  , Freienwalde  , industriell verwertet; in nach Pultawa gereift?"

Was war da zu machen? Der Prozeß

Ich seufzte unwillkürlich auf. Jwan Nikiforowitsch entging mein Seufzer nicht, und er sagte:" Beunruhigen Sie sich nicht; ich habe die bestimmte Nachricht, daß der Prozeß in der nächsten Woche zu meinen Gunsten entschieden wird."

Ich zuckte die Achseln und verließ ihn, um mich bei einem Bürger von Mirgorod nach Jwan Jwanowitsch zu erkundigen.

Jwan Jwanowitsch ist hier auf dem Chore," sagte man mir. Ich erblickte eine hagere Gestalt. Ist dies Jwan Iwanowitsch? Das Antlik war mit Runzeln bedeckt, die Haare waren völlig weiß; nur die Bekesche war noch dieselbe. Nach den ersten Begrüßungen wendete sich Jwan Jwanowitsch mit einem heiteren Lächeln an mich, das seinem trichterförmigen Gesicht so gut stand und sprach: Soll ich Ihnen eine angenehme Nachricht mitteilen?" Und die wäre?"

" Morgen wird mein Prozeß unfehlbar beim Tribunal, und zwar zu meinen Gunsten entschieden; ich habe es aus einer sicheren Quelle."

Berlin   kann man ihn häufig, fenntlich an seiner fettig- blauen Farbe, bei Bohrungen an die Oberfläche gebracht sehen. Seinen Namen hat er von den sogenannten Septarien, Knollen von Kirichen bis Kürbisgröße in verschiedenen Formen, aus Kallipat, bisweilen aus Schwefelfies bestehend, die sich um eine Muschel, einen Stein, ein Knochenstückchen und dergleichen herumkristallisiert haben. Besonders in der Hermsdorfer Grube findet sich außer ordentlich häufig das Leitfossil des Septarientons, die Muschel Leda Deshayesiana.

An dem Rande des sich in der zweiten Hälfte der Tertiärzeit, dem Miozän, allmählich nach Norden zurückziehenden Meeres ent wickelte sich rasch eine üppige, sumpfartige Urwaldvegetation, ähnlich den amerikanischen Swamps, die, durch neuerliche Ueberflutungen unter Sand und Schutt begraben, heute als Branntohle in den Dienst des Menschen tritt( vergl. den Wandschrank im Raum 12 zunächst dem Eingang). Häufig sind in den Braunkohlengruben ganze Stämme und Wurzelstränke tertiärer Bäume erhalten( ver­gleiche das untere Stammſtück einer Sumpfzypresse in Raum 10 hinter dem Holzgitter), in denen sich Wurmstiche, Käferbohrlöcher usw. noch deutlich unterscheiden lassen.

Ich seufzte noch tiefer, empfahl mich schnell, denn ich reiste in einer wichtigen Angelegenheit, und bestieg meine Ribitke. Die Ueber diese Tertiärlandschaft schoben sich vom Norden her die Hageren Tiere, in Mirgorod unter dem Namen Kurierpferde be- Gletscher der Eiszeit hinweg. Die riesenhafte Gislast muß einen fannt, zogen an, und brachten, indem sie ihre Hufe in die grauen ungeheuren Druck auf ihre Unterlage ausgeübt haben; denn in Kotmassen versentten, einen für das Gehör äußerst unangenehmen der Tertiärzeit lag die Mart noch ungefähr 100 Meter Ton hervor. Der Regen goß in Strömen auf den jüdischen Fuhr- höher als heute. Gletscherschrammen, Rund- und Kanten mann, der in eine Matte gehüllt auf dem Bocke saß. geschiebe und fein zermahlener Sand zeugen bon der Die feuchte Luft hatte mir gleichsam alle Glieder durchdrungen. vorwärtsschiebenden und zermalmenden Gewalt der Eismassen Der Mautschranken mit der düsteren Bude, in der ein Invalide( Beispiele im Fensterschrank, Raum 12). Eine Unmenge Material seine graue Uniform flicte, war langsam an mir vorübergegangen. müßten fie auf ihrem Wege als Grundmoräne in sich auf- und mit­Dieselben Felder und Fluren, stellenweise aufgewühlt und schwarz, genommen haben, das beim Abichmelzen des Eises als dice Mergel stellenweise grünend, nasse Dohlen und Raben, ein einförmiger chicht zurückblieb. An der Oberfläche wusch das Wasser die tonigen Regen, der Himmel in Tränen gebadet, ohne einen einzigen lichten Bestandteile aus und ließ nur den schwereren Sand und Kies der Puntt!... Es ist eine langweilige Welt, meine Herren! Zwischeneiszeiten zurüd; wo es in die Tiefe drang, da löste es all­mählich den kohlenfauren Kalt auf und verwandelte so den Merger in Lehm. Die durch Wasser und Wind hervorgerufene Schichtung fönnen wir häufig in Sand- und Kiesgruben beobachten( vergl. auch die Photographien an den Wänden).

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Im märkischen Museum.

II,

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Auch in der neuesten Zeit hat die Bodenbildung nicht ge­ruht; so schreitet in versumpften Gegenden die Vertorfung unauf haltsam fort, und unter nassen Wiesen scheidet sich Raseneisenerz und Wiesentalt aus.

Bon Schichten aus älteren Epochen der Erd­geschichte) sind in der Mart, abgesehen von einem vereinzelten Dem Boden des norddeutschen Flachlandes eigentümlich find Borkommen von Granit in der Laufig, nur das Gips- und Stein- die Gefchiebe aus fremden, in nördlichen Gebieten heimischen salzlager bei Speremberg aus dem Ende des Altertums der Erde, Gesteinen, wie sie allenthalben von den kleinsten Formen bis zu der Permzeit, und die aufgerichtete Scholle von Buntsandstein, den erratischen Riesenblöcken, den sogenannten Teufelssteinen( ver­Muschelfalt und Keuper bei Rüdersdorf   aus der Trias, dem ersten gleiche die Photographien in Raum 13) vorkommen. Sie find Abschnitt des Mittelalters der Erde, vertreten; von beiden Fund- von den Gletschern der Eiszeit einst bis hierher transportiert plägen find charakteristische Handstücke und Versteinerungen im worden und nach deren Abschmelzen an Ort und Stelle liegen Raum 11 ausgestellt. Der das Steinsalz überlagernde Gips von geblieben; und da die Eismassen über Gebirge verschiedenen Speremberg hat sich einst in fpeeriger" Form aus dem Wasser geologischen Alters ihren Weg genommen hatten, treffen wir auf herauskristallisiert, wovon auch das Städtchen seinen Namen erhielt. Dem beschränkten Gebiet der Mark nebeneinander Findlinge aus fast Als das Rüdersdorfer   Muschelfaltlager sich bildete, war die allen Perioden der Erdgeschichte( sie sind in der Mittelvitrine von Mart von einem Meere von wechselnder Tiefe bedeckt, in dem sich die Raum 12 übersichtlich nach der Zeitfolge geordnet). Wir finden da Reste von Tieren und Pflanzen zusammen mit den Sintstoffen der neben dem am häufigsten vertretenen Gneis der Urzeit versteinerte einmündenden Flüsse zu festen Bänten aufhäuften, die durch be- Schwämme und Korallen aus dem Silur, Jura- Ammoniten, Feuer­stimmte Versteinerungen, die sogenannten Zeitfossilien gekennzeichnet steine und Seeigel aus der Kreidezeit, Bernstein   aus den tertiären find, wie sie der Mittelschrank des Raumes zeigt. Mit jedem Wechsel Wäldern der Ostsee   usw. Wer einigermaßen aufmerksam die Stein­der Wassertiefe eventuell auch der chemischen Zusammensetzung haufen an Rainen und Landstraßen und in Kiesgruben mustert, des Wassers zogen bestimmte Tiere, den neuen Verhältnissen be- wird derartige Versteinerungen ziemlich häufig finden. sonders angepaßt, in das Meer ein, während andere auswanderten So wenig abwechslungsreich die Oberflächenformen in und ihnen mehr zusagende Lebensgebiete suchten. Die Versteine der Mark Brandenburg find, so mannigfaltig sind sie ihrer Ent­rungen sind also zusammen mit dem mehr oder minder großen stehung nach. Tetonische( die Erdkruste   umgestaltende) Kräfte haben Gehalt an erdig- tonigen Bestandteilen Beweise für die Niveau- hier zivar in den ungsten Erdperioden kaum noch eine Rolle gespielt: schwankungen des damaligen Meeres. Reste höherer Tiere sind im Faltungen und Verwerfungen lassen sich in tertiären Schichten nur Muscheltalt ziemlich selten; es muß also eine Flachsee gewesen sein, wenig. in diluvialen taum nachweisen. Umsomehr haben diejenigen die damals den Boden der Mark bedeckte. Erst gegen Ende der Faktoren, die von außer her einwirken, ihren Einfluß auf die Ober­Muschelkalkperiode treten uns entsprechend einem allmählichen Tieferflächengestaltung ausget 5t: das Eis der Gletscher und nach ihm werden des damaligen Meeres die Reste von Haifischen und Wind und Wasser. Die Gletscher wirkten hauptsächlich Ganoiden, auch Knochen und Zähne des Nothosaurus, einer Riesen- nivellierend; sie hobe ten die Hügel ab und füllten viele Wassereidechse, entgegen. Interessant find auch die Gebißreste des Vertiefungen mit ihren Schutt, oft auch schürften sie vor­Placodus, im Seitenschrank am Fenster, die nicht mehr wie die der handene Täler noch tiefer aus; so entstanden die verschiedenen Typen übrigen Reptilien ausschließlich zum Festhalten, sondern auch zum von Rücken- und Wannenlandschaften, wie sie einzelne Bilder in Kauen der Beute dienten und so bereits an die Mahlzähne der Raum 13 veranschaulichen. Ueber die von dem Eis freigebliebenen Säugetiere erinnern. oder nach dem Rückzug der Gletscher freigewordenen Gebiete brausten von Often her mächtige, trockene Stürme, wirbelten den Staub hoch auf und häuften den Sand zu Dünen( vergl. in Raum 13 das Relief der Kesselbergdüne in der Schorfheide und verschiedene Photographien später in Raum 17); die Mark war damals eine Wüste, wie heute etwa Tibet   und Turkestan  . Erst als mit dem Rück­zuge der Gletscher nach Skandinavien   die Herrschaft der kontinentalen Winde aufhörte, überzog eine Vegetationsdecke das Land, die seine

Der Boden der Mark ist vorwiegend neuzeitlichen Ur sprungs; unter mächtigen Decken diluvialer Sande und Mergel   be­finden sich ausgedehnte Ablagerungen der Tertiärzeit, die hier und da, wo die überlagernden eiszeitlichen Gebilde abgetragen und fort­geführt sind, zutage treten. Der Septarienton( Mitte des Fensterschranks in Raum 12; es wäre aber im Interesse der chrono­logischen Aufeinanderfolge besser, ihn vor der miozänen Braunkohle einzuordnen) lagerte sich in dem Cligozän in der ersten Hälfte der weitere Verdünnung verhinderte.

Vor allem aber grub und gräbt das Wasser in seinem steten *) Man unterscheidet in der Erdgeschichte: Vorzeit, Alter- Kreislauf unaufhörlich neue Linien und Furchen in das Antlig der tum mit den Unterperioden Kambrium, Silur, Devon, Karbon, Erde. Die Schmelzwässer der Gletscher wälzten, unterstützt von den Berm, Mittelalter mit Trias( Bundsandstein, Muscheltalt, atmosphärischen Niederschlägen, in trübem Flusse die leichteren Be Neuper), Jura, Kreide, Neuzeit mit Tertiär, Diluvium und standteile des Bodens mit sich fort und schufen entlang dem Rande Sektzei des zurückweichenden Eises tiefe Rinnen, die Betten mächtiger