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su bemerken sind, so finden wir, daß um die Nebei herum der vorkommen. Dennoch gibt es Mittel, unter diesen Verhältnissen Raum meist merkwürdig sternleer ist. Es hat den Anschein, als zu arbeiten, und das sind in erster Linie die Bewegungen der ob dort, wo die Nebel stehen, die Sterne alle aufgesaugt wären. Sterne. Jeder Mensch weiß, daß die scheinbar am Himmel festAndererseits fällt es auf, daß innerhalb der Nebelmassen oft gehefteten Sterne sich im Laufe der Zeiten merkbar bewegen, Kanäle vorhanden sind, die ganz frei von Nebel zu sein scheinen. und die Wirkung dieser Bewegungen ist aus den Bildern benannt, Am einen Ende eines solchen Kanals findet man dann gewöhnlich die die Stellung der Sterne des Großen Bären innerhalb der eine fernartige Verdichtung isoliert stehend, oder auch unverkenn- Zeiträume von 50 000 Jahren vor unserer Zeit und nach ihr ver. bare Sterne, die anscheinend die Nebelmassen an sich gezogen anschaulichen. Vor zehntausend Jahren waren die Verschiebungen haben. Denn man findet oft auch in den hinter solchen Sternen der Sterne noch nicht so erheblich- eine Tatsache, die geeignet oder Verdichtungen stehenden Nebeln Kanäle mit einer Richtung, ist, die scheinbar sehr merkwürdige Namengebung unserer Sterns die auf sie hinweist und deren Breite ihnen entspricht. Wir können bilder zu erklären, wenn man sie auf Zeiten zurückführt, die vor beshalb einen Zusammenhang aller dieser Erscheinungen nicht von unseren historischen liegen. ber Hand weisen. Es scheinen hier kompaktere Massen durch den Nebel hindurchgegangen zu sein, welche die Nebelmaterie um sich herum aufgesaugt und an sich gerissen haben.
Vergißt man aber all dieses Detail und denkt wieder an den Ring, der die Verteilung der Sterne am Himmel so sehr beeinflußt, so findet man, daß die Zahl der Sterne nach der Milch Straße hin fehr stark zunimmt. Diese Tatsache ist jedenfalls nicht bon lokaler, sondern von universeller Bedeutung und zeigt, daß diese beherrschende Anordnung etwas einheitliches ist. Der Direktor der Münchener Sternwarte, Prof. Seeliger, eine Autorität auf diesem Gebiete der Himmelsforschung, faßt seine Meinung über diese Anordnung etwa dahin zusammen: In erster roher Annäherung verläuft die Milchstraße, trotz aller Abweichungen im einzelnen, am Himmel längs einer Symmetrieebene, und in gleicher Weise zeigt der Sternreichtum in erster Annäherung nur eine Abhängigkeit von dieser Ebene. Die Sterne bilden also eine linfenförmige Anordnung, und wir stehen mit der Sonne und der Erde etwa in der Mitte dieser Linse und blicken auf die Milchstraße längs durch fie hindurch. Wir müssen annehmen, daß alles, was wir am Himmel sehen, mit Ausnahme weniger Nebel, zu dieser MilchStraßenlinje gehört. Man hat auch die Dimensionen dieser Linse ungefähr und roh feststellen können und fand für die Entfernung der weitesten Sterne in ihr etwa 20 000 Lichtjahre, so daß der Scheibendurchmesser der Linse 40 000 Lichtjahre beträgt. Bur Orientierung rufen wir unseren Lesern ins Gedächtnis zurück, daß ein Lichtjahr diejenige Strede ist, welche ein Lichtstrahl im Laufe eines Jahres zurückzulegen imftande ist. Da das Licht in der Sekunde 300 000 Kilometer durcheilt, und ein Jahr 365x24x60x60-31 536 000 Sekunden hat, so bedeutet ein Licht jahr die Strecke von 31 536 000X300 000 9 460 800 000 000 rund 9½ Billionen Kilometer. 20 000 Lichtjahre sind also 190 000 Billionen Kilometer, und diese Ausdehnung hat in der Runde ungefähr das System derjenigen Sterne, das wir Milchstraße nennen. Wenn Zahlen Erhabenheit ausdrücken könnten, so müßten diese es tun. Aber sie sagen uns herzlich wenig, weil unsere Anschauung versagt. Und durch sie müssen alle Dinge und ihr Maß hindurch, wenn sie auf uns wirken sollen. Unser Gemüt bleibt falt und nur die Berührung mit der lebendigen Wirklichkeit löst in uns das aus, was der große Weise von Königsberg mit seinen Herrlichen Worten auszudrüden versuchte.
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Kennen wir nun zahlenmäßig etwa die Ausdehnung des gewaltigen Himmelssystems, dem wir angehören, so wissen wir doch noch nicht, ob es ein rein räumliches oder auch ein organisches ich, ob uns der reine Zufall in dieses Gewirr von Himmelskörpern hineingeworfen hat, oder ob ein Geseb diese Anordnung durchwebt und ihre Einzelglieder, als welche ganze Sonnensysteme wie das unferige auftreten, durch berivandtschaftliche Bande miteinander verknüpft sind, und schließlich, in welcher Weise der Organismus besteht. Nun, die räumliche Anordnung haben wir ja bereits feftgestellt, wir fragen daher jeht nach der organischen.
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Um eine Anschauung zu gewinnen über die räumlichen Verhältnisse und zum Verständnis des folgenden verkleinern wir die Klusdehnungen auf 1 Milliardstel. Wir können auf Grund mancher gewichtigen Tatsachen annehmen, daß die zahllosen Firsterne, die wir sehen, etwa alle die gleiche Größe haben wie unsere Sonne. Auf das Zehn oder Hundertfache kommt es dabei nicht so genau an; der Durchschnitt wird wahrscheinlich die Größe unserer Sonne fein. Dann schrumpfen bei unserer Verkleinerung von 1 Million Stilometer zu 1 Millimeter d. i. ein Billionstel alle die Sonnen im Milchstraßenraume zu Stecknadelknöpfen zusammen. Diese Verkleinerung erscheint uns auf den ersien Anblick zu genügen, ja vielleicht schon zu weit getrieben. Berechnen wir aber die Entfernung, die die einzelnen Stecknadeltnöpfe voneinander haben, wenn pir uns die Art der Verteilung der Sonnen im Weltenraume als Muster nehmen, so finden wir, daß selbst bei dieser enormen Verkleinerung aller Maße die Snöpfe noch je 100 Kilometer voneinander entfernt sind. Das gibt uns eine Ahnung von der geringen Verteilung der Materie im Weltraume. Um dafür auch einen anderen plausiblen Vergleich zu bringen, Sei mitgeteilt, daß wenn wir einen Liter Wasser über den Raum gleichmäßig verteilen, den die ganze Erdkugel einnimmt, dann im Raume die gleiche Stoffdichte vorhanden ist, wie wenn wir die Materie aller Sonnen über den Raum der Milchstraßenlinse
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Blicken wir in die sternerfüllten Weiten hinaus, so erkennen wir, daß die bekannte Sterngruppe der Plejaden würdigerweise Siebengestirn benannt eine organische Einheit bildet. Das ist nicht verwunderlich, denn diese Gruppe steht für das unbewaffnete Auge schon so eng, daß sich uns das Vorhandens sein eines organischen Zusammenhanges geradezu aufdrängt. Und in der Tat läßt er sich nachweisen; bei den Plejaden ist das bor züglich gelungen. Die Plejaden wie die Hyaden sind von uns außerordentlich weit entfernt, so weit, daß die sogenannte Barallarenbestimmung, aus der man auf die Entfernung schließen kann, versagt. Dem Laien erscheint es aber dennoch auf jeden Fall unmöglich, die Bewegungen der Gestirne zu messen, weil wir wohl sehen, wenn sich ein Körper quer zu uns bewegt, aber nicht, wenn er sich auf uns zu oder von uns weg bewegt, nament lich dann, wenn er sehr weit von uns entfernt ist. Bewegt sich nun ein Stern schräg zu uns, so können wir nur die verkürzte Bewegung sehen, so weit sie quer zu uns erfolgt, aber nicht den Teil der Bewegung, der auf uns zu oder von uns weg gerichtet ist. Da springt aber eine andere Methode als die der direkten Bes obachtung ein, und zwar wieder die spektroskopische, die uns nach dem" Dopplerschen Prinzip" gestattet, gerade diese uns sonst verborgen bleibenden Teilbewegungen auf uns zu und von uns weg festzustellen. Auf solche Weise können wir nun bestimmen, daß sich die Plejadenbeivegung aus zwei Bewegungen zusammensett, nämlich einer in den Raum hinein, mit 40 Kilometer sekunds licher Geschwindigkeit von uns weg, und einer quer zu unserem Gesicht mit 20 Kilometer in der Sekunde. Aus beiden setzt sich eine Gesamtgeschwindigkeit schräger Richtung von 44% Kilometer in der Sekunde zusammen. Man kommt bei den Plejaden auf eine Entfernung von 120 Lichtjahren( 1140 Billionen Kilometer) von uns. In ihnen stehen die Sterne sehr viel dichter als wenn wir wieder auf Stecknadelknöpfe res 100 Kilometer Suzieren, und zwar beträgt ihre durchschnittliche Entfernung voneinander dort nur 30 Kilometer. Man erkennt aber, daß auch hier noch lange teine Zusammenstöße der einzelnen Köpfe zu be fürchten sind; denn man versuche mal bloß, innerhalb eines Areals von 30 Kilometer einen Stecknadelknopf zu finden: man wird diese Aufgabe wahrscheinlich in einem Menschenleben nicht fertig bringen! Die nahe Zusammenstellung der Plejaden macht ihren gemeinsamen Ursprung wahrscheinlich. Sie sind vielleicht aus Rebel entstanden, wobei jeder Stern um sich die Nebelmaterie verdichtet hat. Die von ihnen erhaltenen Photographien machen das anschaulich, denn sie zeigen viele der Plejadensterne noch mit nebeligen Hüllen umgeben. Auch die Hyaden, die wie die Plejaden zum Sternbilde des Stieres gehören, und in denen der große Stern Aldebaran steht, sind von uns sehr weit entfernt. Die Hyaden bilden ein zweites Beispiel für eine zusammenhängende Sterngruppe. Sie führen eine gemeinsame Bewegung aus, die wesentlich von uns weg gerichtet ist. Man erkennt das daran, daß sie einander zu nähern scheinen was der perspektivische Ausdruck für die Bewegung von uns toeg ist. Sie bewegen sich gemeinsam auf einen Zielpunkt, der noch weiter von uns entfernt liegt.
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Ein drittes Beispiel solcher Sterngruppen bieten die Bärenfterne aus dem Großen Bären. Ihre Entfernung von uns ist noch viel größer als die der Hhadensterne.
Wir haben also eine ganze Reihe von Sternscharen kennen gelernt, und es liegt nahe, unsere Erfahrungen zu verallgemeinern und auf alle Sterne auszudehnen. Das erscheint aber ziemlich Hoffnungslos, denn was wollen wir daraus ableiten, da sich doch auch die Sonne mit ihrem ganzen Anhang durch den Raum bewegt? Wenn wir die Bewegung aller Sterne oder Sternschwärme feststellen könnten, so steckt doch in ihnen noch immer die Eigenbewegung der Sonne, die wir eigentlich nicht kennen, und wir müßten, um die wahren Bewegungen der Sternschwärme fennen zu lernen, aus ihnen die der Sonne ausscheiden. Man kann nach den bisherigen Feststellungen annehmen, daß sich alle Sterne vom Herkulessternbilde wegbewegen, und diese Bewegung würde dann das Abbild der Sonnenbewegung sein, das Umgefehrte ihrer eigenen Bewegung. Denn wenn man entfernte Gegenstände sieht, die nahe beieinander stehen, so treten sie etwas auseinander, wenn man sich ihnen nähert. Man hat aus diesen genannten Beobachtungen feststellen können, daß die Sonne fich etiva mit 20 Kilometer Eigengeschwindigkeit in der Sekunde auf den genannten Punkt zu bewegt. Diesen Betrag aber aus den Bewegungen der Sterne abzuleiten, ist recht schwer, weil ja überall die Sonnenbewegung in verschiedener Weise zu berüc sichtigen ist.
Wir erkennen, daß es kein leichtes Beginnen ist, hier nach der organischen Einheit zu suchen. Die Verknüpfung der 100 kilometer voneinander entfernten Stednadeltnöpfe miteinander zu ergründen, wird jedem als eine höchst problematische Beschäftigung Berantwort!. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchbruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.