mehr halten, es entglitt ihren Händen, lmsanft gelangte es auf den Tisch. Bertas Äugen flogen suchend umher. Trinken, trinken wo war die Flasche?! Auf dem Tisch nicht, auf der Kommode nicht, auf dem Büfett nicht. Aber da. Fast hätte sie einen Freudenschrei ausgestoßen. Ta auf dem Bord, gerade über Fräulein Haberkorns Kopf, stand ihr Süßer! Schon der Anblick verschaffte ihr Erleichterung, der Krampf ließ etwas nach. Ah, Aussicht auf Erlösung! Jetzt rasch einen Schluck, sonst mußte sie umfallen. In heiseren Lauten stammelte sie:Kann ich darf ich meine Flasche?!" Tas Fräulein sah sie kalt an mit ihren schwarzen Augen. Ich niuß'nen Schluck ich bin krank!" Des Fräuleins kalter Blick ruhte noch immer auf ihr. Stur'neu Schluck o meine Brust, mein Magen, mein Leib!" Wimmernd krümmte sich Berta zusammen. Legen Sie sich warme Stürzen auf!" Anscheinend ruhig goß das Fräulein den dünnen Tee ein, aber ihre Hände zitterten auch. Wenn ihr die hier am Ende Zufälle bekam?! Die war ja so seltsam! Hier, trinken Sie!" Sie schob dem Mädchen eine Tasse Tee hin.Trinken Sie das mal recht heiß, das wird Ihnen gut tun!" Ne, ne!" Mit Ekel stieß Berta die Tasse zurück.Meine Flasche! Einen Schluck!" Schnaps?l" Es is kein Schnaps Medezin! Fräulein Haberkorn, liebes Fräulein, bestes Fräulein, geben Se mir de Flasche! 's is Medezin! Nur heute einen Schluck sonst trink ich ja gar nich mir is so schlecht so furchtbar schlecht!" Das aufgeregte Mädchen fing an, heftig zu schluchzen. Fräulein Haberkorn rückte unruhig hin und her.Sie sind ja ganz sinnlos, Berta," sagte sie,nehmen Sie sich doch zusammen! Ich werde Ihnen Baldriantropfen geben." Ne, ne! Ach, einen Schluck! Jeses, Fräulein, seien Se doch nich so!" Unverwandt starrten Bertas Augen auf die Flasche. Tic Haberkorn stand vom Sofa auf.Wie kann ich Ihnen so was geben?! Es ist das reine Gift für Sie!" Sie ging, um die Flasche ins Büfett zu verschließen. Berta vcr- trat ihr den Weg. Ohne Wort, aber mit fordernder Gebärde streckte sie die Hände aus. Das Fräulein schüttelte den Kopf, wich zur Seite und öffnete die Tür des Seitenschrankes. Hastig stellte sie die Flasche hinein.Damit sie Ihnen nur aus den Augen kommt!" Rasch wollte sie die Tür zudrücken, aber Berta riß sie wieder auf. Se is mein ich Hab se mcr gekauft!" Jede der beiden Frauen faßte nach der Flasche: Fräulein Haberkorn hatte den so viel längeren Arm, sie hielt sie hoch. Aber, Berta, was fällt Ihnen ein?!" Unwillkürlich stieß sie einen Schrei aus, Berta war in die Höhe gesprungen; wie eine Katze, die nach dem Bogel schnappt, so packte sie des Fräuleins dürren Arm und riß ihn herunter. Mein Süßer!" keuchte sie. Ihre grünlichen, schielenden Augen sahen wild die Herrin an.Tas soll ich mer auch noch gefallen lassen?" kreischte sie und drängte der Zurück- weichenden nach.Eingesperrt haben Se mich! Fast der- rückt bin ich hier geworden! Meine Sachen haben Se mir visitiert, un jetz denken Se vielleicht, ich laß mer das auch noch gefallen?! Bon mei'm Geld Hab ich'n gekauft geben Se her~ mein Süßer, her!" Wie ein wütendes Tier fauchte sie, ihr blondes Madonnengesicht hatte sich zur Fratze verzerrt. Fräulein Haberkorn stieß einen zweiten durchdringenden Schrej aus. Was, die wagte es, sie anzufassen?! Entsetzen packte sie sie war allein, ganz allein mit dieser Person! Todesangst überkam si», schon fühlte sie einen würgenden Griff an ihrem Halse. Aechzend stieß sie heraus:Was fällt Ihnen ein?!" Meine Flasche!' Lassen Sie los!" Die schwarzen Augen des Fräulein drangen fast aus den Höhlen. Zu Hilfe! Das war ja Mord, Mordlu�. was aus den Augen der Magd flackerte! Des Fräuleins Hand bi?lt die Flasche nicht länger krach, da lag sie. Lauter Scherben, und das Naß lief hin über die Diele. Ein betäubender Alkoholdunst flog durch die Stube Sie schrieen alle beide, die Herrin und die MagN.* Berta war zurückgefahren; wie entgeistert starrte sie Su� das sich rasch nach allen Seiten hin verlaufende Naß. Den Augenblick benutzte die Haberkorn; mit einem Satz war sie nebenan im Schlafzimmer, schlug die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Der Tee auf dem Tisch war längst kalt geworden, die Wanduhr hatte zehn geschlagen, noch immer war Berta starr, mit erschrockenen, weit aufgsrissenen Augen. Jetzt fuhr sie sich, wie erwachend, mit der Hand üHep die Stirn und fiel dann neben den Scherben auf die Knie. Wie sie auch die Scherben untersuchte, wohin sie auch mit dem Finger tunkte, kein Tröpfchen zum Ablecken war geblieben, der ganze Alkohol verdunstet; nur ein großer, dunkler, klebriger Flecken haftete auf der Diele. Mechanisch ging sie und holte den Scheuerlappen und rieb und wischte, und als kein dunkler Fleck mehr die Stelle bezeichnete, die Scherben auch weggeschafft waren, kam's über sie mit jäher Erkenntnis was hatte sie getan?! Nun wurde ihr gekündigt, das war sicher. Nein, mit Schimpf und Schande wurde sie aus dem Dienst gejagt, morgen schon, und wenn sie nicht stille ging, würde ihr die Haberkorn mit der Polizei kommen. sFortsetzung folgt.) Die MlebltraKe. ii. Die neueren Arbeiten auf diesem Gebiete haben jedenfalls eine ganz andere Konstitution der Milchstraße   gebracht, als man sie bis vor wenigen Jahren noch hatte. Bis dahin glaubte man stets, der Weltraum verhielte sich mit seinem Sterncninhalt genau so wie ein Gefäß, das irgend ein Gas eingeschlossen enthält. Tie ein- zelnen kleinsten Teilchen dieses Gases, die Gasmoleküle, bewegen sich nach den Anschauungen der sogenannten kinetischen Gastheorie ganz regellos durcheinander, in ganz wildem Chaos, aus dein sich keine Regel ableiten läßt, als daß man sagen kann, hier herrscht die große Zahl mit den Eigentümlichkeiten, die sich allein aus ihrem Vorhandensein ergeben. Diese Anschauung ist für den Himmek zweifellos schon als falsch erwiesen. Es hat sich aber weiter auch gezeigt, auf welchem Wege man fortschreiten muß, um zu weiterer Einsicht zu gelangen. Und da ist es unsere Hauptaufgabe, d i e Züge der Sterne zu betrachten. Das gemeinsame Wandern der Hyaden zum Fuhrmann hin, das Wandern der Bärenstcrne mit dein Zielpunkte des Adlers usw. gibt uns auch den Anhalt, was Gemeinsames wir da zu suchen haben. Man hat auf diese Weise beobachtet, daß die Sternsckwärme, die eine gemeinsame Herkunft haben oder durch irgendwelche Bande miteinander verknüpft sind, alle parallel zur Richtung der Mittelebene der Milchstraße   wandern. Diese Erkenntnis: Hier ist die große Heerstraße der Sternen- schwärme, ist außerordentlich wertvoll für das Verständnis des Weltbaues. Hat man nun einmal Bewegungen festgestellt und hat man gewissermaßen organisiert« Bewegungen festgestellt, so gibt sich damit der Forscher nicht zufrieden. Er sucht ein Zentrum für diese zu einem Ganzen organisch verbundenen Bewegungen und sucht auf Kräfte zu schließen, die den Organismus beherrschen. Um aber auf Kräfte zu schließen, braucht man krummlinige Bahnen, denn wenn Kräfte dauernd wirken, so können die von ihnen be- herrschten Körper nur in krummlinigen Bahnen laufen. Wann wollen wir aber krummlinige Bahnen feststellen? Haben wir nickt schon der Mühe genug, die großen Bewegungen, die in diesen Riesenfernen vor sich gehen, oft überhaupt noch zu kon- staticren? Wissen wir nickt, daß für viele der entferntesten Sterne die Bewegungen für uns scheinbar so gering sind, daß Jahrzehnte und Jahrhunderte dazu gehören, um überhaupt feststellbar zu sein? Und wie sollen diese Bahnstückchen, die wir oftmals fast nur als Zwei benachbarte Punkte wahrnehmen können, sich uns als krumm- linige Bah�clemente offenbaren? Hier stehen wir an der Grenze unserer Ristungen, hier scheint dasJgnorabimus" Du Boss Rah- monds, jenes pessimistische Wort, das unserem Verstände eine Schwelle setzen will, über die wir nie gelangen können, zu be- ginnen! Und doch nicht I Hier beginnt es nicht! Wie es über- häupt nirgends beginnen kann, wenn unser Wissen nicht schon an einem früheren Punkte mangelhaft ist. Es scheint nämlich so, als ob wir das Hintereinander der Geschickte durch das Nebeneinander der fast unendlich großen Mannigfaltigkeit ersetzen können, daß uns die rein statistische Zusammenstellung deS zu Beobachtenden ge­nügend Material liefern wird, aus dein wir ausgiebig genug zur Erweiterung unserer Kenntnisse und zur Entscheidung vieler Dinge schöpfen können. Leider reicht unser Material jetzt noch nicht aus, und es ist noch viel Arbeit zu leisten, um das zu bewältigen und herbeizuschaffen. Aber schon das vorhandene gestattet vorläufige Schlüsse, die nicht allein weit von der Wirklichkeit entfernt zu sein scheinen. Easton fand auf diese Weise das Zentrum unserer