Bolen, was alte« bor   der Reife deS Menschengeschlecht? zur wissen- fchaftlichen Arbeit geschehen ist! Glücklicherweise können wir das; wir brauchen nicht alles nochmal nacheinander zu durchleben, denn e» ist eine der größten Errungenschaften des menschlichen Geistes, seine Methodik der Forschung schon an vielen Punkten so weit ausgebaut zu haben, daß er das Hintereinander in ein Nebenein- ander verwandeln kann, daß er die scheinbar unüberwindliche Zeit, «n die alles Geschehen gebunden ist, mit den Mitteln seines Geistes ausschaltet und stets siegreich den Faden seines Wissens und seiner Erkenntnis in die Unendlichkeit hinauswebt! Felix Linke. Kleines feuiUeton* Kunst. K lt n st buche r. Die mannigfachen modernen Vervollkomm- nuugen in der graphischen Reproduktionstechnik gestatten heute dem Buchhandel die Herstellung von Jllustrationswerken, die nicht nur künstlerisch vollendet, sondern durch ihren billigen Preis auch den breiten Magen zugänglich sind. Namentlich die populäre- Kunst- Wissenschaft hat durch diese Vorzüge ausserordentlich gewonnen. Schon für relativ wenig Geld kaitn man sich heute ein reichhaltiges und wirklich wertvolles kunstgeschichtliches Anschauungsmaterial verschossen. Von den zahllosen Werken dieser Art wollen wir namentlich auf zwei hinweisen, die es ver- dienen, auch in den Kreisen der Arbeiterschaft verbreitet zu werden. Unter dem GesanrttitelDie Welt des Schönen" gibt der Verlag von Karl Robert Langewiesche lDüsseldorf und Leipzig  ) eine Serie von illustrierten Monographien heraus. Bis jetzt sind drei Nummern erschienen, von denen die erste,Griechische Bild- Werke", die weitaus wertvollste ist. Ein in knapper Form gut orientierender Text von Max Sauerlaudt leitet daS Buch ein, besten Hauptteil aus Itv   Abbildungen altgriechischer Plastiken besteht. Die Reproduktionen gehören zu dem Vollendetsten, was auf diesem Gebiete bisher geleistet worden ist. Sie geben ein in jeder Hinsicht getreues Abbild der betreffenden Originale, deren künstlerische und technische Eigentümlichkeiten sie deutlich vor Augen führen. An einzelnen besonders gut geratenen Tafeln kann man sogar die be- sondere Art der Materialbehandlung, deS Marmors oder der Bronze, genau erkenne». Die Bilder umfassen die ganze Geschichte der griechischen Plastik von der archaischen Zeit bis zur hellenistischen  Epoche. Sie bieten in ihrer Gesamtheit einen klaren und belehrenden Ueberblick über den EutwickelungSgang. Kaum eines der berühmten Meisterwerke wird vermißt; Myron, Phidias  , Poly- klet. Praxiteles, Skopas und LysippuS   sind mit ihren Haupt- schöpfungcn vertreten. Das zweite Bändchen der Sammlung, das den TitelDer st ille Garten" führt, enthält über hundert Reproduktionen von Werken deutscher Maler aus der erstem Hälfte deS IS. Jahrhunderts. Es ist die Kunst der sogenannten Biedermaier- zeit, die uns in Porträts, Landschaften. Interieurs, Historien-, Genre- und Strassenbildern entgegentritt. Otto Philipp Runge, Kaspar David Friedrich, Kersting, Oldach, Franz Krüger, Ludivig Richter, Ferdinand Waldmüller  , Moritz v. Schwind sind die charakteristischen Meister dieser Epoche, die durch die Deutsche   Jahrhuudert-AuSstellung von 1006 wieder populär geworden ist. Die dritte Nummer der Serie bringtBilder aus Italien  ", und zwar nicht sowohl planvoll ausgewählte Ansichten der bekannten Städte, Landschaften und Gebäude, als vielmehr bunt zusammengewürfelte künst- lerische Momentaufnahmen von malerischen Winkeln architektonischen Details, Personen, Gruppen. Fernblicken usw. Es sind durchweg Amateurausimhmen, die hauptlächlich in ihrer Eigenschaft als Photo- graphische Kunstwerke und Virtuosenstücke, weniger durch das, was sie darstellen, interessant und wertvoll erscheinen. Jedes der drei Bändchen, vor allem aber das erste und zweite kann unseren Lesern zur Anschaffung empfohlen werden. Sie eignen sich namentlich zu Geschenken für die heranwachsende Jugend, deren Interesse und Freude an der Kunst auf dem Wege eines unterhaltenden An- schauungsunterrichts leichter geweckt und kräftiger gefördert wird als durch theoretische Belehrung. Der Preis jedes Bandes beträgt 1,80 M. Gegen Reproduktionen im Buntdruck ist im allgemeinen mancherlei einzuwenden. Sie können von den natürlichen Farben immer nur einen Teil wiedergeben und müssen daher den kolo- ristischen Charakter der Originale notwendigerweise nach irgendeiner Richtung hin verzerren. Man braucht nur daS WortOeldruck" auszusprechen, um daran zu erittuenx was auf diesen» Gebiet früher gesündigt worden ist. Der heutige Stand der Reproduktionstechnik gestattet nun allerdings die Herstellung von wesentlich voll- kommeneren Erzeugnissen, und wenn man die nötigen Mittel auf- wenden will, kann man schon Blätter bieten, die den Anforderungen selbst deS strengen Kunstgelehrten genügen. So wird jetzt unter der Leitung von Wilhelm Bode   grosses Lieferungswerk heraus- gegeben, das umfangreiche v-rvige Reproduktionen von altmeister- nchen Gemälden in wissenschafillcher Genauigkeit enthält. Aber der Preis dieses Werkes ist so enorm, daß eine Anschaffung für daS grosse Publikum nicht in Betracht kommt. Von billigeren Publikationen sind die im Verlag von E. A. Seemann erschienenenMeister der Farbe",Galerien Europas  ",Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts" usw. bekannt und weit verbreitet. Neuerdings hat nun der Dresdener Kunstverlag von Römmler u. Jona? unter dem TitelBunte Blätter aus aller Welt" die Herausgabe einer Sammlung von Gemäldereproduktionen in Dreifarbendruck begonnen. Die uns vorliegenden ersten vier Blätter(Raffaels Sixlinische Madonna, RembrandtS Staalmeesters  , Hals' Singende 51naben und Tizians Zinsgroschen) machen einen recht guten Eindruck. Der Farbenreichtum bleibt natür- lich hinter dem der Originale mehr oder weniger weit zurück, aber immerhin erhält man doch von der koloriststchen Ge­samtstimmung der betreffenden Meisterwerke einen annähernden Be- griff und grobe Geschmacklosigkeiten sind durchweg vermieden. Die Herstellung der Platten und der Druck sind sauber und sorgfältig. Auf einzelnen Blättern erkennt man deutlich die Pinselstriche und die rissige Oberfläche der alten Originale. Am besten gelungen sind die Staalmeesters, während bei der Sixtina   ein unangenehmer grünlicher Grundton störend wirkt. Jedes Bild der Preis beträgt 59 Pf. ist aus starkem Karton gedruckt und mit weissem Rand versehen und liegt m einem Umschlag, dessen erste Innenseite einen kurzen er- klärenden Text enthält. Die Sammlung soll unbegrenzt in schneller Folge erscheinen und wird, wie der Prospekt meldet,auch von der Natur aufgenommene Skulpturen, allgemein interessierende farbige Gebilde und Landschaften" bringen. Der Plan ist also ein sehr weit ausgreifender und man wird abwarten müssen, ob die Fort- setzung des Unternehmens dem guten Anfang entspricht. J. S. Aus dem Pflanzenreich. Harz und Holz. Den Osterwanderern im Grunewald  blinkten allenthalben im Forste lange Reihen frisch geschlagenen Holzes entgegen. Sauber in Klafter geteilt und mit schwarzen Ziffern numeriert, harren die Stapel derHolzauktion" entgegen. Es scheint diesmal gehörig unter den Stämmen aufgeräumt worden zu sein. Wozu braucht einVolkspark" auch so viel Bäume? Ein frischer Harzduft durchzieht den Wald. Er entströmt den Schnittflächen der Holzscheite, auf denen die Harztröpfchen hervorquellen. Mit diesem Harz verschließt der Baum seine Wunden, wenn sie ihm zugefügt werden, und schützt sie auf diese Weise vor dem Eindringen schädlicher Pilze. Vom Menschen aber muß er sich machtlos fällen lassen, und nun stotzen wir auf Schritt und Tritt auf die frischen Schnittflächen der stehengebliebenen Stümpfe. Versuchen wir, etwas von diesen Schnitiflächen abzulesen. Der Mittelpunkt der annähernd kreisförmigen Fläche wird von dem so- genannten Mark des Baumes gebildet. Um den Mittelpunkt herum sind Kreise sichtbar, die in engeren Zwischenräumen aufeinanderfolgen. Es sind abwechselnd heller und dunkler gefärbte Ringe, die als Jahresringe bekannt sind. Aussen umschließt ein plötzlich abgesetzter dunkelbrauner Rindenmantel die Scheibe. Wie wächst nun der Baum, wie hat cr seine Dicke erlangt? Zwischen Borke und Holz liegt eine dünnere weichere Schicht, der Bast und zwischen diesem und dem Holz liegt jenes Gewebe. Kambium genannt, da? das Wachstum vermittelt. Nur die Zellen dieses GelvebeS sind noch teilungs-, also wachstumsfähig. Die Teilung der Zellen, die im Winter geruht hat, setzt im Frühjahr wieder ein; eine Zellichicht nach der anderen wird gebildet. Das Kambium wächst dabei nach zwei Richtungen, nach innen und nach außen. Die Zellen, die eS nach aussen anlegt, werden Bast, später Rinde, die nach innen abgesonderten Zellen aber bilden Holz, den nächsten Jahresring. Die im Frühling gebildeten Zellreihen sind wasserreicher, zarter, weitmaschiger, gegen den Herbst werden sie enger, trockner und dunkler. Auf diese Weise werden die Jahresringe durch den Gegensatz deS hellen Frühlings- und deS bräunlichen Herbstholzes überhaupt erst sichtbar. So schließt sich Ring an Ring, und wie wir gesehen haben, wächst nicht nur das Holz, sondern auch die Rinde. Sie würde sonst bald zu eng werden; sie wird es auch am Umfange des Baumes in der Tat und löst sich hier in große Schuppen auf, die sich sehr leicht abblättern lassen und schließlich von selbst abfallen. Innen aber wächst sie nach. Nun ist noch der Markstrahlen zu gedenken, die als feine Strahlen vom Mittelpunkte der Scheibe nach ihrem Rande verlaufen. Das sind Transport- und Verbindungswege. Was die Blätter an Nährstoffen erzeugen und im weichen Bast nach abwärts leiten, das wird durch das KanalisationSspstem der Markstrahlen der wachsenden Schicht des Kambiums und dem Holzkörper zugeführt. DaS ist in rohen Zügen die Schrift auf den Hirnschnitten der gefällten Kiefern. Noch ein weiteres können wir an den Klaftern lesen. Rauh sind die queren Schnittflächen, erheblich glatter die der Länge nach ver- laufenden, die den Baum gespalten haben. Der Grund für diese Erscheinung liegt in der Lagerung der Holzzellen. Das Holz wird aus dünnen, sehr langgestreckten Zelle» gebildet, die in der Richtung der Längenausdehnung des Baumes dicht aufeinander liegen. Daher leisten sie der Säge, die quer durch sie hindurch will, einen grossen Widerstand, während die Axt daS Scheit der Länge nach so leicht spaltet. Ehe der FrühlingSsaft in die Bäume tritt, werden sie gefällt, denn später ist das Holz zu wasserreich. Für Brennholz ist das nicht angenehm und für Holz zu technischen Zwecken direkt schädlich. Die stehengebliebenen Baumstümpfe vermodern langsani. Vielem Getier bilden sie willkommene Zuflucht und später dem Specht ein Jagdrevier. lverantwortl. Redakteur: Hans Weber.?�erlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanjtalt Paul Singer LrEo.. Berlin   2 iV.