Einzelbild herunterladen
 
Wo immer möglich: Abführung aller Arbeiten in eigener Regie. Ausübung der bestehenden Bollmachten auf Uebernahme der Straßenbahnen und Erbampfung der weiteren Vollmacht, dieselben selbst zu betreiben. Der achtstündige Maximal-Arbeitstag Bedingung für alle vom Parlament zu genehmigenden Unternehmungen. Erstrebung der Vollmacht, eine eigene Wasserleitung zu er- richten und die dazu etwa erforderlichen Anlagen:c. der be­stehenden Privatgesellschaften nach dem Schätzungswerth zu übernehmen. Erstrebung der Vollmacht, die Anlagen je. der Gasgesell­schaften auf Grund des Schätzungswerthes zu übernehmen. Erhebung der Forderung, im Bereich des Verwaltungs- distrikts des Grafschastsraths die Polizei selbst zu organisiren und zu kontrolliren; Forderung der Kontrolle über Trafalgar- Square, die königlichen Parks und die übrigen öffentlichen Plätze Londons  . Munizipalistrung deS Marktes von Eoventgarden, von Epitalfields und der übrigen zur Zeit Privaten gehörenden Märkte, ohne Entschädigung für angebliche Monopolrechte. Reform der Lokalsteuern, unter Einschluß der Theilung der Raten zwischen Landlord und Miether.') Besondere Besteuerung der Boderwerthe. Besteuerung leerer Häuser und unbebauter Grundstücke. Besondere Steuer- Veranlagung im Falle von Erhöhung des Werthes von Grund- eigenthuin durch Verbesserungen auf öffentliche Kosten und Aufsaugung des unverdienten(Werth-) Zuwachses durch ein« munizipale Erbschaftssteuer auf Realwerthe. Errichtung und Unterhalt zweckmäßiger Arbeiterwohnungen und großer Wohnhäuser durch den Grafschastsrath. Einstellung aller Verkäufe von Grundbesitz, der dem Graf- schaftsrath schon gehört oder noch zufallen sollte. Sorge für wirksame Beobachtung der Sanitätsgesetze(durch die VestrieS) und der Fabrikgesetze(durch das Ministerium), um in Fällen der Vernachlässigung gehörige Beschwerde zu erheben. Eintreten für die Einrichtung demokratischer Distrikts- räthe behufs Ersetzung der gegenwärtigen VestrieS und Distriktsverwaltungen. bei denen es in der That oft skandalös zugeht. Einziehung der(zur Zeit ganz selbständigen) Korporation der City in den Machtbereich des GraffchaftsratbS, und Re- klamation des Eigenthums der alten Zünfte(Livery-Kompagnies) alsLondons   vernachlässigte Erbschaft/ Munizipalistrung der Docks durch Errichtung eines repräsentativen Aerwaltungsraths derselben. Eintreten gegen das an den Grundbesitz geknüpfte Wahl- recht. Stellung aller Hospitäler, Asyle re. unter die Kontrolle der Gemeinde und Ergänzung ihrer Einkünfte aus den Steuern." Dies das Programm. Ich habe«S so ausführlich mit» getheilt, damit die Leser desVorwärts" Vergleiche an- stellen können zwischen dem Standpunkt derer, die sich in Berlin  als vorgeschrittenster Flügel des Bnrgerthums geriren, und den Londoner   Radikalen. Denn, nicht zu vergessen, das Programm ist von der Gesammtheit der Radikalen ausgearbeitet. Ein Theil der aufgezählten Forderungen sind allerdings in Berlin  bereits vevvirklicht, aber die Mehrheit derselben würde» von den Stadtvätern Berlins   als der reine unverfälschte Sozialismus ver- schrieen werden. Noch«in« andere Resolution, die auf der erwähnten Dele- girtenkonferenz gefaßt wurde, ist beiuerkenswerth. Seit niehreren Wochen findet in Chelsea  (Südwestliches London  )«in Guerilla- kanips zwischen Sozialisten und Polizei statt. Es beliebte nämlich der L-tzlerm, plötzlich der sozialdemokratischen Föderation die Abhaltung von Meetings an einem bestimmten Punkze vr�»tlic worWa-enst" zir»nwrsagen, weil dieselben angeby-ch den Berkehr störten und die Anwohner belästigten. Da diese Meetings und solche von andere» Körperschaften seit Jahren ungehindert dort stattgefunden, so erblickten die Sozialisten in dem Verbot nur ein« speziell gegen sie gerichtete Chikane, d. h. einen will- kürlichen Eingriff in das Versammlungsrecht. Sie hielten also unbekümmert um das Verbot Sonntag für Sonntag Versamm- hingen amWorlds-end" ab, die ebenso regelmäßig von der Polizei auseinander getrieben wurden, unter Verhaftung der Redner und der sich etwa Widersetzenden. Der bisberigo Erfolg war, daß der erste der Verhafteten, der Sozialist Shallard, bei der Schulrathswahl ein« überraschend große Stiminenzahl erhielt, und daß die Meetings immer zahlreicher besucht wurden. Auf den Antrag eines Delegirten hat nun die radikale Föderation einstimmig folgende Resolution angenommen: Die Föderation fordert alle Mitglieder der ihr ver- kündeten Klubs und Organisationen und daS Publikum im Allgemeinen auf, die Meetings am Worlds- end(Chelsea  ) für die Freiheit der Rede so lang» zu besuchen, bis die Frage er- ledigt ist, und ladet ferner alle Klubs und Assoziationen«in, zur *) Heute zahlt in London   der HauSmiether alle lokalen Ab- gaben. Hauptfigur deS Reliefs,«ine VenuS. Ein Lorbeerkranz ruht in ihrer Hand und zögernd hält sie ihn dem vor ihr knienden Krieger entgegen, dem Sieger im Kampf: zu seiner Rechten ein wirres Durcheinander von Erschlagenen und Gefesselten. Aber die Augen der Venus ruhen auf der Gestalt einer Psyche, die elastischen Schrittes ihr entgegen- eilt eine Figur, die der Kiinstler unvollendet ließ, wie in Verzweiflung, nicht das zu treffen, was seinem innern Auge vorschwebt. Man sieht, ihr gebührt der Kranz der VennS, und der Gruppe ihr zur Seite verdankt fie'S: Dort der Mann mit dem Lächeln des Glücks auf dem ernsten Antlitz, der sein blühend schönes Weib, mit dem lachenden Kindlein im Arm, zärtlich umfangen hält. Diese Gruppe allein ist mit Fleiß und Sorgfalt ausgeführt. Das schöne Weib erinnert an Ella Norberg in der Zeit ihrer Blüthe. Aber über dem ganzen Werk, so schön es angelegt ist, liegt's wie ein Hauch von Unbefriedcgtsein, von Mißmuth, und wir können es uns ja erklären, da wir wissen, daß Günther Norberg der Schöpfer ist. Mit einem schelmischen Lächeln, daS die Verlegenheit ihres Verehrer» noch vermehrt, schmiegt sich Fs in einen ver tiefen Polstcrstühle und bittet Herrn Wedckind, Platz zu nehmen. Und der nervös an semen hellen Handschuhen zupfend, in der Aufregung wie gewöhnlich mit dem Kopfe wackelnd und mit dem Unterkiefer bibbernd, beginnt seine wohleinstudirte Rede: Hochverehrtes Fräulein Felicitas," sagt er und rutscht auf der äußersten Kante seines Stuhles hin und her,ich bin zwar ein nicht mehr ganz junger Mann, aber vielleicht sind darum meine Gefühle um so echter, dauerhafter. Ihre unvergleichliche Schönheit, mein Fräulein, Ihre Liebens­würdigkeit" Mein lieber Herr Wedekind,' unterbricht ihn hier Fs, die mit dem verbindlichsten Gesicht von der Welt zugehört hat,ich weiß, was Sie sagen wollen und gebe Ihnen voll- ständig Recht. Zwar mit der Schönheit nun, das ist Geschmackssache, aber sie ist wirklich sehr gut und lieb und eine durchaus passende Frau für Sie." die dazu bereit find, bei jedem Meeting einen Redner Unterstützung der freien Rede vorzuschicken." Weiter beschloß die Konferenz, eine speziell« Delegirten- Versammlung zur Erörterung dieser Frage einzuberufen. Man darf der Entwickelüng der Angelegenheit mit Interesse entgegensehen. Es ist nicht der erste Versuch der Londoner  Polizei, dem freien Versammlungsrecht ein Bein zu stellen, und am Donnerstag, wo die ersten Verhafteten vor Gericht standen, wurde sogar vom Ankläger ausgeführt, daß das Recht der Abhaltung von Versammlungen unter freiem timmel überhaupt nur von der Duldung seitens der ehörden abhinge, d. h. die Behörde vindizirt sich die Vollmacht, mit dem alten Gewohnheitsrecht nach ihrem Belieben umzn- springen. Das ist ein unleidlicher Zustand, der nicht duwk) Still­schweigen aufrecht erhalten werden darf, und da die Wablen vor der Thür stehen, so dürften die Liberalen diesmal wohl etwas mehr Antheilnahme an den Tag legen, als bei Gelegenheit des Trafalgar Squarehandels. Verhalten sich die Führer der Partei wieder passiv oder auch selbst nur lau, so werden die Sozialisten sie für die Beeinträchtigung des Versammlungsrechtes verantwort- lich machen und mit Recht. MeverKrszk. Berlin  , den 11. Dezember. In der heutigen Sitzung des Reichstags wurde die Debatte über die Handelsverträge fortgesetzt. Da Bismarck   natürlich wieder durch Abwescn- hcit glänzte, so fehlte seinen verlassenen Trabanten die Schneide" zum Radaumachen, und die Verhandlungen hatten einen so ruhigen Verlauf, daß dashohe Haus" mehrmals in Gefahr war, einzuschlafen. Was ist auch über die Handelsverträge selbst zu sagen? Sie sind genau so ausgefallen, wie man seit Monaten erwartet hatte um neue Grundsätze, um neue Bahnen handelt es sich nicht, son- dern nur um ein Lawiren in altbekannten Gewässern und innerhalb deS allen Kurses. Wenn keine fremde Materie in die Debatte geworfen ward, konnte sie unmöglich einen höheren Flug nehmen und Leidenschaften aufregen. Das Interessanteste und Wichtigste der Debatte über die Handels- vertrage ist und bleibt, daß der vorige Reichskanzler sich seinem Nachfolger nicht gestellt und damit politischen Selbstmoro geübt hat. Von der Masse des deutschen Volkes war er längst gerichtet, allein er hatte immerhin noch einen mächtigen Anhang, der an ihn glaubte, der aus ihn hoffte, der ihn als Führer betrachtete und unter seiner Führung den Sieg noch für möglich hielt. Dieser Glaube, diese Hoffnung sind zu Schanden geworden derChef" hat seine Truppe feig im Stiche gelassen und sich moralisch getödtet. Und für einen so ungeheuer- lichen Akt der Feigheit und des Verraths kann es kein Ver- geffen geben. Genug Fürst Bismarck   hat aufgehört, ein politischer Faktor zu sein. Die heutige Debatte wurde von dem Fortschrittler B r ü m« l eröffnet, der mit allem Schwung, zu dem er sich bei seinem trockenen, nüchternen Naturell emporschrauben konnte, einige Male wurde er ganz poetisch das Lob der Handelsverträge und deS Reichskanzlers sang. Aus Wenn und Aber setzte sich die Rede deS Nationalliber alen t ö t t ch e r zusammen, der es fertig brachte, in Einem,"rgnngrnr«-»t zu uvrrnrynirit.«w ijryr vir v*- thcin die Politik deS alt.n und deS neuen RetchSkan»lee»vJahre bergab; dann komme der neue Käufer, der erst seine und flößte er mit seiner Logik nicht so tiefes Mitleid ei«, man müßte Bewunderung empfinden für diesen ,un- glücklichen Muth." Er sprach wovon er immer spricht: von Schnaps, Doppelwäbrung, der nothleidenden Landwirthschaft, dem nationalen und dem amerikanischen Schwein und brachte dabei auch verschiedentliche Dinge vor, die seit Wochen in denHamburger Nachrichten" zu lesen gewesen sind. Da» genügte dem kampflustigen Reichskanzler; mit sichtlicher Freude ergriff Herr v. Caprivi   die Gelegenheit, und ließ, ohne jedoch die Formen gentlemenlicher Höflichkeit auch nur«wen Mo­ment außer Augen zu lassen, dem armen Herrn von Kardorff eine Züchtigung angedeihen, die für den Empfänger dadurch nicht angenehmer gemacht wurde, daß sie für einen A n d e r e n bestimmt war. Auf den Sack- Kardorff wurde geschlagen, und die Striemen trägt ein Rücken in Friedrichsruhe der Rücken eines Herkules", der nicht die Kourage gehabt hat, sich dem hundertmal prahlerisch herausgeforderten Gegner zu stellen, und der dessen Hiebe nur.mit dem hinteren Menschen zu pariren wußte. Nachdem der Pole KomierowSki unter all- gemeiner Unaufmerksamkeit die Polen   sind durch ihre jämmerliche Haltung selber schuld an der geringen Schätzung, die ihnen im Reichstag zu Theil wird zu Gunsten der Verträge und der Regierung gesprochen harte, nahm der gestern vom Reichskanzler scharf angegriffene Redakteur der Kreuz- Zeitung  ", Dr. Kropatschek, das Wort, um sich zu vertheidigen, und gleichzeitig dem zer­sprengten, demoralistrten Häuflein der Vollblut- Schutz­zöllner und Agrarier einigen Trost zu spenden. Herr Kropatschek sprach weniger langweilig, jedoch nicht er- folgreicher als sein Schicksalsgenosse Kardorff und bot dem Reichskanzler willkommenen Anlaß zu einigen eleaante» Reitpeitschenhieben, deren richtige Adresse in Friedrichsruhe zu finden ist. Zu guter letzt sorgte der Elsässer Simonis noch für etwas unfreiwilligen Humor, worauf sich der Reichstag   bis morgen 11 Uhr vertagte. Morgen wird die Debatte der ersten Lesung voraussichtlich beendigt werden. Der Antrag der Agrarier aus Verweisung der Handels­verträge vor eine Kommission wird mit großer Mehrheit zu Fall kommen. Selbst viele Konservative werden dagegen stimmen. Die Herren fangen an zu begreifen, daß sie den Bogen zu straff gespannt hatten, und daß es klug von ihnen gewesen wäre, wenn sie im Frühjahr die Getreide- zölle suspendirt hätten, wie das gestern Gras Kanitz und heute Herr von Kardorff offen zugestanden haben., Nun hintennach ist eS leicht klug sein. Und zum Glück giebt eS ein Z u s p ä t. Eine recht scharfe Verurtheilung de� PrivateigenthumS an Grund»nd Bode« enthält die Rede des Reichskanzlers v. Caprivi   zu den Handelsverträgen. Die Schutzzölle sollen nach ihm eine laudwirthschastliche Krisis verhüten. Die Grundbesitzer haben theuer gekaust und seien im höchsten Grade verschuldet. Müßten sie nun ihren Besitz verkaufen, so käme er vielleicht in bessere Hände. Aber ehe es so weit komme, ring« der alte Besitzer um sew Dasein und sauge den Boden immer mehr aus, er sei nicht niehr im Stande zu düngen, die Gläubiger drängten ihn nicht, weil keiner von ihnen geneigt sei, das herunter- gegangene Gut zu übernehnien. So gehe die Sache durch zu bklvcihränchern. Ob er für oder gegen die Handels vertrage stimmen will, wurde den Zuhörern nicht klar und war auch offenbar ihm selbst noch nicht klar. Herr Bätt- cher gab belläufig die Entdeckung zum Besten, daß in Frank- reich bloS deshalb nicht so viel Sozialdemokraten sind als in Deutschland  , weil das Volk dort Wein trinkt.Denn der Wein macht die Menschen fröhlich und der Wein macht Zufriedene". Fürst Bismarck   war seiner Zeit anderer An- ficht. Er meinte, der Wein mache die Franzosen r e v o- l u t i o n ä r. Und auf's Trinken und dessen Wirkungen ver- steht Herr Böttcher sich wohl kaum so gründlich, wie der Exkauzler. Jedenfalls aber würde die deutsch  « Sozialdemokratie gegen die Böttchcr'sche Weinkur nichts einzuwenden haben. Für die verlorene Sache der Agrarier sprach mit dem vereinigten Muth eines Landsknechts und eines Mannes der fixen Ideen der Junker Don Quixote Kardorff aus der schlesischen Manch» wäre der Herr nicht so langweilig was ich bitte Sie ich Aber, mein Fräulein, verstehe--" Und ich finde es s o nett von Ihnen, so klug", fährt unbeirrt fort,daß Sie es mir zuerst sagen, denn wissen Sie, die gute Emma ist etwas schüchtern und znrückhaltend, und doch liebt sie Sie zärtlich, lieber Herr Wedekind; Sie wissen nicht, wie oft sie von Ihnen spricht und noch öfter an Sie denkt. Uno dann ist sie eine ausgezeichnete Haus- sran und kocht brillant doch das wissen Sie ja"Alles selbst am besten. Wollen Sie sie sehen? Soll ich sie rufen? Jetzt nicht?' Schön; aber dann bringe ich ihr die Blumen und spreche für Sie. Soll i ch Ihnen Antwort senden? Oder soll Emma selbst schreiben? Ja, das wird das Beste sein! Nein, wie ich mich freue!" Sie öffnet die Thür und komplimentirt ihn hinaus, und der energische Herr Rittergutsbesitzer Wedekind trocknet sich mit einem gelbseidenen Taschentuch die Stirn und stottert: Sie sind sehr freundlich, mein Fräulein." Und dann steigt er in die große Kutsche, setzt sich recht bequem in die weichen Polster, zieht die hellen Glacehand- schuhe aus, legt den Zeigefinger an die Nase und denkt darüber nach, was ihm eben passirt ist: Schrecklich! Ein solcher Redestuß! Und das spöttische, unausstehliche Lächeln um die ja allerdings reizenden Mund­winkel!" Ein Seufzer! Noch einer halb des Bedauerns, bald der Erleichterung. Dann fällt ihm alles ein, was schon geschrieben, gesagt, bewitzelt, beklagt ist, über einenälteren" Plann und eine junge Frau-- Gott sei Dank! Der Gefahr ist er entronnen. Aber was nun thun? Die gute Emma! Also sie liebt ihn! Er hatte eS ja wohl geahnt, doch's Liebreiz ver- drehte ihm den Kops; aber nun sah er wohl ein, daß für einen gesetzten Mann, wie er war, solidere Genüsse Roth thaten. Ja, ja, das wäre etwas ganz Anderes, wenn Emma. ruhig und sanft im Hause schaltet und waltet, wenn Pan-j Erfahrungen mache und sieben Jahre brauche, um sein Gut so weit zu kennen, um es mit Sickerheu be« wirthschaften zu können. Ob dem verschuldete» Gutsbesitzer, wie ihn der Reichskanzler schildert, der Kornzoll noch wirthschastlich aufhelfen kann, oder o» er nicht vielmehr ihm noch Gelegenheit giebt, seine Mm' wirthschast noch länger fortzuführen? Und waS derartige Mißwirthschaft, die noch durch hohe Zölle gepflegt werde» soll, für die Gesammtheit bedeutet, könnte der Herr Kanzler selbst wissen. Er glaubt dem Abg. Bebel gegenüber eine ganz neue Weisheit zu offenbaren, wenn er als Unterschied zwischen Industrie und Landwirthschaft hervorhebt, daß je»e unbeschränkt erweiterungsfähig, diese jedoch wohl intensives betrieben, aber doch immer aus denselben Grund und Bode» angewiesen sei. Diesen Grund und Boden zu verwüste», wie es in der obigen Schilderung deS Reichskanzlers ge- schieht, soll nicht bloS ein Privileg der Privatbesitzer se>»- sondern für sie soll das ganze Land noch eine besondere Belastung erfahren! Die Ausführungen des Kanzlers de- toffeln und Schlafrock stets auf dem rechten Fleck si» wenn das Essen stets zur richtigen Zeit auf dem Tisch steht und immer gut gekocht ist. Und sie kocht ausgezeichnet, die liebe Emma, Pastetchen neulich waren delikat, wirklich, ganz delikat Der Wagen rollt jetzt langsam durch das Dorf, aus den systematisch ordentlich gehaltenen Hos des Ritterguts Biederbeck und hält vor dem großen, altmodigen Haust still, unter den weißblühenden Akazienbäumen; aber Hcl Wedekind macht immer noch keine Alien«, auszusteigiU» Kutscher Friedrich, ein strammerMecklenburger", den st»! Wedekind bei irgend einer Schafhandeltour aufgegabelt, hat sich schon einige Male mißbilligend umgesehen. Jetzt ni»»»' er den Peitschenstiel und klopft auffordernd oben aus de» Verdeck des Wagens. Herr Wedekind wacht aus ticft>u Sinnen auf, fährt mit der Hand über seinehohe" St>r»- räusperi sich vernehmlich und sagt sanft: Friedrich, dreh' wieder um, Friedrich!". Nanu?" brummt Friedrich, schüttelt den Kopf»» treibt die großen Braunen an. Ihm kommt die Sache W denklich vor; er weiß recht gut, weshalb sein Herr so»! nach Werdern geht; nur ob es dieAlte"' oder Junge" ist, darüber kann er sich nicht rech schlüssig werden. Die hübsche, blonde Anna, Hausmädchen in Werdern, hat allerdings kategorffch erklärt:Unser Fräulein nimmt den nicht!" Und die Mamsell hat mit den lustigen, schwarze» Augen gezwinkert und gesagt:Paßt auf, er kriegt Frost' Emma.", Und heute schien es ihm auch, alS ob dieJn>'-lst nicht gewollt hätte,� aber wozu denn wieder umdrehen? Mittlerweile ist sein Herr immer noch in Schwulitäten- Ja, frisch gewagt Ist halb gewonnen! Er will hin Emma, gleich, direkt, und sie fragen, ob sie als Fr»' Rittergutsbesitzer Wedekind in Brederbeck schalten ul1 walten will Aber da tauchen schon die Spitzen der Werdern*, Pappeln auf und nun überläuft's ihn wieder siedend (Fortsetzung folgt.)