hohlen Baumstamm bestattet worden zu sein.(Abbildungen imMittelsckrank von Raum 4.) Die Skelettbcstattung bestand inder Marl bis in die ältere Bronzezeit, bis zirka lSVV v. Chr.;von da an räumte sie der Leichenverbrennung den Platz: bis zurWendenzeit finden wir nur Urnengräber mit Aschenrcsteu.Als dieser kulturelle Fortschritt sich vollzog als Ergebnis einesfolgenreichen Umschwunges in den religiösen Anschauungen, gewisser-maßen einer Emanzipation von der lähmenden Furcht vor denTotenseclen. da war die Mark wahrscheinlich schon von i n d o-germanischen Völkern bewohnt, die vielleicht— woraufverschiedene sprachliche Reste deuten— bereits in der jüngerenSteinzeit von Osten her eingewandert waren und die Ureinwohnerverdrängt hatten.Auf welchem Wege die Bronze(Kupfer scheint nur vereinzelttn Gebrauch gekommen zu sein) in unsere Gegenden Einlaß fand,läßt sich mit ziemlicher Sicherheit bestimmen. Mesopotamien giltals das Stammland der Kupfer- und Bronzetechnik, die sich von daüber Klcinasien nach Griechenland, den Küsten des Mittelmecrs entlang und die Donau, diese gewaltigste Handelsstraße der Urzeit,hinauf inS mittlere Europa hinein ausbreitete. Von der Donauführten zwei Wege in das nördliche Deutschland, der eine amNordoststrand der Karpathen entlang, der andere durch Böhmen,die Elbe abwärts. Beide Wege waren von bestimmendemEinfluß auf die Kultur der Mark: der erstgenannteauf die Oder-, der letztere ans die Elbegegenden. Selbstverständlichaber stammen nicht alle Funde, vielleicht nur ein sehr geringer Teil,aus südöstlichen und südlichen Ländern und sind von da importiertworden i die Händler brachten wohl neben vielem Rohmaterialfremde Vorbilder, die von einheimischen kunstgeübten Schmiedennachgeahmt wurden, wie verschiedene gefundene Gußformen(Saal b)beweisen.Charakteristisch für die B r o n z e t e ch n i k unserer Heimat, wie«vir sie teils ans Grabbeigaben, teils aus den Versteckfunden dersogenannteil Depots kennen lernen, sind an Schmucksachen Arm-und Halsringe und Nadeln, an Waffen Dolch und Schwertund vor allem die Axt.(Saal S und 6.) Die Armringe kommenteils als massive Spiralringe, teils als manschettenartig gebogene,dünne Platten vor.(Saal 5. Wandschrank zunächst dem Eingang.)Die Halsringe sind in der älteren Bronzezeit massiv und glatt, inder jüngsten kunstvoll gedreht: die sog. Wendelringc, die durchIneinandcrhakcn der gebogenen Enden geschlossen werden.(Saal ü«m Fenster.) In Nadeln muß die Bronzezeit einen ungeheurenLuxus cutfaltet haben. Die wenigstett dienten praktischen Zweckenals Nähnadel oder Pfriem, in überwiegender Mehrzahl waren sieSchmuckgegenstmide. So gehören Gewandnadeln von 40, 60, jaKV Zentimeter Länge durchaus nicht zu den Seltenheiten.(Saal 6Mitte.) WaS Formenreichtum anlangt, so können sie fast mit denHutnadeln unserer Damen konkurrieren: der Kopf ist bald kunstvollin Kugelform— oft mit Ouerriefen— gegossen, bald als Rad oderwie ein Hirten- oder Bischofsstab gebildet.(Saal ü'am Fenster.)Neben der einfachen Nadel erscheint bereits in der älteren Bronzezeit die Fibel, eine riesige Sicherheitsnadel, anfangs allerdingsnoch ohne Federung, indem die beiden Teile einfach durch einenOuerbügcl verbunden wurden, mit zwei Platten an beiden Endenverzirrt, deren Form wohl dem weiblichen Busen nachgebildet tvar,über dem das Gewand mit der Nadel zusammengehalten wurde.Aus dem steinzeitlichen primitiven Flintmesser entwickelte sichder B r o n z e d o l ch, aus dem wieder durch Verlängerung der Klingedas Schwert hervorging. Griff und Klinge waren ursprünglichaus einem Guß, ehe man begann, beide aus verschiedenem Materialherzustellen»md die Klinge durch Nieten oder durch Einfügung einesdoruartigen Fortsatzes in dem Griff zu befestigen.(Wandschränkein Saal 6 und ö.) Die Bronzcschwerter, die im Gegensatz zu denspäteren Eisenschwertern in der Mitte breiter sind als zunächstdem Griff, sind in der Regel nur kurz und zeigen besonders häufigsüdlichen Einfluß, z. B. dre sogenannten Antennenschwerter(Wand-schrank in Saal 0) mit den beiderseits aufgerollten Spiralen amoberen Griffcnde. Die Bronzeaxt ist in den meisten Formennicht unmittelbar aus den Bexten"der jüngeren Steinzeit bcrvor-gegangen! durchbohrte Bronzeäxte, die den geschliffenen Steinbeilenähneln, sind ziemlich selten(ein Exemplar im Wandschrank Saal 6). Dietypischen Formen der Bronzeaxt entstanden wohl vielmehr als eineVerbesserung des Holzhakens, der u. a. beim primitiven Ackerbauals Hacke benutzt wurde und den ein in das kürzere Ende eingefügterBronzekeil in ein Beil verwandelte.(Im Saal 6 am Fenster ist dieNachbildung des Stils einer solchen Axt ausgestellt.) Zwei Haupt-typen lassen sich dabei unterscheiden: die sogenannte Randaxt undihre Bervolllonimnung: die Lappenaxt und die Tüllenaxt(vergl.Saal 6 in allen Schränken, Saal S am Fenster). Beielfterer wurde da? kürzere Ende de? HolzhakenS gabel-förmig ausgeschnitten und zwischen den so entstandenen ZinkendaS Bronzebeil durch Bänderverschnürung oder durch Metallringebesesttgt. Die Tüllenaxt weist eine Höhlung auf, in die der zu-gespitzte Haken hineingesteckt wurde, wobei ein häufig angebrachterHenkel der besseren Verschnürung diente! damit die dünnen Wändebeim Gebrauch nicht sprangen, tvar die Tüllenaxt am oberen Endemit einem angegossenen Ring versehen.Die(in der Mark durchweg germanische) Eisenzeit—Saal S— zerfällt in drei Perioden; die Hallstattzeit(zirka 800 bis«500 v. Chr.), die La Töne-(600—1 v. Chr.) und die römische Kaiser-zeit(1—600 n. Cbr.) Natürlich vermochte das Eisen die Bronze nur all»mählich in den Hintergrund zu drängen? Eisen war selbst in derrömischen Kaiserzeit ein seltener Artikel, um so gesuchter,als die Germanen auf die Einfuhr vornehmlich aus kelttschen Kultur-kreisen angewiesen waren. ES gehörte wohl immer noch ein ziem-sicher Respekt vor der Macht der Totenseclen dazu, um die Erben zuveranlassen, so kostbare Gegenstände wie die Ringbrünne(in einemFensterschrank Saal 8) oder die verschiedenen, in späterer Zeit oftgold- und silbertauschierten Eisenschwcrter dem Toten mit ins Grabzu geben. Von den übrigen Funden der Eisenzeit fallen besondersin die Augen die nunmehr größtenteils aus einem Stück be-stehenden und durch mehrfache Spiralbiegung federnd gemachtenFibeln, die in ihrer einfachsten Form vollkommen unserenheutigen Sicherheitsnadeln gleichen, meist aber noch dazu mitreichem dekorativem Schmuck versehen sind.(Fensterschränke Saal 8.)Die germanischen Stämme unserer Heimat zeichneten sich durcheine hervorragende technische Fertigkeit in der Keramik(Töpferei)— Raum 3, 7— S— aus, deren künstlerischer Wert uns umso mehrüberrascht, als wir uns immer vor Augen halten müssen, daß alleErzeugnisse ihrer Töpferei aus freier Hand, ohne Anwendungeiner eigentlichen Töpferscheibe hergestellt sind! Welche Fülle vonFormen zeigen uns z. B. die in Raum 7 ausgestellten Gefäße von»sogenannten„Lausitzer TypuS": Doppelgefäße, Trinkhörncr,Tierfiguren, Kinderklappern und die feinen, mit Buckeln verziertenGefäße! Besonders der Totenkult schuf viele eigenartige und kunsl-volle Urnenformen. Die ivestgcrmanischen Stämme benutzten außerden gewöhnlichen bauchigen, durch eine umgestülpte Schale ge-schlossencn hier und da die sog. Hausurnen(Saal 3 rechts vomEingang) zur. Beisetzung des Leicheubrands; die ostgermanischenStämme porträtierten gewiffermaßen ihre Moten plastisch an demoberen Teil ihrer sog. Gesichtsurnen und hängten ihnen ihrenSchmuck, meist nur figürlich in den bauchigen Teil eingeritzt, um.(Saal 8 Mitte und am Fenster.)Zur Zeit der Völkerwanderung, cttva im fünften Jahrhundert.verließen auch die germanischen Stämme der Mark ihre Heimatund zogen nach Westen und Südwesten. Ihre Sitze wurdenvon den von Osten her ihnen nachziehende» Wendeneingenommen, die in drei Hauptstämme gesondert waren: die Lutizerzwischen Oder und Elbe, die Obotriten in Mecklenburg, die Sorbenin der Niederlausitz. Die Wenden standen auf einer bedeutendniedrigeren Kulturstufe als die germanischen Völker, trotzdem sie eswahrscheinlich verstanden, aus dem in der Mark häufigen Rasen-eisenerz durch Ausschmelzen E i s e n zu gewinnen. Auch ihre Töpferei-erzeugnisse sind, obwohl ihnen bereils die Töpferscheibe bekannt war,sehr roh gearbeitet und mit eigentümlich unruhigen Verzierungen—Flämmchen. Tupfen und unregelmäßigen Zickzacklinien— geschmückt.(Raum 9 II, Wandschrank am Eingang). Ihre Werkzeuge warenvielfach aus Knocken gefertigt, zum Beispiel Schlittknochen,Pfeifen usw.(Mittclschrank.) Gemünztes Geld tvar ihnen unbekauut.(Die„Wendenpfennige" mit ihren sinnlos aufgeprägten Buchstabenund dem erhöhten Rand stehen der historischen Zeit bereits naheund sind wahrscheinlich Nachahmungen westlicher Münzen.) Edelmetallwurde zu Tauschzwecken gewogen, wie ans den verschiedenen Hack-s i l b e r f u n den(Feusterschräukej hervorgeht, die sich aus zerbrochenenSchmuckgegenständen, zerhackten Münzen, barrensörmigen Gußstückenzusammensetzen. Die feine orientalische Filigranarbeit der Schmuck-reste und die vielfach ans dem Orient stammenden Münzbruchstückeweisen auf einen weitverzweigten Handel der damaligen Zeit hin.Mit der Einführung de? Christentums und der Unterwerfungder Wenden tritt die Mark in das Licht der Geschichte.In der vorhistorischen Abteilung vermissen wir die Abbildungen,die den anSgestellten Fundgegenstäudcn erklärend und ergänzend andie Seite treten sollten. Rekonstruierende Idealbilder wären hieram Platze und würden dem Verständnis des Laien sehr förderlichsein. Vor allem aber müßten Abbildungen und Modelle der vor-zeitlichen, in der Mark noch vorhandenen Denkmäler, der Hünen-gräber, Burgwälle, Pfahlbauten usw., vertreten sein, nicht alleinum des Publikums, sondern auch um der Denk»m ä l e r s e l b st willen, die so häufig auch in unserer Zeitnoch dem Unverstand zum Opfer fallen. Weite Kreise unsererArbeiterschaft, Bau-, Kanal-, Erdarbeiter, Lauben-kolonisten usw., können z. B. für die Bergung prähistorischer Fundevon großem Nutzen sein, falls sie über das, worauf es ankommt,aufgeklärt werden. Bei der sich immer mehr auf die Umgebung derStadt ausdehnenden„Buddelei" werden häufig von Arbeitern der-gleichen Funde gemacht und, wie es erst kürzlich wieder aufeinem Bauplatz im Norden geschehen ist. achtlos beiseite ge-warfen I Deshalb sei auch hier darauf hingewiesen, daß überallda, wo Arbeiter beim Ausheben von Fundamenten, beim Um-graben in Laubenkolonien, beim Pflügen usw. auf Urnen, Topf-scherben, Waffen, merkwürdige Steinpackungen u. dergl. stoßen(eSgibt in und bei Berlin verschiedene Gebiete, in denen man der-gleichen vermuten muß, u. a. Rehbcrge, Jungfernheidc, Grunewald, amTeltowkanal, auf sämtlichen Inseln)— daß die Arbeit an dieserStelle stets unterbrochen und briestich oder telephonisch am bestendas Märkische Museum benachrichtigt werden soll. Für die Kindersind die Funde wertlos, für die Wissenschaft können sie von größterBedeutung sein. Auch daS SelbstauSgrabcn soll der Laie unterallen Umständen Unterlasten! daS kann nur von hierin besondersgeschulten Händen geschehen.Lerantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin.— Druck«. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsansralt Paul Singer LrEo.. Berlin LW.