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Dis Reschte Schwadronierte weiter: Kellnerin

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na, det gemach des Wetters und Weges ließen in dem Gotthardwanderer weeß man ja schonst, det is der Sache ja man bloß' n Mäntelfen kein Verständnis für die landschaftliche Schönheit auffommen, son­umjehängt! Reenen Lohn, eenzig un alleene uf de Trink- dern machten ihm die Fahrt zu einer Marter und Qual. Bis ins jelder anjewiesen un de Prozente, wenn de Kerle jut ſaufen weite Biertel des 19. Jahrhunderts fonnte der Gotthardpaß nur zu Fuß oder zu Pferde überschritten werden. 8war gab es na ne! Aber if habe det von vornerein jewußt, et stand Sonderlinge, die weder Geld noch Leute sparten, um den Baß ihr uf de Stirn jeschrieben. Als ik ihr hier in de Tür treten streckenweise in zerlegbaren Kutschen zu überwinden, aber im all­sah, dacht ik: Nanu, wie kommt denn de Mine zu die?!" So gemeinen war er allen Wagen unzugänglich. Zur Winterszeit half ' ne verlogne Kröte! If höre ihr noch zu de Hauptmannsche man sich auf den glatten Strecken durch einfache, mit Ochsen be fagen: Ich kann kochen, ich verstehe allens!" Jawohl! Un spannte Schlitten, mit denen man gut vorwärts gefommen sein soll. wie se bernascht war! Mir war schonst bange, wenn se immer angesetzt fam. Na, it habe det meinigte an se jetan, if habe ihr oft jehörig vermahnt, aber bei die war ja Hopfen und Malz verloren; die war schonst oberfaul. Nu is se mank de Füße. Floobste' t oder jloobste' t nich?! Die jondelt noch mit' n Grünen" nach' n Alexanderplat!"

( Fortsetzung folgt.)

Aus der Gefchichte des Gotthard . Nirgends vielleicht in Europa finden sich die schroffen Gegen­fäße verschiedener Raffen, Sprachen, des Klimas und der Vegeta­tion, germanischer und romanischer Kultur so nahe beieinander und sind doch so entschieden getrennt wie in dem gewaltigen Querriz, den im Norden das Reußtal, im Süden das Tal des Tessin durch das Herz der Alpen schneidet. Durch die Höhen des Gotthard­gebirges sind diese zwei Täler auseinandergerissen, aber der Höhen­zug hat eine so günstige Form, daß er in einem einzigen Tage überschritten werden kann; auch laufen die nördlichen und südlichen Enden der Gotthardstraße direkt ins flache Land hinaus, während sonst keiner in der stattlichen Reihe der Alpenübergänge so un­mittelbar von der Ebene hieraus zu erreichen ist. Dennoch reicht die Kenntnis dieses vorzüglichen Passes nicht in die Tage des Altertums zurück; der Gotthard blieb den findigen Römern ver­borgen! Vor dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts ist er nicht begangen worden, und er ist so einer der jüngsten aller Alpenpässe. Seine Entdeckung ging nicht etwa von einem großen Plane aus, hier einen günstigen internationalen Verbindungsweg zu schaffen, sondern die Bewohner des Urserentales kamen darauf, sich seiner zu bedienen, als sie sich eine Straße nach dem Reußtal eröffnen wollten. Der Weg an der wilden Reuß entlang war nämlich zu steil und gefährlich, als daß er Blab für eine Straße geboten hätte. Es gab eine Stelle in der Schöllenenschlucht, an deren Ausgang, am Anstieg zur Gotthardhöhe, das Urferental ruht; da traten die Felswände so eng zueinander, daß sich die Reuß in ungangbare Tiefen hinunterbohren mußte, der Wanderer aber sich zur Umkehr oder zu langen beschwerlichen Umwegen gezwungen fah. Es war unmöglich, aus dem Reußfal zum Gotthard emporzusteigen.

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Borerst blieben die Bewohner des Urseren und des Reußtales die einzigen, denen an der Aufhebung dieser lästigen Unterbrechung gelegen sein konnte, und so ist denn im Anfang des 13. Jahr­hunderts, wahrscheinlich durch einen einfachen Gemeinderats­beschluß der Bauern von Urseren, dem heutigen Andermatt , die hängende Brücke angelegt worden, die um den Engpaß beim heu­tigen Urnerloch herumführte, jene stiebende Brüde", zu der die Wasser der Reuß heraufstäubten". Die Schöllenenschlucht war nun gangbar gemacht, und bis ins 18. Jahrhundert hinein tat die Brücke ihre Dienste. Kaum aber war der armselige bescheidene Saumpfad geschaffen, den die mittellojen Talschaften auf ihre eigenen Kosten erhalten mußten, so wurden auch die Welt- und Handelsmächte, die sich bisher nach altem, schon den Römern be­kanntem Herkommen der Bündner und Walliser Alpenstraßen be­dient hatten, auf den weit fürzeren natürlichen Weg auf merksam, der sich für den Verkehr zwischen der Lombardei und dem westlichen Deutschland , für die Rheinlande und für den Handel, der aus England kam, eröffnete. Ein grimmiger Kampf entspann sich um Einfluß und Herrschaft im Gotthardgebiete zwischen den Eid­genossen, den Habsburgern, den deutschen Kaisern und den rührigen Mailänder Dynastengeschlechtern, noch bevor man überhaupt daran gegangen war, den neu gewonnenen Verkehrsweg, auszubauen. Schließlich blieben die Eidgenossen in dem Streit um den Besitz der Gotthardtäler Sieger; sie wanderten über den Paß ins Livinen ta! hinüber und erftritten sich das Tessiner Land, den Südfuß des Gotthard . Nun erlangte der Paß allmählich als wichtigster Durch­gang vom Norden nach Süden einen Weltruf. Noch bis zum Be­ginn des 19. Jahrhunderts galt der Gotthard als der höchste Berg Europas , uni in dieser von der Wissenschaft nur schwer widerlegten Mär spiegelte sich die Erinnerung an all die Gefahren, Mühen und Schrecken, die der mittelalterliche Alpenfahrer bei seinem Gang über den Gotthard erfahren hatte. Alle Furcht und alles Grauen vor den wildragenden Bergen gewann ein lebendiges Symbol in dem Gotthard , der alljährlich so große Opfer an Menschenleben und Menschenanstrengungen forderte und dessen Höhe nur mit den ge­waltigsten Strapazen zu erreichen war. Aenostliche Leute ließen fich bei einer Reise über den Paß die Augen verbinden, um nichts von den entsetzlichen unwirtlichen Felsmassen zu sehen. Regen­güsse und Lawinen, gefährliche Brüden und hohe Bölle, alles Un­

Das einzige Mittel aber, um auf den schmalen und holperigen und auch da gab es noch Stellen im Ueberfluß, an denen man fein Saumpfaden rascher vom Fled zu fommen, blieb das Reiten, Pferd am Bügel führen mußte! Im Züricher Landesmuseum be­findet sich ein großer, verregneter und abstrapazierter Damensattel, der besser von alten Reisen über den Gotthard erzählt als ein dides Buch. Es ist der Sattel der Frau von Staël, auf dem die uns ruhige Dame des öfteren die Gotthardreise gemacht hat. Auch Goethe hat den Berg dreimal von der Nordseite aus bestiegen, ohne aber je von der Höhe nach dem Süden hinunterzukommen. Der große Eindruck des Berges läßt sich in seinen Dichtungen verfolgen, und mit ihm beginnt überhaupt die ästhetische Würdigung des Gotthard . In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts fuhr man in der großen gelben Postfutsche herüber. Morettini schuf dann das Urner Loch, den ersten Schweizer Tunnel, und schließlich wurde das großartige Werk der Gotthardeisenbahn ausgeführt. Was wird die Zukunft bringen? In dem neuen Gotthardvertrag, der diefer Tage zwischen Deutschland , Italien und der Schweiz abgeschloffen wurde( Bahn- und Postverkehr, Tariffragen usw.), wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß die Gotthardbahn den elektrischen Betrieb einführt.

Der Kirschbaum.

Morgen, seitdem es Frühling werden will, geh ich den Weg vom Vor achten Tagen fiel er mir zum ersten Male auf. Jeden Dorf zu dem über dem See liegenden Hügel und sehe, was die Wiesen steht alles voll von Kirschbäumen, Apfelbäumen und Birn­Bäume machen. Links und rechts vom Wege auf den Aeckern und bäumen. Reiner ist wie der andere. Die Kirschbäume gleichen sich noch am meisten. Aber die Birnenbäume, das ist ein ganzes Baumvolk von Riesen und Zwergen, Krummen und Budligen, Uebermütigen und Melancholikern. Die zwischendrin versteckten fleinen Apfelbäume sind seltsame Käuze. Sie fahren mit ihren edigen und in alle Richtungen gekrümmten Zweigen in der Luft herum, daß man meint, sie wüßten nicht, wo hinaus vor Leichtsinn und Uebermut. Die Bescheidensten sind noch die Kirschbäume. Sie haben alle etwas Solides an sich. Aber auch unter ihnen gibt es manche, welche die Kraft ihres Stammes zu früh in diden Aeften vergeuden ,, so daß dann nichts Rechtes mehr für die Höhe übrig bleibt, wie das so die Art der Birnbäume ist. Ueberhaupt fieht man den Bäumen im Frühjahr, kurz vor dem Ausschlagen, am besten an, was sie wirklich sind. In den Formen und Linien des fahlen Gezweiges, in dem der Saft schon quillt, kommt ihr ganzes Temperament zum Ausdrud. Viele stehen da in stropender Kraft, während andere ihr verfehltes Leben im ganzen Aussehen verraten. Manchen sieht man an, wie sie sich trot ärmlicher Verhältnisse ge walttätig durchgesetzt haben, andere stehen auf gutem Boden und in vollem Licht recht ängstlich und bekümmert, wie Geizhälse, die mitten im Reichtum verhungern wollen.

Ueber alle diese Baumvölker aber ragt der junge Kirschbaum empor wie eine junge Königin. Er steht auf einem ganz kleinen Hügel und gefiel mir auf meinem ersten Spaziergang durch die selbstbewußte, frohe Art, wie er von dem glatten runden Stamm seine Zweige mit einer gewiffen Feierlichkeit nach allen Seiten in die Luft streckt. Kein bißchen Moos war auf seiner Rinde zu sehen, und seine Zweige verästelten sich zu Tausenden dunkler Finger­chen, durch die man den matten, morgenblauen Spiegel des Sees sah. Etwas wie frohe Erwartung lag über der gesunden Gestalt dieses Baumes und das grüngestrichene Bänkchen neben seinem Stamm schien ganz stolz darauf zu sein, gerade hier stehen zu dürfen.

Vor einigen Tagen, als alle anderen Bäume noch fahr wie im Winter standen, war mein Kirschbaum plößlich über und über mit grünen Spitzchen besetzt, und rund herum um ihn im Gras waren Hunderte von Maßlicbchen aufgegangen. Es war fein Zweifel, er würde der erste sein, der im Lande blühte. Am gleichen Abend, als diaußen auf dem See die Fischer in den dunklen Kähnen auf der rotüberhauchten Flut lagen, zeigte der Kirschbaum schon seine ersten weißgrünen Knospen. Das war vorgestern abend, und heute morgen stand er im Brautstaat da.

Ich weiß, man wird über mich lachen, weil ich glaube, daß der Kirschbaum genau wußte, wie schön er heute morgen war. Aber ich will zu meiner Entschuldigung doch anführen, daß ein großer deutscher Maler hier am Untersee vor einer mächtigen Trauerweide drüben auf dem anderen Ufer weinen mußte so ergriff ihn deren hoheitsvolle tragische Gestalt. Und wenn man meint, nur Dichter oder Maler oder derlei überspannte Leute glauben solche Dinge, so weiß ich einen berühmten Chirurgen, der die Rosen in seinem Garten nur mit einem haarscharfen Messer schneidet, weil er sagt,

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