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Teines Lebens ein. Seit 1889 fiberfällt ihn ein alutes Nerven-| angesprochen werden können.

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Die letzte Gruppe der Novellen be

Leiden. Es wird mit Aether zeitweilig bekämpft, tritt aber immer handelt die Liebe und die Frauen. öfter, immer heftiger auf und schon im Sommer 1891 fündigt sich Bezeichnender als alle anderen Arbeiten begleiten die Romane der Größentvahn als Vorbote des Wahnsinns an, dem der Dichter des Dichters Lebensweg. Sie beweisen sich bis zu einem bestimmten im Januar 1892 nach verschiedenen Selbstmordversuchen geistig Grade als Daseinsbekenntnisse, als Selbstbefreiungen, ausgelöst und anderthalb Jahre später, am 6. Juli 1893, in einer Jrren- durch die jeweilige Lebenssituation. Hebt Mahn fast bei jeder anstalt zu Baffy bei Paris   auch leiblich erlag. Auf dem Kirchhof Novelle selbst der fleinsten das, was stofflich oder fünstlerisch Montparnasse hat er seine Ruhestätte gefunden. Kein Denkmal gesehen typisch für sie ist, inapp, oft nur mit wenigen Worten, aber prunki dort; nur zwei Säulen, die einen Aufsatz mit dem Namen doch prägnant heraus, so verweilt er bei den Romanschöpfungen des Dichters tragen, ein aufgeschlagenes Buch ihm zu Häupten, natürlich länger. Auch hier zeugt seine analytische Beweisführung tünden dem Fremden, wer hier begraben liegt. von einem feinen Urteil, dem trotz oder gerade wegen seiner Schärfe bündige Klarheit und fichere Buverlässigkeit zu eigen ist.

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Kurz, sehr furz war die Periode seiner Produktivität; streng ge­In seinen ersten drei Romanen offenbart sich Maupassant   als nommen umfaßt sie nur ein Jahrzehnt, nämlich 1880 bis 1891. Aber ein Glutsommer, der überreiche Früchte reifte! Flaubert   hat einer der größten Gesellschaftsfatiriter unserer Zeit. Une Vie"( Gin Leben) ist ein wunderbares Stück normannischer einst dem Werdenden zugerufen: Grundsätze! Für einen Künstler gibt es nur einen: Alles der Kunst opfern." Nun, die Fülle Heimatskunst. Hier ist der Charakter der Normandie  , ja man muß dessen, was Maupassant geschaffen hat, ist mehr als die Erfüllung genauer sagen des Landstrichs um Etretat   aufs intimste festgehalten. jener Marime fie macht erstaunen. Seit 1883 hat er jährlich Das ganze Beieinander von Seemanns- und von Landmannsleben wenigstens zwei Bände herausgebracht; mehrfach drei und vier, 1885 gibt dem Roman die würzige Luft, den Hauch der Scholle", fo fogar fünf Bände! Die Gesamtleistung des Maupassantschen urteilt Mahn sehr zutreffend. Indessen tommt für Maupassant   als Schaffens zwischen 1880 bis 1891 beträgt rund sechs Romane, drei- Satiriker doch am schärfsten sein weltberühmter Roman hundert große und Kleinere Novellen, ein Bändchen Gedichte, einen Ami" in Frage; denn in ihm durchtränkt die Gesellschaftsfatire Band Theater, drei Bände Reisen, von zahlreichen verstreuten Ar- jede Beile. Aus, Bel Ami" spricht der erfahrene Schriftsteller, titeln jeden Gebietes, die zusammen sicher einige Bände füllen der viel herumgekommen ist, mannigfache Schichten und Kreise würden, ganz zu schweigen." Von Maupassant   gilt, was von allen fennen gelernt und an ihnen fühl beobachtet hat. Es ist die Schrift Großen gilt: er gehört der Weltliteratur an. Unter allen Nationen, stellers, die Künstler- und Journalistenwelt im Zusammenhang mit den die mit Ausnahme der Franzosen  - diese seine Stellung bald erkannt Politikern und Finanzleuten, mit intrigierenden und sich amüsieren haben, steht Deutschland   wieder in vorderster Reihe. Seit einigen Jahren den Weibern  , ein wenig auch im Zusammenhang mit allerlei zweifel­befizen wir eine zwanzigbändige Gesamtausgabe der vornehmsten haften Elementen, Hochstaplern und dergleichen.... Bel Ami ist und charakteristischsten Werke Maupassants in der vorzüglichen leber- der dichterische Niederschlag der ungeheuer steptischen Gedanken setzung von Georg Freiherrn v. Ompteda.( Verlag von Egon Maupassants über foziale Stufungen, über Werdienst und Lohn, über alles, was Staat, Tradition, Respekt heißt, was in der Gesell Fleischel). fchaft oben und was unten genannt wird".

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Hierzu tritt nun Paul Mahn mit seiner monumentalen Dar­stellung von Guy de Maupassants Leben und Schaffen, Auch in Mont Oriol  ", bem nächsten Roman, nimmt die im gleichen Verlage. Dieses biographisch- literarische Wert steht bis Gesellschaftsfatire einen großen Raum ein, vor allem in der Aerzte jetzt einzig da; denn in Deutschland   existierte noch nichts; und selbst und Patientenschilderung, aber auch in der Darstellung des gesamten in Frankreich   war nur eine leine Monographie von Eduard Mahnial Erwerbs- und Gründerlebens. In den drei legten Romanen erschienen, die aus Diskretion für die Familie" das Leben Mau- Pierre et Jean"," Fort comme la mort"( Stark wie der Tod) paffants lediglich in flüchtigsten Umrissen stizziert und feine Werte und Notre Coeur" fowie in zwei unvollendet gebliebenen Ents faum streift! Was nun den Wert der Mahnschen Arbeit ausmacht, würfen" L'Ame étrangère und L'Angélus" hat sich Maupassant  ist der Umstand, daß sie, statt bloß eine Lücke zu füllen, den Gegen mir noch vereinzelte satirische Streiflichter auf das Treiben der Ge stand ein für allemal mit fundamentaler Gründlichkeit behandelt. sellschaft um ihn her gestattet. Maupassant wirkt fatirisch, weil Was Mahn in seinem 564 Drudseiten umfassenden Werke bietet, ist nicht den er analysiert", d. h. von Dingen er die Frucht jahrelanger Studien. Es ist ihm gelungen, an den zählt, sondern weil er der objektiven" Methode anhängt, Stätten, an denen Maupassant gelebt und gewirkt hat, kostbare d. h. möglichst hinter einer Handlung, einem Ereignis, einem Aufschlüsse über sein dichterisches Gesamtschaffen, Dokumente und Gespräche steht und nur diese Dinge, ohne Beziehung auf sich, unbekanntes Material aufzuftöbern, das zur Abrundung und Er- darstellt, so wie sie sind. Es wäre jedoch verkehrt, aus der tenntnis feines Bildes und Wesens dient. Hat ihm doch sogar fast Befleißigung peinlichster Objektivität folgern zu wollen, als sei der ganze Briefwechsel vorgelegen. Ueber dem vollen Rüstzeug Maupassant   auch so fühl an feine Werke gegangen. Nein, er war literarwiffenfchaftlicher Gelehrsamkeit, von der fast jede Seite des bon brennendster Leidenschaft ergriffen; nur mußte hernach der Buches zeugt, soll nicht die stilistische Darstellung vergessen sein. Mensch völlig schweigsam hinter den Künstler zurücktreten. Die Mahnsche Schilderung dieses Dichterlebens liest sich selbst wie Dieser Unterschied wird aus seinen Briefen flar; doch auch aus ein Roman; und die Analyse seines Schaffens, die Beleuchtung der journalistischen Tätigkeit, die seiner schriftstellerisch- künstlerischen feiner Stoffe, die Würdigung seiner Technik und feines Stils find voraufging. Mahn widmet diefer Lehrzeit" ein besonderes Kapitel. mit all der Anmut und Grazie gegeben, die der Gegenstand verdient Das sind dankenswerte Aufschlüsse, die hinwiederum durch briefliche und erfordert. So ist denn die Mahnsche Monographie geeignet Auslassungen Maupassants belegt werden, doch auch zugleich der und berufen, die deutsche Gesamtausgabe der Werke Maupassants Unvoreingenommenheit Mahns ein gutes Beugnis ausstellen- ob würdig zu frönen. wohl er in deren Auswahl mit ängstlicher Vorsicht verfährt, um nur Eine Betrachtung dieser Persönlichkeit fraft der allseitigen Durch- ja nicht das honette" Bürgertum zu fränten. Denn Maupassant  , Teuchtung, die sie durch den Verfaffer empfangen hat, lehrt uns er- fo peinlich objektiv er in seinen Werken ist, erscheint um so leiden Tennen, daß hier Mensch und Künstler ein Ganzes find, eines aus fchaftlicher, ungebundener in feinen Briefen und Zeitungsartikeln. dem anderen hervorgehen, eines durch das andere sich erklären. Er hat den Drang, sich mit allen Dingen und Zuständen ausein Und dann Maupassants vielseitige Bildung, die natürlich seine anderzusetzen. Kaum jemals hat ein franzöfifcher Sozialist über die Weltanschauung bertiefte und erweiterte, ihn, weil er zudem die herrschenden Klassen so herbe Urteile gefällt wie Maupassant, Kunst leidenschaftlich liebte, zwang, unerbittlich wahr gegen sich und der bürgerliche Aristokrat. Er wettert gegen die Standpunkte" und das Weltbild zu sein, das er in seinen Novellen und Romanen auf Richtungen", als Kennzeichen der kritiklofen Masse; er macht sich fing. In ihnen tritt uns Maupassant   fo entgegen, wie er leibhaftig lustig über Respekt, Pietät, Tradition", die verhängnisvollsten geartet war, wie er in jedem Falle selbst gedacht und gehandelt hat. und eingefleischtesten Danerkrankheiten des französischen   Geistes"; Wollen wir ihn ganz erkennen, so brauchen wir nur seine Werke, die er zieht gegen die Nachzügler" zugunsten der Vorwärtsdrängenden er mit Recht als eine Sammlung von Lebensausschnitten" be- unter den Menschen zu Felde. Ein Mörder, ein verräterischer zeichnet, eingehend zu studieren. Soldat, so verbrecherisch, so ungeheuerlich er sei, scheint mir weniger Mahn unternimmt eine teils stoffliche, teils ethische und fünftle- haffenswert, ist weniger mein natürlicher und instinktiver Feind als rische Einordnung der Novellen, ohne doch die chronologische diefe Nachzügler mit furzem Blick, die den Vorwärtsstrebenden ihre Entstehungsfolge aufzuheben. Zunächst unterscheidet er solche, in altfränkischen Vorurteile zwischen die Beine werfen: die verjährten denen seltsame Begebenheiten" erzählt werden. Unter das Stich- Lehrsätze unserer Vorfahren, die Litanei der fast schon Sage ge­So ist das Leben" fallen verschiedene Gruppen. Ent- wordenen Dummheiten, der unausrottbaren Dummheiten, die sie weder schildern sie die Ebenmäßigkeit des Daseins" oder die nachpappeln wie ein Gebet." In der Politik findet er die schicken" Er verhöhnt die Sleinigkeit und Armseligkeit des Alltags". Wieder andere Gruppen Diplomaten und die Hohlköpfe hauptsächlich. behandeln die Romödie der Welt", die Ironie des politische Unreife des Pfahlbürgertums, freilich auch die Republikaner  , Daseins", die Grausamfeit des Weltlaufs" oder die im geheimen den vertriebenen Prinzen nachtrauern. Daß die Aber das Prinzip der Graues Elend" und Verfehltes Dasein". Nach- Monarchie fein Jdeal nicht sei, gibt er zu. einander tommen bannt:" Fabliaug", Soziale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ebensowenig, ja er nennt es Geschichten", Bauerngeschichten" Kriegs- ,, drei Lügen der modernen Politik" und beruft sich darauf, daß geschichten"; dann Brutalitäten und Perver die, Proportion", die den Umständen angemessene Stufung fitäten, in denen sowohl die Schonungslosigkeit und Ver- das Gesetz der Welt sei. Aus derselben Verkenning heraus ber achtung der Schicklichkeit als auch Maupassants gelegentliche urteilt er das allgemeine Etimmrecht als größten Blödsinn"! Neigung zu verwegenen Stoffen zum Ausdrud tommt. Meist geben Man sieht hieran, wie wenig sozialpolitische Einsicht Maupassant diefe Novellen furchtbare Bilder von der Verkommenheit fozial hatte oder damals haben konnte. Noch weniger tannte er die Ars zerrütteter Klaffen. Sodann Gespenster und Wahn- beiterklasse, mit so viel warmer Sympathie er sonst immer vom geschichten", die aber alle Muster von Klarheit und Vernunft Proletariat zu sprechen pflegte. Andererseits ist er jedem, nicht find und nur teilweise als geugnisse für Maupassants Krankheit bloß dem vierten" Stande gegenüber frei von jeglicher Senti

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