Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 84.
Sonnabend, den 1. Mai.
Ein gewonnener Tag.
Was auch immer die Bourgeois sagen mögen C. Mai ist kein verlorener Tag für die Proletarier. Aber ein verlorener Tag für die Unternehmer, für die Ausbeuter?
Jawohl. Denn die Ausgebeuteten arbeiten für sich selbst. Und die Arbeit, die sie an diesem Tage leisten, besitzt Höheren Wertes ist geistige Arbeit.
1909
ist der Austrieb des Viehs am 1. Mai ein Tag der allgemeinen Volksfreude, der mit einem Biergelage auf dem Anger begangen wird, früher aber am Abend im Wirtshaus mit Tanz, Essen und Trinken( Kuhschwanz") gefeiert wurde. der Einen Tanz( Hurttanz") kennt man am 1. Mai auch in der Oberpfalz und in Niederbayern . Die Hirten der einzelnen thüringischen Gegenden pflegten einige Beit nach dem Austrieb, am Sonntag vor Pfingsten, an bestimmten Stätten, zum Beispiel an der„ Tanzbuche" oberhalb Frie drichsrodas, zusammenzukommen; während die Herden in einiger Entfernung weideten, bereiteten die Frauen das Essen; mit Beratungen über gemeinsame Angelegenheiten, Essen und Trinken, Musizieren und Tanzen vergingen die Stunden", so erzählen Kück- Schrey in ihren Festen und Spielen des deutschen Landvolkes". In einigen Gegenden Böhmens hat sich ein ähnlicher Gebrauch erhalten wie der oben von Geistige Arbeit verrichten auch die, die die Maiblätter Westfalen mitgeteilte: der Hirte segnet die Tiere und be lesen, die von den kämpfenden Zeitungen des Proletariats sprengt sie aus einem Weihwassertöpfchen, das er nach dem veröffentlicht werden, und auch jene, die den Eindruck befizerin des getroffenen Stückes Bich gibt ihm eine besondere Gebrauch aufs Geratewohl unter die Tiere wirft. Die BeSprechen, den unsere internationale Manifestation im Lager Belohnung. Im Siegerlande werden die Kühe mit der Arbeiter macht und in dem der Bourgeoisie. goldenen Glocken bedacht, wie in den Alpen. Die Hörner werden den Tieren vor dem Austrieb abgeſtumpft, um gegenfeitige Verlegungen zu verhüten. Ein Geschenk in Form von Eiern erhält der Hirte für diese Bemühung.
Geistige Arbeit verrichten die, die an diesem Tage in den Versammlungen dem kapitalistischen Regiment den Prozeß machen und die befreienden Theorien des revolutionären Sozialismus darlegen.
Er ist also ein schöner Tag, der 1. Mai, an dem die Arbeiter, anstatt Mehrwert oder Profite für ihre Sklavenhalter zu schaffen, ernsthaft bestrebt sind, ihre Ketten zu sprengen. Pablo Iglesias.
Walpurgisnacht.
Volkstümliches zum 1. Mai. „ Es trägt der Besen, trägt der Stock, Die Gabel trägt, es trägt der Bock; Wer heute sich nicht heben kann, Ist ewig ein verlorner Mann." Mit diesen Worten aus Goethes" Faust" ist die Walpurgisnacht in aller Kürze gekennzeichnet. Mannigfach sind die Gebräuche, die sich mit dem 1. Mai verknüpfen, dem Tag der Waldburg oder Walpurgis , der Gehilfin von WinfriedBonifazius, die erst in Heidenhein bei Eichstädt in Bayern , dann in Eichstädt selbst beigesetzt wurde. Greifen wir zunächst einige von diesen alten Bräuchen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands heraus.
Vieh
Den Uebergang von den bisher angedeuteten Hirten gebräuchen am Walpurgistag zu den Herenfahrten in der Walpurgisnacht vermittelt eine von Kuhn mitgeteilte Sage. In dieser wird ein Maitagshorn erwähnt, dessen sich die Heren in der Walpurgisnacht bedienen. Aber der Knecht eines benachbarten Gutsbesigers entwandte den Heren das Horn und lieferte es seinem Herrn aus. Die Heren gaben sich nun alle erdenkliche Mühe, wieder in den Besitz des Hornes zu gelangen: Am nächsten Tage ließ sich ein vornehmer Herr bei dem Gutsbesitzer melden und versprach ihm, seine Besigangen mit einer sieben Fuß hohen Mauer zu umgeben, wenn er das Horn zurückgeben werde, andernfalls würde sein Gehöft dreimal nacheinander abbrennen, gerade dann, wenn er sich am reichsten dünke. Der Besizer gab das Horn nicht zurückt, und das angekündigte Unheil trat ein; doch ließ der König die Gebäude wieder aufführen. Das Horn schickte man durch das ganze Land, um zu erfahren, woher es stamme, doch alle Mühe war vergeblich.
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wüsten Drgien in die Nacht vor dem 1. Mai, in die WalDie naheliegende Frage, weshalb der Wolfsglaube die purgisnacht verlegte, ist zunächst mit dem Hinweis zu wüsten Orgien in die Nacht vor dem 1. Mai, in die Walbeantworten, daß dann noch mancher Berggipfel mit Schnee Schon Prätorius bemerkt:" Vor allen anderen haben sie bedeckt ist, den die Heren wegtanzen müssen. Berggipfel zum öfteren anderswo besondere Zweige, so man bei uns find durchweg die Tanzpläge der Heren in der WalpurgisWolburgs may nennet, von einem Baum oder Staude, der nacht. Wir sagen mit gutem Vorbedacht Tanzpläße", denn sonsten viel rothe Beerlein träubleinweise träget, und dessen nicht nur der Blocksberg im Harz ist hier anzuführen, sondern Blätter klein sind, sonsten forbus torminalis, Eberesche, viele andere Blorberge der Heren in ganz Deutschland , wie Vogelber." Prätorius deutet damit einen abergläubischen schon J. Grimm nachgewiesen hat. Daß sich die Heren mit Gebrauch, der vordem( vielleicht vereinzelt auch noch) in dem Teufel verbinden und vermischen", schreibt St. Simrock, Westfalen am 1. Mai, am Walpurgistag, mit dem und zu Walpurgis diejenige unter ihnen, an welcher der Walpurgismai geübt wurde und den man kurzweg das Kalver- Teufel vorzügliches Gefallen hat, zur Herenkönigin erwählt wird, queten nennt. Durch diesen soll, unter dem Hersagen eines hängt wohl mit dem Hochzeitsfeste Buotans und Frouvas zu gewissen Reims ( fast in Bauberform), dem Vieh Fruchtbar sammen, das um diese Zeit, der monnigsten des Jahres, begangen feit übermittelt werden. Der berühmte Erlaß des Großen wird. An die bei dieser Hochzeit geschlungenen Festtänze fnüpft Kurfürsten" von Brandenburg ( 1669) bezieht sich mit wohl auch der Volfsglaube an, wonach die Heren in der folgenden Worten auf diesen Gebrauch: Auf Maitag das Walpurgisnacht den Schnee vom Blocksberge wegtanzen sollen". Vieh gequicket und die Quickruten an die Türen und Hede Strauß aber hat in seiner Neuausgabe von Dulfure( Des Des Hofes ausgestecket." Divinités génératrices) den Ursprung des Herenfabbats weit Im Braunschweigischen trieb man früher am tiefer erfaßt: er sieht in ihm die letzte Form eines geradezu 1. Mai die Kühe auf die Weide, und zwar geschah das durch international zu nennenden Rults im westlichen Europa , bei Mädchen, die eine mit Bändern geschmüdte Peitsche trugen. dem man die Possen der großen und kleinen römischen Auf der Weide oder dem Anger nahm der Dorfhirte das Bieh Drgien in allen Einzelheiten nachahmte. Der Herenfabbat in Empfang. Das letzte Mädchen wurde arg verspottet. Die scheint der altdeutschen Mythologie nicht angehört zu Mädchen tanzten dann mit den Hirten umher, warfen ihn haben. Uralte Kultreste haben sich, wenigstens in übermütig zu Boden, und jedes suchte von den in den Boden Deutschland , weitverbreitete Hirtengebräuche gesteckten Beitschen die längste zu erhalten, da ihr Flachs dann geknüpft, welch' lektere durch die Ausfahrt( Austrieb des auch am längsten wurde. Viehes) in der Jahreszeit( Frühjahr) fest bestimmt waren. Ein drittes Element, das wir deutlich in dem Treiben der Walpurgisnacht erkennen, ist der mittelalterliche Teufelsglaube.
In Ermland bindet der Gemeindehirte am 1. Mai Sen Milchkühen Sletten zwischen die Hörner, damit ihnen nicht die Milch in die Hörner schießt. Im Fränkischen Jura
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