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fondern auch in der Krim   und im perfifchen Gebiete, und es wird| ganges der Deutschen Literaturzeitung" an, bie bon einem leib der Leser die Stadt Karafubazar in der Krim   sehr leicht mit haftigen Schulrat herrührt.( Genauer: Dr. Paul Kauer, Provinzial Schwarz- Waffermarkt übersehen. Nach der schwarzen Farbe findet schulrat und ordentlicher Honorarprofeffor der flassischen Philologie, auch die rote bei Flüssen und Gewässern oftmalige Anwendung, Münster  .) Es muß wirklich nicht gut um die Lehrerschaft stehen, 8. B. Kisil- Jrmat, der rote Jrmat, Kisil- Uzen, der rote Fluß; wenn dieser höhere preußische Beamte zum Schlusse seiner Be­ersterer in der asiatischen   Türkei  , lepterer schon in Persien   sprechung ausruft:... der feindliche Groll, der folche Aeuße fließend. Karstschai, heißt Karsfluß und Arpatichai Gerstenfluß. ringen( der Dichter) hervortreibt und beklatscht, der ist eine Tat­In Mingrelien   führen die Flüsse oft die Benennung Khale. fache. Wo stecken die Wurzeln des Uebels? Davon wäre manches 8. B. Tzcheniz- Khale Pferdefiuß. Das Wort Göl, See, kommt zu sagen; und vielleicht findet sich einmal der Platz dafür. Danach bei türkischen Ortschaften oft vor, wie in: Ainegöl, Spiegelsee, zu suchen jedenfalls haben Eltern und Lehrer gleich viel Ursache; unweit Brussa. Tschesme wird die Quelle oder auch der Brunnen vor allem wäre es eine Aufgabe des Staatsmannes. Als Stachel, genannt, daher nennen auch die Serben und Südslawen   die bei um die Gedanken in Bewegung zu bringen, ist die Studie, die hier Die Ur­ihnen sehr beliebten gemauerten Quellen Tschesma, die meist in anzuzeigen war, ein Werk von schmerzlichem Verdienst." anmutigen Gegenden liegen und den zahlreichen Besuchern zur sachen, Herr Schulrat? Die mögen, soweit es sich um vergangene Erfrischung und zum Vergnügen dienen. Viele dergleichen Jahrhunderte handelt, zum Teil erst noch der Aufklärung bedürfen. Quellen, mit den steinernen Platten, Abffußbassins, Trinkgefäßen Aber warum heute der deutsche Lehrer und zumal der deutsche Ober­und dergleichen werden von den Südslawen als heilige Orte ver- lehrer die Bielscheibe allgemeinen Spottes ist, das tann wohl nur ehrt und sind mit Bildern der Heiligen geschmückt. Von den jemandem unklar sein, der vom Junker- und Pfaffenregiment in Dalmatinern werden dergleichen gemauerte Quellen Bodiga Kulturangelegenheiten noch nichts gemerkt hat. genannt, von Voda  , das Wasser. Obgleich man auch in Deutsch­land Wunderquellen", Mirafelbrunnen, oft in abseits von den Städten liegenden Orten, aufzuweisen hat, so sind diese unserer Erfahrung nach doch nirgends mit einer gemauerten Umfassung umgeben, wenn sie gleich besucht und gepriesen werden.

Nach dieser kurzen Abschweifung kehren wir wieder zu unseren türkischen Benennungen zurück und bemerken, daß die Eigen­schaftswörter esti, alt, und jeni, neu, fowie büjük, groß, und fütschüt, klein, am häufigsten mit den Ortsnamen verbunden werden, wie dies auch bei den Ortsnamen anderer Völker geschieht. Charakteristischer ist bei den Türken die Bezeichnung der Dörfer mit Akbük, Weißbart, Kieselbasch, Rotkopf, usw. In zusammen­gesezten Ortsnamen kommt wohl kaum ein Wort so häufig vor als Hissar, das, gleichbedeutend mit dem ebenfalls oft vorkommen­den Kale, mit Schloß" zu übersehen ist. Es gibt viele Kara­Hissar, Akhisar  , Sarihisar( Gelbschloß), auch führen Flüsse den Namen Hissar, wenn sie bei Städten, die diese Bezeichnung haben, in ihrem Laufe vorbeifließen. Das Wort Hissar soll auch noch eine andere Bedeutung zur Bezeichnung eines Diensttuenden haben, wovon einige das Wort Husar" ableiten, während die Magharen behaupten, daß es aus Huß, zwanzig, und Ar, Preis oder Wert, entstanden sei. Bemerkenswert ist es allerdings, daß die Ungarn   in ihrer Militärterminologie viele türkische   Wörter Haben, die sie während der früheren Kriege von den Türken ent­Tehnten, z. B. Dolmány, türkisch Dolman, das Unterkleid, Tábor, bom türkischen Tabur, das Lager, Sátor, das Zelt, von Tschatir, Vezér von Bezir, der Führer, Kalpat, die Pelzmüze, und noch andere.

Reduttale heißt Redoutenschloß, wogegen Serai mit taste II zu übersehen ist, z. B. Battschiserai, Gartenschloß. Balanta ist eine mit Palisaden versehene Verschanzung und kommt von der deutschen   Plante. Auch im südlichen Ungarn  , wo früher die Türken hausten, führen einige Dörfer diesen Namen. Metsched oder Mesdschid heißt Moschee und At- Metschet( Simpheropol) wird mit Weißkirchen   überfekt. In der Krim   haben viele Dörfer den Namen Dschamin, was so viel wie Bet- ort heißt. Von den Zahl­wörtern fommt besonders die verehrte Zahl 40 oft vor, wie in Kirk- ilissa, Vierzigstadt, auch Jfi( zwei) in Jfi- Dil, Zweizungen, b. h. Landzungen, hescht, acht, in Hescht- bescht( acht Paradiese) und andere. Dere heißt Tal, daher Büjük- Dere, das große Tal, Gög­Dere, das Himmel- Tal. Depe wird mit Hügel überfekt wie in Maldepe, Schatzhügel. Köprili ist die Brücke, und Attsches- Köprili ist so viel als Silberbrücke. Da Kilt die Erde heißt, so bedeutet Stiltschit so viel wie Erdort"

Die Lebrer in Dichtung und Wabrbeit.

Die Lehrer, speziell die Oberlehrer, werden stuhig. Ihre Un beliebtheit gibt ihnen zu denken. Eine Unbeliebtheit, die sie nicht so sehr irgendwelcher persönlichen Erfahrung entnehmen( das ver­hindert Eigenliebel und Einbildung) wie den unverdächtigen Sym­ptomen, die unsere schöne Literatur darbietet. Unter dem Titel Magister, Oberlehrer, Profefforen"") hat Eduard Ebner   ein Buch herausgegeben, das eine Sammlung von Wahrheit und Dichtung in Literaturausschnitten aus fünf Jahrhunderten" ent­hält. Der Berfasser ist Reallehrer" in Erlangen  , tämpft also in eigner Sache, was ja auch der Untertitel Wahrheit und Dichtung" erkennen läßt. Denn da das Fazit der ganzen Uebersicht für die Lehrerschaft sehr betrübend ist, sucht man zunächst einmal einen Teil dieses Fazits als Uebertreibung und Entstellung zu brandmarken. Aber es bleibt noch mehr als genug des Schlimmen. Das erkennt auch eine Rezension des Buches im 16. Heft des laufenden Jahr­

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Es begibt sich übrigens bei der erwähnten Rezension des Buches, daß der Schulrat einsichtiger und nüchterner urteilt, als der Reallehrer. Letterer nämlich spricht von planmäßiger( 1) Serabsetzung" der Lehrer in Romanen und Theaterstücken. Diese dünkelhafte und oberflächliche Auffassung einer kulturhistorischen Tatsache weist Kauer zurück, indem er die zitierte Forderung nach Aufklärung der Ursachen erhebt. Es muß nun in der Tat auch über das gegenwärtige und befremdend für uns nicht überraschende Schulelend hinaus wirken, daß das ganze von Ebner gesammelte Material, mit wenigen Ausnahmen, Anklage- und Spottschriften darstellt. Von der Selbst­biographie des Rektors Thomas Platter  , der 1582 in Basel   starb, bis zum Flachsmann als Erzieher". Wenigstens zählen Ebner und Kauer den Flachsmann mit als eine Schrift, die sich gegen die Qualität der Lehrer richte. Das gibt nun freilich zu denken. Denn gerade in der Zeichnung der sozusagen sympathischen Typen des Fleming und des Schulrats entwidelt Dtto Ernst einen fagen wir: Jdealismus, der das Niveau seiner harmlosen Komödie noch bedenklich drückt. Die Schulmänner stellen also offenbar sehr hohe Ansprüche( lies: haben eine sehr hohe Meinung von sich), wenn ihnen die Verteilung von Laster und Tugend im Flachsmann- Stüd zu un günstig erscheint.

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Anders freilich ist es mit der Berufung auf die Darstellung pädagogischer Typen bei H. Heffe, Wedekind usw. Wenn vorher ein paar( gänzlich obskure) wohlwollende Schilderer des Lehrertums vermerkt werden, so gilt gerade für alle namhaften und selbständigen Schriftsteller die Feststellung Kauers: Nicht mehr freundlicher Spott ist es, was in diesen modernen Darstellungen des Lebens herrscht, sondern grausamer Hohn, grimmiger Haß, leidenschaftlich aus­brechende Berachtung.

Den einzigen größeren Lichtpunkt bieten den beiden bedrängten Pädagogen die Figuren Jean Pauls.- Duintus Figlein und Maria Wuz sind ja nun sehr nette Leute, aber einen Bergleich mit ihnen würde sich doch jeder Oberlehrer entschieden verbitten. Die freund­liche Berulkung wird eben nicht viel angenehmer empfunden als die bittere Verhöhnung. Außerdem zeigen wesentliche Nebenpersonen Jean Pauls ( z. B. der Rektor im, Siebentäs") höchst anfechtbare und widerwärtige Eigenschaften. Immerhin: gerade weil zu der Berufung auf Jean Paul  so wenig Grund vorhanden ist, beweist sie, wie schlecht es um die Sache der Lehrer steht. Die Vermutung, als sei Weimar  " die Ursache des vorübergebenden, bei Jean Paul   vermeintlich gefundenen Umschwunges in der Beurteilung und Schilderung der Pädagogen, ist sicher haltlos. Nichtig dagegen ist der Hinweis auf Rousseau  . Und richtig unterschlagen wird natürlich der Hinweis auf die große Revolution! Es wäre allerdings ein starkes Stück, wenn ein preußischer Schulrat zugäbe oder wenigstens einfähe, daß diese Revolution in ein paar Jahren für den Fortschritt der Pädagogik ( denn selbstverständlich ist es dieser tatsächliche Fortschritt, nicht etwa Jean Pauls private Auffassung, was den Umschwung" herbeiführte) zehnmal mehr geleistet hat als die gesamte mehrhundertjährige offizielle Pädagogik des Junkerstaates.

Wir empfinden die abfällige Darstellung unserer heutigen Pädagogen, wie wir sie bei fast allen Dichtern finden, als zutreffend. Schon das genügt uns, um ein Gleiches von den Schilderungen an zunehmen die Ebner aus älteren Literaturwerken beibringt. Auch brauchen wir uns nur zu vergegenwärtigen, daß Klaffenstaat und Kirche notwendig und immer einer wahrhaft pädagogischen Erziehung feindselig entgegenstehen und daß sie, als die Machthaber, bor  wiegend folche Elemente zu Lehrern machen, die ihren reaktionären Tendenzen Gefolgschaft leisten. Ganz zu schweigen von der for rumpierenden Wirkung, die der Dienst im Klassenstaat, auf schwache und furchtsame Persönlichkeiten ausübt. Auf Grund dieser Er­wägungen darf man der als Spiegelbild wertvollen Sammlung Ebners den Untertitel belassen, aber nicht in dem Sinne Ebners, als ob es sich teils um Wahrheit, teils um Dichtung" handle, sondern in der Auffassung, daß die hier gebotenen Dichtungen aus fünf Jahrhunderten zugleich volle Wahrheit sind. R. Franz.

" Nürnberg  , C. Koch( 1908). XV und 306 Seiten. 8°. 4 m. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.

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