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Der diesmalige Merkurdurchgang war im weftlichen Asien  , in Europa  , in Afrita, in Südamerika   und in der östlichen Hälfte von Nordamerika   jichtbar.

Die Alten haben niemals einen Merkurdurchgang sehen dürfen, weil ihnen das Fernrohr zu ihren Beobachtungen fehlte. Gassendi  war der erste, der am 7. November 1631 einen solchen wahrnahm. Seit dieser Zeit sind 25 Merkurdurchgänge beobachtet worden. Der legte im Jahre 1894. In einem Jahrhundert ereignen sie sich nur dreizehnmal, und zwar immer im Mai oder November.

46 Merkurdurchgänge sind gleich 16 801 Erdentagen und 101 Umläufe unseres Planeten um die Sonne gleich 16 802 irdischen Tagen. Alle 46 Jahre muß also ein Merkurdurchgang im gleichen Knoten eintreten. Der nächste Durchgang wird sich am 7. November 1914 ereignen. Bauschinger in Berlin   hat aus einer Vergleichung der vor dem Jahre 1848 beobachteten Merkurdurchgänge mit der durch die Gravitationstheorie bestimmten Bewegung des Planeten den Schluß gezogen, daß das Perihel( Sonnennähe) der Merkur­bahn sich um etwa 40 Bogensetunden im Jahrhundert schneller bewegt, als es dies infolge der Anziehung aller Planeten unseres Systems tun dürfte. Das legt die Vermutung nahe, daß sich zwischen Merkur und Sonne noch ein größerer Körper befindet, der den Merkur in seinem Umlauf um die Sonne stört. Diesen hypothetischen Körper wollte auch der französische   Arzt Lescarbault  gesehen haben, aber diese Beobachtung ist nachträglich von keinem anderen Astronomen bestätigt worden. Man nimmt neuerdings an, daß nicht ein intermerkurieller Planet, sondern wahrscheinlich die Materie des Zodiakallichtes diese Störung verursachte. Wir find aber noch weit davon entfernt, auch in diesem Punkte eine befriedigende Antwort zu geben, und die Lösung des Rätsels des Bulkan" bleibt - so nennt man den hypothetischen Körper ebenso wie die Frage der Bewohnbarkeit des Merkur der späteren Beit, einem günstigeren Zufalle und besseren astronomischen Hilfs­instrumenten vorbehalten. Felig Erber.

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Ein witziger Regierungsrat.

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wachsenen Mann vor, sondern im Alter jener Knaben, die da Kaufmann" oder" Bäcker" spielen und deren Gehirnentwickelung eben zur Buchstabenversehung ausreicht. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß der Verfasser preußischer Regierungsrat ift! Wesentlicher als die ästhetische Seite ist die moralische. Uthmann spaßt über den Schwertertanz" der Redakteure, die den Gesezesparagraphen zu entgehen suchen. Nun, man braucht nur darauf hinzuweisen, daß diese Redakteure lange nicht so sehr den Baragraphen, als den sattsam bekannten Drahtziehern dieser Baragraphen durch Klugheit zu entkommen suchen müssen. Die List und Klugheit aber gegenüber der rohen Gewalt kann nur ein Mensch bekritteln, der selbst mit zu den Organen dieser Gewalt gehört. Aber dieser Ausfall Uthmanns bekommt noch ein ganz be­sonderes Gesicht durch den Mut, den dieser Herr eine Seite vorher beweist. Während er nämlich sonst mit großer Bravour immer die Namen der jeweils Verhöhnten, wenigstens verstümmelt, anführt, verschweigt der tapfere Mann wohlweislich, wem sein höchst gemeiner Ausfall gegen eine Parteigenoffin gelten soll, die einen Knaben verführt! Sie wird als Fräulein und Mutter von sechs Kindern" vorgestellt, und die hierin liegende Ab­sicht der Diskreditierung( ganz abgesehen von der Borniertheit gegenüber Fragen der sexuellen Moral) ist ein Beispiel für die unwahrhaftigkeit des waderen Regierungsrates.

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Im übrigen haben wir keinen Grund, dem Spaßmacher Bictor von Uthmann zu zürnen: so unfähige Gegner dikreditieren ihre eigene Sache und nüßen der unseren. Es ist wie beim Reichs­berband, wo sich ebenfalls selbst der harmloseste Beobachter sagen muß: wer mit so schmuzigen oder dürftigen Waffen bekämpft wird, der muß im Recht und in der Wahrheit sein!

Jeder, der die angebliche Satire liest, wird aus ihr mehr Material gegen die bestehenden Gewalten, gegen Bourgeoistum" usw. schöpfen als gegen uns. Denn das ist der Fluch noch mehr der dummen, als der bösen Tat: daß sie auf den Urheber zurück­fällt. Ein Mensch, der seine sogenannte Satire so läppisch schreibt, daß wir, die Angegriffenen, die angeblich übertreibenden und ver­höhnenden Schlagworte sogar in dieser Verzerrung zum größten Teil noch ernst nehmen und unterschreiben können, ein Mensch also, der so wenig trifft, der sollte doch lieber bei seinen Atten Der preußische Regierungsrat Victor von Uthmann in bleiben als sich mit Dingen abgeben, von denen er so wenig ver­Bosen hat am 1. Mai eine Broschüre herausgegeben unter dem steht wie vom Lautenschlagen. Und bei diesen Akten würde er Titel: Cornelius Tacitus  ," Die neue Germania  ". Ein vielleicht einmal begreifen( wenn er nicht eben die Widerstands­fatirischer Scherz. Dieser Satyr bezwedt eine Berulfung fähigkeit eines Regierungsrates befäße), wie man eine Satire der Sozialdemokratie und läßt deshalb den ollen Tacitus in schreibt. Er brauchte nur ein Bündel preußischer Aften zu excer­ironischer Uebertreibung das Rob" dieser Sozialdemokratie fingen. pieren aus welchem Ressort er wolle und ein paar Duzend Die Quellen des Tacitus   find angeblich eine Anzahl Parteiblätter preußischer Bureaufraten photographieren zu lassen- dann hätte und Zeitschriften, die der Regierungsrat in einer so finnlofen er eine Satire, die alles befäße, was der feinigen mangelt: Ernst­Zusammenstellung serviert, daß man deutlich erkennt: den größten haftigkeit, Wahrhaftigkeit, Ueberzeugungskraft und unwiderstehliche Teil dieser Blätter hat er nicht einmal von außen angesehen. Er Komit. spricht z. B. von der Sächsischen Arbeiterzeitung", die bekanntlich diesen Titel schon seit einem Jahre nicht mehr führt. Andererseits find Verfasser und Berleger auf den unschuldigen Titel der Bremer Bürgerzeitung" hereingefallen und haben ihr nicht nur ein Rezensionsexemplar, sondern auch eine fertige Rezension und einen Waschzettel zugeschickt, aus den der geschmackvolle Reklame­Hinweis auf den immer wieder auftauchenden Ge­danken an ein Sozialistengeset" erwähnt sei. Der Regierungsrat muß es ja wissen!

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Das dünne Heftchen mit fnapp 50 Seiten Text foftet 2 M.1 Die Illustrierung hat der Maler G. Erler besorgt. Ob ihm dafür eine Professur zugesagt ist, meldet der Waschzettel nicht. Uebrigens zeichnen sich die Bilderchen durch technische Züchtigkeit aus, während der Text Uthmanns halb gereimt und ganz ungereimt das Talent eines schwachsinnigen Hochzeitszeitungspoeten verrät. Ja, die erste Hälfte besteht wirklich aus Versen mit richtigen( teils auch falschen) Reimen am Ende und jenem Quasi- Metrum, das die watschelnden Rhythmus von Kühen und Gänsen einem preußischen Juntergemüt wohl frühzeitig anerziehen mögen. Da werden denn nun, wie schon die vom Verlag beigefügte Besprechung" ausführt, in grellen Farben geschildert: die Niederträchtigkeit des Bourgeois tums, der Militarismus, die Agrarier, Gericht und Polizei, Kolo­nialwirtschaft, und sonstige Vaterlandsutopien. Nicht unerwähnt bleiben die Verbrüderungsideen und die freie Liebe; kurz, die Kulturbestrebungen der Genossen" finden eine gebührende" Be­achtung."

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Ich weiß nicht, ob der Regierungsrat diese Besprechung" felber verbrochen hat. Der jämmerliche Stil macht es jedenfalls wahrscheinlich, und außerdem steht das darin offenbarte Begriffs vermögen gegenüber den Zielen und Problemen des Sozialismus auf der gleichen findischen Stufe wie die sogenannte Satire selbst. Eine Reihe von Schlagworten wird in berzerrten und übertriebenen Ausdrücken variiert und die Satire" ist fertig. Die Schiefheit der Anwürfe wird illustriert durch den Illustrator, dessen Jugend­wih eben dazu reicht, die Arbeiter durch eine Ballonmüße zu fenn­zeichnen.

Dabei wissen Uthmann und Erler ganz genau, daß diese Kopf­bedeckung gerade in den Kreisen flassenbewußter Arbeiter nicht anzutreffen ist.

Ueber den ästhetischen Wert des Machwerks ist weiter tein Wort zu verlieren. Die Namen werden auf die höchft_geift­reiche Weise angedeutet", daß Franz Mehring   als Manz Frehring, Paul Singer als Saul Pinger erscheint usw., das genügt wohl als Probe. Man stellt sich danach den Verfasser nicht als einen er­

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Babys im Zoo".

R. Franz.

Eine Reihe hübscher Beobachtungen aus dem Londoner  " 800" erzählt Leslie Mainland in einem englischen Blatte. Der Tier­freund, der jetzt die neuen, im Garten geborenen Ankömmlinge beobachtet, wird da oft zum Zeugen von Szenen rührender Mutter­liebe, bisweilen aber auch von Familienzwisten, in denen Eltern und Kinder nichts weniger als gütlich miteinander auskommen. Eine besonders tüchtige Erzieherin ist die Kamelmutter. Ihre Pädagogik gipfelt darin, ihr Junges möglichst rasch zur Selb­ständigkeit zu erziehen. Es ist amüsant, zu beobachten, wie das kleine Kamel beim Aufwirbeln des Frühlingsstaubes sich mit dem Rücken gegen den Wind auf die Erde legt, den Hals und Kopf weit ausstreckt und an den Boden schmiegt, genau wie seine er­wachsenen Stammesgenossen draußen in der Wüste, wenn die grause Gewalt des Sandsturms sie bedroht. Die Versuche des Jungen werden von der Kamelmutter mit energischen gutgemeinten Rippen­stößen und Büffen unterstüßt, aber die Zeit ist nicht fern, da das heranwachsende Junge sie mit Zinsen zurüdzahlt. Denn die meisten jungen Kamele werden gegen ihre Mütter sehr rücksichtslos und unhöflich, wenn sie zu lange mit ihnen zusammen im selben Gehege bleiben. Seltsam ist es, daß in den Zoologischen Gärten junge Wölfe nur selten gut gedeihen, wenn sie ihren Müttern überlassen bleiben. Im Londoner  " 300" werden die jungen Wölfe von" Nährmüttern" auferzogen: von Hunden; dabei ist es inter­effant, zu beobachten, wie die kleinen Wölfe ungleich kräftiger find als die um einige Wochen älteren kleinen Hunde. Die Jahr­hunderte häußlicher Zähmung haben die Hunderassen so ver­weichlicht, daß eins der spikköpfigen dunkelhaarigen Wolfsjungen es mit einem doppelt so großen jungen Hunde siegesgewiß auf­nehmen kann. Neben den Wölfen spielt eine lustige Familie kleiner Schakale, auch sie stehen unter der Obhut einer Nährmutter, als welche eine Colliehündin fungirt. Die Schakalmutter hat schon zweimal das Schicksal erlebt, ihre kleinen Jungen dahinsterben zu sehen; in beiden Fällen verendeten die kleinen Schakale an einer Hautfrankheit. Die Schakalmutter hatte vor einigen Tagen bei ihrem Diner sich so seltsam benommen, daß man sie chloroformierte, um eine Untersuchung vorzunehmen. Dabei zeigte es sich, daß sie ein Zufall der Natur feine Zunge besaß. Sie war also nicht imstande, ihren Jungen die Garderobe in Ordnung zu halten, d. h. den Bela zu leden, und trok ihrer verzweifelten Versuche, dies zu tun, starben die kleinen Schakale an Hautkrankheiten. Selbst

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