Anterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 91.
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Mittwoch, den 12. Mai.
( Nachbruc berboten.)
Erhaltung der Kraft.
Novelle von Timm Kröger,
4. Rapitel.
Sie finden sich.
Wenn man in Abwesenheit der Tochter die Dienste von Esbes Mutter in Anspruch nahm, dann wurde der Schlüssel auf die Fensterbank gelegt, das Fenster blieb angelehnt, da
Tonnte Elsbe leicht nehmen.
Elsbe ging allein nach Hause, sie hatte Friech Gripp ausdrücklich gebeten, fie nicht zu begleiten. Sie wollte es so Lieber, Martins wegen. Sie ging durch den Garten, kam vor die verschlossene Tür, fand den Schlüssel: die Mutter war geholt worden.
Auf der Diele war alles still, nur aus dem Kuhstall klang ein leises Schnarchen. In der Stube hatte die Mutter eine Porzellankumme auf die Ofenplatte und drei Nüsse hineingelegt. Durch Kumme und Nüsse sprach sie mit ihrer heimfehrenden Tochter. Lag nur eine Nuß darin, so sagte sie: ich bin im Dorf. Wenn zwei Nüsse darin lagen: ich bin außerhalb, vermute aber kleine Fahrt. Drei Nüsse bedeuteten große Fahrt. Nun wußte Elsbe, daß ihre Mutter nicht vor Tag zurückkehren werde. Bei Fritz Otts Frau in Embüren war ein frohes Ereignis fällig. Die Mutter war gewiß zu Frit Otts Frau geholt worden.
Elsbe zündete Licht an und dachte. Sie dachte an Martins Spufgeschichte. Er hatte so einfach und dabei so lebendig erzählt, das hatte bei ihr weggewischt, was zwischen ihnen lag. Das hatte ihr zugleich das Unwürdige, Martins Eifer sucht wecken zu wollen, gezeigt. Es war wunderlich, aber noch wunderlicher, daß sie sich vor Eifersucht nicht zu lassen gewußt, seitdem Martin vor ihren Augen von Dora Pahl geküßt
worden war.
Nach Martins Gespenstergeschichte könne man nicht mehr ruhig zu Bett gehen, hatte Peter Gürd gesagt. Als sie nun einsam in der Sternkate faß, war es ihr auf einmal bedenklich, allein in dem abgelegenen Häuschen zu bleiben. Sie mußte immer an den hellen Glanz denken, der auf die Bettdecke gefallen war, an das Gesicht, das sich über den Kleinen hingelehnt hatte.
der Stubenschwelle.
Plötzlich steht sie auf und steht mit flackerndem Licht auf Ist da einer?" ruft sie laut in die schwarze webende Finsternis hinein. Sie hatte ein Geräusch auf der Diele gehört. Und als sie gerufen hat, stöhnt es wie Klage von der Diele her. Und noch einmal schreit sie auf und läßt das Licht fallen.... Es erlischt sie ist im Dunkeln.
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Es ist ihr gewesen, als ob ein Hauch... ein weicher, haariger Hauch... etwas Unförperliches, als wenn ein Geist an ihren Kleidern vorbei in die Stube geschlichen sei. Ich will fort, ich will fort, ich will die Nacht nicht im Hause bleiben", jammerte Elsbe und tappt nach Reibhölzern, erst vergeblich, dann findet sie Gottlob!.. Sie läßt den Funken aufflammen fie sammelt den Lichtstumpf auf... es wird wieder hell. Aber noch einmal schreit sie Laut und faßt nach ihrem Herzen. Es sitt ein schwarzes Tier auf ihrem Stuhl.
Miau, miau!" sagt das schwarze Tier und leckt sich die Schnauze ihr gutes Räbchen. Das also war das Gespenst. Musche Mau ist, als sie mit fladerndem Licht auf der Schwelle stand, unter ihr weg in die Stube gekrochen.. ,, Musch, was hast du mich bange gemacht!" Elsbe nimmt sie auf ihren Schoß, setzt sich in den Lehnstuhl und lacht... versucht wenigstens zu lachen. Aber so gesund Elsbe sonst auch ist es ist ein Hysterisches Bachen. Sie ist aufgeregt, sie fühlt, daß an Schlaf nicht zu denken ist. Aber sie weiß, was sie will. Ich will nach Büngershof gehen und Jägers bitten, mich über Nacht zu behalten.
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Der Fußsteig von Büngershof nach Altenhof führt über den Reesenkamp. Der Reesenkamp ist früher Wald gewesen,
1909
aber eine umfangreiche Buschwiese geworden, zwar mit Vieh beschlagen, aber immer noch jungfräulich mit ausgerodeten Baumstümpfen und deren Schößlingen besät.
Der Himmel war, als Martin nach Hause ging, zwar flar, und der Mond in vollem Glanz; in den Gründen aber lagerten weiße, aus Dunst und Nebel gewobene Wolfen. Der Fußsteig schlängelte sich auf dem Kamm des Geländes hin; so schritt Martin Uhrhammer wie auf Bergeshöhe einher. In dem weißen Nebel lag hier und da etwas Dunkles. Mit unter waren es Büsche und Baumstümpfe, mitunter Kühe und Büsche und Rühe waren in Duft und Nebel und Schlummer versunken. Martin Uhrhammer erkannte sie nicht gleich und unterschied sie nicht gleich. Bald stand ein Busch berdrieslich vor seinem Schritt auf und ging brummend in den Nebel hinein der vermeintliche Busch war eine Kuh. Bald blieb eine Kuh oder das, was Martin dafür gehalten hatte, liegen, weil es eben keine Kuh, sondern ein Busch war.
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Nach dem Neesenkamp kommt ein Birkenwäldchen, nicht tiefer als zehn Schritt. Das steht schon auf Altenhofer Grund; bei Tage sieht man vom Saum aus die roten Dach ziegel des Backhauses vom Hof.
Auf das Birkenwäldchen folgt eine hohe, trockene Weide; dort lag der Mondschein wie dünner Graupelschnee am Boden. Und was sich darüber erhob jeder Busch und jeder Strauch schwang sich wie, zum Aether empor.
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So log und frog der Glanz der Nacht. Was vor ein paar Schritten noch wie aus dämmernden Fernen nach Form und Umfang gerungen, steht plöglich, wie aus Himmels. höhen herabgefallen, klar und nüchtern vor Martin.
Er nahm den Steg zum Schlachterkoppel. Die Roggenstoppeln der Schlachterkoppel waren frisch gebrochen. Die Acerfurchen glänzten im Mondlicht wie verklärtes Land. Ein frommer Trug täuschte weiße Freude künftiger Jahrhunderte vor. Der kommende Knick der Hagemannskoppel lag sogar einer Wolfe gleich in der Luft und war doch ebenen Schritts zu erreichen.
Der Hagemannskoppel Gelände fällt westlich in gefälligem Bogen nach einem schmalen Tal hinab, das der Ruhmesbach durchfließt. Martin Uhrhammer war noch auf der Höhe und stand still. Ringsum schwieg und atmete die er leichte Tritte und sehe ein dunkles Etwas in der Richtung Nacht, aber inmitten der atmenden Nacht war ihm, als höre des Steigs. Aber Mondschein und Nebel verwehrten ihm das Festhalten von Linien und Form. Der Scheuerpfahl konnte es nicht sein, der stand weiter links. Und immer deutlicher hoben sich auch die Schritte ab. Und dabei ein Rauschen wie von Frauenröden. Es war ganz flar, es fam ihm jemand entgegen. Und was noch vor einer Minute in webender Gestalt umgegangen war, wurde ein Mädchen und sprach als Elsbe Wulffen auf ihn ein.
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Böst Du dat, Mattn?" Ja."
,,, Mattn, dat is schön, dat ik Di drop. Ik bön so
bang."
„ Ja, Glebe..
wer
Und sie erzählte von ihrer Angst. " Ja," entgegnete Martin. Schaden hat, muß Schaden bessern. Nun müssen wir sehen, wie wir es wieder zurechtbringen."
Und es ging rasch nach dem sogenannten Ruhmesbach hinab, der hinter den Gemüsegärten von Altenhof in der Taljenkung fließt. Ein Weg führt hinüber, nach der Sternfate geht's rechts erst am Bach längs, dann das dunkle Redder zum Nebenweg hinauf. Im Redder ist ein Drehfreuz, es führt in ein Tannengebüsch; das Tannengebüsch gehört schon zum Garten der Wulffen, die Obstbäume kommen gleich dahinter, und unter dem Tannendach steht eine Bank.
"
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Als Martin und Elsbe unter den Tannen hingingen, fragte fie, wie sie bei Hans Jäger auf Büngershof gefragt hatte: Mattn, böst mi na dull? Auf Büngershof hatte Martin geantwortet, wie wir wissen dort hatte er einen Pfahl im Nacken gehabt, hier im Garten der Sternkate antwortete er gar nichts. Er setzte sich rasch auf die Bank, rig die, die ihn gefragt hatte: Böst mi na dull?" auf sein nie nieder, umfaßte fie mit langen, mageren, harten Armen,