üa�cr entsprechend ausgelesen oder enthülst werden. Hiermit sind Trupps von Arbeitern und Arbeiterinnen in jedem Hause be- schäftigk, Freie und Sklaven, Neger und Hindus, aber nur wenige Araber. Tie Frauen sind in der Neberzahl; sie besorgen das leichtere Geschäft des Auslesens, wobei ihnen ihre Kinder helfen, während den Männern die schwere Arbeit des Enthülsens obliegt, die durch kräftiges Mahlen zwischen einer Steinplatte und einem großen Mühlstein bewirkt wird. Wenn dabei Bohnen zerbrochen werden, so geht doch nichts verloren, da der Bruch am Platze selber Verwendung findet. Auch die Hülsen werden sorgfältig gesammelt und den Arabern verkauft, die— ganz nach Art von Kaffee— ,�ischr" daraus bereiten: ein Getränk, das im Innern uberall, auch in Aden , mit Vorliebe genossen wird. Einige Hülsensorten sollen übrigens so hoch in: Preise stehen wie Kaffee besserer Qualität. Nächst dem Kaffee werden Häute, hauptsächlich von Ziegen und Schafen, in ansehnlichen Mengen exportiert. Ein anderes Produkt, daS die Kunsttischler brauchen, ist ein wunderbar geädertes Nußbaummaserholz, dessen Herbeischaffung aus dem Gebirge allerdings mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Für den Kleinhandel gilt in ganz Deinen die türkische Scheide- münze, der Piaster, 21 Centimes(16,3 Pf.) wert, während der Großhandel sich zuweilen des 22 Frank 75 Centimes(18,20 M.) geltenden türkischen Pfundes bedient. Tie laufende Münze jedoch ist der Maria-Theresia-Taler, der 2 Frank 60 Centimes(2,08 M.) im Kurse steht und„Talari" heißt. Für die Einfuhr kommen hauptsächlich billige englische, deutsche und amerikanische Baum- wollwaren in Betracht, ferner amerikanisches Petroleum und einige Konserven. Außerdem wird an der ganzen Küste der Schmuggel von Waffen im großen betrieben. Jeden Abend ver- lassen mit obengenannten Erzeugnissen belastete Karawanen Hodeida, um die Städte im Innern, wo die Großkaufleute ihre Abnehmer haben, mit Vorräten zu versehen. Zum Basar oder S u k gelangt man durch mehr oder weniger enge, kotige Gassen, die von Buden von einem oder zwei Quadratmeter Inhalt eingefaßt sind, auf deren Auslagen Waren geringster Art zur Schau gestellt weerden, wie: wenig appetitliches Zuckerwerk und Kuchen, fettige Fladen, Bananen, Datteln und angestoßene Früchte. Eine zerlumpte, armselige Bevölkerung drängt sich in den engen Wegen, Bummler, Kinder, fliegende Händler, die Teppiche, alte Waffen, Tabakspfeifen anbieten. Die goldene Sonne aber verleiht diesen Orten einen Reiz, der in den ärmsten wie in den luxuriösesten Basaren der gleiche ist. Fast genau nördlich von Aden und östlich von Hodeida liegt die Hauptstadt dieses Landes, Sana, der.Thron von Demen ", ein weit ausgedehnter Platz inmitten einer großen Gebirgsebene, dicht von Grün umgeben. Otto Leonhardt schätzt seine Ein- Wohnerzahl auf 50 000, von denen 20 000 Juden sein sollen. Diese Juden sind möglicherweise zum Teil schon um 900 vor Christi ein- gewandert, in der Hauptsache aber doch Wohl erst seit etwa 1200 Jahren in Demen . Sie nehmen eins der drei Stadwiertel ein, das zweite ist die türkisch -arabische Stadt mit den Basaren, den Regierungsgebäuden und den vornehmsten Häusern, das dritte die Vorstadt Bir el Azab, wo viele schöne Villen mit herrlichen Frucht- und Obstgärten, umgeben von hohen Mauern, stehen. Noch heute ist Sana von den alten Wällen mit ihren mächtigen Toren umringt, aber diese sind nur noch Reliquien, und den Schlüssel der Stadt bildet das solide Fort am Fuße des Dschebel Negum. Die Häuser der Stadt find merkwürdig hoch und in einem ganz besonderen und eigentümlichen Stil gebaut, die Straßen zu- meist eng, doch macht der Ort im ganzen einen stattlichen Ein- druck. Die Hauptstraße führt vom Regierungsplatz zu den Basaren; sie ist nicht lang, jedoch durch die besten Läden und durch lebhaften Verkehr ausgezeichnet. Die Basare sind reich und merk- würdig, besonders aber durch herrliche Juwelierarbeiten und Waffen bemerkenswert. Noch interessanter jedoch als die Waren ist natürlich die Menschenmenge in ihrer bunten Zusammensetzung: Hier ein wilder Wüstenbeduine mit bronzener Haut und raben- schwarzen Locken, daneben ein würdiger Kaufmann aus dem Hedschas , in reicher Seide gekleidet, der Turban schneeweiß, die Äugen glasig vom Haschischgenusse, dann wieder ein halbzerlumpter. von Krankheit gepeinigter türkischer Soldat, eine dichtverschleierte Araberin, ein goldstrotzender Pascha. In diesen Typen etwa spiegelt sich das ganze heutige Arabien wider...... Im JVIärkifchen JMufcum� 5. Märkische Volkskunde. Sehr viel ist eS gerade nicht, was uns daS Märkische Museum auf volkskundlichem Gebiete zeigt. Bis heute ist die märkische Volkskunde überhaupt noch nicht in umfassender Weise behandelt worden— von vielen Teilen Deutschlands existieren musterhafte Monographien—, obwohl hier noch ein reicher Schatz zu heben ist und bald gehoben werden muß. sollen nicht die letzten noch vor- handenen und hie und da verstreuten Reste zugrunde geben in unserer Zeit, die mit Dachpappe, mit Slacheldraht und Reklame- Plakaten in die entlegensten Dörfer einzieht. Diese Tatsache schon hätte die Museumsleituug veranlassen niüssen, einmal eine übersichtlich angeordnete und alles Wesentliche enthaltende Sammlung volkslundlichcn Materials aus der Mark dem Publikum vor Augen zu führen. Um so mehr als die Volkskunde mrS ganz überraschende Einblicke in den Volks�eist und in das Werden und Wachsen uuserer Kultur gewährt. Wir treffen in Gegenden, die jetzt erst allmählich dem Verkehr erschlossen werden, auf An- schauungen, Sitten und Gebräuche, die wir mit vollem Recht als rückständig betrachten und vielfach verurteilen muffen, die aber für den Kulturhistoriker unschätzbaren Wert haben; denn sie sind von strotzender Ursprünglichkeit und führen in Zeiten zurück, von denen kein Buch der Geschichte meldet. Jedes Zeitalter, jeder Kulturumschwung ließ in dem Sinne und Trachten des Volkes, besonders der Bauernbevöllemng, einen Rest zurück, und wie in einem geologischen Aufschluß die Gesteins- ablagerungen aus früheren Erdepochen, so lernen wir hierjdie verschiedenen Kulturichichten kennen: bald klar und deutlich ausgeprägt, bald zu einem dichten Knäuel verwirrt. Die Gemarkungen, die Häuser, die Äe- rate usw. bergen gar viele Reste vergangener Kulturperioden. Reste. die oft auf ein ehrwürdiges Alter von Tausenden von Jahren zurück- blicken können. Das gerade läßt im Märkischen Museum die Diodelle und Abbildungen märkischer Dorfanlagen, Häuser und Gehöfte ver- missen; märkische Trachren sind überhaupt nicht vertreten und von den in HauS, Hof und Gewerbe verwandten Gerätschaften ver- hältnisuräßig recht wenige. Es wäre sehr wünschenswert, daß die Museumsverwaltung auch diesem Gebiete einmal ihre Aufmerksamkeit zuwendete. Immerhin verdienen die in Saal 31 und 33 ausgestellten Gegenstände eine kurze Betrachtung. Soweit sie sich im Saal 31 befinden, entstammen sie dem Fischereibetriebe und dem bäuerlichen Leven. DaS Fischerqe werbe kann als ein rein dörfliches an- gesprochen werden; selbst wo es in Städten wie Berlin betrieben lvurde, behielt es diesen Charakter bei: wo die Fischer zünftlerisch organisiert waren, zählten sie zu den„niederen Gewerlen", sie wohnten meist abgesondert(wahrscheinlich drückte sich so der Stammesunterschied zwischen Wenden und Deutschen , ackerbau- und handeltreibenden Kolonisatoren auö) im„Kietz" und in ihrem Ge- werbe haben sich alte Sitten und Gebräuche verhältnismäßig noch am längsten erhalten. Die Netze, Netzstricknadeln, Netz- beschwerer, Fischkästen und andere Sachen sind wohl die Jahrhunderte hindurch die gleichen geblieben, ebenso wie die an der LängSwand und im Schrank untergebrachten verbotenen Fischereigerätc. die zum Hechtfang benutzte Darge und der in dieser Form bei den meisten Völkern gebräuchliche Hechtspeer. Von speziell lokalgeschichtlichem Interesse ist der für ein Fischerdorf charakteristische Schulzenstab aus Pichelsdorf in Form eines Aals. Ein Stock war bis in die Neuzeit hinein allgemein das Abzeichen des Dorfschulzen und ein sehr augenfälliges Sinnbild ihrer dörflichen Machtbefugnisse.— In Berlin haben wir verschiedene Erinnerungen au die frühere Bedeutung des Fischergewerbes, u. a. im Köllnischeu Fischmarkt, dessen Gestalt vom Jahre 1783 ein farbiger Kupferstich wiedergibt. Es war behördliche Vorschrift, daß auf den Märkten Fische nicht unter einer bestimmten Größe verkauft werden durften— um den jungen Nachwuchs zu schonen; man bediente sich eines sogenannten Hechtmaßes(im Schrank), das die Mindestgröße der Fische— zirka 20 Zentimeter— darstellte. Bis in die jüngste Zeit hinein war eins der beliebtesten Berliner Volksfeste der Stralauer Fischzug: zwei Glaskästen au der Fensterwand zeigen eine Anzahl Orden, wie sie die Festteiluehmer sich anzustecken liebten und auf denen vielfach der Zeitgeist und die Tagesereignisse oder bekannte Berliner VollSthpen ihren Ausdruck gefunden haben, zum Beispiel Müller und Schulze aus dem„Kladderadatsch" in verschiedenen Situationen, Lustballons, bekannte Balletcusen usw. Von bäuerlichen Geräten wäre zu nennen em sog Schuitterfaß(am Eingang)— nicht„Schlitterfaß", wie irrtümlich die Aufschrift besagt. Es ist das der Wasserbehälter, der, auf dem Rücken des Schnitters am Gürtel befestigt, zum Feuchthalten des Wetzsteins dient; ferner verschiedene Ellen, die früher in keinem Haushalt fehlen durften, weil den für den Haushalt liefernden Webern die Leinwand nachgemessen werden mußte; dann zwei Hacken, die noch ganz eine uraltertümliche Form bewahrt haben, bc- sonders die eine: Bei ihr ist der Stiel durchlocht, in ihn eingepflöckt steckt ein keulenförmiges Stück Holz, und erst in dieses ist ein kaum halbhandgroßes dünueS Eisenstück eingeklemmt, gerade wie in jenen Zeiten, woMctall, oder noch früher etwa, wo eine Nephritschneide ein kostbarer Gegenstand war. Wir begegnen in gleicherWeisehergestelltenHacken zum Beilpicl bei den Südseeinsulancrn, die bekanntlich zum Teil heute noch nicht über die Steinzeit hinausgekommen sind. Einen ähnlichen Rest aus entlegenen jtuliurfernen stellt der unscheinbare, mit verschiedenen Löchern und Vertiefungen versehene Holzblock dar, der in einer Ecke des Saales ein»nbeachletcS Dasein führt und der noch bis ins 19. Jahrhundert hinein zum Anzünden des sogenannten NotfeuerS diente. War in einem Dorfe eine Viehseuche aus- gebrochen, so führten das die Bewohner auf den Zorn überirdischer Wesen zurück, und gewissermaßen alS sühnendes Opfer wurde in feierlicher Weise das Notfeuer oder„wilde Feuer" entzündet und daS Vieh durch die Flammen getrieben. Und wie überall religiöse Zeremonien gleichsam Versteinerungen ouS vergangenen Kultur- epochcn darstellen, so ist auch in dem NiKseuer nach ein Rest auS den Tagen erhalten, in denen das mit vieler Mühe hervorgebrachte
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26 (15.5.1909) 94
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