©cfcifjr gewesen, feine Ruhe zu verlieren. Das war er nicht gewohnt, und deshalb war er beim Auf- und Abgehen tapfer dabei, seinen Zorn und seine Aufregung zu dämpfen. Zorn und Aufregung empfand er als etwas seinem Wesen Fremdes, als etwas Unkluges und Unzweckmäßiges. Es dauerte denn auch nicht lange, da hatte er es abgestoßen, da war er wieder der alte Jürn, dessen Ruhe allgemein bekannt war... Er konnte sogar lächeln. Elsbe," sagte er und stand mit wohlwollendem und gemütlichem Gesicht vor seiner Braut.Liebe, da führen wir was auf, was wir eigentlich anderen Leuten über- lassen sollten. Es kommt ja doch nichts danach und kommt nichts dabei heraus. Wir wollen's mal vernünftig bereden. Was Du da sagtest, das geht ja nicht, ist nicht überlegt, im Grunde daher auch nicht Dein Ernst... Nein, Elsbe, das geht nicht, und das wirst Du mir nicht antun. Ich will nicht von dein Schmerz sprechen, den Du mir zufügtest, ich will nur von dem Schiurpf reden, den Du auf uns lüdest... Uebermorgen Polterabend, Donnerstag Hochzeit... die Gäste geladen... die Aussteuer angeschafft... der Pastor bestellt ... wir vierzehn Tage im Kasten gehangen... von der Kanzel heruntergekommen... viel schönes Geld gekostet... die ganze Gegend voll von unserer Hochzeit... und da ... auf einmal alles aufheben... oder: die Brautleute haben sich veruneinigt? Nein, Elsbe, das geht nicht, das ist ganz unmöglich. Das würde ja ein Aufsehen und einen Aufstand geben, wie er noch nicht dagewesen ist. Das willst Tu doch nicht machen, das willst Tu Dir doch nicht nach- sagen lassen, das zu denken ist ja lächerlich! Es mag ja sein, daß Du was von Martin gehalten hast und noch an ihn denkst... Du bist jung, warum solltest Du nicht?... Das kommt alle Tage bei Bräuten vor... Und das hat nichts zu sagen. Früher hast Tu Dich darin gefunden gehabt, Frau von Dückerswisch zu werden, nun aber, wo der Tag uaherückt, da fliegt es wieder auf." Jürn machte eine den Gedankenflug andeutende Be- wegung des Handrückens nach der Zimmerdecke zu. Es kommt, fuhr er fort,wieder auf, aber glaube mir, es ist nichts!... Es ist, wie die Weißen Wolken sind, die an Sommertagen am Himmel kommen und gehen, man weiß nicht wohin. lFortsetzung folgt.) I�ateiiimKarbui und Hzctylcn. Das Kalziumkarbid und das Azetylen haben erst im letzten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts in der Technik und in der Weltwirtschast eine Rolle zu spielen begonnen. Große Hoffnungen wurden auf die Entwickelung der Karbidindustrie und besonders der Azethlenbeleuchümg gesetzt, Hoffnungen, die sich zum Teil nicht er- füllt haben. Der Hauptgrund dafür war, daß im Anfange, als die Nachricht von dem neuen, leicht herzustellenden, prachtvollen Be- leuchtungSgos in weitere Kreise drang, die Azetylenanlagen nur zu oft ohne rechtes Verständnis für die Eigenheiten dieses GaseS von nicht fachkundiger Seite errichtet wurden und so durch Enttäuschungen und noch mehr durch Unglücksfälle der an und für sich guten Sache geschadet wurde. Heule befindet fich die Azetylenindustrre nach einer Periode des Rückganges wieder in einer ruhigen, stetigen Entwicke- lung, und sie erobert sich, dank der unbestrittenen Vorzüge des Azetylens für so manche Zwecke ein immer größeres Anwendungs- gebiet. Der eigentliche Entdecker des Kalziumkarbids, das eine Vcr- bindung des Elementes Kalzium(welches den Hauptbestandteil des Kalkes, der Kreide, des Marmors und vieler anderer Stoffe bildet) mit Kohlenstoff darstellt, war der deutsche Chemiker Wöhle r. Möhler beobachtete schon im Jahre 1862, daß sich Wasser, wenn Kalziumkarbid damit zusammengebracht wird, zersetzt und daß sich ein Gas, nämlich Azetylen, bildet, das mit einer stark leuchten- den Flanime brennt. An eine technische Verwertung dieser Eni- deckung war damals bei der äußerst schwierigen Herstellung des Kalziumkarbids nicht zu denken. Erst die Elektrizität bot hierzu einen Weg durch die Erzielnng der ungeahnt hohen Temperaturen im elektrischen Ofen. Die Herstellung des Kalziumkarbids im elektrischen Of<m haben ganz unabhängig von einander der bekannte Physiker M o i s s a n und der Amerikaner W i I l s o n entdeckt. Letzlerem kam eigentlich bei der Entdeckung der Zufall zu Hilfe: Willson war mit Experimenten zur Herstellimg von reinem Kalzium in, elektrischen Dsen beschäftigt und erhielt dabei eine schwarze Masse, die er als wertlos in einen Bach werfen ließ. Es entwickelten sich dabei zum Erstaunen aller starke Gas- mengen, die entzündet mit einer schönen Flamme brannten I Bei weiterer Untersuchung stellte fich heraus, daß die Masse Kalziumkarbid und das Gas Azetylei. war. Diese Experimente sowie die Untersuchungen MoiffanS fanden anfangs der neunziger Jahre des vorige» Jahrhunderts statt. Bald darauf stürzten sich die elektrotechnischen Industrien aller Länder, vor allem die großen deutschen Elektrizitätskonzerne, auf die neue Industrie, besonders da ihrer Entwickelung keine grundlegenden Palente im Wege standen. Ueberall, wo große Wasserkräfte die billige Erzeugung von Elektrizität gestatten, also in erster Linie in der Schweiz   und in Italien  , wurden große Elektrizitätswerke in Verbindung mit Karbidanlagen errichtet. Wenn auch die überstürzte Entwickelung dieser Anlagen Grund genug zu manchem Fehlschlag bot, so haben sich doch die meisten von ihnen sehr gut rentiert, besonders da schon ihre Er- richtung den Industrien Beschäftigung gab. Die Weltprodnktion von Kalziumkarbid dürfte heute über KXI 000 Tonnen a 1000 Kilogramm betragen. Deutschland   allein hat einen Gesamtverbrauch von zirka 30 000 Tonnen, von denen aber 20 000 Tonnen hauptsächlich auS der Schweiz   eingeführt werden. DaS Kalziumkarbid entsteht im elektrischen Ofen einfach da- durch, daß Kalkstein mit Kohle bei einer sehr hohen Temperatur, die über Weißglut liegt, zusammengebracht wird. Diese hohe Temperatur wird durch einen elektrischen Lichtbogen in einem Ofen erzeugt. Es gelangen bei diesen Oese» Ströme von gewaltigen Intensitäten mehrere tausend Ampere(Ampere ist die Maß- einbeit für den elektrischen Strom; eine gewöhnliche Kohlenfaden- Glühlampe verbraucht z. B. in Berlin  >/« Ampere  ) zur Verwendung. Die hauptsächlichste Vertretung, die da? Kalziumkarbid augenblicklich findet, ist, wie bereits erwähnt, die Her- stellung von Azetylen. Diese Herstellung ist im Prinzip äußerst einfach, da daS Karbid nur mit gewöhnlichem Wasser in Verbindung gebracht zu werden braucht, um Azetylen zu entwickeln. Da bei richtiger Luftzufuhr durch geeignete Brenner daS Azetylen mit einer nicht rußenden, sehr hellen und fast rein weißer schönen Flamme verbrennt, schien die Azetylenbeleuchtung bei ihrer Billigkeit die Beleuchtung der Zukunft zu sein, Der hohe Wirkungsgrad deS AzetylenlichtcS, das in seiner Farbe dem Sonnenlicht sehr nahe kommt, beruht hauptsächlich da- rauf, daß es das an Kohlenstoff reichste Gas für Be- leuchtungSzwecke ist; dazu kommt noch eine bestimmte chemische Eigenschaft der Azetylenflamme, die die Temperatur der Flamme steigert und so ihre Lichtausstrahlung erhöht. Wenn trotzdem die Azetylen- beleuchtung nicht die erwartete Verbreitung gesunden hat, so lag das neben den zahlreichen verfehlten Konstrustionen von Eni- wickelungsapparatcn daran, daß man die Gefährlichkeit des Azetylens kennen lernte. Wenn auch die Furcht vor Azetylenvergiftungen un- begründet ist, da Azetylen viel weniger giftig ist als z. B. Kohlen- gas, so ist doch bei unrichtiger Anlage und Behandlung seine Ex- plosionsgefahr zu fürchten. Azetylen greift vor allem Kupfer an und bildet dann sehr explosible Gasgemische. Es ist daher durch gesetz- liche Borschristen verboten, daß an den Apparaten und Gasleitungen aus Kupfer bestehende Teile angebracht iverden. Die ExplosionS  - kraft des Kupferazetylcns ist so stark, daß man es wenn auch ohne Erfolg zu Sprengzwecken verwenden wollte. Reines Azetylen ist nicht explosiv. Wenn hingegen daS zu Beleuchtungszwecken dienende Azetylen mit einer bestimmten Menge Luft gemischt ist ein Fall, der viel eher als beim Leuchtgas eintreten kann, dann gibt das zu den verheerendsten Explosionen Anlaß. Es gilt daher beim Azetylen noch viel mehr als beim Leuchtgas die Regel, einen nach Azetylen riechenden Raum nie mit offenem Licht oder mit brennender Zigarre zu betreten. Eine weitere Explosionsmöglichkeit liegt in der Zersetzung deS Karbids zu Azetylen. Sobald, der Druck über zwei Ltmospären steigt, explodiert das Azetylen bei Entzündung. Ebenso zersetzt sich Azetylen bei einer Temperatur von 780 Grad Celsius unter Explosion in seine Bestandteile. Diese Eigenschaften deS Azetylens mahnen zur besonderen Vorsicht bei den Entwickelungsapparaten, bei denen in erster Linie darauf gesehen werden muß, daß bei der Eni- Wickelung genügend Kühlung vorhanden ist und der Prozeß bei einem niedrigen Druck vor sich geht. Beide Bedingungen werden von den meisten modernen Apparaten erfüllt, so daß eine richtig ge- baute und richtig behandelte Azetylenanlage ohne weiteres als nicht gefährlich bezeichnet werden kann. Besonders ist das bei unS der Fall, wo ziemlich scharfe polizeiliche Bestimmungen über die Her- stellung, Aufbewahrung und Verwendung von Azetylen sowie über die Lagerung von Karbid bestehen. Die wichtigste Bestimmung neben der Anzeigcpflicht ist, daß die Apparatcnräume von Wohn» räumen vollständig getrennt sein müssen. Viel gefährlicher als das gasförmige Azetylen ist das flüssige Azetylen, das vielleicht noch heute deswegen als direkt nn- brauchbar für Beleuchtungszwecke bezeichnet werden muß. Der Gedanke, aus einen sehr kleinen Raum durch Verflüssigung Azetylen zusammenzudrängen, war ja sehr verlockend. Jede Lampe könnte dann ihre Gasanstalt in sich tragen. Aber die furchtbaren Ex» plosionen, die flüssiges Azetylen verursacht hat(Ende der neunziger Jahre z. B. in Berlin   die Katastrophe bei Isaak, bei der drei Personen ihren Tod fanden), warnen vor seiner Verwendung. Erfolgreicher als die Versuche der Verwendung von kompri» mierteni, verstüsflgtem Azetylen scheinen die Bestrebungen zu sein, Azetylen in enter Flüssigkeit gelöst zu verwenden. Als solche Flüssig- keit kommt daS Azeton, eine organische Verbindung in Betracht, in der sich Azetylen sehr stark löst. ES kann ein Liter Azeton zirka 800 Liter Azetylen aufnehmen. Dies gelöste Azetylen hat noch den