- 386 Warum nicht? «Da ist die Artillerie im Gange.", «Der Weg ist ja gar nicht gesperrt!" «Jawohl ist er gesperrt".... Hat unser Bauernvogt nicht gemeldet." Da kann ich nichts über sagen, aber gesperrt ist er*' Das wäre der Teufel!" «Da kann der Teufel auch nichts an ändern." Wahr oder Spaß?" Spaß? Ist das Spaß?" Vor ihnen auf der Heide blitzte ein Feuerstrahl auf. Ein Knall... ein Geräusch... Pfju u ul Das Ein­schlagen eines scharfen Geschosses. Verdommig!" fluchte Uhrhammer, Unteroffizier der Artillerie.Teufel nochmal das kenne ich, die schießen scharf." B pfju u! Verdommig!" wiederholte Martin Uhrhammer.«Da können wir nicht durch." Es krachten ganze Salven. Sollst Tank haben," sagte Martin zu dem Knecht. Sie ritten zurück, und als sie den Hof hinter sich hatten, fing Martin an:Durchs Torf, und dann den Langweg längs, das geht nicht. Elsbs... hast Mut?" Solang Du bei mir bist, Martin, einen ganzen Berg." Dann reiten wir durch den Hechtsee." Hcchtsee?" Hast Bange, Elsbe?" Sticht für zwei Schillinge/ Denn man lost" Da trabten sie in der Richtung nach dem Hechtsee ein donnerndes Manövergefecht im Rücken. O Der alte Fährdamm wäre fester gewesen als der Nicht- weg am Austrom längs über die Wiesen. Der ging über Moorboden und dünne Grasnarben, jetzt war er durch Regen aufgeweicht. Die Durchbrenner wählten aber doch, uni rascher fortzukommen und weil er einsamer war, diese Straße. Böst bang, Elsbe?" Garni, Mattn!" Sie trabten rasch rechts flogen und links flogen und Wer die Köpfe der Reiter flogen Schmutz und Rasenstücke. Kannst Dich halten, Elsbe? Wenn Tu fühlst, daß Du schief kommst, dann fass Loit   in die Mäh:chaarel" Ich kann mich halten, Mattn." Jeden Augenblick fragte Martin:Böst bang, Elsbe?" Und immer antwortete Elsbe:Garni!" Zu ernten war auf den Wiesen nichts. Kühe und Jung- Vieh waren auch noch nicht da, die Hecken und Tore überall offen, und alles war flach und grau und leer. Der Wind war aufgekommen, der Nebel zerrissen, verjagt. Aber alles war flach und feucht und grau und einsam. Sieh, Elsbe," bemerkte Martin und zeigte auf ein Segel, »,da ist die Eider." Der Wimpel regte verdrossene Flügel und Falten,«in Segel   rollte auseinander aber es war grau wie die Welt ringsumher. Elsbe, siehst Du ein bißchen rechts da steht die Eiche, und die Binsen sind auch dabei." Ich seh. Martin." Und weißt Du, was das ist?' Das ist der Hechtsee." Elsbe, hast Bange?" Gar nicht, lieber Martin." Ter Austrom schlängelte sich bald nah. bald fern. Und wenn er nah war, dann sah man den dunklen trägen Strom. Er hat wenig Gefälle, hat immer was Lässiges und Faules und immer was Düsteres. Er fließt und quillt über Morast und Moor. Es ist eine träge und doch eine große Gewalt, eine in ihrer schleimigen Langsamkeit unheimliche nach dem Hechtsee hinstrebende Gewalt... Nun fiel auch der Wind in des Stromes Binsenrahmen ein. Ein tolles Stück, rauschte er, bei dem Wetter durch den Hechtsee zu reiten. Martin und Elsbe ritten weiter und hielten bald auf Hans Horns Bultwiese bei dem kleinen Eichbaum. Die Kanonenschläge fielen seltener, sie unterstrichen aber ein In- fantcriegeknatter, das wie Klappbüchsenschüsse einer Knaben- schlacht herüberdrang.< Falkenstein sah man kaum, und von dem Scheuerpfahl am anderen Ufer gar nichts. Martin Uhrhammer war ab- gestiegen und hatte einen Eschenschaft aus HanS Horns Bult« wiescnhecktor gezogen.«Den nehm ich mit, da haben wi» was zum Vorfühlen." Martin Uhrhammer stand und hielt die Stange in dev Hand. Es war der erste ruhige Augenblick. Zum ersten« mal sah Martin nach Altenhof und nach seinem Dorf zurück. Im Osten kam ein Lichtschein auf und bestrahlte das von der Höhe weich herabfallende, hinter dem Dorf belegene Waldgehege. Elsbe, dreh Dich mal um!". Warum, Mattn?" Sie tat aber, wie Martin gesagt hatte. Wie ist der Wald so schön. Elsbe!" Ja, Mattn, das sag man'mal."'' Und die Häuser all. Der große Knäuel ist Altenhof, links etwas höher ein Tüpfel... das ist euer Haus... Nun wissen sie's auf Altenhof, nun weiß es auch die Mutter." Ja, Martin." Sieh nochmal hin, es vielleicht das letzte Mall" Ja, Martin." Wolln wir auch lieber hier bleiben, Elsbe?" Man ja nicht, Mattn!" «Denn man zu." (Schluß folgt.) IMmmelfaKrts-SymbolLK. Scbon bei der frühchristlichen Himmelfahrtsfeier scheint die Sinnbildlichkeit eine große Rolle gespielt zu haben, doch ist sie im Laufe der Zeit vielfachen Veränderungen unterworfen gewesen. Es legten eben nach kirchenvätcrlichcn Berichten dem.heiligen Fest der Auffahrt" schon die ersten Christen eine hohe Bedeutung bei. Um nun den letzten irdischen Triumph des Heilandes möglichst faß- bar darzustellen, ließ die altgricchischc Kunst unter Anlehnung an Apostelgesch. 1, 912 das figürliche Brustbild Christi von zwei Engeln himmelwärts tragen, wie denn überhaupt noch eine statt- liche Anzahldienstbarer Geister" an dem crhabenchi Akte teil- nehmen. In späteren Jahrhunderten wurde die symbolisch« Vor- führung schon bedeutend grobsinnlicher, trotz der redlichen Absicht, die kirchliche Andacht der versammelten Menge zu heben: Auf einer künstlichen Erhöhung im GottcShause Oelberg genannt stand die lebensgroße Figur Christi mit ausgebreiteten Armen, gleichsam die anwesenden Gläubigen segnend. Um das hölzerne Bild standhaft zu machen, war es in möglichst unauffälliger Weise mit dünnen Stricken gehalten, die am Kirchenhimmel befestigt wurden. Nach einer feierlichst ausgeführten Prozession durch das Kirchenschiff unter Absingung des 122. Psalms hielt der amtierende Priester mit der andächtig lauschenden Gemeinde eine liturgische Zwiesprache im Namen Jesu. Die indes aufgestiegenen Weihrauchdämpfe hüllten schließlich das ganze Bildnis ein, das nun .szusehends vor ihren Augen" emporfuhr! Zwei Männer in weißen Kleidern, hinterm Altar hervortretend, verkündeten darauf der harrenden Schar mit lauter Stimme die einstige Wiederkunft des aufgefahrenen Gottessohnes zum jüngsten Gericht.... Im späteren Mittelalter gestaltete sich die kirchliche Himmel- fahrtsfeier noch wahrheitswidriger und irreführender, j« sie artete zum Mummenschanz aus, denn man ließ unmittelbar nach der geschilderten Auffahrt ein angezündetes Fratzenbild aus der Höhe herabfallen, das im Hinblick auf Luk. 19, 18 den leibhaftigen Satanas verkörpern sollte. Unter rohem Jubel stürzte sich das an- wesende Kindervolk über den am Boden liegendenAntichrist" her und bearbeitete ihn so kräftig mit schwanken Ruten, daß sich das formlose Ungetüm funkenstiebend in größere und kleinere Fetzen auflöste. Hieraufsiel Brot vom Himmel herab" in Gestalt von Marzipan, Zuckerplätzchen, Honigkuchen und anderen Süßig- leiten, und indem sich die begierigen Andächtigen um das köst- licheManna" balgten, kam urplötzlich ein starler StrahlWasser des Lebens" auf sie herabgeschossen, der den verflochtenen Menschen- knäucl blitzschnell auflöste und zu lautem Gekreisch und Gegröhl veranlaßt?. Die Reformation machte dieser Art Himmelfahrts- shmbolik den GarauS. Nur in manchen katholischen Gegenden lebte der seltsame Brauch fort, und noch heut« wird in einigen Dörfern des alpinen Allgäus der göttliche Auffahrer im Gotteshauseehr- bar" dargestellt. Dabei achten die Kirchcnbesucher genau auf die Himmelsrichtung, nach der das aufgezogene Jesusbild sein Antlitz wendet, denn dort sollen die meisten Gewitter aufsteigen. Ein bekanntes Sprichwort am Lechrain sagt: Wo sich unser Herrgott hindreht, Da der Wind hergeht." Rein symbolischen Charakter hat auch so mancher Glaube und Brauch, der mit dem kirchlichen Feste�scenzio Domini'(Himmel­fahrt des Herrn) verknüpft ist. So wird in Schlesien   behauptet: Auf Christi Himmelfahrt   öffnet sich der Himmel und läßt alle feurigen Erscheinungen durch." Damit will man andeuten, daß an diesem Tagedas himmlische Zelt" gleichsam einen Spalt auf- weist, ähnlich wie am 40. Tage nach der biblischen Auferstehungs-