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Wortes als Barometer gelten können, bei denen jeder Wetter| Vorhaut in Rom aber die allein echte feit. Nun entbrannte ein umschlag, jeder kommende Regen sich Stunden vorher ankündigt. regelrechter Kampf. Die Antwerpener, die bei den VorhautswallWird, wie gesagt, beim Ausbruch des Gewitters und bei fahrten ein gutes Stück Geld verdienten, gingen scharf für die EchtEintritt der Gewitterfurcht faum die Erwägung von Nußen sein, heit ihrer Vorbaut los. Und es gelang ihnen auch, ihre Reliquie daß diese Furcht unberechtigt ist, so kann es immerhin doch nichts wieder zu Ansehen zu bringen. Eine neue Gilde oder Brüderschaft schaden, im allgemeinen zu anderen Zeiten darauf hinzuweisen. wurde gegründet, die statutengemäß aus 24 der höchsten Kleriker und Die Gewittergefahr ist außerordentlich gering, sie wird mit Laien von Antwerpen und Umgegend bestand und den Kultus der jedem Jahre geringer, je mehr Telegraphenstangen, Telephon- Beschneidung nach Kräften zu fördern suchte. Beim Bildersturm im leitungen und andere ähnliche Anlagen, selbst Wasser- und Gase Jahre 1566 ist die Reliquie dann verschwunden. Der Kultus aber leitungen, hergestellt werden, die die elektrischen Entladungen in dauerte, wie gesagt, bis ans Ende des 18. Jahrhunderts. die Erde leiten. Daraus ergibt sich, daß die Gewittergefahr in Das römische Präputium hat ebenfalls eine merkwürdige der Stadt weit geringer ist als auf dem Lande, besonders in Geschichte gehabt. Es wird zuerst im 12. Jahrhundert erwähnt: als großen Städten, wo geschlossene Häuserreihen vorhanden sind. Aber in der Lateranbafilita des Papstes liegend, aufbewahrt in einem auch stehende und fließende Getwässer und hohes Grundwasser Schreine von Zypressenholz, unter einer Balsamschicht, inmitten eines bilden Leitmasten, die die Ausbreitung des Blizes ins Erdinnere mit Perlen und Edelsteinen verzierten Kreuzes von reinstem Golde. befördern. Ueber diese Vorhaut in Rom hat es einen merkwürdigen Streit gegeben: Bapst Innozenz der Dritte warf die Frage auf, ob denn Christus bei der Auferstehung nicht alle Teile seines früheren Leibes, also auch das Präputium, angenommen habe! Er selber bejahte die Frage. Andere stritten da gegen. Derweilen aber wurde die Reliquie nach wie vor mit dem größten Pomp verehrt, besonders als jene oben genannte schwedische Jungfrau fich für fie ins Zeug legte. Es nügte nichts, daß Johann Huß die Geschichte als einen Betrug brandmarkte. Die Bevölkerung strömte, auch als die Reliquie von einem Soldaten geraubt und nach Kiterbo geschleppt war, in Haufen zu diesem interessanten Fleischstückchen hin. Noch jetzt wird die Vorhaut Chrifti dort verehrt, doch ist eine Bewegung im Gange, die Reliquie aus der Kirche zu entfernen und sie aus dem Kultus gänzlich ausscheiden zu lassen.
Freilich, wenn man vom Gewitter im Freien überrascht wird, im Wald oder auf Landstraßen, so ist die Gefahr schon größer. Indessen kommt es auch da sehr auf die Landschaft an. Ganz ausgeschlossen ist die Blizgefahr auf Salfboden, sehr gering auf Tonboden, etwas weniger auf Sandboden, und viel weniger gering ist die Gefahr auf Lehmooden. Aus diesen Bodenverhältnissen ist es erklärlich, daß in Süddeutschland und Desterreich die Gefahr geringer ist als in Norddeutschland.
Auf der Höhe, auf dem Berge ist die Blizgefahr größer als im Tal; bei alleinstehenden Häusern, Bäumen usw. ist der Aufenthalt besonders gefährlich. Indessen ist die Blizgefahr nicht bei allen Bäumen gleich groß. Ein alter, in Süddeutschland im Schwange befindlicher Reimspruch besagt:
,, Vor den Eichen sollst du weichen, Vor den Fichten sollst du flüchten, Auch die Weiden sollst du meiden,
Doch die Buchen magst du suchen."
Eine Bestätigung dieses Spruches ergaben langjährige Beobachtungen über Blikschläge in den Wäldern Lippe - Detmolds. Diese sind so reich an Buchen, daß auf je zehn Bäume ungefähr sieben Buchen kommen, und dennoch ist in elf Jahren keine einzige Buche getroffen worden, dagegen 86 Gichen, 20 Fichten und 4 Kiefern. Der Grund für diese Verschiedenheit liegt bermutlich in der Verschiedenartigkeit der inneren Struktur der Bäume. Hat man nun aber, vom Gewitter überrascht, keine Wahl, und muß man in der Nähe von Bäumen bleiben, so suche man lieber Baumgruppen auf, Bäume, deren Gezweig ineinandergeht. Bei einzelnen Bäumen aber muß man einige Meter vom Gezweig sich entfernt halten. Auf offener Landstraße, im Felde bleibe man nicht im Gewitter stehen, ebensowenig laufe man. Das beste ist: sich lang auf den Boden legen oder in der Windrichtung langsam weiterschreiten.
Innerhalb des Hauses halte man sich in der Mitte des Bimmers auf, von den Wänden, Gas- und anderen Leitungsröhren entfernt, auch fern von großen Spiegeln, die mit ihren Quecksilbermengen Gefahren bieten, wenn solche überhaupt vorhanden sind.
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Daß dies für gewöhnlich nicht der Fall ist, beweist uns die Statistik, die in nackten Zahlen verkündet, daß weit häufiger ein Mensch von allen möglichen anderen Gefahren Ueberfahren und arderen Straßenunfällen bedroht ist als von Blitschlägen, die bon Jahr zu Jahr an Zahl geringer werden, während andere Gefahren zunehmen. Ganz sicherlich z. B. kann man sagen, daß der Heitere Himmel( Sonnenstich und Hitzschlag) weit mehr gefundheitliche Gefahren für die Menschheit hat, als der von Gewitterwolfen umzogene. Dr. Ostar Wegener.
Das Präputium Chrifti
Außer Rom und Antwerpen macht noch Charost, ein französischer Drt nahe bei Boitiers, Anspruch auf den Besitz der Vorhaut Christi. Auch hier wird die Reliquie noch heutzutage aufbewahrt, gezeigt und verehrt. Endlich begegnet uns noch in Hildesheim eine Spur dieses Vorbaut Kultus . Ganz bor furzem nämlich ist im batikanischen Archiv ein bon einem Augenzeugen stammender, sehr ausführlicher Bericht bon allerlei Fastnachtspossen, die 1545 in Hildesheim inszeniert waren, aufgefunden worden. Hildesheim war damals gerade protestantisch geworden, und einige junge Leute vergnügten sich damit, ehemalige fatholische Reliquien in lächerlichem Umzuge durch die Straßen der Stadt zu führen und mit ihnen Unfug zu treiben. Unter diesen Reliquien wird nun auch eine Nachbildung der goldenen Kapsel erwähnt, in der die Vorhaut Christi zu Hildesheim aufbewahrt vurde, wie alle alten Geschichtsschreiber aus Hildesheim berichten".
Kleines feuilleton.
Medizinisches.
Die Serumbehandlung der Furunkeln. Die operative Behandlung der Furunkulose durch Einschnitt in die franken Stellen und Entfernung des Eiters ist jetzt versuchsweise durch Einsprigung eines neuen Serums ersetzt worden. In der letzten Sizung der Pariser medizinischen Akademie hat Mauté über diese Behand lungsart Mitteilung gemacht. Der Patient erhielt Einspritzungen eines Antistaphylotoften- Impfstoffes, der durch Emulsion von den aus feinen eigenen Pusteln entnommenen Staphylokokken in physiologischem Serum gewonnen war. Diese Emulsion enthielt 250 Millionen Koften im Kubilzentimeter; sie wurde durch wiederholtes Erhizen auf 53 Grad Celsius sterilisiert. Mauté vermochte in zahlreichen Fällen, die nach dieser Methode behandelt wurden, festzus stellen, daß der Impfstoff die Furunkelbildung zum Stehen brachte.
Ethnographisches.
Neue Zigeunerforschungen hat Dr. Slot veröffent licht, die eine Fülle von Mitteilungen über Geschichte und Sitten zu deutsch : die Borhaut Jesu Christi . Man sollte es für ein Tendenz- dieses merkwürdigen Stammes bringen. Dr. Stot hat dazu Quellen märchen aus der Zeit der Pfaffenfresserei halten, aber die neuesten erschlossen, die bisher kaum verwertet worden sind. Aus diesen hat Forschungen bestätigen es: Die Vorhaut Christi ist früher mit all er zum Beispiel elf altertümliche Zigeunermelodien ges Sem Glanz, der einer direkten Christus Reliquie zulam, gefeiert schöpft, die hier wohl zum ersten Male gedruckt sind. worden! Im letzten Heft des Archivs für Stulturgeschichte" be- Beachtenswert ist die Feststellung, daß die Zigeuner seit alter schäftigt sich Profeffor Otto Clemen mit dieser seltsamen ChristusReliquie und er kommt zu folgenden Resultaten:
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Wie um alle berühmten und einträglichen Reliquien stritten sich auch um das Präputium Christi mehrere Städte. Luther erwähnt im Jahre 1530 deren drei. Hauptsächlich handelte es sich um Antwerpen und Rom . Antwerpen besaß nur ein Stück der Vorhaut. Ein Kaplan Gottfrieds von Bouillon soll es in Palästina aufgefunden und mit nach Europa gebracht haben. 1114 wurde die Reliquie vom Klerus und Bolt feierlich eingeholt und genoß von nun an die größten Ehren.(!) Der heiligen Vorhaut wurde eine prächtige Kapelle mit Marmors altar gebaut. Es bildete sich eine Bruderschaft, die einzig den Kultus der Borhaut Christi propagierte. Dieser Kultus hat bis an das Ende des 18. Jahrhunderts in Antwerpen bestanden. Auch ein besonderes Wunder" wiro von der Reliquie erzählt: Eines Tages während der Messe soll sie plöglich- geblutet haben. Das Antwerpener Stück der Vorhaut lam ums Jahr 1400 ziemlich in Migkredit. Die heilige Brigitta aus Schweden nämlich erhielt eine Offenbarung, nach der das Antwerpener Präputium unecht, die
Verantw. Redaft.: Carl Wermuth, Berlin - Rigdorf.- Drud u. Verlag:
Zeit den Brauch gehabt haben, ihre Toten im Verborgenen zu begraben. Das taten sie namentlich in der Weise, wie die Westgoten ihren König Alarich bestatteten. Sie leiteten nämlich Flüsse aus ihrem Bett, begruben in diesen die Leichen und leiteten das Wasser dann wieder in seinen alten Lauf zurück. Die Habe der verstorbenen Stammesbrüder wurde verbrannt, und diese Sitte wird von den in England lebenden Zigeunern noch heute beobachtet; ihr Ursprung soll aber nicht auf dem Glauben beruhen, daß die Besitztümer dem Verstorbenen in die Geisterwelt nachfolgen, sondern auf der Annahme, daß die Seele mit dem Körper und dessen Eigentum so fest verbunden ist, daß sie nur nach der völligen Zerstörung des ganzen Besizes Freiheit er langen tann. Sonderbar ist auch der Brauch, die Lieblingsspeise eines verstorbenen Verwandten während der ganzen Lebenszeit zu meiden, ferner der Glaube, daß Gefäße durch die Berührung, mit der Zunge eines Hundes oder mit dem Hemd einer Frau berunreinigt werden. Diese Anschauungen werden als Ueberbleibsel orientalischer Gebräuche erflärt.
Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.