Ein grober Teil der Endmoränenzüge im norddeutschen Flach- land ist bis jetzt untersucht worden: besonders schön ausgebildet ist die uckermärkische Endmoräne, die sich in südöstlicher Richtung von Mecklenburg auS durch die Ucker - bis in die Reumark deutlich ver- folgen läßt. Drei einzelne Stationen des Gletschers lassen sich bei ihr unterscheiden, von denen die südlichste Endmoräne am besten ausgeprägt ist, die von Neu-Strelitz und Tenipli» her sich über Joachimsthal , Chorin , Oderberg erstreckt: eine zweite Linie geht von Fürstcnwerder bis GerSwalde in der Nähe von Anger- münde; die dritte, nordöstlich von Prenzlau beginnend, bis Garz . Von den Endmoräncnhöhen beobachten wir die langen Abflußrinnen des Schmelzwassers, bei Joachimstal vom Werbellinsee , bei Chorin durch das Ragöscflietz, den Stadtsce usw. ausgefüllt. Hinter den Moränenbögen aber staute sich auf dem lehmigen, undurchlässigen Grunde mit dem Rückzüge des Eises das Wasser und bildete rund- licbe, flache Seen, wie den Grimnitzsee bei Joachimstal , bei dem man besonders auf den Niveauunterschied mit dem Werbellinsee achte, der die Undurchlässigkeit de ? Untergrundes beweist, ferner die ver- fchiedenen Seen bei Chorin , Brodowin Weißer, Brodowin -, Paar­steiner See, Plagefcnn die beiden letzteren wegen ihrer eigen- artigen Vegetation bei Botanikern berühmt. Einen hervorragend schönen Blick über die hügelige, abwechse- lungsreiche Endmoränenlandschaft geivährt uns ein Feldweg, der östlich der Chaussee vom Bahnhof Werbellinsee nach Joachimstal führt, auf das Hinterland des Joachimstaler Bogen?, ferner der Schütteberg zwischen Brodowin und Chorin besonders auf die Umgebung des Paarsteiner Sees und der Pimpinellenberg bei Oderberg , von dessen Aussichtsturm wir den ganzen Odcrberger Endmoräncnzug, sowohl seinen Verlauf nach Norden wie sein Vor- land im Süden, überschauen und von wo wir auch seine Fortsetzung nach der Reumark hin über die Neuenhagener Insel weg verfolgen können. Ueberall führt UNS der Weg an Mergel -, KieS- und Stein- gruben vorbei, die zunial bei Liepe in den Hügeln nördlich des Dorfes sich in besonders großer Anzahl befinden und in denen sich die charakteristische Blockpockung ausgezeichnet beobachten läßt. Wer mit einiger geologischer Findigkeit und einem Hammer I aus- gestattet ist. der findet in den Kies- und Steingruben bei Joachims- tal, Chorin , Oderberg , Brodowin , Herzsprnna, Bölkendorf usw. und auf von den Bauern längs der Wege aufgeschichteten Stein- Haufen mannigfache Versteinerungen auS nördlicheren Gebirgen (selbst kleine und größere Stücke Bernstein lassen sich manchmal'auS dem Geröll herauslesen I>: tertiäre Muschelkonglomerate, Muscheln und Seeigel au? der Kreide und dem Iura: und aus noch viel, viel früheren Zeiten, die weit vor die Entstehung der Steinkohle fallen besonders aus der sogenannten Silurzeit Orthoceren- und Crinoidenkalk und darin: in jenen die eigentümlichen, bald ge- streckten, bald mehr Posthorn- oder schneckenhausähnlichen Gehäuse von urtümlichen Verwandten unserer heutigen Tintenfische, in diesem die Stielglieder eines äußerlich einer Pflanze gleichenden Tiere?, dessen lilienkuospcnähnlicher Leib an einem oft hunderte von Metern langen Stiel im Meere herumschwamm. eg. Kleines feullleton» Ans dem Pflanzenleben. Die Lebensdauer abgeschnittener Blumen zu verlängern, ist das Bestreben vieler Forscher. Jahrelang werden nach dieser Richtung hin schon Versuche unternommen, die zwar manche? interessant-wissenschastliches Ergebnis brachten, jedoch immer noch nickt so weit gediehen sind, daß die Praxis erheblichen Nutzen daraus schöpft,, könnte. Besonders umfangreiche Versuche der Art werden an der Landwirtschaftlichen Schule in Reimes (Frankreich ) ausgeführt. Den früheren Veröffentlichungen über diese orschungen sind kürzlich die Berichte über die Versuche der beiden tzten Jahre gefolgt. Hiernach kamen insgesamt über 10 000 Ver­suche zur Durchführung, bei denen sich als bestes KonservierungS- mittel eine Lösung von Rohrzucker erwiesen hat. Mit solcher Lösung wurde bei manchen Blumen, wie Chrysanthemen, Margueriten und Tulpen eine doppelte und dreifache Lebensdauer erzielt. Andere Blumen wieder hielten sich in Zuckerlösung weniger gut als Blumen gleicher Art. die in reinem Wasser standen: solche Blumen waren unter anderen Flieder, Lilien, wohl- riechende Erbsen, Pelargonien. Ausschlaggebend zeigte sich die Stärke der Lösung; die günsfigsten' Resultate wurden mit 2 bis LOprozentiger Lösung erzielt. Bei Versuchen mit Nelken stellte sich heraus, daß die Lösung zwischen 10 und 15 Proz. sein mutz, wenn ein günstiger Erfolg erzielt werden soll. Selbst bei den ver- fchiedenen Sorten einer Blumcnart sind verschieden starke Lösungen erforderlich. So stellte sich bei Rosen heraus, daß einige Sorten mit 5 Proz. Lösung zufrieden waren, während andere sich in solcher Lösung weniger widerstandsfähig zeigten, als wenn sie in reinem Wasser standen. Die meisten Rosensorten hielten sich in einer Lösung von 7 bis 10 Proz. am besten. Bei Chrysanthemen lag die Grenze zwischen 15 und 17 Proz. Bei anderen Versuchen wurden die Blumen mit ihren Stielen mehr oder minder lange Zeit in eine konzentrierte Zuckerlösung ein- getaucht und Hann in reines Waffer oder in Wasser mit Zuckerlösung geringeren Grades gestellt. Hierbei zeigte sich, daß manchmal Blumen, die l1/» Stunden lang in einer dOprozentigen Zuckerlösung standen und dann in reines Wasser oder in Wasser mit scharfer Zuckerlösung kamen, sich länger hielten als die Blumen gleicher Art, die nicht in der starken Zucker- lösung gestanden hatten. Derlei Resultate, wurden bei Nelken, Rosen, Päonien und Ringelblumen beobachtet. Recht verschiedenartig gestalteten sich auch die Versuche mit Salzlösungen. Kochsalzlösungen wirkten oft ähnlich wie die Zuckerlösungen. Während nun diese beiden Mittel häufig die Knospenentfaltung günstig beeinflußten, so bei Rosen, zeigten Lösungen von Chlorkalium eine Wirkung in entgegengesetzter Rich- tung. Gute Resultate mit Kochsalzlösungen erzielten die Forscher u. a. bei Ringelblumen und bei Stiefmütterchen. Doppelphosphor- saures Kalium wurde als ein gutes Mittel zum Erhalten von Orchideen erkannt; es gelang, mit einer solchen Lösung die Lebensdauer dieser Blume zu verdoppeln. Dieselben Blumen und auch Chrysanthemen hielten sich recht lange in einer Mischung von Zuckerlösung und doppelphosphorsaurem Kalium. Viele Korbblütler blieben vorzüglich frisch in Weingeist lösungen; Lilien und Flieder desgleichen in einer Mischung von Zuckerlösung mit schwefel- sauren Salzen. Andere Versuche, die hauptsächlich in Deutschland unternommen werden, legen den Nachdruck auf die Konservierung de? Wassers. Hier gilt es, ein Mittel ausfindig zu machen. daS den FäulniSerregcrn im Wasser widerstrebt, ohne dabei die Blumen in der Haltbarkeit zu beeinflussen. Wer viele abgeschnittene Blumen im Zimmer Pflegt, dem wird eine äußerst unliebsame Begleit- erscheinung dieser Liebhaberei nicht verborgen geblieben sein: die bald schneller, bald etwas langsamer eintretende Zersetzung des Wasser? und der damit in Verbindung stehende unangenehme Ge- ruch I Zun, Haltbarmachen dieses Wassers wird häufig empfohlen, Holzkohle, Kochsalz. Natrium oder ein anderes Mittel in die Blumen- Vase zu geben. Die Versuche haben jedoch gezeigt, daß all' diese Mittel durchaus wirkungslos bleiben, ja manchmal sogar das Gegenteil herbeiführen. Es erscheint übrigens sehr zweifelhaft, ob es je ge- lingen wird, ein Mittel aufzutreiben, daS in allen Fällen Erfolg verspricht. Die Zersetzung des WasserS wird nämlich hervorgerufen durch die Zersetzung der in das Waffer hineinragenden Blumenstiele. Nun sind aber ohne Zweifel bei den verschiedenen Blumengattungen die Stoffe, durch welche die Zersetzung hervorgerufen und befördert wird, recht unterschiedlicher Slatur, sie werden sich also wohl kaum in allen Fällen durch ein und dasselbe Mittel bekämpfen lassen. Außer Frage steht, daß mit der AuSfindigmachung eines geeigneten Wasser- konservierungsmittels nicht nur der Blumenliebhaberei ein großer Dienst geleistet würde, sondern daß darin auch ein wesentlicher hygienischer Fortschritt läge; bedeutet doch dieses faule Wasser in den Blumenvase» eine ständige Gefahr für die Gesundheit des Menschen. Dieser Gefahr zu begegnen, gibt es vorderhand nur ein Radikalmittel: man gebe mindestens einmal täglich frisches Wasser in die Blumengläser. Das ist zwar etwas umständlich, allein die Mühe wird dadurch belohnt, daß die so behandelten Blumen sich länger frisch erhalten als die Blumen in denjenigen Gefäßen, in denen das Wasser nie erneuert wird. Als Wasserreservoire spielen bekanntlich Moose und in geringerem Grade auch. Flechten im Haushalt der Natur eine große Rolle. Von den Moosen speziell war in wiffenschaftlichen Kreisen schon längere Zeit bekannt, daß sie Wasser nicht bloß wie die übrigen Pflanzen durch die Wurzeln, sondern auch mit den Blättern durch die Oberhaut hindurch aufzunehmen vermögen. Wie in denJahrbüchern für wissenschaftliche Botanik" mitgeteilt wird, haben nun Experimente ergeben, daß nur ein kleiner Teil, und zwar der sogen. Lebermoose, sein Wasser aus dem Boden bezieht. Alle Laub- und ein Teil der Lebermoose, dazu die meisten Flechten, entnehmen daS nötige Waffer der Atmosphäre. Wenn man ihre Wurzeln ab- schneidet und sie mit dem unteren Ende in Waffer bringt, sind sie nach Sttmden fast noch ebenso trocken wie vorher, bringt man sie aber nur kurze Zeit in ein Gefäß, in das man übersättigten Wasser- dampf einströmen läßt, so zeigt sich bald eine bedeutende Gewichts- zunähme: bis 23 Proz. in einer Sekunde konstatierte da? Experiment. Besonders die bekannten Spbagnumarten nehmen ganz außerordent­liche Wasscrmengen auf. Bringt man auf die trockenen Blätter eines solchen PflänzchenS einen kleinen Wassertropfen, so wird inan bemerken, daß dieser in ganz kurzer Zeit aufgesaugt ist. Ein lufttrockener MooSrasen vermag an tropfbar flüssigem Wasser das Mehrfache seines Gewichts aufzunehmen, einige Sphag- numarten das 17- bis 27 fache, wobei man die Beobachtung gemacht hat, daß Hochmoorsphagnen ein bedeutend größeres Aufsaugungs- vermögen besitzen als Sphagnen in Flachmooren. Waffer in danipf« förmigem Zustand wird nicht in demselben Maße aufgenommen, wie flüssiges, doch beträgt auch hier die konstatierte Gewichtszunahme bis 53.2 Proz. Dieses Absorptionsvermögen ist von größter Wich- tigkeit, da es die Moose und Flechten befähigt, selbst in Gegenden mit trockenem Boden eine üppige VegetationSdccke zu bilden. verantw. Redakt.: CarlWermuth, Berlin -Rixdorf. Druck u. Verlag; VorwärtSBuchdruckerei u.BerlaglanstaltPaul Singer LcEo.,BerlmLW.