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Es war faum Blak, um noch einen Beh zu rühren. Man tand aneinandergepreßt wie die Tasten eines Klaviers und mußte sich damit begnügen, auf und nieder zu hüpfen. Da rief plößlich einer:

' raus in den Garten!' raus in den Garten!" Und durch die offene Gartentür wälzte sich der ganze Menschenhaufen; über die Türschwelle, die Steintreppe hin­unter, hinaus auf die Kiesgänge und den braunen halbwelken Rasen.

Als

würden, sich zu schädigen oder damit zu prahlen, fondern einzig um den Geist der Rüftigkeit dem deutschen   Volle zu erhalten". Mit der Ausbildung der Feuerwaffen verblaßte der Glanz der Ritterspiele wie ja der des Ritterwesens überhaupt. Zeichen ritterlicher Fertigkeit bleib allein die Ausbildung im Reiten bestehen, und um diese gelegentlich im Spiel zu bekunden, trat an Stelle der Turniere das Ringelrennen und Ringestechen: Spiele, die namentlich am Hofe des Markgrafen von Branden burg gepflegt wurden. Dabei jagten die Teilnehmer zu Roß hintereinander her und versuchten mit einer Lanze die oberhalb Die Musik muß mit! Die Musik muß mit!" schrie da der Bahn aufgestellten Metallringe aufzufangen. Aus diesem Spiel hat sich das Karuffel entwidelt, einstmals eine Beluftigung ein anderer. Und die Musik krabbelte vom Bottich herunter und stellte für die Großen", denen das Reitspiel auf lebenden Pferden au fich in die Türöffnung und freischte auf der Bioline ungefährlich war, später ein Vergnügen für die kleinen. Die Reiterspiele haben sich bis heute, wenn auch in stard schnarrte auf der Klarinette, daß die Spatzen unter dem verblaßter Form, in verschiedenen Gegenden und Ortschaften er Strohdach aus ihren Nestern fuhren und der Kettenhund halten. Im Harz wie in den Dörfern Sachsens   und der Mark drüben an der Einfahrt zu bellen begann. pflegt man zu Pfingsten das Kranzstechen; auch in Niederbayern  und Oesterreich- Schlesien   tennt man derartige Reiterspiele noch, in denen die Bauernburschen mit ihren braven Ackergäulen Turf" spielen.

Es war keine Ordnung mehr in den Reihen, keine Rette. Man nahm einander um den Leib oder bei den Schultern und walzte herum; oder man tanzte in Haufen von dreien, vieren. Ueber Gänge und Rasen und Blumenbeete ging's unter Lachen und Freudegeheul.

Ole Kanstrup und Rasmus Nielsen schaukelten' rum in inniger Umarmung und schworen einander ewige Freund­schaft.

Hummel poltate unter beständigem Summen vor Frau Schneidermeister Rasmussen, die in einem Stachelbeerstrauch Hängen geblieben war.

Drei junge Mädchen schnurrten angefaßt um einen fieb­zigjährigen Bauersmann, der aussah, als ob er seekrank wäre.

Madam Hansen und Madam Kanstrup saßen mit ihren Allerwertesten mitten in einem Asternbeet und lachten, daß fie beinahe platten.

Und unter dem Lindenbaum schlug der Landwirtschafts­elebe bon Skaftegaarden die Arme um Marthes Hals und füßte fie dreimal auf den Mund, bevor sie ihm sagen konnte, er sollte es sein lassen...

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Aber drin in dem leeren staubigen Saal saß, gegen die Wand gelehnt, in einsamer Hoheit der Abstinenzler Tischler­meister Kristian Baldriander Dummerjan!

Pfingstfport im Mittelalter.

Sommer und Winter galten in grauester Vorzeit als Götter­gestalten. Da man ihr Wirken draußen in Wald und Feld in so überzeugender Weise wahrnehmen konnte, waren auch die Feste, die man ihnen zu Ehren beging, Naturfeste. Der Kampf zwischen dem Frostriesen Winter und dem jungen Held Frühling gab Anlaß genug, einen Teil der Festlichkeiten mit Kampfspielen aus zufüllen. Und wenn in manchen Gegenden zum Pfingstfest noch Heute zwischen zwe: Jungburschen ein Kampf ausgekämpft wird und der eine der Kämpfer in Heu und Stroh, der andere in frisches Grün und Birkenlaub gekleidet ist, so soll das nichts anderes darstellen als den Kampf zwischen Winter und Frühling. Wie in altgermanischer Zeit am Maitage die Stammes- und Gaugenossen zum Maifeld" zusammenzukommen pflegten, so hat sich hier und da in allerhand Formen die Sitte gefelliger Bu­sammenkünfte der Nachbarn zu Pfingsten herausgebildet und bis heute erhalten. Die Geschichte erzählt von dem großen Pfingstfest des Jahres 1184, da Friedrich Barbarossa   alle Fürsten   und Edlen des Reiches nach Mainz   entbot und seinen Söhnen dort die Schwertleite erteilte. Ueber 70 000 Ritter und Knappen sollen diesem großartigsten aller Maifelder beigewohnt haben. Es liegt auf der Hand, daß auf solchen Festen vor allem Ritterspiele, Tur­niere, ausgefochten wurden. Nicht selten ward aus dem Spiel aber blutiger Ernst. Im Jahre 1257 ließ Adolf der Lange sein Leben auf dem Pfingstturnier zu Reuß, und Graf Eberhard vom Berge fämpfte 1365 auf einem Waffenspiel zu Schleiden   so hart mit dem Grafen zu Blankenhain  , daß beide, von ihren Speeren durch­rannt, von den Rossen stürzten. Als vornehmste Art des Turniers galt das Scharfrennen, ein Spiel, das selbst von den Fürsten  mit Vorliebe gepflegt wurde. Weniger gefahrbringend war das Lanzenbrechen, bei dem die Ritter in boller Rüstung mit stumpfen, aus Fichtenstangen gefertigten Speeren sich aus dem Sattel zu heben suchten. Bei dieser Uebung zersplitterten oft 10-20 Ban­gen, ehe ein Kämpfer auf dem Sande lag.

Obwohl die Päpste, die in diesen ritterlichen Spielen eine Entweihung des Feiertags fahen, aufs heftigste gegen eine der artige Pfingstfeier eiferten( amentlich Innocenz II.), vermochten ihre Bestimmungen doch nicht zu verhüten, daß selbst hohe und vornehme Vertreter des Klerus derartige Spiele veranstalteten. Erzbischof Dietrich von Mainz   veranstaltete im Jahre 1480 ein Turnier und erwiderte zu seiner Entschuldigung auf eine Vorhal­tung des Papstes Sirtus, daß diese Waffenspiele nicht gehalten

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Mit dem Emporblühen der Städte legte fich die Bürgerschaft ähnliche Rechte zu, wie sie einstens den Rittern zugestanden waren. Es entstand Waffenrecht und Bürgerwehr. Man übte fich im Speerwurf und Armbrustschießen und setzte Preise für die besten Leistungen aus. Ziemlich früh begegnen wir bei diesen Festen der Königswürde. Auch das Pfingstschießen, wie das gesamte Schüßenwesen überhaupt, ist auf das altgermanische Frühlingsfest Ritter Georg zurüdzuführen, woraus auch zu erklären ist, weshalb der Befreiung der Sommersonne aus der Macht des Winters durch in Süddeutschland   derartige Spiele am 23. April, dem St. Georgss tage, ihren Anfang nehmen. Nach alten Chroniken waren die ältesten Schüßengilden Deutschlands  , der Niederlande  , Englands und Frankreichs   ursprünglich St. Georgs- Bruderschaften", die den Drachentöter als Wahrzeichen in ihren Schüßenkleinodien führten. In Antwerpen  , Brügge   und Gent   lassen sich die Arme brustschützen der Georgs- Bruderschaften bis ins 13. Jahrhundert Georg und der heiligen Barbara ein besonderer Schüßenaltar" zurückverfolgen. In Frankfurt   a. D. wurde 1406 dem heiligen gestiftet. In der dänischen Stadt Aalborg  , im medlenburgischen Wismar   und in Hildesheim  , wo schon im 14. Jahrhundert die reichdotierte Papegohengesellschaft" Papegohen- oder Vogelschießen abhielt und auch anderwärts wurde der Schüßenkönig ausdrüdlich zum Maiengrafen" proflamiert.

viel früher Eingang gefunden. In Schlesien   z. B. wurde fie Die Sitte des Pfingstvogelschießens hatte in Deutschland   aber durch den Herzog Bolislaus I. eingeführt, der am Pfingstmontag des Jahres 1286, wie eine alte Chronik erzählt, in Schweidnih zum erstenmal nach einem auf einer Stange errichteten Adler mit Bolben und Armbrüsten" schießen ließ. Von da kam dieser Pfingstbrauch nach Breslau  , wo das Pfingstschießen durch die bald zur Blüte gelangende Schüßenbrüderschaft vom Zwinger  " zum größten Volksfest wurde, wie denn die Schüßenbrüderschaften immer mehr als die leitenden Träger der Voltsfeste hervortraten und bei hoch und niedrig in Ansehen standen. Neben St. Georg werden auch St. Fabian und Sebastian als Schutzpatrone des Gilden genannt, zu deren Festtagen eine folenne Messe unter schöner Musita" für die gesamte Bruderschaft gehalten wurde. ursprünglich war in den Brüderschaften nur die bornehmste Bürgerschaft" vertreten. Nach 1566 traten aber auch die Hand­werter zu solchen Gesellschaften zusammen. Den Anlaß dazu gab ein Befehl Kaiser Maximilians II. an die Bürger der Städte, wegen drohender Türkengefahr sich fleißig im Schießen zu üben! Die einstige Bedeutung dieser Pfingstschießen war indessen schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts erloschen. Längst nicht mehr hüllte der Vertreter des Winters sich in Heu, Stroh und Strauchwert, ebenso verzichtete der Darsteller des Sommers auf Laub- und Blumenschmuck. Schließlich blieben diese Gestalten dem Feste gänzlich fern, und die Feier wurde in den Mittsommer verlegt. Wie sehr das Verständnis für altgermanische Bräuche bereits vor 300 Jahren geschwunden war, beweist das Vorgehen eines Rostoder Predigers, namens Nikolaus Gryje, der das Bogel  schießen als Verspottung des Heiligen Geistes ansieht! Der abo zuschießende Vogel, der heute zumeist durch einen bielstrahligen Stern ersetzt ist, soll nach ihm die Pfingsttaube sein, während er doch der Papegoh der alten Schüßengesellschaften ist, der aus dem Winterdrachen der Alten hervorgegangen war. G. Schenkling.

Im Märkischen Museum.

7. Kulturgeschichtliches.

Borderhand kann es nur ein frommer Wunsch bleiben, wenn auch ein bei der nunmehrigen Bedeutung Berlins   sehr berechtigter Wunsch, ein möglichst lückenloses Material zur Kulturgeschichte im städtischen Museum vereinigt zu sehen. Originale oder Kopien und Modelle all jener handgreiflichen und sichtbaren Gegenstände, die im täglichen Leben des vergangenen Berlin   ihren Blaz hatten, und zu denen sich die historische Phantasie gewissermaßen nur den nackten Menschen hinzuzudenken hat. Natürlich erschafft sich so vorwiegend nur die Außenseite der Bergangenheit; wegen thres geistigen Ge­