Nr. 5. 17. Jahrgang.
1. Beilage des„, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Seit einem Jahre und länger hat die Streitbewegung in Frank reich einen bis dahin nicht dagewefenen Umfang angenommen. Wir haben bereits mehrfach auf die Ursache dieser Erscheinung, das Zusammenfallen des internationalen industriellen Aufschwunges mit der französischen Weltausstellung, hingewiesen. Diese Doppelursache hat be wirkt, daß selbst solche von Generation zu Generation allseitig gefnechete Arbeiterschichten, wie die Metallarbeiter von Grenzot und die Kohlengräber von Montceau- les- Mines zum Kampfe für ihre engeren und weiteren Interessen erwachten und damit in den allgemeinen proTetarischen Klaffenkampf hineingerissen wurden.
Gelder durch Vermittlung des städtischen Wohlthätigkeitsbureaus ausbezahlt werden. Ein Rückendeckung der Regierung gegen parlamentarische Angriffe seitens der kapitalistischen Parteien.
Auch in Montceau- les- Mines droht ein neuer Kohlen gräber Ausstand. Die Gewerkschaft hat der Grubengesellschaft eine viertägige Frist gegeben, die am Donnerstag, den 4. Januar, mittags, abläuft, um eine Reihe von Forderungen zu bewilligen, deren wichtigsten sind: eine Lohnerhöhung, Wiedereinstellung der gemaßregelten Gewerkschaftsmitglieder und Freiheit der Arbeiter außer halb der Arbeitspläße und Entlassung der Renegaten, die, wie in Creusot , von der Grubengesellschaft zu einer Stlaven, Gewerkschaft" organisiert wurden. In Montceau- les- Mines handelt es sich also vornehmlich um eine Machtprobe zwischen der Gewerkschaft und einem bor feinem Knechtungsmittel zurückscheuenden Unternehmertum.
Kommunales.
Sonntag, 7. Januar 1900.
laffen, rechtzeitig für die Zukunft zu sorgen. Erst wenn Kündi gung und Mietssteigerung in erschreckender Höhe erfolgen, sehen biele ein, daß sie besser gethan hätten, für das Geld, das jezt für Mietssteigerungen verloren geht, sich bei Zeiten ein Anrecht auf eine Wohnung zu sichern.
Vielleicht tönnen diese Zeilen dazu beitragen, die Säumigen zu warnen. Ich hoffe, daß Sie deshalb diesen nicht zum Nußen eines Vereins, sondern zum Besten der Mieter geschriebenen Zeilen eine Aufnahme in Ihrem Blatte nicht versagen werden.
Auskunft über den Berliner Spar- und Bauverein erteilen die Vorstandsmitglieder Herr Steindrucker Ludwig Schmidt, Sidingenstr. 7; Kaufmann Ernst Roscher, Sickingenstr. 7; Heinrich Freese, Fabrikbefizer, Mungestr. 18a; Alwin Schüß, Nendant, Holzmarktstr. 60; May Stuhlmann, Steindruder, Oderbergerstr. 37 sowie die Zahlstelleninhaber und Hausverwalter. Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
der als
Unter diesen Umständen ist es aber zu verwundern, daß die organisierten Kohlengräber des Loire - Bedens( SaintEtienne) erst so spät in den Kampf eintraten, um die günstige KonHeinrich Freese. junktur auch den Arbeitern zu gute kommen zu lassen. Ihre Forderungen sind: Anerkennung des Föderalfomitees( des Gewerkschafts - Die städtische Tiefbau Deputation hat gestern unter Vorsitz Die Gründe, die das von Herrn Freese empfohlene Hilfsverbandes der einzelnen Gruben des Kohlenbeckens), Lohnerhöhung des Stadtrats Voigt ihren Etat für das Jahr 1900 festgesetzt. Der mittel nicht als als Allheilmittel erscheinen laffen, lassen, sind von 50 Centimes( 40 Pf.) pro Tag, was den Häuerlohn auf 6 Fr. felbe schließt ab in Einnahme mit 6 066 760 M. und in Ausgabe Arbeiterschaft am eigenen Körper zu fühlbar geworden, erhöhen würde, und Festsetzung bezw. Berkürzung der Arbeitszeit mit 18 295 710., also mit einer Mehrausgabe von 12 228 950. daß wir nötig hätten, sie hier weitläufig ins Feld zu auf neun Stunden, von 6 Uhr morgens bis 8 Uhr nachmittags, dem Ferner stellte die Deputation den Pflasterungsplan feft. Danach führen. Die Unsicherheit seiner Eristenz, die ihn im glücklicheren Zeitpunkt der Ausfahrt. follen 14 Straßenstreden neu- und 93 Straßenstreden umgepflastert Falle das eine Jahr nach dem Süden, das andere Jahr nach dem Im Laufe des seit Weihnachten dauernden Streiks sind die ein- werden. Norden der Stadt verschlägt und ihn im anderen, bekanntlich auch zelnen Forderungen mit verschiedenem Nachdruck erhoben worden. Herr Stadtsyndikus Menbrint hat eine intereffante 8u nicht seltenen Falle erwerbslos macht oder nach anderen Orten Nur die Forderung der Lohnerhöhung stand von Anfang an im sammenstellung der Verhältnisse in der Hafen treibt, läßt bei dem Arbeiter durchschnittlich gar nicht den Mittelpunkt. Die Regelung der Arbeitszeit wurde erst in den legten heide in Bezug auf den Antrag des Stadtverordneten Wallach der Gedanken aufkommen, sich bezüglich seiner Wohnung, auf Tagen als eine notwendige Ergänzung der Lohnerhöhung erkannt. Stadtverordneten- Versammlung zur Vorberatung dieses Antrages längere Zeit oder gar, wie es, wenn auch nicht bei biefem, Dauer üblich, für die Im Loire - Becken herrschen nämlich ganz eigenartige Arbeitszeit überreicht, welcher bekanntlich darauf gerichtet ist, wenigstens einen so doch bei anderen Bauvereinen üblich, Bedingungen. Es giebt feinen festen Arbeitstag. Teil der Hasenheide nach Berlin einzuverleiben. seines Lebens zu binden. So ist die Thatsache, daß die sondern mur eine bestimmte Arbeitsleistung, Arbeiter- Baugenossenschaften nur verhältnismäßig langsam gedeihen, Grundlage des Accordlohnes dient. Die Arbeitszeit schwankt nun in Die Notiz, in welcher mitgeteilt wurde, der Magistrat habe sich feineswegs in dottrinärem Widerwillen der Arbeiter, sondern in ſehr den verschiedenen Gruben entsprechend der gegebenen Arbeitsleistung, mit einem Entwurf einer Polizeiverordnung, welche die bestehende realen Umständen begründet, und es bleibt, mag ein ſenſibles die ihrerseits keineswegs immer nach den Schwierigkeiten der Kohlen- Polizeiverordnung über das Fahren und Halten von Lastfuhrwerken ethisches Empfinden noch so sehr von dem Gedanken gequält werden, gewinnung bemessen wird. Und auch in einer und derselben Grube in den Straßen Berlins weiter auszudehnen bezweckt, im Princip daß oft Unschuldige unter den gewerkschaftlichen Forderungen der ist die effettive Arbeitszeit der einzelnen Arbeiter verschieden je einverstanden erklärt, ist, wie uns von zuständiger Seite Arbeiterschaft leiden müssen, in unserer Zeit des Klassentampfes nach ihrer Leistungsfähigkeit, ohne daß aber diejenigen, die mit mitgeteilt wird, unrichtig. Der Magistrat hat sich bisher mit wohl doch kaum ein anderer Weg übrig, als der, auf den wir in ihrem Pensum früher fertig geworden, die Grube verlassen fönnen. diefem neuen Entwurf überhaupt noch nicht beschäftigt, und soll der unserm gestrigen Artikel verweisen mußten. Herr Freese wird aus Zudem begünstigt die unbeschränkte Länge des Arbeitstages den selbe in einer der nächsten Sigungen im Magistratskollegium zur geben, daß auch das Unternehmertum sich über die Frage nach Recht Schlendrian in den Betriebsmethoden. Die Streifenden befürchten Beratung gelangen. oder Unrecht wenig Kopfzerbrechen macht, wenn es aus irgendwelchen daher, um die Lohnerhöhung thatsächlich wieder geprellt zu werden Gründen die Gelegenheit für gekommen erachtet, sich am Arbeiter durch die Vergrößerung der Arbeitsleistung. mit Lohntürzungen und Verlängerung der Arbeitszeit schadlos zu halten. Es ist eben der Kriegszustand, für den der Arbeiter so wenig fann, wie Herr Freese.
die zur
In Bezug auf die dritte Forderung begnügten sich zuletzt die Streifenden mit der thatsächlichen Anerkennung ihrer Organi fation, die darin ihren Ausdruck fand, daß die Grubengesellschaften eingewilligt haben, im Schiedsgericht mit einem Vertreter des Föderallomitees zu unterhandeln. Bis dahin verhandelten die Gesell schaften nicht direkt mit dem Föderalkomitee, sondern durch die Vermittelung des Präfekten .
Tokales.
Zur Lokalliste. Der Arbeiterschaft Berlins zur Kenntnis, daß der Mohnsche Männerchor am 13. Januar einen Gesinde- Ball veranstaltet und zwar in den Konfordia- Festsälen Inh. Seeger), Andreasstr. 64. Wie den Genossen bekannt ist, steht das Lokal uns zu Versammlungen nicht zur Verfügung. Es wird versucht, in Arbeiterkreisen Billets zu diesem Fest abzusetzen. Die Lokal- Kommission.
Mit diesen Entgegnungen wollen wir uns feineswegs zu grundsäglichen Fe inden der Baugenossenschaften erklären. Gewiß ist es, wie ja schon die Thatsachen lehren, einzelnen Arbeitern unter günstiger Lage der Dinge möglich, sich in einer Genossenschaft gegen die Raubzüge der Hausbefizer zu sichern; und wer da nach reiflicher Der Telegraph hat Ihnen bereits gemeldet, daß die Streifenden Ueberlegung glaubt, fich auf diese Weise ein eigenes Heim" zu ihrem Vertreter im Schiedsgericht den Genossen Jaurès gewählt haben. Am Neujahrstage ist Jaurès in Saint- Etienne Arbeiter- Bildungsschule. Bis zur Wieder- Eröffnung der gründen zu können, soll es getrost thun. Nur ist es in gegenwärtiger angekommen. Das Schiedsgericht ist aber bisher noch nicht fon Kurse, 15. Januar, ist die Bibliothek jeden Dienstag von 8 bis Beit verfehlt, die Baugenossenschaften als ein der Mehrzahl ſtituiert und nach den letzten Nachrichten zu urteilen scheint 9 Uhr abends geöffnet. Die Kurse beginnen am Montag, den der Arbeiter zugängliches Rettungsmittel hinzustellen. feine Ronftituierung auf große Schwierigkeiten stoßen zu sollen. 15. Januar in Geschichte( Vortragender Schriftsteller Cunow); Die Diffidentenkinder in den Berliner Gemeindeschulen Nachdem die Grubenbefizer den schiedsgerichtlichen Vorschlag der 18. Januar in Gesegestunde( Vortragender Rechtsanwalt Arbeiter mit innerem Unwillen angenommen, erheben sie den An- Victor Frant); 19. Jamar Rede lebung( Bortragender gehen, nach einer in der Bolts- Beitung" gemachten Aufstellung, spruch, die Frage der Regelung der Arbeitszeit von vornherein aus Schriftsteller Dr. Rudolf Steiner ). Siehe Lehrplan im In- eit einiger Zeit beständig an 3ahl zurüd. 1890, den schiedsgerichtlichen Verhandlungen auszufcheiden. Als Vorwand feratenteil. Das Stiftungsfest findet am 20. Jamar im 1891, 1892 uit. bis 1898 waren unter den Gemeindeschulkindern dient ihnen die von dem Streiffomitee mehrfach und ausdrücklich Böhmischen Brauhaus", Landsberger Allee , statt; bestehend in 570, 628, 665, 625, 508, 475, 441, 408, 379 dissidentische( wobei wir zurückgewiesene Behauptung, die Streifenden zielten darauf ab, die in st Ier- Konzert und Recitation. Mitwirkende: Neues der Vollständigkeit halber den Zujas machen wollen, daß die städtische Accordarbeit abzuschaffen, trotzdem sie sehr gut wissen, daß überall Berliner Sinfonie- Orchester( Direktor F. v. Blon); Frau Alma Rindaußerhalb des Loire - Beckens die Accordarbeit neben einem fest be- leben- Nachtigal. Feftrede, gehalten vom Reichstags- Abgeordneten stimmten Arbeitstag besteht. Die Streifenden beharren ihrerseits 2. Liebknecht. Prolog von Ernst Preczang. ( Siehe Inserat.) Dieauf der schiedsgerichtlichen Erledigung der Arbeitszeitfrage, wobei jenigen, welche dies Fest besuchen wollen, mögen fich frühzeitig mit fie ihre Versöhnlichkeit dadurch bekunden, daß sie den Gesellschaften Billets versehen. eine gewisse Frist für die Regelung der Arbeitszeit zu gewähren, bereit sind.
Auch die verlangte Lohnerhöhung ist bescheiden genug. Sie bildet nur ungefähr ein sechstel der von den Grubenbefizern eingeheimsten Extra- Gewinne, d. h. der Erhöhung des Profits in den letzten Jahren. Das Föderalkomitee der Streikenden bietet dafür den Beweis an, der dann vom Schiedsgericht auf Grund der Geschäftsbücher fontrolliert werden soll. Die Grubenbesizer haben aber wohlweislich die Kontrolle abgelehnt.
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Zur Stunde befindet sich also der Streit in einem stationären Zustand. Die Kohlengräber treffen Borbereitungen für die Durch fämpfung eines längeren Streits. Auf die telegraphische Veranlassung von Jaurès hat die Pétite République" einee Geldsammlung er: öffnet. Die Kohlengräber Genossenschaft„ La Mine aux Mineurs"( Die Kohlengrube den Kohlengräbern) von Rire des Gier hat schon im Beginn des Streits den Streifenden 1500 Fr. wöchentlich zur Verfügung gestellt.
Die Grubenbefiger scheinen auf die allmähliche Abbröckelung der Streifenden zu rechnen. Die einzelnen Gesellschaften suchen dieses Resultat durch kleine, wertlose Zugeständnisse in Bezug auf die Lohnerhöhung und die Erhöhung der Alterspensionen zu er zielen. Andererseits rechnen sie einfach auf den Hunger, indem die etwa 15.000 Streifenden keine Mittel hätten, längere Zeit auszuharren.
Hoffentlich aber wird diese Rechnung zu schanden. Die ganze Situation ist für die Arbeiter höchst günstig. Der Kohlenvorrat der Gesellschaften ist schon vor dem Streit erschöpft worden. Nicht zu unterschäßen ist ferner die neutrale Haltung der Regierung. Die Unternehmerpreffe flagt über den Mangel an Polizei und Soldaten im ausgedehnten Streifgebiet und natürlich über den„ Terrorismus der Arbeiter". Das beweist am besten, daß der Streit frei von jedem polizeilich- militärischen Terrorismus sich abspielt und daß die Arbeitswilligen" äußerst rar find.
Als ein wirksames Mittel, den Zusammenhalt der in einem weiten Gebiet zerstreuten Streifenden aufrecht zu erhalten, dienen die täglichen Straßenfundgebungen, die ganz ungehindert und daher friedlich verlaufen. Der Bräfelt hatte anfäng lich dem Föderalfomitee in Aussicht gestellt", die Kundgebungen verbieten zu lassen. Aber der Bürgermeister von Saint- Etienne weigerte sich, dem Anliegen des Präfetten Folge zu leisten. Die Streitenden haben auch einen Demonstrationszug bis nach der Grube von Ricamarie veranstaltet, jenem Orte blutigen Angedenkens, to 1869 unter Napoleon III. eine Megelei streitender Kohlengräber angerichtet wurde. Eine wirkungsvolle, abschredende Erinnerung!...
Am Tage der Ankunft von Jaurès fand eine besonders gewaltige Massenfundgebung statt, an die sich eine Massenversammlung im städtischen Prado- Saal anschloß. Nach einer ruhigen und sachlichen Darlegung der Streitpunfte ermahnte Jaurès die Ver sammelten zur Ruhe und Ausdauer. Am 2. Januar sprach Jaurès von neuem im Prado- Saal. Er widerlegte Punkt für Punkt die Behauptungen der Grubengesellschaften und betonte am Schluß die für die Arbeiter ausnahmsweise günstige Situation. Alles fomme auf den Zusammenhalt der Streifenden an, da die Gesellschaften nicht längere Zeit ausharren könnten: Würde dieser Streit nicht mit einem Sieg der Arbeiter enden, dann müßte man an allen anderen verzweifeln."-
Der Weberstreit in Saint- Etienne bauert ebenfalls fort. Nach der Ablehnung der lächerlichen LohnerhöhungsBugeständnisse der Unternehmer find die Verhandlungen wieder aufgenommen worden. Bisher ist aber noch keine Einigung erzielt
worden.
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Der Gemeinderat von Saint- Etienne hat den " Familien der Streifenden" 10 000 r. bewilligt. Das Votum ist auf Anweisung Walded Rousseaus vom Präfetten bestätigt worden, nur unter dem Vorbehalt, daß diel
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Freie Volksbühne. Heute nachmittag 23/4 Uhr finden zwei Vorstellungen statt: für die sechste Abteilung im LeffingTheater: Minna von Barnhelm", und für die dritte Abteilung im Ostend Theater: Vermächtnis" von A. Schnigler. Die Mitglieder werden dringend gebeten, pünktlich zu erscheinen. Der Vorstand. J. A.: G. Winkler.
Schuldeputation unter der Rubrik dissidentisch" alle nicht evangelischen, katholischen oder jüdischen Kinder zusammenfaßt, daß also die Dissidentischen", wenn auch größtenteils, so doch nicht ausnahmslos ale Stonfeffionslose" anzusehen find). Also nach kurzer Steigerung bis zum Jahre 1892", bemerkt zu diesen Zahlen die„ Bolts- Zeitung", ,, jetzt ein rapider Rückgang, und wenn es im Tempo der letzten Jahre weiter geht, dann wird das letzte Dissidentenkind nach abermals 6 Jahren aus den Berliner Gemeindeschulen verschwunden sein."
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Der Rückgang erscheint noch bedeutender, wenn man die gleich zeitige Bermehrung der Gesamtzahl der Gemeindeschulkinder in Betracht zieht und das Verhältnis der Zahl der Dissidentenkinder zu dieser Gesamtzahl berechnet. Danach waren 1890, 1891, 1892 usw. bis 1898 unter je 10 000 Gemeindeschulkindern 33, 36, 38, 35, 28, 26, 23, 21, 19 dissidentische. Das bedeutet von 1892 bis 1898 einen Herr Heinrich Freese und die Wohnungsnot. Rückgang auf genau die Hälfte. Trozdem dürfte- so hoffen wir Von dem Jalousiefabrikanten Herrn Heinrich Freese, der sich die Befürchtung der„ Volts- 3tg.", daß das so weiter gehen könnte, durch Einführung des Achtstundentages in seinent Betriebe. sowie unbegründet sein. Die Thatsache, daß die Zahl der dissidentischen Gedurch sonstige Maßnahmen socialer Fürsorge bei unsern Scharf- meindeschultinder relativ und absolut zurückgegangen ist, steht fest; daran machern verdächtig gemacht hat, erhalten wir eine Zuschrift folgenden ist nicht zu rütteln. Es fragt sich nur, ob dieser Erscheinung eine Inhalts: so große Bedeutung beizumessen ist. Wenn man alle dissidentischen Kinder ohne Unterschied des In Ihrem heutigen Artikel:„ Das Wohnungselend in Berlin " Alters als ein Ganzes behandelt, dann fommt allerdings eine Zahlenbringen Sie die empfindlichen Mietssteigerungen zur Sprache, von reihe heraus, die in ihrer ununterbrochenen Abwärtsbewegung einen denen die kleinen Wohnungsmieter neuerdings betroffen worden recht trostlosen Eindruck macht. Gruppiert man aber die Kinder nach find. Als einziges und wie Sie selbst hinzufügen ungern an- lassen, dann zeigt sich, daß auf den verschiedenen Stufen gewandtes Mittel gegen diefe Steigerungen bleibe dem Arbeiter der Rückgang doch sehr verschieden ist. Von 1892-98 nur der Versuch, mit Hilfe der gewerkschaftlichen Organisation fant der Anteil der dissidentischen Kinder an der Gesamtzahl der Lohnerhöhungen zu erringen, die den ihm vom Hauswirt bei- Gemeindeschuifinder, wie oben gejagt, im ganzen von 38 auf 19 pro gebrachten Schaden annähernd ausgleichen.
Geehrte Redaktion!
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Geftatten Sie mir, als einem aufrichtigen Freunde des 10 000. Jm einzelnen fant er aber in den 1. Klaffen von 54 auf 44 pro 10 000 Kinder dieser Klassen, in den 2. Klassen von 50 auf 30, in den Arbeiterstandes und seiner Bestrebungen, beffere Arbeitsbedingungen 3. Klassen von 46 auf 15, in den 4. Klaffen von 31 auf 10, in den zu erlangen, die Bemerkung, daß ich diesen Hinweis nicht für 5. Klassen von 27 auf 8, in den 6. Klassen von 28 auf 16 pro richtig halte. Erstens weil die Abwehr sich gegen an dieser 10 000 Kinder der betreffenden Klassen. In den 5. Klaffen ist der Schädigung unschuldige Dritte richtet, die zumeist selbst unter der Mietsschraube seen. Bei der Mehrzahl der kleinen und mittleren Rückgang bereits seit 1897, wo sich der Anteil der Diffidenten gleichfalls auf 8 pro 10 000 ftellte, zum Stillstand gekommen, und in Unternehmer ist dies sicher der Fall. 3 weitens weil das den 6. Klassen ist seit 1897 sogar wieder eine Steigerung Mittel auf die Dauer doch nicht hilft, denn die steigernden Haus- relativ von 9 auf 16 pro 10 000, absolut von 36 auf 61 Kinder wirte übernehmen keine Verpflichtung, sich mit ihren Miets- eingetreten. In den letzten Jahren hat die antitirchliche Bes erhöhungen nach den Einnahmen und Löhnen ihrer Mieter zuwegung in Berlin einen neuen träftigen Anstoß erhalten. richten. Deshalb frage ich, ob das von Ihnen erwähnte Mittel wirklich Sie wird ihre Folgen vermutlich sehr bald in einer erneuten Zunahme der Zahl der Dissidentenkinder in den das einzige ist, den Arbeiterstand gegen Mietssteigerungen zu emeindeschulen äußern. Zuerst dürfte sich diese Zunahme schüßen, die, wie Sie mit Recht hervorheben, allerdings unter in den untersten Klassen bemerkbar machen, wie das für die 6. Klassen Meine Antwort lautet, es giebt andere Mittel, aber sie werden ia bereits im Jahre 1898 der Fall gewesen ist. nicht benut.
Auffällig ist übrigens, daß in den anderen Schuls
Warum fucht der Arbeiterstand nicht Anschluß an die beanstalten Berlins die Zahl der diffidentischen Kinder in demstehenden gemeinnügigen Bauvereine, oder gründet selbst nene? felben Zeitraum zwar gleichfalls, aber verhältnismäßig viel weniger Das Beispiel der Spar- und Bauvereine in Hannover , Hamburg 121 auf 98 Kinder, d. h. mur von 25 auf 21 pro 10 000 Kinder der und Berlin zeigt doch, daß auf diesem Wege, wenn auch nicht ohne betreffenden Schulen. Anscheinend hat in den letzten Jahren in
Mühe, etwas zu erreichen ist.
Die ,, Centralftelle für die Kontrolle der Wohlthätigkeitspflege",
Der Berliner Spar- und Bauverein, zu dessen Vorstand ich stärkerem Maße als sonst ein Uebergang dissidentischer Kinder auf gehöre, hat es an Anstrengungen nicht fehlen lassen und hat in mittlere und höhere Lehranstalten stattgefunden, zum Teil vielleicht feinen Kolonien Sidingenstr. 7/8, Brostauerstr. 15/16 und Westend deshalb, weil sie hier in Bezug auf Unterweisung in Religion nahezu 300 billige und schöne Mietswohnungen geschaffen. In günstiger gestellt find als auf den Gemeindeschulen. der Stargardterstraße ist wieder eine Kolonie im Bau. Das Unternehmen ist kein Wohlthätigkeitsverein, sondern eine freie Genossenschaft, die bisher 2 Millionen Mart aufgebracht hat. Die Wohnungen find unsteigerbar und mit Gartenanlagen, Spielplay, die feit einigen Jahren bei der städtischen Stiftungsdeputation Badestuben usw. versehen. Es herrscht dort ein trefflicher genoffen besteht, hat auch im Jahre 1898/99 bei den in Betracht kommenden schaftlicher Geist und jeder hat Freude an dem gemeinschaftlichen Vereinen, Behörden und anderen Wohlthätigkeits Organen nur Eigentum. Dem Verein gehören bis jetzt 1000 Genoffen, meist wenig Beachtung gefunden. In dem Bericht pro 1897/98 war Arbeiter an und für mehr als ein Drittel der Mitglieder find gefunde und schöne Wohnungen geschaffen! In vielen anderen Städten find gleiche Genossenschaften entstanden und fast alle tommen vorwärts. Genoffe tann jeder werden, der 1 M. Eintrittsgeld zahlt und sich zu einer wöchentlichen Zahlung von 30 Pfg. auf seinen Geschäftsanteil verpflichtet.
darüber geklagt worden, daß von 249 Stellen, die sich bereit erklärt hatten, mit der Centralstelle in Verbindung zu treten, mur 107 Wort gehalten hatten. Wiewohl sich der Bericht bemühte, noch einmal die Einwendungen zu widerlegen, mit denen die Verweigerung des Anschlusses an bie Centralstelle in der Regel von den Vereinigungen begründet wird, ist im Jahre 1898/99 bie Bahl der anfragenden Wie fommt es, daß der Berliner Spars und Bauverein anstatt und mitteilenden Stellen doch noch weiter, von 107 auf 97, 1000 nicht schon die zehnfache Zahl von Genossen befizt? Einfach, zurüd gegangen. Dem gegenüber fällt es wenig ins Gewicht, weil die meisten warten, bis es zu spät ist und es leider unter- baß von 1897/98 und 1898/99 wenigstens die Zahl der eingegangenen