einzelnen Gegenstand mehr erkennen lasten, sondern ein hin und her wogendes, schwebendes, steigendes, fallendes, unfönniges Gewebe schaffen. In allen diesen Fällen, so sehr sie sich darin gleichen, daß eine zäh entstandene Wand die hinter ihr früher erlennbare Welt unsicht- bar macht, unterscheiden wir aber doch zweierlei Vorkommnisse: Im ersten und zweiten Fall, den wir betrachteten, sind die verhüllenden Schleier nicht unmittelbar auf die Erdoberfläche gesetzt, im letzt- gedachten Falle aber sind sie direkt der Erde aufgelagert. Dieser Unterschied wird dadurch zum Ausdruck gebracht, daß wir die luftigen Gebilde Wolken nennen, wenn zwischen ihnen und der Erdoberfläche ein beträchtlicher Zwischenraum liegt, während wir sie, wenn sie sich auf die Erde als Unterlage stützen, als Nebel bezeichnen. Nebel und Wolken entstehen dadurch, daß Wasserdampf der Luft sich zu Waffertröpfchen umsetzt. Stets ist in unserer Atmosphäre Wasserdampf vorhanden; denn etwa drei Viertel der Erdoberfläche sind durch Ozeans bedeckt, und da das Waffer immer die Neigung hat. zu verdunsten, das heißt einen Teil seiner obersten Schicht als Dampf in die darüber lagernde Lust zu senden, und da auch auf dem als trockenes Land bezeichneten Teil der Erde noch Seen, Flüsse, Sümpfe und feuchte Wiesen ständig Wasser verdunsten lassen, mutz sich immer eine große Menge Wasserdampf in der Luft befinden. Diese kann aber nicht jede Menge Dampf aufnehmen, sondern, wie man in einem Glase Wasser nur eine ganz bestimmte Menge Kochsalz auflösen kann, so kann auch die Luft nur eine gewisse Menge Wafferdampf enthalten. Und wie die Salzmenge, die sich in einem Glase voll Wasser lösen läßt, um so größer ist, je wärmer das lösende Wasser ist, ist auch beim Verdampfen des Waffers das gleiche der Fall, je wärmer die Lust ist, um so mehr Wafferdampf ist sie aufzunehmen imstande. Schon am späten Nach- mittag, noch mehr aber nach Sonnenuntergang kühlt sich die Ober- fläche der Erde ab, die Abkühlung teilt sich auch den mitersten Luft- schichten mit, und dadurch werden diese zu kalt, als daß sie das in sie verdunstete Wasser noch als Dampf behalten könnten, der über- schüssige Dampf kann als solcher nicht mehr bestehen, er wird zu kleinen Waffertröpfchen. Man war lange Zeit nicht im klaren, ob hierbei wirklich solide Waffertropfen entstehen, das heißt kleine ganz aus Wasser bestehende Kugeln, oder ob es Wafferbläschen sind, das heißt Wasserhäute, die eine Lustkugcl in sich enthalten; jetzt aber ist man durch mikroskopische Betrachtung einzelner solcher Gebilde und durch die Art der Brechung, die das auf sie fallende Licht erfährt, niehr und niehr zu der Ansicht gekommen, daß es sich um Tropfen handelt. Allerdings nni sehr steine Kugeln, deren Durchmesser in vielen Fällen noch nicht den tausendsten Teil eines Millimeters erreicht, gewöhnlich ein Hundertstel Millimeter nicht überschreitet. Durch die Kleinheit dieser Gebilde erstärt es sich auch, daß sie nicht sofort zu Boden sinken, sondern sich ziemlich lange schwebend erhalten; die Reibung an der Luft erschwert den Fall, und unter den Bewegungen, die die Luft stets kräftiger oder schwächer erschüttern, sind auch nach oben gerichtete enthalten, sie tragen die Waffertröpfchen immer wieder in höhere Luftschichten und hindern so deren Fall zur Erde. Aber endlich, im bunten Hin und Her. bereinigen sich einige Nebeltröpfchen miteinander und eS entstehen auf diese Weise so große und schwere Tropfen, daß sie auf die Erdoberfläche fallen, sie setzen sich auch an den Häusern, an Bäumen, an alle» Gegenständen ab, die in den Nebel hinein- ragen, und da die tiefsten Luftschichten sich an der kalten Erde am meisten abkühlen, bilden diese Tröpfchen sich am meisten auf den tiefsten Gegenständen, zumal dorthin auch die aus den höheren Nebelteilen fallen. Wir bezeichnen diese Tröpfchen als Tau. Liegt die Temperatur an den Orten, wo die Verdichtung oder Kondensation des Wafferdampfes der Lust vor sich geht, unter null Grad, also unterhalb des Gestier- Punktes, so entsteht statt tropfbaren Wassers Eis. und man bezeichnet dies als Reif. Auf so einfache Weise wie Nebel, als o nur durch Berührung der wafferdampfreichen Luft mit dem abgekühlten Erdboden, können Wolken nicht entstehen, das folgt schon daraus, daß die Wolken sich in höheren Schichten der Atmosphäre bilden und aufhalten. Wasser- dampf ist beträchtlich leichter a!S trockene Luft, sein Gewicht beträgt nur etwa zwei Drittel der aus Sauerstoff und Stickstoff zusammen- gesetzten Atmosphäre. Feuchte Luft wird also immer das Bestreben haben, emporzusteigen, wie umgekehrt trockene, also schwerere Lust die Neigung hat, zu Boden zu sinken. Außerdem wird eine sehr Wasser- reiche Luft gewöhnlich auch recht warm sein, denn wenn sie kalt wäre, würde das in ihrer Nähe in einem Fluß oder See befindliche Waffer gar nicht so kräftig verdunsten, um eben eine sehr feuchte Luft her- zustellen. Warme Luft ist aber leichter als kalte, wie denn im all- gemeinen warme Körper ausgedehnter sind als kalte, also ein geringeres spezifisches Gewicht haben als diese. Um so mehr wird also die warnte feuchte Luft aussteigen. Dieses Nnfsteigen der Luft bedeutet aber eine Arbeit, und gerade wie wir Menschen, wenn wir einen Berg hinansteigen, dabei Kraft aufwenden müssen, was wir an der Ermüdung spüren, so braucht auch die Lust, um die Arbeit deS SteigenS zu leisten, Kraft. Die einzige der Luft zur Verfügung stehende Kraft ist aber ihre Wärme, indem sie also in die Höhe steigt, verbraucht sie.Kraft, das heißt sie wird stihlcr. Wenn sie nun vorher mit Wafferdampf stark angefüllt war, kann sehr leicht der Fall eintreten, daß sie sich beim Ansteigen so stark aökühlr, daß sie bei dieser niedrigen Temperatur die große in ihr vorrätige Menge Wafferdampf nicht mehr bergen kann, eS bilden sich auch hier, wie beim Nebel, kleine Waffertröpfchen. Aber ebenso wie zur Nebelbildung ist auch zur Wolkenbildung die Anwesenheit von Staubteilchen in der Luft er- forderlich. Den Kern eines jeden Wafferlröpfchens muß ein Staub- körnchen bilden, hieraus erklärt sich die Zmr.ihme von Nebeln mit dem Anwachsen der Industrie, weil mit dixser eine Vermehrung der Fabrikschornsteine verbunden ist, von denen jeder durch den aus- gesandten Rauch zur Verunreinigung der Lust durch Kohlenstaub Anlaß gibt, an dem sich dann leicht Nebeltröpschen bilden. Bei starken Feuersbrünsten, bei denen viel Rauch emporsteigt, hat man nicht selten ganz plötzliche, lokale Wolkenbildung beobachtet. Man darf sich aber nicht vorstellen, daß eine Wolke eine in ihrem Volumen unveränderliche, nur bezüglich ihrer Gestalt sehr veränderliche Masse von Waffertröpfchen wäre, sondern es findet namentlich an ihren Rändern ein fortwährendes Entstehen und Vergehen von Waffertröpfchen statt. Wir wissen, daß, um Wasser in Dampf zu verwandeln, Wärme nötig ist dazu bedienen wir uns des Herdfeuers. So wird bei dem umgekehrten Prozeß, bei der Umwandlung von Wasserdampf in tropfbares Wasser, Wärme ftei, und wenn eine solche Tropfenbildung, also Wolkenbildung, in der Atmosphäre statthat, wird dabei ein Teil der benachbarten Luft so sehr erwärmt, daß sie mehr Wasserdampf aufnehmen kann, als sie gerade enthält, einzelne Waffertröpfchen verdunsten wieder, hier wird also ein Teil der Wolke wieder zerstört. Zu gleicher Zeit tritt an anderen Luftpartikelchen infolge der fortgesetzten Arbeit des Emporsteigens, wohl auch durch Hcreindringen einer kalten Lust- schicht denn die Atmosphäre ist in der Höhe in viel lebhafterer Bewegung als an der Erdoberfläche gesteigerte Abkühlung und damit Bildung von Tröpfchen ein, so daß die Wolke ein gleichsam lebendes, entstehendes und vergehendes Wesen darstellt. So verschieden nun auch die vielen Wolken aussehen, die man zu betrachten Gelegenheit hat, so ist es doch einem Engländer namens Luke Howard schon im Jahre 1803 gelungen, eine Ein- teilung der Wolken vorzunehmen, die sich im wesentlichen bis heut erhalten hat. Er teilte die Wolken in Federwolken(cirnis), Haufenwolken(cunmlus) und Schichtwolken(stratus) und ließ noch Zwischenformen zu, deren Namen er aus denen der Hauptarten zusammensetzte, also cirrostratus, cumulostratus; die Zusammensetzung aus allen drei Hauptarten, oumulo» cirro-Ztraws bildet die Negenloolke, auch Nimbus genannt. Die Höhe der Wolken über dem Erdboden ist recht verschiedenartig; die niedrigsten Schichtwolken sind noch nicht tausend Meter über der Erdoberfläche ausgebreitet, und die obersten Cirruswolken sind höher als zehntausend Meter. In diesen Höhen ist stets, auch im Hoch- sommer, die Temperatur so niedrig, daß die Tröpfchen der Wolken nicht flüssig bleiben können, sondern zu kleinen Eisnadeln gefrieren, die sich bei ihrer Kleinheit oft sehr lange schwebend hallen. Be- obachtungcn des Sonnenlichts, das auf solche Federwolken trifft, haben gelehrt, daß an ihnen das Licht gerode so gebrochen wird, wie es hier auf der Erde geschieht, wenn wir es aus EiSkristallchen fallen lassen, so daß also auch hierdurch nachgewiesen ist, daß die Cirruswolken, die wir so oft im schönen Sommer an dem übrigens blauen Firmament schweben sehen, sich wirklich aus reineni Eis zusammensetzen. Die gewöhnlichen Regenwolken, aus denen im Winter auch der Schnee herabfällt, befinden sich in der Höhe von etwa 2000 Metern, die Gewitterwolken haben ihre Grund- fläche ebenfalls 2000 Meter über der Erde, ihren Gipfel 3000 bis 8000 Meter hoch. Man sieht, daß eine Wolke nicht immer eine verhältnismäßig geringe Höhe besitzt, sondern unter Umständen eine Säule von mehreren Tausend Metern darstellt und diese ge­waltigen Massen sind in steter Bewegung, in beständigem Zu- sammensinken und Aussteige», in andauerndem Verschwinden und Werden I Die Höhe der Wolken konnte man zum Teil bei Gelegenheit von Ballonfahrten feststellen, teils betrachten zwei Beobachter zu genau verabredeter Zeit eine und dieselbe Wolkenstclle, über die sie sich telephonisch verständigen, init dem Fernrohr..und auS den Winkeln, die die Fernrohre mit der Horizontalebene bildeten und der Entfernung der Orte, an denen sich die Beobachter befinden, läßt sich die Wolkenhöhe mathematisch berechnen. Neuerdings benutzt man auch die Photographie, indem man ein und dasselbe Stück des Himmels gleichzeitig von zwei Stellen aus photo- graphicrt und au? den Lichtungen jeder photographischen Kamera, der Bildgröße und der Entfernung beider von einander findet man die gesuchte Wolkenhöhe. In ähnlicher Weise kann man dann auch die Geschwindigkeit der sich bewegenden Wolken feststellen; diese Geschwindigkeiten sind nach der Wolkenhöhe, nach der Jahreszeit und merkwürdigerweise auch. nach der Gegend der Erde, über der sich die Wolken befinden, recht verschieden. So fand man die Geschwindigkeit von Cirruswolken, die 0900 Meter hoch waren, in Potsdam im Winter zu 27,3 Metern in der Sekundx, im Sommer zu 21,9 Metern; in Manila dagegen bewegten sich die gleichen Wolken in gleicher Höhe über dem Boden inr Winter nur 12,0 Meter und im Sommer 13,3 Meter in der Sekunde. Eine Gewitterwolke bewegte sich in Potsdam im Winter 27,8 Meter, im Sommer nur 9,3, in Manila im Winter 7,2 Meter, im Sommer nur 8,7. Also sind die Geschwindigkeiten in rnffercr Zone im Sommer kleiner als im Winter, während auf den Philippinen das Umgekehrte stattfand. Um den BcwölkungSgrad einigermaßen zu bestimmen, hat man sich eine Skala geschaffen, die von 0 bis 10 derart geht, daß 0 ganz wolkenlose» Himmel bedeutet, 10 ganz bewölkten Himmel, und die