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Vererbung einzubringen und der Natur ihre Rätsel abzutrogen. Der vereint zur Schau tragen. Auch für diesen zweiten Fall soll hier eine, der schon bald nach der Erfindung des Mikroskopes mit ge- noch ein Beispiel, das der schönen Wunderblume, Mirabilis wissem Erfolge beschritten wurde und dem folgend wir gerade Jalapa, Plaz finden. Kreuzt man von dieser Pflanze eine rot im verflossenen Jahrhundert reiche und bedeutsame Erkenntnisse blühende Art mit einer weißen, dann besigen die Bastarde hell. erwarben, ist die Bellforschung. Ihr verdanken wir Aufschluß über roja Blüten. den feinsten Bau der Geschlechtszellen und die verwickelten Vorgänge, Wenn man diese Hybriden unter strenger Selbstbefruchtung die sich am Ei und männlichen Samenfaden vor und während des weiterzüchtet, macht sich wieder die merkwürdige, Mendelsche Befruchtungsprozesses abspielen. Auf diesem Wege sind wir zu der Spaltung", diesmal aber in einem etwas abweichenden Ver Auffassung gelangt, daß gewisse in dem Kerne der Eizelle und dem hältnisse bemerkbar. Die zweite Baftardgeneration liefert nämlich Kerne des Samenfadens gelegene Stäbchen, die sogenannten drei verschiedene Arten von Pflanzen. Die Hälfte aller Nachkommen Chromosome, die Träger der Erbmasse sind. Auf Grund dieser zeigen die hellrosa Blütenfarbe, der Rest trägt zu 25 Proz. rote, zu Forschungen nimmt man jetzt an, daß jedem selbständig vererbbaren 25 Broz. weiße Blüten. Doch nur die hellrosa Bastarde, men Merkmale auch eine besondere selbständige Anlage, ein Determinant, de In" in der Weiterzucht, d. h. sie spalten auch weiterhin immer entspricht, der in den Chromosomen der Geschlechtszellen gewisser- je 25 Proz. weiße und rote Pflanzen ab, während die zu der Farbe maßen berantert liegt. Ueber die Natur dieser Anlageteilchen selbst der Ausgangsformen zurüdgelehrten Bastarde ihre Farbe in allen bermögen wir uns freilich feine flare Vorstellung zu bilden. Bei der späteren Generationen beständig bewahren. Dieser Fall zeigt die Befruchtung vereinigen sich die Anlagen für die mütterlichen mit Mendelsche Spaltungsregel sogar noch viel deutlicher als das Bei denen für die väterlichen Eigenschaften, um dann bei der fortschreitenden spiel von den Erbsen, da hier die Spaltung nicht durch das Domi­Entwickelung, die ja, wie wir aus früheren Uebersichten wissen, in nieren des einen Merkmales verfchleiert wird. den Hauptzügen in nichts anderem als in einer fortwährenden Ist es nicht seltsam, wenn bei der Kreuzung zweier in einem Teilung und Vermehrung der Eizelle besteht, auf fämtliche Körper- Bunfte von einander abweichender Raffen das Merkmal des einen zellen, aus denen sich die Organe und Geloebe des fertigen Erzeugers in der ersten Bastardgeneration vollständig verloren geht Tieres zusammensetzen, übertragen zu werden. Wir können uns oder wie bei der Wunderblume nur Zwischenformen entstehen, in borstellen, daß zwischen den elterlichen Anlageteilchen ein Wettstreit der zweiten Geschlechterfolge plötzlich jedoch die scheinbar aus stattfand, von dessen Ausgange es abhängt, ob das Kind später eine gelöschten oder wenigstens mit einander vermischten Charaktere väterliche oder eine mütterliche Eigenschaft zur Schau tragen wird. wieder rein und in einem so fest bestimmten Mengeverhältnis Das zweite Mittel, um uns über den Vererbungsvorgang Auf- hervorspringen? Bermag spekulative Ueberlegung dafür wohl eine flärung zu verschaffen ist das Experiment, der planmäßig durchge- andere Erklärung zu finden als die, zu der schon Gregor Mendel  führte Büchtungsversuch an Tieren und Pflanzen. Wenn endlich die gelangte? Nur wenn wir annehmen, daß die betreffenden beiden Ergebnisse, zu denen wir auf diesen beiden so verschiedenen Wegen Anlagen der elterlichen Organismen, die sich während der Be gelangen, in Einklang miteinander stehen, ist das ein schöner Beweis, fruchtung in dem Ei zu einem Anlagenpaar zusammenfanden, später, daß wir der Wahrheit auf der Spur sind. Heute wollen wir uns wenn die Bastarde zur Bildung ihrer Geschlechtszellen schreiten, nun mit einigen der wichtigsten Vererbungserperimente beschäftigen. wieder auseinandergeführt werden, so daß die eine Hälfte der Es ist bereits mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen, seit Geschlechtszellen nur die Anlagen für das väterliche Merkmal, die diefer letzte Pfad von dem Augustinerpater Gregor Mendel   andere Hälfte nur das für die mütterliche überwiesen erhält, Die mit überraschendem Erfolge beschritten wurde. Nachdem diese be- läßt sich ein Verständnis für diese Spaltung gewinnen. deutsamen Versuche jahrzehntelang vollständig der Vergessenheit Keimzellen der Bastarde besitzen also nicht anheimgefallen waren, wurden sie plöglich fast gleichzeitig bor ichtete Gizelle, wenigen Jahren von drei unserer hervorragendften Botanifern, von Bastardcharakter, Correns, de Bries und Tschermat wieder entdeckt und durch neue umfassende Versuche bestätigt.

Zu seinen wichtigen Experimenten verwandte Men det haupt­sächlich Erbsen, die sich in verschiedenen Merkmalen, in der Gestalt der reifen Samen, in der Stellung der Blüten, der Blütenfarbe usw. unterschieden. Zuerst wurde durch eine zweijährige Kultur nach geprüft, ob fich die Sorten auch in ihren Charakteren, die der Beobachtung unterzogen werden sollten, beständig erwiesen und nur, wenn dieses zutraf, wurden sie zur weiteren Zucht benutzt.

wie die be aus der sie sich entwickelten, auch einen sondern es werden wenigstens in Hin ficht auf das in Frage stehende Merkmalspaar reine Reim zellen gebildet. Wie aber die eingangs erwähnte Annahme, daß jedem selbständig vererbbaren Merkmale auch eine selbständige An­lage in der Erbmasse entsprechen müsse, so steht auch das Ergebnis, zu dem wir hier geführt wurden, mit den modernen Resultaten der Bellforschung im besten Einklange.

Auch aus der Reihe der höheren Tiere und beim Menschen find Fälle, die der menschlichen Vererbungsregel folgen, seit langem be­fannt, doch erst neuerdings konnten sie richtig bewertet werden. So haben sich die Hühnerzüchter schon seit Jahren den Kopf zerbrochen, Biele Jahre experimentierte Mendel   in der Stille. Erst, wie es käme, daß die sogenannten blauen Andalusier. nachdem er mehr als 10 000 Kreuzungsversuche ausgeführt hatte, deren Bucht namentlich in England eifrig betrieben wird, sich nie­trat er mit seinen Resultaten an die Deffentlichkeit. Hier follen mals rein fortpflanzen. Auch bei den besten Stämmen sind immer nur einige der wichtigsten Versuche an ganz einfachen Beispielen nur etwa die Hälfte der ausschlüpfenden Jungen blaue Andalufter, sowohl von Mendel   wie von neueren Forschern besprochen werden. während der Rest gefledt oder schwarz ist. Am merkwürdigsten Am einfachsten liegt der Fall, wenn sich die beiden zur Kreuzung erschien es aber den Züchtern, daß sowohl die schwarzen wie die herangezogenen Eltern nur in einem Merkmale, etwa in der Blüten­farbe, unterscheiden. Es kommen dann zwei entsprechende Mert- gefleckten Tiere fich bei der Weiterzucht in ihrer Farbe beständig zeigen, die blauen dagegen stets wieder verschiedenfarbige Nach male: eins vom Vater, eins von der Mutter in Betracht, die man kommen liefern. Paart man aber schwarze und gefleckte Andalusier, zusammen als ein Merkmalspaar" bezeichnet. Kreuzt man z. B. eine rotblühende und eine weißblühende Erbse, so bildet die dann erhält man in der ersten Generation nur blaue Hühner. Es fann heute feinem Zweifel unterliegen, daß wir es hier wieder mit Blütenfarbe" rot" und weiß" ein Merkmalspaar. Die Bastarde einem ganz typischen, Mendelschen   Falle zu tun haben, oder Hybriden, die aus einer solchen Kreuzung hervorgehen, sind der etwa dem Verhalten der beiden Raffen der Wunderblume gleich­sämtlich rotblühend, fie schlagen alle dem einen ber beiden Eltern nach und lassen sich in ihrem Aussehen in zulegen wäre. Doch wir wollen es hier der Beispiele genug sein laffen. Wenn uns die Vererbungserscheinungen auch noch zahlreiche keiner Weise von diesem unterscheiden. Die weiße Blütenfarbe scheint Rätsel aufgeben, es gibt doch wenigstens schon eine große Anzaht vollkommen verloren zu sein. Züchtet man jezt jedoch diese rot- von Fällen, die unserem Verständnis tein unüberwindliches Hindernis blühenden Bastarde weiter und befruchtet fie mit ihrem eigenen mehr bieten, vor allem ist uns jetzt der Weg klar vorgezeichnet, auf Blütenftaube, so ereignet sich etwas sehr leberraschendes. Obwohl dem die Forschung mit erfreulichen Aussichten weiter fortzufchreiten in diesem Falle beide Eltern rote Blüten trugen, entstehen aus den Reimlingen   nur noch zu 75 Proz. rotblühende Nachkommen, während bei dem Rest die unterdrückte weiße Blütenfarbe wieder in boller Reinheit zum Vorschein kommt. Führt man die Zucht noch weiter, dann zeigt es fich, daß sich die weißblühende Bastardform bei Selbst­befruchtung von nun ab beständig erhält und stets wieder weiß­blühende Nachkommen erzeugt. Bei der rotblühenden Sorte dagegen findet unter den gleichen Bedingungen in allen folgenden Gene­rationen immer die gleiche Spaltung statt, das heißt, es entstehen nur zu 75 Broz. rotblühende spaltende, zu 25 Prog.   aber weiße in ihrer Farbe beständige Erbsen.

Aus dieser und zahlreichen entsprechenden Tatsachen zog Mendel  bereits den Schluß, daß für jedes selbständig vererbbare Merkmal der Eltern in deren Erbmasse eine selbständige Anlage vorhanden sein müsse, daß sich bei der Kreuzung und Befruchtung diese Anlagen zu einem Anlagepaar" zusammenfänden und daß dann endlich bei der weiteren Entwickelung das Merkmal des einen der beiden Eltern das des anderen verdecke. In der Wissenschaft bezeichnet man das vorherrschende als das dominierende, das unterdrückte als das rezeffibe Merkmal und diese auffallende Tatsache als die Bravalenzregel

Run befizt aber diese Regel keine allgemeine Gültigkeit. Wir fennen zahlreiche Fälle, bei denen die Bastarde erster Generation eine Mischform darstellen und die fraglichen Merkmale der Eltern

bermag.

, Der Weltkrieg in den Lüften."

So nennt Rudolf Martin   seinen Kriegsroman", den er unte längst( bei Bruno Vogler, Leipzig- Gohlis) ans Licht gebracht hat. Ein drolliger Kauz, dieser abgefägte Regierungsrat! Macht in Bluffs durch Federfuchserei. Heute dies, morgen jenes. Ist eine Art Sensationstiger. Reist in hochpolitischen Saisonartikeln. Mischt Bilzbrause mit Porter, preußischen Kartoffelschnaps mit ruffischem Juchtenabsud. Der Schreibetoller hat ihn vom regierungsrätlichen Drehschemel heruntergeschubst. Was tuts, denkt er wohl, wenn der Schreibekoller mich nur wieder in den Sattel bringt! Wenn ich's, - Aeronautik versuchte? so kalkulierte Herr Martin, einmal mit Kaum gedacht, fängts an, ihm im geehrten Hirnkasten zu rattern. Rudolf Martin fühlt sich plöglich in einen Drachentiger" ber wandelt und heidi gehts nach oben.

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Was entschleiert sich da seinem Seherange? Der Welt­frieg in den Lüften." Wann? Im Jahre des Heils 1915/16! Deutscher Michel  , reiß die Guckerln auf! Erinnerst du dich der prahlerischen Zeit, da Deutschlands   Zukunft auf dem Wasser" lag? Papperlapapp. Aber jetzt weiß man's" in Berlin   ganz genau: