j Die Heringsboote, d. y. die Fangboote, find mit einer der Moße der einzelnen Fahrzeuge entsprechenden Anzahl Leute be» die unter sich einen Vormann wählen. Seinen Befehlen »mrd blind gehorcht, und gewöhnlich hat er auch das Hauptwort bei den geschäftlichen Ausetnansersetzungen. Manchmal wird der ganze Fang mit den Händlern vorweg abgeschlossen, manchmal wird auch jeder Tagesfang an den Meistbietenden verkauft. Im ersteren Falle beginnen die Verhandlungen bereits im (Sommer, beim Schluß des Makrelfanges und ziehen sich oft Tage, ja Wochen hin. Man versammelt sich dann meistens im Kontor des betreffenden Kaufmanns. Dabei wandert die Kognakflasche lbon dem einen zum anderen, um die Fischer anzuregen und die tgungen der ernsten, wortkargen Leute zu lösen, die meistens an den Wänden herumsitzen und ihre Blicke auf den gerade Sprechen- den, gewöhnlich den Kaufmann oder ihren Vormann, richten. Man fragt sich nun, wo die ungeheure Menge von Fischen bleibt. Ein großer Teil geht nach den schwedischen Küstenstädten. ium von dort per Bahn ins Inland gesandt zu werden. Dann ist der Export namentlich nach England sehr bedeutend. Auch Deutsch- Zand bezieht noch heute viel Fische vom westlichen Schweden . Ein großer Teil wird an Ort und Stelle gesalzen, und in den letzten fahren sind in den benachbarten Orten Räuchereien in großem Maßstäbe entstanden. Ein geringerer Teil wird zu Delikateß- waren verarbeitet. Was übrig bleibt, und dies ist recht erheblich, wandert in die Guano- und Fischölfabriken, deren es an der Küste Kine ganze Reihe gibt. Weit unverständlicher ist, wo man in früheren Zeiten, bei den schlechten Verbindungen, mit den kolossalen Massen geblieben ist, die eingefangen wurden. Die Hauptmenge verwandte man damals dllerdings wohl für die Tranfabriken, durch die Gotenburg Haupt- (sächlich groß wurde. «« Eigentümlich ist die Wanderung des Hering?. Man hat be- rechnet, daß er gewöhnlich 70 Jahre fort bleibt. Dann kehrt er zurück, um eine ganze Periode auszuhalten, bis er wieder ver- schwindet, wohin> ja, darüber kann man keinen rechten Aufschluß geben. VorgefchlcbtUcber Handel in JVKttcleuropa» (Vortrag, gehalten von Professor Dr. K o s s i n n a- Berlin äüf der Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Vorgeschichte s zu Hannover . ** Was wissen wir von dem Handel der Vorzeit? Noch vor wenigen Jahrzehnten waren selbst Fachleute geneigt, alle borge- schichtlichen Gegenstände unseres Landes von besserem Aussehen kür Handelsware aus Südeuropa her anzusehen. Heute, wo die (Vorgeschichtsforschung aus Stoff, Formen und Stil der Altertümer genau ihren Ursprung, ihre Heimat und Entstehungszeit kennt, weiß man, wie gering der Anteil der Importware ist gegenüber der heimischen Fabrikation jeder Gegend. Die wichtigste Frage kür den Handel sind die H a n d e l S w e g e. Die Beförderungsart -der Waren in der Vorzeit selbst bis in die Steinzeit hinein war im Grunde keine andere und keine viel schlechtere, als wie sie vor AlX) Jahren, d. h. vor dem Aufkommen der Dampffahrzeuge üblich war, nämlich auf Pferde- und Rindergespannen oder auf dem Rücken von Saumtieren. Für Reiten und Fahren haben wir Beweise in der Steinzeit. Viel wichtiger noch war der Wasserweg. Bereits in der Steinzeit wurden fernliegende Inseln, wie Helgoland , Bornholm , Gotland , vom Festlande aus besiedelt. Kulturverbindungen zwischen Pommern und Süd- schweben ohne den Anteil Dänemarks (Steinhämmer), desgleichen von den Südschweden nach England ohne den Anteil von Däne- mark und Nordwestdeutschland (Steinkisten mit Loch), desgl. von Irland und Dänemark (Goldene Halskragen) ohne Nordwest- deutschland zeigen den Verkehr über die hohe See. Dieser Seever- kehr geschah in riesenhaften geruderten Einbäumen, die bald durch aufgesetzte Bordflanken und eingefügte Querhölzer(Spanten) ver- bessert wurden. Sicherer war der Binnenverkehr auf Flüssen. Die wichtigste Verkehrsader mit großer Einheitlichkeit der Kultur und der Bevölkerung wie auch der Importartikel war das Donaugebiet namentlich in der Zeit der Spiralkeramik, wo aus dem Roten Meer und dem östlichen Mittelmeer purpurne SpondyluSmuscheln, die Dentaliummuschcln bis an die oberste Donau heraufkammen, bis Oberschlesien wenigstens der Obsidian - gebrauch. Keineswegs so einheitlich ist das Rheingebiet, wo in der Schweiz und am Oberrhein das Pfahlbauvolk südeuropäischen Cha- rakters den frühesten Getreidebau nach Mitteleuropa bringt und die Prunkbeile aus Halbedelgestein wie Mephrit, Jadeit und Chloromelanit über Mitteleuropa und weiter hinaus verbreitet. Die mit dieser Pfahlbaubevölkerung am Mittelrhein zusammenstoßenden donauländischen Südindogermanen verbreiten gewisse teils schmale, hochgewölbte Hacken(Ackerbaugcräte) über Norddeutschland, d. h. zu den Nordindogermanen, die ihrerseits herrlich geschliffene Feuersteinbeile, aufs schmuckste zugeschlagene Lanzenspitzen und Dolche südwärts bis ins Alpengebiet versandten. Der Haupthandelsartikel der Nordindogermanen tvsr der Bern st einschmuck, dessen Rohmaterial ihnen in Jütland und Ostpreußen (Menschen- und Tieridole) in so reicher Weiss zur Verfügung stand. Dieser Bernsteinhandel hielt sich während der Steinzeit streng innerhalb de? Gebietes der Nordindogermanen, doch führten sie ihn bei ihrer Ausbreitung im Westen bis zur Schweiz , im Osten bis nach Ostgalizien mit sich. Erst als sie nach Südeuropa vordrangen, mit Beginn der Bronzezeit, finden wir auch dort Bernsteinschmuck. Die norddeutschen Ströme, selbst Elbe mit Saale , und die Weichsel waren mehr Wegweiser für die süd- liche Ausbreitung der Nordindogermanen als wie das Eindringen südlichen Importes nach dem Norden. Eine Ausnahme macht das W e s e r t a l in der älteren Bronzezeit, wo einerseits die Nord- Westdeutschland nunmehr besetzenden Germanen Bernsteinschmuck und gewisse Formen des Vronzeschmucks(gerippte Halskragen) an die mittlere und obere Weser, das Maigebiet und Süddeutschland abgeben, andererseits die in den genannten Gegenden sich jetzt konsolidierende keltische Bevölkerung wiederum besondere Bronze- schmuckformen worunter die Radnadel hervorragt, den germanisch gewordenen hannoverschen Landen zuführt. So müssen wir bei den Kulturwanderungen und im Verkehr der Vorzeit vielerlei unterscheiden: 1. Ausbreitung der Kultur durch Ausbreiten der Bevölkerung� 2. Einzelimport fremder Ware, 3. einheimische genaue Nachahmung der Fremdware, 4. selbständige Weiterbildung eingeführter Warentypen. Mit Einsetzen der Bronzezeit setzt sich die Elbstraße nicht mehr zur Donau fort, sondern geht südwärts direkt über die Alpen nach Italien . Zum ersten Male dringt die Bevölkerung in? Hochgebirge. In der Benutzung der Pässe steht noch wie heute obenan der Brenner, über den die Früherzeugnisse der italienischen Bronzezeit nach Norden wandern, ein Verkehr, der aber bald ab- bricht. Das Aufkommen gehämmerter Bronzeblechwaren mit ge- triebenen Verzierungen in der mittleren Bronzezeit SüdeuropaS eröffnet einen neuen Zustrom italienischer Ware nach Mitteleuropa (während Westeuropa ganz zurücksteht, auch in einheimischer Technik), der bis zur römischen Kaiserzeit unter langsamer Steige- rung sich anhaltend fortsetzt. Gleichzeitig mit der getriebenen Ware beginnt auch die Einfuhr ägyptischen Glasschmucks. Fragen wir nach der Art des Handels, so war der älteste Handel ein reiner Tauschhandel, wie er schon in paläo» lithischer(altsteinzeitlicher) Zeit nachweisbar ist; desgleichen in neolithischer(neusteinzeitlicher) Zeit. Doch kommt zu dieser Zeit als Folge der Rinderzucht die Berechnung nach Stückvieh oder Rinderhäuten als Werteinheit auf. Man besaß dadurch eine Geld- art: dasViehgeld". Das Aufkommen des Metalls brachte dem Handel ein neues verbessertes Zahlungsmittel: zunächst daS Kupfer und daS Gold, bald auch die Bronze. Im Süden war Cypern, in Mitteleuropa Ungarn ein hervorragendes Gebiet der Kupfergewinnung. Gold wurde in Irland und besonders in Siebenbürgen produziert, von wo wir wenigstens in Ostdeutsch­ land nachweislich auch die Bronzemischung bezogen. Blieb da» Metall in unregelmäßiger Form, so mußte es abgewogen werden, und die dazu nötigen Wagen, wenn auch au? Holz, hat eS sicher schon zur Kupferzeit bei unS gegeben. Bequemer war es, das Metall zu Barren von bestimmtem Gewicht zu formen. Der- artige Barren wurden gern in Form von bestimmten Geräten oder von Schmuck gegossen, jedoch ihrem Zweck entsprechend in sehr plumper, massiger Weise, z. B. in Form von Halsringen, Arm- ringen, Flachbeilen und besonder? auch kupfernen Doppel- äxten in Form von Amazonenäxten. Die Art der Aexte war zugleich ein Symbol des Blitze? und de? Himmelsgottes, auf Kreta zugleich Hoheitsmarke und Handelsmarke. Ihre Verbreitung in Mitteleuropa scheint auf Herkunft aus Südfrankreich und weiter über See aus Kreta zu sprechen. Dazu stimmt, daß die meisten deutschen Stücke dieser Art nach der Kretischen Mine von 618 Gramm abgewogen sind, wenige nur nach der älteren ägyptischen, eines nur nach der babylonischen Urmine. Sind diese Stücke aber abgewogen verhandelt worden, so muß es auch Gewichte gegeben haben, solche hat denn auch kürzlich der Straßburger Vorgeschichts- forscher Forrer aus Schweizer Pfahlbauten nachgewiesen, die auf die 3 genannten und auf die seit der Eisenzeit zur Herrschaft gelangte phönikische Mine abgeformt sind. Er hat auch gezeigt, daß ein großer Teil der Bronzegeräte und des Bronzeschmucks der Bronzezeit in bewundernswerter Technik so modelliert worden ist, daß er fertig gegossen ein bestimmt gewolltes Gewicht besaß. Be- zahlt wurden die erhandelten Waren teils mit sogenanntem Bronzc-Ringgeld, teils mit Bruch-Bronze. Von abgewogenen, ge- stempelten Metallbarren bis zur geprägten und staatlich garan- tierten Münze war dann ein Schritt, den die Griechen voll- zogen, deren Münzprägung von den Kelten in Frankreich wie in Mitteleuropa aufgenommen wurde. Das geschah in der Latene- Zeit, dem Höhepunkt der vorrömischen Eisenkultur. Unser Wort Eisen selbst stammt aus dem Keltischen. Verhandelt wurde Roh- eisen in doppelpyramidenförmigen Barren(Luppen"). Nur die britischen Kelten benutzten die meißelförmigen Eisenbarren zugleich als Zahlmittel. Den Germanen brachte die Latene-Zeit eine reich- kichere Zufuhr von Glasperlen, die Kunst der Emaillierung und neuen Anteil an dem durch einige Jahrhunderte unterbrochenen Ankauf italischen Bronzegeschirrs. lverantwortl. Redakteur: HanS Weber, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VeriegSanstalt Paul Singer L-<ko.. Berlin SW.