aufstand' und fcgRi„Mein NaNe ist Müller ZuZ Berlin ; gestatten Sie, daß ich mich Ihnen anschließe?". da war dem Faß der Boden ausgeschlagen, ich fuhr ihn an:„Nein, ich gestatte es nichtl Ich bin nicht nach BiSkra gegangen, um die Müller aus Berlin kennen zu lernen I" Worauf er sich verzog. " Diese Reiseweisheitcn holte ich mir in der Fremde. Es gelang mir durch standhafte Entbehrung, die Heimat wieder lieb zu gewinnen und mich auf sie zu freuen wie ein Kind, wenn schon die Angst auf ihren Regen und Winter erst unterdrückt werden mußte. Und später, als es Winter ward, Winter in der Heimat, stand mir das Sonnenland bor Augen wie ein Märchenland von Tausend und eine Nacht, und ich zehrte von seinem Glänze, traurig und Biskra -reif. Manchmal des Nachts fiel mir irgendetwas ein und ich lächelte, lächelte wie damals, als ich unter den Zuaven Von Afrika herüberfuhr, stille und mit Schätzen beladen. Ein junger bildschöner Kerl in der Scharlachhose bittet mich um Feuer, er spricht fließend deutsch. Verwundert frage ich ihn aus, er ist ein Schneider und aus der Walz nach Frankfurt und München gekommen. Und als ich ihn fragte, woher er wüßte, daß ich ein Deutscher sei, lächelte er:„Sie tragen einen Mantel aus Loden. Ich habe in München gearbeitet." Das ist das Wahr- zeichen des Deutschen. , CJJaijvtüd snsotcn.l Das Flandern der Vögel. Eine der merkwürdigsten Jnstinkthandlungen ist das Wandern der Vögel, über dessen Beweggründe die Wissenschaft interessante Klärungen gebracht hat. Wenn man gegen Ende dcS Juli beobachtet, wie die Störche ftch auf einer sumpfigen Wiese zu Hunderten versammeln, wie sie die jüngeren unter sich durch lange Flugversuche einüben, oder, ein vorzüglicher Beleg für Darwins Theorie der Zuchtwahl, die zu der langen Reise zu schwach befundenen mit heftigen Schnabel - hieben töten, erstaunt man über die Disziplin, die sich in dem ganzen Vorgang bekundet. Sind ihre Vorkehrungen getroffen, so fliegen die Störche auf und legen in wenigen Tagen einen Ungeheuren Weg bis in das Innere Afrikas zurück. So wurde vorige» Jahr im Kapland ein mit dem Zeichen der Vogelwarte von Rossitten versehener Storch geschossen. Auf die Frage: warum die Störche wandern, kann die klare Antwort gegeben werden: sie würden in unseren Gegenden im Winter zugründe gehen, und zwar weniger vor Kälte, als aus Nahrungsmangel. Die Frösche, Eidechsen und Blindschleichen, die die liebste Nahrung der Störche sind, halten sich dann vor den Späheraugen ihres mächtigen Feindes verborgen, den Winter» schlaf, auch würden sie weder junge Vögel noch Insekten finden, die im Sommer ihren amphibischen Küchenzettel unterbrechen. Derselbe Nahrungsmangel zwingt die insektenfressenden Vögel, wie Nachtigall, Staare, Rotkehlchen und Schwalben, sich nach mil. deren Zonen zu wenden, sobald bei uns der Herbst im Anzüge ist. Auch der Kuckuk, der sich besonders von Raupen nährt, sucht durch seinen Wegzug Ende Juli oder Anfang August derselben drohen- den Hungersgcfahr zu entgehen. Grasmücke, Rotschwänzchen und Zeisig harren bis zum September bei uns aus, denn sie finden bis zu dieser Zeit im Gebüsch der Gärten und im Grase noch genug Würmer und Insekten, um sich zu erhalten. Die insektenfressenden Vögel, die bei uns überwintern, er- nähren sich entweder nebenbei auch durch das Verspeisen von Beeren, wie Amsel und Drossel, oder sie haben, wenn sie reine Insektenfresser sind, ihre eigene Fangmethode, wie der Specht, der nur im Holz minierende Insekten frißt. Er bearbeitet mit seinem starken Schnabel jede kernfaule Stelle eines BaumeS, und findet darin im Sommer wie im Winter seinen Tisch reichlich gedeckt. Auch die tropischen Gegenden haben durchaus nicht das ganze Jahr über ausreichende Nahrung für die Vögel. Im Innern Afrikas trocknen in der heißen Zeit weite Landstriche vollkommen aus, alle stehenden und die meisten fließenden Wasser werden von der glühenden Luft aufgesogen und verschwinden. Frösche, Molche, Eidechsen und Schlangen, selbst manche Fischarten vergraben sich im Schlamm, ihren Sommerschlaf zu halten, und die Insekten verschwinden mit dem Grün der Pslairzen, das von der Sonne verdorrt, hingewelkt ist. Selbst für die Pflanzenfresser unter den Vögeln wird in dieser Zeit der Futternapf in den Tropen leer. Die reizenden, zierlich gebauten Kraniche, die sich vorwiegend von Körnern und frischer Kräutern nähren, ziehen in ungeheuren Scharen zur Ucberwinterung nach Ostafrika . Dort plündern sie die Durra°(Moorhirst)Feldcr der Steppe, die ihnen aber im Sommer jede Nahrung versagt, denn der ganze Südrand der Wüste Sahara liegt dann verdorrt. So ziehen sie aus der Dürre der Tropen fort, nach dem Norden, der ihnen selbst in seinen arktischen Teilen zeitweise reichliche, leckere Mahlzeiten bereithält. Die dicke Speckablagerung unter der Haut von Enten, Schwänen, Mövcn, Strandläufern und anderen mehr, die hoch im Norden brüten und im Herbst zurückkehren, ist ein trefflicher Beweis da- für, von dem sich mancher Jäger und Sammler zu seinem großen Verdruß beim Abbalgen seiner Jagdbeute überzeugen mußte. Aus der Jahrtausende alten Notwendigkeit des Wandcrns ist dieser Trieb den Tieren durch Vererbung eingeboren. Die Stanv. Vögel, so genannt nach der Ständigkcit ihres Aufenthaltes, besitzen ihn nicht. Bei den Strichvögeln ist er nur teilweise entwickelt. Diese Strichvögel, zu denen Seidenschwanz und Krammetsvögel gehören, finden nach eingetretenem starkem Schneefall, der die niederen Büsche bedeckt, und auch wegen der kurzen Dauer der Tageshclligkeit, keine ausreichende Nahrung mehr, und beginnen daher kürzere Strecken zu streichen, und nur diejenigen unter ihnen, die die richtige, nämlich die südliche Richtung einschlagen, haben Aussicht, über den Winter hinaus am Leben zu bleiben und im folgenden Sommer zur Fortpflanzung zu kommen. Ein interessanter Vogel, der unter seiner Art den Strich-, Stand- und Zugvogel aufweist, ist die Eiderente. Sie wohnt und brütet im Norden der ganzen Erde, von der Westküste Europas an, den Kanal entlang, an der englischen und dänischen 5lüste bis nach Norwegen , Island , Spitzbergen und Grönland . Um ihre Jungen vor der zu großen Kälte zu schützen, tapeziert sie ihr Nest mit den kostbaren Eiderdaunen aus, um deren Gewinnung willen der Vogel eifrigen Nachstellungen ausgesetzt ist. Die Eiderente ist mit ihrer Nahrung durchaus vom Meere abhängig und kann in den arktischen Gegenden, wie z. B. Spitzbergen, Grönland und Island nur im Sommer leben. Sowie das Meer zuzufrieren droht. sammelt sie sich in ungeheuren Scharen, die buchstäblich das Meer auf Quadratmcilen hin bedecken, steigt:n die Lüfte empor, und wendet sich in wolkenähnlichen Massen südwärts, um an den bri- tischen Küsten, denen des Kanals und Frankreichs zu überwintern. An der französischen Küste leben Eiderenten zahlreich Sommer und Winter hindurch, sind hier also auch Standvögel. Als Strich- Vögel kommen sie an der Ostsee vor, die, vom Golfstrom nicht mehr beeinflußt, oft auf weite Strecken zufriert, und die Eiderenten dann zwingt, kürzere oder längere Strecken südwärts zu streichen, um an offenen Gewässern ihre Nahrung zu finden. Die Zugvögel haben' ihre bestimmten Zugstraßcn. So ist der erste Uebergang von Westen her die Straße von Gibraltar, der zweite geht von Tunis nach der Südspitze von Sardinien und dem Kap Spartivent, und über Sardinien und Korsika nach der Küste des Meerbusens von Genua . Ferner geht eine dritte Zugstraße von der kleinen Syrthe aus über Malta und Sizilien nach Italien , und schließlich die letzte im Osten des Mittelmeeres von Aegypten über Cypern und Kleinasien . Diefe Zugstraßen der Vögel sind Jahrtausende alt. Die Vögel folgten anfangs bei ihrem Zuge dem Lande, als das Land später vom Meere bedeckt wurde, behielten sie ihren uralten Weg bei, trotzdem er für viele unter ihnen, besonders solche, die nicht Schwimmvögel sind, gefährlicher geworden war. � Man hat vier Zugstraßen unterscheiden gelernt: die der Küstenvögel, der Küsten- Flußvögel, der Sumpfvögel und schließlich der Landbögel. Alls diese Arten kennen genau die Einzelheiten ihrer Straße, die sie ihrer verschiedenen Ausdauer und ihrem Nahrungsbedürfnis an- gepaßt haben, und verlassen die Straße freiwillig nicht. Die Auf- findung der Zugstraßen zeugt von einem stark ausgebildeten Orts- sinn und Ortsgedächtnis, das sich im Laufe der Generationen durch Vererbung fortgesetzt steigert. Bei den meisten Vögeln fliegen die alten, erfahrenen an der Spitze des Zuges, und zeigen den übrigen den Weg. Haben die jüngeren den Flug ein ober zweimal mitgemacht, so würden sie ihn dank ihrem angeborenen Orientierungsvermögen auch allein finden können. Auch die Fähigkeit des schnelleren und ausdauernden FlugeA hat sich im Laufe der Generationen erheblich gesteigert, wozu vor allem Ucbung und Gewohnheit das Ihrige beigetragen haben. Ein vorzügliches Beispiel dafür, was Trainierung vermag, sind unsere Brieftauben, die mehr als mit Schnellzugsgeschivindigkeit fliegen. was ihren gewöhnlichen Artgenossinnen nicht entfernt gelingt.- E. J£i Kleines f euilleton. Die erste Besteigung des Mount Erebus . Leutnat Shackleton, der erfolggekrönte Südpolarforscher, beginnt jetzt seine Beröffent« lichung über den Verlauf seiner Südpolexpedition. In einem größeren Aufsätze, der in der„Illustration" erscheint, schildert Shackleton die Eroberung des Mount ErebuS , jenes mächtigen Vulkans, der inmitten von Schnee- und Eisfeldern glühende Dämpfe in die Lüfte stößt und dessen Krater vordem noch kein menschlicher Fuß betreten hat. Shackleton selbst blieb zurück, da die Organisierung des neuen Lagers einstweilen noch seine Anwesenheit erforderte. Am ersten Tage erreichte die kleine Karawane nach harten Kämpfen eine Höhe von 825 Metern. Bei einer Kälte von 23 Grad Celsius wurde am zweiten Tage der Ausstieg über steile Schneeabhänge fortgesetzt. Ein starker Wind erschwerte das Fortkommen. Mit größtem Kraftaufwand konnte im Laufe des Tages eine Entfernung von 4300 Meter zurückgelegt werden; am Abend war eine Höhe von 1655 Metern erreicht. Deutlich war zu erkennen, daß der Erebus in jüngster Zeit neue Lavamassen ergossen hatte. Die Kälte nahm zu. Nach Anlage eines Depots brach die Expedition bei der Temperatur von 28,8 Grad unter Null am dritten Tage auf; bis zu 2625 Metern vermochte man sich empor- zuarbeiten; dann brach die Nacht herein und mit ihr ein furchtbarer Schneesturm, der die Fortsetzung des Aufstieges unmöglich machte.
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26 (31.8.1909) 168
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