zubringen und Du siehst noch immer aus wie eine alte Ratte undkannst nichts und bist nichts. Denk man ja nicht, daß wir Dich dannals Sängerin behalten für dreißig Mark monallich und Kostüme frei.Dafür können wir ganz andere bekommen. Die Else voriges Jahr,die war in'nem Vierteljahr schon fast so weit wie unsere Herinine.Und eine ist von uns direkt nach Hamburg gekommen an eine Bühnemit Auftritt und von da nach Amerika. Und wenn Du'mal wasvon der Marietta Sanli gehört hast— eigentlich heißt sie Elli Meher—die ist auch bei uns gewesen. Fast alle, die was geworden find undjetzt 200 und 300 und 500 Mark im Monat verdienen, die haben beiuns gelenrt. Aber die haben sich auch dran gehalten und sind an-sicllig gewesen. Und daS will ich Dir nur schon gesagt haben—wenn Du Dir nicht mehr Mühe gibst und in zwei Monaten nichtein anständiges Repertcwah von mindestens fünfzehn Liedern hast— ohne die Chorliedcr— mit elegante Bewegungen, dann tretenwir einfach vom Vertrag zurück und schicken Dich nach Haus. Daskann uns keiner zumuten, daß wir Dich im Winter mitauf Engagement nehmen. Die Wirte nehmen uns ja gar nicht, wennsie Dich sehen. Was glaubst Du wohl, auf Engagement spielen, aufriesig großen Bühnen mit Auftritt— so aus der Kulisse raus alleinauf die leere, furchtbar helle Bühne vor ein feines Publikum— dasist ganz was anderes als das Tingeln in den Zelten. Und wennwir bloß daS nötige Damenmaterial haben, dann gehen wir nächstesFrühjahr auf Engagement nach Petersburg. Da könntest Du waSsehen I Und erleben I Und Herrenbekanntschaften machen und Ge-schenke kriegen! U jeh. Da könntest Du fein Dein Glückmachen. Aber wenn Du Dich nicht geschickter anstellst als jetzt— na,da wären wir schön dumm, wenn wir Dich auch nur einen Taglänger behielten als wir eben brauchen."(Fortsetzung folgt.)Die neuesten Vorstöße zumJVordpol.Der Kampf um die Pole hat in dem ewigen Vorwärtsstrebendes Menschen seit langem eine hervorragende Stellung eingenommen,und die Etappen in ihrer Eroberung sind als großartige Leistungeneiner alle Widerstände der Natur überwindenden Willenskraft ge-feiert worden. Nachdem erst vor kurzem Shackleton dem Südpolso nahe gekommen ist, wie kein anderer Mensch, werden wir jetztdurch die mit starkem Zweifel begegnende Nachricht überrascht, daßes dem Amerikaner Frederick A. Cook gelungen sein soll,den Nordpol zu erreichen. Cook, der als Arzt die belgische Süd-polarcxpedition begleitete, hat im Sommer 1007 in aller Stilleeine Nordpolarexpedition angetreten, indem er sich von einem Fang-schiff bei Etah am Smith-Sund absetzen ließ, um in Grönland zuüberwintern und im Februar 1908 einen Schlittenvorstoß gegen denNordpol zu unternehmen. Im September 1008 kamen dann durcheinen Begleiter Cooks, R. Francke, Nachrichten von dem Unter-nehmen, nach denen Cook am 26. Februar 1008 mit Francke undeinigen Eskimos über den Smith-Sund nach Ellesmcreland auf-gebrochen sei, am 3. März sei Francke umgekehrt und Cook weiternach Kap Hubbard gegangen, um von dort seinen Vorstoß zu unter-nehmen. Seitdem war er verschollen und man fürchtete bereitsdas Schlimmste, bis Cook nun plötzlich wieder auftauchte. Cookwürde, wenn seine Angaben zutreffen sollten, mit der Erreichungdes Nordpols einen Ruhmespreis erworben haben, um den seitJahrhunderten eifrig gerungen wird. Der erste Held der Polar-forschung, der einen wohlerwogenen Angriff auf den nördlichstenPunkt der Erde unternahm, war der Engländer Henry Hudson,der in den Jahren 1607— 1611 vier Polarfahrten unternahm. Ergelangte bis zu 80° 23 Min. nördlicher Breite. Einen solch kühnenPlan unternahm erst wieder John Phipps, der spätere Lord Mul-grave, der 1773 die erste wissenschaftliche Expedition nach Spitz-bergen ausrüstete und über den Nordpol nach Indien steuern wollte.Doch vereitelten nördlich von Spitzbergen undurchdringliche Pack-eismasscn jedes weitere Vordringen. Einen Fortschritt in dem Ein-dringen in die Region des ewigen Eises bezeichnete dann die vierteNordfahrt Parrys, der den schon von den beiden WalfischfängcrnSoeresby in Angriff genommenen Plan 1827 verwirklichen wollte,den Pol, dessen Eis nach seiner Ansicht eine geschlossene fast ebeneFläche bildete, auf Schlitten zu bezwingen. Das Eis aber warkeineswegs eine zusammenhängend« Masse, sondern überall vonKanälen durchschnitten, so daß Parrys Schollenfahrt nicht von Er-folg gekrönt war. Nach 35tägigen Mühen mußte er umkehren;doch hatte er eine Breite von 82° 45 Min. N. erreicht. Die nächstenVorstöße von Markham und Lockwood führten bis zu einer Breitevon 83° 30� Min. N. In Deutschland entfaltete eine rührigePropaganda der berühmte Geograph August Peternmnn, durch denzwei große deutsche Nordpolcxpeditioncn ins Leben gerufen wurden.Nach seinem Tode trat ein gewisser Stillstand in der Polarforschungein, und gegen die zu einem Sport ausgearteten Vorstöße zumPole machte sich ein Widerstand bemerkbar, der besonders von demausgezeichneten Polarforscher Karl Wcyprecht ausging. Weyprechtmeinte,-daß die polaren Entdeckungen zu einer„internationalenHetzjagd nach dem Pol" ausgeartet seien, bei der man nur nochversuche, sich möglichst viel Grade und Minuten dem Pol zu nähern.Auf seine Anregung hin wurden 16 internationale Polarstationenerrichtet, die eine wissenschaftliche Erforschung des unbekanntenGebiets betrieben. Aber der wissenschaftliche Gewinn an geoWk,phischen Kenntnissen war doch nur ein geringer, und so brach sichmit der Zeit die Meinung wieder Bahn, daß das hohe Ziel desNordpols selbst doch auch für die Forschung keine trügerische Lockunggewesen sei und daß man mit allen Kräften ihm zustreben müsse.Die schwedischen Expeditionen von Otto Torcll und Nordcnskjöldleiteten diese neue Epoche ein; der wackere Vorstoß des Expcditions-schiffes„Bega" unter Ä. E. Nordcnskjöld und die Fahrt der ihrnachgesandten„Jeannette"(1870) machten Aufsehen; sie leiteter«auch noch Fridjof Nansen, mit dem die Reihe der großen Vorstößeaus neuester Zeit beginnt. Nansens wagemutige Expedition mitder„Fram"(1805), auf der er selbst bis zu 86° 4 Min. N., dasSchiff bis zu 85° 57 Min. gelangte, ist, wie Professor Hassert inseiner„Geschichte der Polarforschung" bemerkt, das Großartigste,was die Polarforschung bisher geleistet. Der bedeutendste undeifrigste unter den Rivalen Nansens ist Peary, der unermüdlichimmer neue Expeditionen unternommen hat und sich auch gegen--wärtig wieder seit dem Sommer 1003 mit dem Expeditionsschiff„Roosevelt" auf der Suche nach dem Nordpol befindet. Ihm ist esim Jahre 1006 gelungen, unter allen, die sich dem Nordpol ge»nähert, die höchste Breite zu erreichen, nämlich 87° 6 Min. N. Amnächsten kam ihm Cagni, der 1000 bis zu 86° 34 Min. vorgedrungenwar. Von Mißgeschick verfolgt waren dt« beiden Versuche desdeutsch-amerikanischen Journalisten Walter Wellman 1804 und1808; und auch die beiden von dem Amerikaner Ziegler glänzendausgerüsteten Erpeditionen des Dampfers„Amerika", denen eben-falls die Erreichung des Nordpols als Ziel geseht war, verliefenohne wichtigere Resultate. Die erste Fahrt unter Baldwin mußteabgebrochen werden, weil der Führer des Unternehmens mit demnorwegischen Kapitän des Schiffes in einen schweren Konfliktgeriet. Die zweite Reise unter A. Fiala dauerte zwei Jahre, konnteaber trotz drei großer gefahrvoller Schlittenreisen nicht einmal dienördlichsten Punkte Cagnis und Pearys erreichen. Was diese mitgewaltigen Mitteln ausgerüsteten und im größten Maßstabe unter»nommenen Expeditionen nicht vollbringen konnten, das soll nundem in einfachster Weise ganz allein ausgeführten Plane Cooksgelungen sein. � �Au? einem Bericht, den Cook aus Lerwick an den„New DortHerald" telegraphierte, bringt das„B. T." folgenden Auszug: Nachlangem Kampf gegen Hunger und Kälte haben wir endlich denNordpol erreicht, einen neuen Weg, reich an interessantem Materialfür die narurgeschichtliche Forschung, gefunden. Wir entdecktenreiche Jagdgebiete, die ebenso Eskimos wie europäischen Jägernzugute kommen werden; wir entdeckten Land auf dem nördlichstenFelsen der Erde.Unsere Expedition wurde im Ansckluß an eine Sommerkreuzfahrtim Arktischen Meer beschlossen. Unsere Jacht„Bradley" kam im Smith»sund Ende August 1007 an. Dort erschienen uns die Voraussetzungengünstig, um das Erreichen des Pols zu versuchen.Die Ausrüstung, die ich hatte, um für alle Fälle bereit zusein, war reich genug, um für eine längere arktische Reise vor»zuhalten. Zahlreiche Eskimos befanden sich zum Zweck von Bären-jagden vereint in Annatok. Sie hatten bereits große Mengenvon Fleisch vorbereitet, und kräftige Hunde fanden sich in großerZahl im Lager; es war ein Zusammentreffen glücklicher Umstände,daß wir so alles, was wir brauchten, an einem Punkte zusammen»fanden, der vom Nordpol nur noch 700 Meilen entfernt war. Wirhatten kundige Führer, geeignete Zugtiere, genügenden Proviant.Dank der Hilfe dieses Stammes von 250 Menschen konnten wir einHauS und eine Werkstatt aus Holz von Gepäckkisten erbauen. VorEnde der arktischen Nacht waren w,r zur Abfahrt bereit.Unser Plan war, uns einen Weg durch Grönland zu bahnen,indem wir der Westküste bis zuin Polarmcer folgten. Am 10. Fe«bruar 1008, bei Sonnenaufgang, begann die Expedition ihren Weg.Sie setzte sich zusammen aus 11 Menschen und 103 Hunden, die 11schwer beladene Schlitten zogen. Wir verließen die Küste von Grön»land, um nach Westen vorzudringen. Das Dunkel der arktischenNacht lichtete sich nur während weniger Stunden des Tages.Die Kälte war groß und besonders fühlbar, als wir den hohenAmcllesmeresund überschritten. Die Temperatur sank bis auf 83 Grad-Fahrcnheit unter Null. Mehrere Hunde erfroren, alle Männer littenfurchtbar. Aber bald fanden wir die Spuren des großen Wildes,auf denen wir verhältnismäßig leicht durch den Mansensund bis Lands-cnd gelangten. Auf diesem Marsche erlegten wir 101 Moschusochseu,7 Baren, 335 Hasen. Am 18. März erreichten wir das Polarmcerund drangen von der Südspitze der Heiberginsel weiter. Drei Tagespäter begann der Weg übers Packeis. Zwei Eskimos kehrtenzurück; der Versuch war nur durch Auswahl der stärksten Männermöglich. The und Ahwelsh, die beiden kräftigsten, und26 Hunde wurden für die letzte Anstrengung gewählt; es-lagen noch 460 Meilen unbekannten Landes vor uns. Amersten Tage machten wir ermutigende Fortschritte; zwar machtenKälte und Wind das Leben zur Qual, aber wir konntenin Schncehöhlen ausruhen, hatten getrocknetes Fleisch und heißenTee und litten so nicht Hunger. Am 30. März war der Horizontzum Teil nebelfrei und wir konnten nach Westen neues Land sehen.Wir hatten den 84. Grad überschritten. Weil wir schnell Iveiterwollten, konnten wir die Küste nicht näher untersuchen. Von nunan sahen wir lange kein Land mehr, auch keine Spuren lebenderWesen. Wir bahnten uns den Weg durch die einsame Monotoniedes bewegten Eismeeres.