afmmgSltnien ausstattet— oder wenn man in völliger Verkennungder Eigenart des Gußeisens die ersten gußeisernen Kaikrane m dieStilformen des Steinbaucs hineinzwängte. Später erst kommt mandazu, die ästhetischen Möglichkeiten zu erkennen, die in dem neuentechnischen Material liegen. In dieser Periode leben wir jetzt..Wirfind auf dem Wege, eine architektonische Formensprache zu schaffen,in der der innere Rhythmus unserer Epoche sich ausschwingen kann"—wie Goldstein sagt Daß der Jmpresfionismus mit unserer technischenKultur zusammenhängt, ist schon längst bemerkt worden: Das Zeit«alter der Postkutsche mußte andere Landschaftsidcale haben als dasZeitalter der Eisenbahn.Welchen Veränderungen unsere ästhetischen Werte durchs dieLustschiffahrt entgegengehen, darüber vermag man sich gegenwärtignur Vermutungen hinzugeben. Es ist durchaus nicht phantastisch,zu glauben, daß durch die Luftschiffahrt sich ein ganz neuer ästheti-scher Sinn bilden wird. Hat doch z. B. Dubois-Reymond sehr über-zeugend nachgewiesen, daß der uns heule angeborene �Sinn fürgerade Linien und Rcchtwinkligkeit sich erst ziemlich spät an derTechnik des Steinbaues entlvickelt hat. Unser Seelenleben ist mitall seinen Inhalten eben nichts für alle Zeiten Gegebenes, sondern istWie die Natur selbst ewige Evolution.Allgemeinere sozialpsychologische Erwägungen ergänzen diesesBild von dem Verhältnis der Technik zum geistigen Sein. Der tag-liche Verkehr mit der Urkraft der Elemente, der stetige Kampf Augein Auge mit den unheimlichen Gewalten der Natur, die ungeahnteEntwickelung des Verkehrswesens, die Einführung der Technik in denDienst des Haushalts, dies alles hat ein Geschlecht herangezogen,das an Kaltblütigkeit, Schnelligkeit und Sicherheit des Entschlussesweit emporragt über seine Vorgänger. Der Betrieb unserer großenelektrischen Zentralstationen, die Lenkung unserer Schnellzüge, Auto-mobile, die Errichtung unserer himmelanstrebenden Bauten, derBrücken mit gewaltigen Spannweiten, der Verkehr mit den Spreng-mittel», sie verlangen ein Maß von ruhiger Ueberlegung, vonrichtiger Entschlußsassung, das unsere Vorfahren bei weitem nicht zuerfüllen hatten.Mehr als alles andere hat die moderne Technik dazu beigetragen,daß wir an ungeheuere Entwickelungsmöglichkeitcn unserer mensch-lichen Kultur zu glauben vermögen. Schon mischt sich in dasTriumphgefühl über den Sieg des Menschengeistcs über die Luftmit dumpfer Bangigkeit die für uns noch unlösbare Frage: welcheneuen Probleme werden danach austauchen? Jjn welcher Richtungwerden sich die bisher sicheren Linien unseres seelischen Horizontesverschieben? Unsere Enkel oder Urenkel werden diese Fragen erstbeantworten können; und ihnen wird das Luftschiff schon Vcr-gangenheit bedeuten. Für das Zeitalter Schillers hatte das Wortwohl seine Nichtigkeit:.Alles wiederholt sich nur im Leben..."Für diese Zeit war der in sich selbst zurückkehrende Kreis dasSymbol des Geschichtsverlaufes. Für uns ist es die Hyperbel mitihren inS Unendliche hinausdeutenden Aesten.So wird ersichtlich, wie wenig es den Tatsachen entspricht, wenneinseitige Vertreter des Idealismus in der Technik nur ein Gebietsehen, das der Zivilisation, nicht der Kultur angehört, das die Schick-sale des inneren Menschen gänzlich unberührt läßt. Wir beginnendie tiefere.Kulturbedeutung der Technik gerade darin zu erkennen,daß sie seelisches Leben entspannt und auslöst, daß an dem Werkeder technischen Naturbeherrschung der Mensch selbst emporwächst, daßer durch die Entwickelung der Technik bis in sein kosmisches undgeschichtliches Lcbensgefühl hinein tue bedeutungsvollsten Umwand-lungen erfährt. A. KKleines feuilleton»Theater.Neue Freie Volksbühne(Neues Theater):.Acker»mann", Tragikomödie in drei Akten von Felix Holländerund Lothar Schmidt.— Da» Stück, das vor einigen Jahrenzum Repertoire des Kleinen Theaters gehörte, wurde am Sonntag-nachmittag zum erstenmal auf der Bühne des Herrn Schmieden fürdie Mitglieder der Neuen F r e i e n V o l k s b ü h n e aufgeführt.Der Titelheld der Tragikomödie ist eine echte Blüte kapitalistischerKultur. Als„Selfmademan" hat er sich aus den Niederungen des Lebensdurch Fleiß, Geiz und SIrupellofigkeit zu einem ansehnlichen Wohlstandeemporgearbeitet. Dieser strapaziöse Ausstieg aber tötete alle besserenEmpfindungen in ihm. Der Rentier Ackermann lebt nur noch al»engherziger, griesgrämiger Hüter und Mehrer seines Besitzes, unddas einzige wärmere Gefühl, das in seinem verödeten und verdorrtenBusen sich regt, ist die Sehnsucht nach einem leiblichen Erben, demer seine Habe hinterlassen könnte. Um diesen zu erzielen, heiratetder Sechsundfünfzigjährige die junge Tochter seiner von ewigen Geld«nöten bedrängten Zimmerwirtin. Die naturgemäßen Folgen bleibennicht aus: Äckermann hat unter dem Pantoffel seiner GattinHöllentage auszustehen und der Sohn, der ihm geboren wird, stammtnicht von ihm. Sobald das letztgenannte Faktum durch die gütigeVermittelung der um ihr Erbteil besorgten Verwandten Ackermannszur klaren Gewißheit geworden ist, vernichtet der betrogene Geizhalsseine Wertpapiere und sinkt dann, anscheinend vom Schlagfluß ge-troffen, zu Boden.— Diese bürgerliche Tragikomödie ist gewiß keinMeisterdrama, ober sie ist ein wirksames Theaterstück, das resolut mitderben und akterprobten szenischen Effekten arbeitet und in derZeichnung seiner Hauptfigur ein gewisses Streben nach differenzierenderVerfeinerung und Vertiefung nicht verkennen läßt. Die Rolle desAckermann, deren Darstellung einst zu den Glanzleistungen EnranuelReichers zählte, wurde von Hans Andresen eindrucksvoll, wennauch in den Hauptszenen allzu sehr auf äußerliche Kuliffenwirkunghin gespielt. J. S.Friedrich-Wilhelm städtisches Schauspielhaus(Thauffeestraße):„Die Stützen der Gesellschaft", Schau»spiel von Henrik Ibsen. Es war höchste Zeit und ist sehr gut,daß diese Bühne, die einst— zuweilen mit zweifelbarer Befugnis—Schiller? Namen im Wappen führte, mit ersichtlichem Bestreben fort-fährt, ihr Stammpublikum, insoweit ein gewisser Teil noch durchkleinbürgerlichen Spießergeist beherrscht wird, für gehaltvolleklassische oder moderne Dramen- und höhere Schauspielkunstmobil und empfänglich zu machen sucht. So erfährt denn auch diesJbsensch« Gesellschastsdrama eine sowohl in szenischer wie darstelleri-scher Hinsicht nahezu musterhafte Wiedergabe. Als Konsul Bernickgab Paul Kaufmann eine wohldurchdachte Charakterleistung, diesich namentlich in der Unterredung mit Lona Hessel(AgnesWerner-Wagner) und Johann Tonnesen(Rudolf L e t t i n g e r)zu bemerkenswerter künstlerischer Geschlossenheit steigerte. Auch sonstfehlt eZ keinesfalls an Typen und Charakterchargen, die, wie beispicls-weise der Oberlehrer Rörlund(Heinz Sarnow), Prokurist Krap(Franz Cornelius), Schiffbaumeister Aune(Maximilian S l a d e k),ferner die drei Kauflcute und das Quartett der Klatschbasen, mehroder weniger über traditionelle Theaterschablone hinausstrebten.e. k.Kunstgewerbe.Posamentenaus st ellung im Kunstgewerbe»museum. Die moderne Richtung im Kunstgewerbe, von der be-sonders die zur Innendekoration der Wohnräume nötigen Bestand-teile eine willkommene Beeinflussung ersahren haben, verbannt allesüberflüssige Beiwerk, das sich in der Mode unserer Großeltern sovorlaut und ausdringlich breit machte. Diese Aufwärtsentwickelungdes Geschmacks hat manchem Produzenten seine Absatzmöglichkeitbeschränkt, besonders denen, die nicht sogleich Anpassungs»geschick genug hatten, in die neuen Bahnen miteinzulenken.Dies Schicksal haben viele Posamentierer an sich er-fahren müssen, und trotzdem zeigt die Ausstellung alter und neuerPosamenten, die im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseumszurzeit angeordnet ist, welch reiches Betätigungsfeld gerade die nachinnerlicher Vertiefung strebende moderne Geschmacksrichtung denPosamentierern öffnet, wenn sie ihre Erzeugnisse den gefordertenAnsprüchen anpaffen. Die zur Ausstellung gewählten alten Arbeitengeben einen Ueberblick über die Entwickelung der Posamentenvom Mittelalter bis ins neunzehnte Jahrhundert, vorwiegendsehen wir Knüpfarbeiten und Bortenwebcreien, die die beidenGrundtechniken des Posomentierhandwerks darstellen. Die Knüpf»arbeiten gingen von der Franse aus, die zum Festhalten der letztenKettenfäden eines Gewebes benutzt wurde, und deren Knoten undFlechtarbeit sich leicht in feste Muster ordnen ließ, so daß der not-wendige Abschluß sich in einen Zierrat verwandelte. Bald begannman. die Franse gesondert zu knüpfen, wobei vor allem das Be»streben»»rwaltet, sie in Form und Farbe mit dem zu verzierendenGewebe in Einklang zu bringen. Die alten Meister habensich in ihren Arbeiten lobenswerter Maßhaltung befleißigt, inder richtigen Erkenntnis, daß der Zierrat, den ihreFransen und Borten darstellten, sich dem Ganzen unterordnenmuß. Daher find die alten Posamenten wirkliche textile Erzeugnissegeblieben, ohne fremdartige Zutaten, wie eS etwa die später be»liebten Holzperlen waren. Die verschiedenen Techniken haben sichin Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland entlvickelt. Kölnwar am Ausgang des Mittelalters der Hauptsitz der Bortenweberei,von deren sorgsamer Technik und schön gezeichneten.in weitigen harmonischen Farben gehaltenen Mustern die Aus-stellung einige Stücke zeigt. Auch Aunaberg im Erzgebirge warund ist noch durch seine Posamentenindustrie berühmt, und einigeProben aus dem Bestand deL Berliner Museums belegen dieBerechtigung seines Rufs. Die Einführung des Maschinenbetriebesnm die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, die damit Hand in Handgehenden Unterbietungen im Geschäftsverkehr, die Bevorzugung vonTalmiware, ließ mit einem Schlage das alte vorsichtige Maßhaltenvergessen und vernichtete damit die guten, Jahrhunderte alten Grund-sätze des Handwerks. Seit mehr als einem Jahrzehnt bemüht sichdie auf Berttefung abzielende Richtung im Kunsthandwerk, aussolchen Irrwegen wieder in besonnenere Bahnen zu führen.Die ausgestellten Proben zeigen Fransen und Posamenten anMöbeln, Decken und Vorhängen in reichster Verwendung, und inForm und Farbe dem verzierten Stücke harmonisch angepaßt. Unterden Borten eignen sich besonders die in Gobelinbindung gewebten.mit ihrer an Aquarellfarben erinnernde Tonung gut zum Zierrat anMöbelstücken und Decken. Die städtische Webeschule hat eine reich»halttge Mustersamntlung mlsgestellt. die das fruchtbare Zusammen-arbeilen von Künstler und Handwerker dartut. und es wäre ein er-freuliches Ergebnis der Ausstellung, wenn die Anregung, die siegeben will, von allen Beteiligten im Posamentierhandwerk bereit-willig aufgenommen werden würde.•— d.Perantwortl. Redakteur: Emil Uuger, Berlin.— Druck u. Verlag:Vorwärts Puchdruckerei u.Verl«g»anstalt Paul Singer SrEo., Berlin SW.