vecker SBier' nach der hannoverschen Stadt Einbeck,deren Namen früher in der großen Gemeinde der Bier«Verehrer denselben guten Klang hatte wie heute Münchenoder Pilsen. Merkwürdig ist auch die Herkunft der Be-nennung des Münchener„Salvator-Biers". DiesesBier wurde zuerst in dem Münchener Kloster der Paulaner gebraut,und die Monche_ hießen es nach dem»heiligen Vater" Franzvon Paula, dem Stifter ihres Ordens,„Heiligvater-Vier".Daraus soll das Volk„Sankt-Vater-Bier" und später unterAnlehnung an das spätlateinische Wort„salvator"(= Retter, Heiland)»Salvatorbier" gemacht haben. So heißt es dennheute nach Jesus Christus, den, Erlöser, und mancher sucht undfindet darin wenigstens zeitweilige Erlösung von den Ver-drießlichkeiten dieses Jammertals...„Kegelschieben" ist ein Hauptvergnügen jedes echtenBerliners. Doch dürften die zu zählen sein, die dabei nicht anschieben denken. Allein früher lautete das Wort„ k e g e l-s ch e i b e n"(wie man noch heute in Bayern sagt), und scheiben hatdie Bedeutung:„die Kugel rollen lassen".Von einem geriebenen Menschen pflegt nian zu erflären, erwisse,„wo B a r t e l den Most holt". Der eigentümliche Ausdruckstammt aus der— Gaunersprache.„Bartel" ist—»Barzel"(Eisen, Brecheisen) und Most— Moos(Geld) IJemanden, der stets ein gleichgültiges Geficht zur Schauträgt, der faul und b e q u e ni ist, heißt man wohl„pomadig".Nicht das bekannte Haarverschönerungsmittel steckt in diesem Wort,sondern das p o l n i s ch e„pomahi", das in Schlesien„xoinals"lerntet und langsam, allmählich bedeutet.Diese Stichproben dürften genügen, um zu belveisen, wieungeheuer verbreitet die Volksetymologie in unserer Sprache ist. Eswäre nun aber irrig, die volkstümliche Ableitung eines Wortesimmer für falsch, die gelehrte immer für richtig zu halten. Viel-mehr hat bisweilen, wie Andresen sich ausdrückt,„die natür-liche Deutung das Wahre getroffen", während„dieGelehrsamkeit... auf Ab Wege geraten" ist. So denktdas Volk mit Recht bei„Bratenrock" an B r a t e n, währendmanche Gelehrten den Ausdruck als„P a r a d e r o ck" oder gar als»parater Rock" erklärt haben. Ja, selbst ein so leichtverständlichesund eindeutiges Sprichwort wie„Viele Hunde sind des Hasen Tod"hat man allzu gelehrt auf das Nibelungenlied beziehen zumüssen geglaubt; es habe ursprünglich gelautet:„Viele Hunnensind des Hagen Tod." Berühmt sind ja schließlich die belustigendenVersuche vieler Theologen, der berühmten Bibclstelle:»Es istleichter, daßeinKamel durch ein Nadelöhr gehe,als daß ein Reicher in das Himmelreich komme",die der frommen Bourgeoisgesellschaft höchst unangenehm ist, einemöglichst harmlose Auslegung zu geben:„Kamel" sei ein—dickes Tau und Nadelöhr ein— Pförtchen. Hier istWohl, wie so oft, der Wunsch der Vater dieser»wissen-schaftlichen Ueberzeugung" gewesen! H.(Nachdruck verdaten.)Die Meäerkebr des ftelleylcbenKometen»Von Dr. L a ch m a n n.Soeben trifft die Meldnng ein. daß Prof. Wolf auf der Stern-warte Königstuhl bei Heidelberg den Halleyschen Kometen, nach demdie Astronomen der ganzen Welt mit so lebhafter Spannung aus«geschaut haben, auf photographischem Wege entdeckt hat. So wirdsich unter der wohlbekannten, uns von Jugend auf vertrauten Stern-schar, die mit mildem Glänze den Nachthimmel bevölkert, einmal einMitglied anderer Welten zeigen, das mit seinem strahlenden Schweifweite Flächen des Himmels überzieht. Das ist ein Anblick, an denwir noch nicht gewöhnt sind, der seinen Zauber unwiderstehlich aufjeden Menschen ausübt. Gerade unsere Generation ist in bezng aufgrößere Kometen recht schlecht weggekommen. Freilich werden vonden Astronomen jährlich etwa ö bis 8 solcher Gäste unseresSonnensystems wahrgenommen, sorgfältig beobachtet, registriertund berechnet, aber die Laien haben nichts davon. Denn es handeltsich so gut wie ausnahmslos um teleskopische Objekte, um Kometen,deren Helligkeit nur derjenigen von Sternen sechster bis vierzehnterGröße entspricht, die also selbst in ihrem höchsten Glänze eben nuran der Grenze des mit bloßem Ange Wahrnehmbaren stehen. SolcheKometen zeigen für das Laienauge keine Unterschiede gegenüber denSternen. Wenn aber einmal ein wirklich großer Komet mit keuch-tendem Schweif am Himmel steht, wenn sein rötliches Licht oft vieleWochen hindurch Nacht für Nacht erstrahlt, dann wendet sich wiederdas allgemeine Interesse in höherem Maße diesen rätselhaften Ge-stirnen zu, deren Erscheinung noch in einer nicht gar zu weit zurück-liegenden Vergangenheit die Menschheit mit Furcht und Schreckenerfüllt hat.Von solchen Gefühlen fühlen wir uns frei, wenn der HalleyscheKomet nach einer Pause von 74 Jahren wieder vor uns erscheint.Wir empfinden nur ein Gefühl der Befriedigung darüber, daß eSdem forschenden Geiste des Menschen gelungen ist, auch für diescheinbar gesetzlosen Erscheinungen der Kometen feste Normen auf-zufinben. Gerade im Anblick des Halleyschen Kometen ist dies umso eher begreiflich, als er eS war, der zuerst in dem Hirn derAstronomen den Gedanken zur Reife brachte, ob es wohl auchunter den Kometen solche m.t geschlossener Bahn gäbe, die»nachewigen, ehernen, großen Gesetzen ihres Daseins Kreise vollenden, stets wieder nach einem gewissen Zeiträume sichder Sonne nähern und für uns sichtbar werden müßten.Diesen Gedanken faßte Halley, als er im Jahre 1682 die Bahn desdamals großen Schweifsterns berechnete und fand, daß sie mit der-jenigen eines im Jahre 1607 von Kepler beobachteten Kometen dieallergrößte Aehnlichkeit hätte. Nahm man nun an, daß die beidenKometen in Wirklichkeit identisch wären, so hatte man es hier miteinem Gestirn zu tun, das in einer geschlossenen Bahn mit einerUmlaufzeit von etwa 75 Jahren sich bewegte, das bei seiner Größevermutlich auch schon früher wahrgenommen sein müßte unddessen Wiederkehr sich für die Zukunft vorhersagen ließe.Diese kühne Annahme hat sich glänzend bestätigt. Esfand sich bei der Prüfung alter Chroniken und Heber-lieferungen, daß zuerst im Jahre 239 vor Christi Geburtein Komet in China beobachtet wurde, der nach der ganzen Artseiner Bahn und seiner Erscheinung zweifellos mit dem HalleyschenKometen identisch ist. Ueber die erste darauf folgende Wiederkehrist nichts bekannt, dagegen ist der Komet mit Sicherheit in denJahren 87 und 12 v. Chr. wieder gesehen worden. Für die Er-scheinuugen nach Christi Geburt liegen natürlich weit zahlreichereMitteilungen vor, die so ziemlich lückenlos die Geschichte des Gestirnsbis zu der Erscheinung von 1682 verfolgen lassen. Auf Grunddieser,— wenn auch anfangs noch nicht so ganz vollständig be-kannten,— Geschichte seines Kometen konnte Halley die nächste Er-scheinung für das Jahr 1759 vorhersagen, obgleich er selbst sie nicht»ishr erleben durfte. Inzwischen hat sowohl die astronomischeWissenschaft wie auch die Beobachtungstechnik so große Fortschrittegemacht, daß die heute aufgestellten Berechnungen für erheblich zu-verlässiger angesehen werden müssen, als es die früheren waren.Es konnte also nun wohl mit großer Sicherheit darauf gerechnetwerden, daß das für die jetzige Zeit vorhergesagte Ereignis derWiederkehr auch pünktlich eintrifft; und die soeben gemachte Eni-deckung hat dies nun bestätigt.Freilich haben die Kometen ihre eigenen Launen, und ferner istdie Erfahrung über wiederkehrende, d. h. periodische Kometen nochnicht allzu groß. Bei weitem die meisten unter diesen Ge-stirnen machen uns nämlich nur einen einmaligen Besuch undverlassen uns auf Nimmerwiedersehen. Die Bahn, die sie be-schreiben, ist eine offene, meist eine Parabel, selten eineHyperbel. Wo kommen sie her? Wo eilen sie hin? Wir könnendarauf nur antworten: aus der Unendlichkeit in die Unendlichkeit.Denn was die Kometen eigentlich sind, können wir auch nur mitgeringer Bestimmtheit angeben. Vielleicht sind es Gesteinstrümmer.Reste früherer größerer Weltkörper, auf denen vielleichteinstmals vor Jahrmillionen das Leben ebenso pulsiertewie auf unserer Erde. Nun ist alles längst gestorben und ver-dorben, und nur ein Haufen roher Steine, von keiner Sonneerleuchtet und erlvärmt, bewegt sich durch den kalten Wcltenraumin einer gradlinigen Bahn ohne Ziel. Führt aber einmaldieser Weg so nahe an unserem Sonnensystem vorüber, daß dievon Sonne und Planeten ausgeübte Anziehungskraft noch wirksamin die Erscheinung treten kann, dann bekommt die Bahn eineKrümmung nach unserer Sonne hin, und mit imnier größerer Ge-schwindigkeit fliegt der— immer noch kalte und unsichtbare— Kometder feurigen Kugel zu. Indem er sich ihr aber nähert, wird er mehrund mehr auch in den Bereich ihrer Strahlung gezogen; er beginntzu leuchten und einen Schweif zu entwickeln. In immer schnelleremFluge eilt er der Sonne zu, immer lebhafter wird seine Licht-entwickelung, bis er schließlich an einem Punkte seiner Bahn diekürzeste Entfernung von der Sonne erreicht hat, die er auf Grundder ganzen Lage seines Weges im Wcltenraum überhaupt erreichen kann.Wir sagen dann, der Komet befindet sich im Perihel. Aber er darfnicht ruhen. Mit der lebendigen Kraft, dein Schwünge, den erdurch die bis dahin stets wachsende Anziehungskraft der Sonne er-langt hat, saust er an unseren: Zentralgestirn vorüber und beginntsich von ihm wieder zu entfernen. Licht, Wärme und Anziehungs-kraft nehmen ab, der leuchtende Schlveif wird kleiner und kleiner,die Geschwindigkeit des Fluges verringert sich, und bald fliegtunser Komet wieder als kalter, unsichtbarer Steinhaufe dem Welt-räume zu.Aber bei dem kurzen Besuch in unserem Sonncnsystel» hat sichdas Schicksal der Kometen entschieden. Wohl gelingt es unsererSonne in den meisten Fällen nichts durch ihre Anziehung die Bahnzu einer geschlossenen Kurve zu krümmen. Dann verläßt uns unserGast und wir sehen ihn niemals wieder. Hat aber der Komet,wenn er in die Machtsphäre des leuchtenden TageSgestirnS tritt, eineverhältnismäßig geringe Geschwindigkeit, dann wird seine Bahneine geschlossene Linie, eine Ellipse, und der Fremdling wird zumdauernden Mitglied der kleinen Familie von Weltkörpern, der auchdie Erde angehört. Ein auf diese Weise„eingefangener" Kometwird immer Ivieder nach gewissen Zeiträumen in den sonnennahenTeil seiner Bahn gelangen und für unS sichtbar werden.So auch der Halleysche Komet. Seine Bahn ist eine sehr große,langgestreckte Ellipse, deren einer Pol der Sonne ungefähr so naheliegt wie die Erdbahn, deren anderer Pol aber weit draußen imWeltenraume, jenseits der Bahn der äußersten Planeten, des Neptun,zu finden ist. Dort war der Komet zuletzt im Jahre 1873. Seit«