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Kunst der Färbung war schon dm Phöniziern bekannt und ging bon dort zu den Griechen über; bei den Römern trugen die Senatoren breite Purpurstreifen, während die Ritter sich mit einem schmalen Burpurstreifen begnügen mußten. Das ganze Purpur­gewand war nur dem siegreich aus dem Feldzuge zurückkehrenden Feldherrn bei seinem Triumph zu tragen erlaubt.

Berschiedenen Teile des Nebels fich in sehr verschiedenen Entwide.| alle Versuche, das Geheimnis wieder feftaustellen mißlangen. lungsstadien befinden. Wo sich die Entwickelung, der Gestalt der Es hat den Anschein, als ob die Purpurfärbung als eine Art Ge Nebelzüge nach zu schließen, ungestört vollziehen konnte, ist der heimberfahren betrieben wurde und sich die Kunde vom Vater auf Prozeß der Sternbildung aus der Nebelmaterie schon ziemlich fort. den Sohn übertrug, bis sie schließlich in Vergessenheit geriet. Die geschritten. Im Südwesten des Kerns dagegen haben offenbare Störungen irgend welcher Art diese Entwidelung berzögert." Es ergibt sich ferner, daß die Sterne im Andromedanebel fich in eigen­tümlicher Weise verteilen; jede Sterntlaffe geringerer Art ist fast genau in doppelter Anzahl vertreten, Sterne 11. Größe sind etwa doppelt so zahlreich wie Sterne 10. Größe usi. Nach Seeligers Untersuchungen sollten aber in jener Gegend des Himmels etwa dreimal fobiel Sterne in jeder folgenden Größenklasse vorhanden sein. Das heißt nichts anderes, als daß die schwächeren Sterne im Andromedanebel in auffällig geringer Zahl vorhanden sind. Göz meint daher, daß es möglich sei, daß eine Bildung von größeren Sternen nicht nur aus Nebel-, d. h. gasförmiger Materie, sondern auch auf Kosten kleinerer Sterne stattfinden kann. Diese Meinung ist deshalb interessant, weil sie ein Beispiel gibt zu der von Ar­ rhenius   vertretenen Anschauung der Sternbildung innerhalb großer Weltnebel, wie er sie in seinen hier mehrfach erwähnten Büchern über das Werden der Welten" dargelegt hat.

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Wäre die Anschauung Scheiners richtig, daß der Andromeda nebel ein Milchstraßensystem unserer Art wäre, eine Weltinsel, die in der unfaßbaren Entfernung von einer halben Million Licht­jahren stände, ein gleiches Sternsystem, als das er auch den großen Spiralnebel in den Jagdhunden ansieht, dem er etwa die Entfer­nung 6500000 Lichtjahre gibt, dann könnte man allerdings die Sterne nicht als zum Andromedanebel gehörend betrachten. Sie müßten ja dann ganz ungeheuer große Körper sein, wie wir sonst nirgends beobachten, gegen die auch die Riesensonne Arcturus noch ein win­ziges Alümpchen wäre. Die engen Beziehungen der Sterne zum Bau des Rebels aber lassen vermuten, daß beide zueinander ge­hören, und dann würde man den Nebel nicht in so große Entfer­nung versehen können. Auch die anzunehmenden Kraftwirkungen, die die Berbiegungen in den Spiralen hervorgebracht haben, ließen andernfalls auf Kräfte von einer Gewaltigkeit schließen, wie wir's nicht annehmen können. Es könnte allerdings auch sein, daß viel­leicht zwei ganze Weltinseln sich durcheinandergeschoben hätten; dann wäre es allerdings nicht verwunderlich. Die Spiralstruktur des Nebels macht diese Meinung nicht ganz ausgeschlossen.

Es wäre möglich, diese Fragen zu entscheiden, wenn man eine Entfernungsbestimmung des Andromedanebels vornehmen könnte. Ein Versuch, die Entfernung des neuen Sternes bon 1885, der ja im Nebel auftauchte, zu bestimmen, mußte unvollendet bleiben, weil der Stern zu schnell verblaßte. Das ist desto bedauerlicher, weil nach den Wahrscheinlichkeitsschlüssen Auwers' der Stern zu dem Nebel gehört hat.

Nun hat Prof. Bohlin, der Direktor der Stockholmer   Stern­toarte, bon 1902 bis 1905 Beobachtungen angestellt, die zum Ziele hatten, die sogenannte Barallage des Kernes vom Andromedanebel zu bestimmen. Sie würde ein Mittel ergeben, die wirkliche Ent­fernung des Nebels festzustellen. Leider hat eine genaue Meffung mit der Tatsache zu kämpfen, daß der Kern des Rebels unscharf ist, so daß die genaue Festlegung sehr erschwert ist. Dennoch scheinen die Beobachtungen den Schluß zuzulassen, daß die Entfernung des Rebels nicht allzu groß ist, und etwa 7,5 oder 3,7 Siriusweiten be­trägt. Das würde einer Entfernung von 65 oder 33 Lichtjahren entsprechen, so daß der Nebel ein unserer Sonne verhältnismäßig benachbartes Objekt wäre. Der Kern des Nebels würde dann 140 bezt. 70 Erdbahnhalbmesser groß sein, im letteren Falle also den Raum zwischen den äußersten Stellungen des Neptun   etwa aus­füllen. Der 2% Grad lange große Durchmesser des Nebels würde dann ein Drittel bezw. ein Sechstel Siriusweite messen, also etwa die Länge haben, wie die Entfernung des uns nächsten Sternes Alpha Centauri   von uns selbst.

Man tann den Untersuchungen Bohlins, so sorgfältig fie auch find, noch nicht das Gewicht zumessen, uns eine annähernd richtige Borstellung der tatsächlichen Verhältnisse au bermitteln, weil sie ihrer Natur nach zu unsicher sind. Wären sie aber sicher, dann würde das bedeuten, daß der Andromedanebel uns verhältnismäßig sehr nahe stände, und seine scheinbare Größe wäre sehr verständlich. Damit wäre die Unhaltbarkeit der Scheinerschen Anschauung, so be­friedigend sie auch sonst ist, erwiesen, und der Andromedanebel ftiege aus feiner höheren Stellung herunter in die Rolle der zahl­reichen Nebel und Anhäufungen, wie sie in gewaltigen Massen im Milchstraßensystem zu finden sind,

Kleines feuilleton.

Neber den antiken Purpur sprach Prof. Friedländer Wien  in der letzten Sigung der Naturforscherversammlung in Salzburg  , am verflossenen Freitag.

In interessanter Weise entwidelte der Vortragende, daß mit der Borstellung des Wortes Purpur  " Reminiszenzen aus der Schule verbunden sind. Wir wissen, daß er im Altertum als der teuerste und wertvollste aller Farbstoffe galt und sein Tragen bis in das Mittelalter hinein ein Vorrecht bestimmter Klaffen war. Im Mittel­alter verschwand allmählich die Kenntnis des Purpurfärbens und

man

Von Rom   ging die Kunst des Purpurfärbens nach Byzanz, wo fie allmählich ausgestorben zu sein schien, denn auch die katholische Kirche  , die den Purper ihren Kirchenfürsten vorbehalten hatte, nahm schließlich zu anderen Farben für die Gewänder ihre Zuflucht. Friedländer hat vor einiger Zeit einen Farbstoff der Indigogruppe dargestellt, der ihn auf die Vermutung brachte, daß er in der Nuance dem antiken Purpur gleiche, und er hat deshalb ersuche angestellt, die chemische Konstitution dieses Farbstoffes zu ermitteln. Dieser von Friedländer dargestellte Thio- Indigo unterscheidet sich von dem gewöhnlichen dadurch, daß er an Stelle des Stickstoffatoms ein Schwefelatom enthält, und da man eine ganze Anzahl Schwefel­nahe, auch im farbstoffe   tennt, so lag die Vermutung Auf 10 000 Purpur einen derartigen Farbstoff anzunehmen. Burpurschnecken hat Friedländer 1,4 Gramm einer gelblichen die, dem Licht Licht ausgefeßt, sich rot Substanz erhalten, färbte. Die chemische Untersuchung ergab, daß es sich nicht, wie ursprünglich angenommen, um einen Schwefelfarbstoff, einen Schwefel­indigo handelt, sondern um ein Derivat( Abkömmling) des Indigos, der das Element Brom   enthält. Es gelang durch Darstellung aller möglichen Farbstoffe, deren chemische Zusammensetzung fannte, unter den Indigogruppen einen Farbstoff zu finden, der Der antike Purpur ist fein einheitlicher diese Nuance zeigte. die Berichte der Alten Farbstoff, wofür auch spricht, daß Der Drüseninhalt der verschiedenen verschiedene Nuancen nennen. ist chemisch verschieden, und die Getpebe Burpurschnecken ist durften mit einem Gemenge des Farbdrüseninhalts verschiedener Schneckenarten gefärbt worden sein. Der echte Purpur der Alten ist lichtecht" im wahrsten Sinne des Wortes, was man von den modernen Farben nicht behaupten tann. Der Färbeprozeß war rein photochemisch, indem man das farblose Drüsensefret mit dem Gewebe zusammenbrachte und es der Sonne aussette. Erst unter der Ein­wirkung der Lichtstrahlen entwickelte sich der Farbstoff. Daher ist die große Dauer purpurgefärbter Gewänder zu Im ganzen genommen bedeutet die Herstellung des wir befizen heute viel Burpurs eine Enttäuschung, denn leuchtendere Farben und können weit farbenprächtigere Ge­wänder herstellen. Dafür hat uns die Purpurschnede aber einen neuen Anstoß zur Erforschung photo- und biochemischer Prozesse geliefert.

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erklären.

antifen

Hiermit hatte die offizielle Tagung ihr Ende gefunden, und der Vorfigende Prof. Rubner schloß die 81. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte mit Worten des Dankes für die Vor­tragenden, die Geschäftsführer und die Salzburger  , von denen die Aerzte und die Naturforscher so freundlich aufgenommen waren.

Kokosnuß und Zweckmäßigkeitslehre. Eine Akademie soll mal tiefsinnige Betrachtungen darüber angestellt haben, warum ein Wasserbehälter mit den Fischen darin nicht schwerer sei, als dasselbe Waffer ohne die Fische; wobei besagte Akademie ganz ver­gaß, zu prüfen, ob dem auch überhaupt so sei. An diese Geschichte erinnert eine Konstatierung, die jest betreffs der Kolosnuß gemacht worden ist. Die Nuß befigt ihre starke, faserige Außenhülle, sagten die Utilitarier, damit sie leicht auf dem Wasser schwimmt und von den Meeresströmungen zu anderen Inseln getrieben wird; wenn sie nämlich im reifen Zustand in die See fällt, was ja vorfommen mag. So alfo, hieß es, sorgt die Pflanze für ihre eigene, bemerkenswert weite Verbreitung in Dzeanien. Leider entbehrt diese mutmaßliche Selbsthilfe der Natur jeder Begründung. Der Ethnologe Parkinson   teilt darüber mit, er habe auf Reisen in der Südsee, die viele Tausende von Meilen betrugen, auch nicht eine einzige, auf dem Meere treibende Kokosnus zu Gesicht bekommen. Ebensowenig wußten Schiffetapitäne, die lange Jahre zwischen den Inseln fuhren und ihr Auge von früh bis spät über die Meeresfläche wandern ließen, von einem solchen Borkommnis. Andererseits gibt es auf Hunderte von Meilen flache Uferstrecken, die zum Anschwimmen geeignet wären, aber völlig ohne Kokospalmen find. Weshalb follte die Frucht seit unvordentlichen Beiten gerade diese Streden gemieden haben, während sie wo anders an einem Strande mit heftiger, wegschwemmender Strömung oder im gebirgigen Innern allein wächst? Außerdem: die Probe ist einfach und beweisend genug. Legt man eine reife Kokosnuß in Seewasser, so saugt sich die Umhüllung bald wie ein Schwamm voll, taucht immer tiefer ein und finkt schließlich ohne Schwimmfähigkeit zu Boden. Also, der biologische Schluß, den wir zu machen haben, lautet ganz ganz anders: Wo die Kotosnuß auf einem Eiland wächst, ist sie von Menschen gepflanzt worden; und wo wir keine Menschen mehr antreffen, beweist die Palme deren früheres Dasein. Bedenkt man, wie manigfachen Rugen die Palme dem Menschen gewährt, so darf es nicht wunder nehmen, daß erfie schon in den ältesten Zeiten fultiviert hat. Sie liefert zirka 1 Liter fogenannter Milch, einen zartschmeckenden Kern, der getrocknet und zer schnitten als Kopra   massenhaft zur Delbereitung dient und exportiert wird;