.vi'.,Wmn jetzt der Hauptmann von der neunten Kam-Haniüe kommt," rief er laut,„kommandiere ich: Still-gestanden! Da hat sich keiner mehr zu rühren! Verstanden?Alles hat den Herrn Hauptmann anzusehen!"Kaum hatte der Feldwebel ausgesprochen, als amReviereingang Sporen klirrten.„Stillgestanden!" schrie er laut.Keiner der Rekruten wagte sich zu regen. Auch sämtlicheUnteroffiziere standen still. Man vernahm nur die Schrittedes Hauptmanns und des Feldwebels, der ihm entgegengingund Meldung machte, daß sämtliche Rekruten der elftenKampagnie zur Stelle seien.-„Rührt Euch!" kommandierte der Hauptmann.„Leute! Ihr seid zusammengerufen worden, damit Ihrin der Kompagniekasse Eure Ersparnisse deponieren könnt,die dort sicherer aufgehoben sind, als in Euren Brustbeuteln.Jeder von Euch darf nicht mehr im Besitz haben als fünfMark! Was darüber ist, gibt er ab."„Warum sollen wir denn unser Geld abgeben?" frugWeidemüller den Mietzschke leise.„Du hasüs ja gehört!" antwortete der.„Damit es unsNicht gestohlen wird."„Na, ich geb meine paar Mark nich ab." sagte Weide-müller in sich hinein.„Die krieg ich doch nicht wieder."Am Abend des ersten Sonntags fand Volter die ersteGelegenheit, seiner Braut einige Zeilen zu schreiben:„Meine liebe Grete! Jetzt habe ich endlich ein Stündchenfreie Zeit, um Dir den ersten Brief zu schreiben. Du machstDir keine Vorstellung, wir mir zumute ist. Es tut mir leidum Dich, liebe Grete, daß ich in meinen ersten Zeilen Dir einKlagelied anstimmen muß. Wenn ich auch, als ich noch beiDir war, glaubte, alles überwinden zu können, was derMilitärdienst mir auferlegen würde, so sehe ich doch jetzt, daßdgs lleberwinden nicht so einfach ist. wie ich es mir vorstellte.lFortsetzung folgt.)Oer LaubenbolomCtals Gärtner und Kleintierzüchter.Von unseren Stubendögeln.•— Prietzke hat von jeher seinen Vogel gehabt, schon als Jung-geselle, und damals erst recht, aber nicht, wie böse Menschen glau-den könnten, im Kopfe, sondern im Käfig. Wohl kann man jetztdrautzen in Adlershof große Vögel mit ihren Ein- und Zwei-deckern unter furchtbarem Spektakel fliegen sehen, aber damit istdem wahren Vogelfreund nicht gedient, er will was im Käfighaben, was piepst, singt, frißt, flattert, wenn's sein kann, auchEier legt und brütet. Prietzke ist ein Freund heimischer Vögel.Seine Lieblinge sind Stare und Rotkehlchen, von Körnerfressernder lockere Zeisig, der Hänfling und der Stieglitz, den unser Herr-gott beim großen Vogelfärben bekanntlich vergessen hatte. Derarme Schlucker wurde dann nachträglich mit den Resten der Pa-lette so bunt angestrichen wie ein moderner Topfhut. Wie Prietzkean der Laube einen Starkasten befestigte, später die Jungen her-ausbugsierte und aufpäppelte, und wie dann Frau Prietzke, dieeinen losen, aber keinen bösen Mund hat, den kleinen Schreihälsenmit solcher Meisterschaft das Sprechen beibrachte, daß sie alsSchwätzer ehrenvoll in jedem Kaffeekränzchen bestehen konnten, habeich früher einmal erzählt. Die Rotkehlchen sing Prietzke um dieseZeit früher spielend mit einem kleinen Schlagnetz. Als Köderdiente ein Mehlwurm. Einem solchen Zappelfritz können diekleinen insektenfressenden Sänger, zu denen auch Schwarzplättchenoder Mönch, Nachtigall und Sprosser gehören, nicht widerstehen,sie beißen an und— klapp sind sie gefangen.Das neue Vogelschutzgesetz hat der Liebhaberei deS kleinenMannes für heimische Singvögel den Garaus gemacht. DieseVögel, die bei uns fast nur in Thüringen von gewerbsmäßigenVogelstellern in Massen gefangen wurden, zum weitaus größtenTeil aber über Wien aus den österreichischen Donauländernkamen, dürfen jetzt, einerlei ob ihr Nutzen ein wirklicher oder, wiebei Staren und den meisten Finken, ein sehr zweifelhafter ist,vom Beginn des Frühlings bis zum Oktober nicht mehr verkauftwerden, und der Vogelfang wird zu jeder Zeit im Jahre so schwerbestraft, daß einem die Lust vergehen kann, am hellen Tag auchnur einen einzigen Piepmatz aus dem eigenen Nistkasten dereigenen Parzelle zu nehmen. Dabei haben die wenigen heimischenVögel, die der kleine Mann zu seiner Freude und Unterhaltungim Bauer hielt, im Haushalte der Natur nie eine Rolle gespielt.Die Massenmörder, die unsere Singvögel auf der Herbstwanderungzu Hunderttausenden fangen, sitzen in Italien, und auch bei unswissen sich reiche Schlemmer noch immer alles, was singt und fliegt,zu verschaffen, um es als.Krammetsvögel",»Leipziger Lerchen"Iwd„Wachteln" Mit Behagen zu verspeisen.ES sind nur noch wenige heimische Körnerfresser, die d«PLiebhaber jetzt vom Oktober ab erstehen kann. Der Dompfaff,der im Volksmunde als„dummer Gimpel" umgeht, Zeisig. Häuf-ling, Stieglitz und einer unserer edelsten Sänger, der Buch- oderEdelfink, der namentlich als sogenannter„Reitzugschläger" vonKennern des Vogelfanges hoch geschätzt wird. Der dumme Gim-pel, so benannt, weil er gern den Kopf in die Schlingen steckt, dieFeinschmecker den Drosseln stellen, und elend darin umkommt, isttrotzdem keineswegs dumm, sondern sehr gelehrig. Von Hauseaus nicht sangeskundig, lernt er, jung aus dem Neste genommen,aufgepäppelt und in die winzigen Harzer Bauerchen gesetzt, nachder Vogelorgel, ja nach dem Munde seines„pfiffigen" Lehrersdie schönsten Liedchen pfeifen. Das schönste ist, daß nicht nur dieMännchen, sondern auch die„Weiberchen" pfeifen lernen. So sehrmerkwürdig ist das eigentlich nicht, denn auch unter den Menschensoll es Weibchen geben, die pfeifen, dann müssen aber die Männerdazu tanzen! Auch Kunststücke lernt der Gimpel, so eine kleineKanone abfeuern und den Futternapf in einem Wägelchen empor-ziehen. In den am Rhöngebirge gelegenen Dürfern und Weilernhaben bisher arme Menschen die Ablichtung der Gimpel als Haus-industrie betrieben, und die„gelernten Gimpel" haben von dortaus als angestaunte Raritäten die Reise in alle Welt angetreten.Das neue Vogelschutzgesetz hat auch dieser Industrie den Todes»stoß gegeben.Für die sangeskundigen heimischen Finken gibt eS für dettVogelfreund, mit Ausnahme vom Kanarienvogel, der ein aus demgrünen, wilden Kanarienvogel der Kanarischen Inseln heraus-gezüchtetes Kunstprodukt ist, keinen Ersatz, denn die fremdländischenKörnerfresser des Handels sind den Sangesleistungen eines Edel-sinken oder Bluthänflings gegenüber allesamt ganz erbärmlicheStümper.Mit der klangvollen Kehle heimischer Singvögel geht meistein einfaches Kleid Hand in Hand. Frau Nachtigall ist zwareine selbstbewußte, stolze, in ihrer Kleidung aber eine recht klein-bürgerliche Dame. Ueberhaupt die Vogeldamen I Sie sind be-scheiden, stehen abseits der Mode, sitzen oft drei Wochen lang stillergeben auf den selbstgelegten Eiern, auf den anfangs blindenund nackten Jungen, die so dem Anblick der schwarzen Nuditäten-schlüffler entzogen werden, und wenn Vögel in bunten Federnprangen, dann sind eS meist die putzsüchtigen Männchen. In denAugen eines echten, züchtigen Vogelweibes ist ein aufgepolstertesModedämchen von heute, mit Lackschuhen, Spitzenfrack und Topf-Hut, eine lebendige, schreckliche, Tod und Verderben speiendeVogelscheuche I Freilich gibt es auch Vogelmänner in bescheidenemKleide, und diese sind dann für Menschenaugen schwer oder garnicht, oft nur durch ihre Stimme von den Weibern zu unten-scheiden. Das ist schade, denn mancher, der einen Kanarienhahnals echten Harzer Hohl- oder Klingelroller für schweres Geld er-standen hat, mußte später die betrübende Erfahrung machen, daßder Hahn gar kein Hahn, sondern eine Henne ist. Vogelweibchensind wohlfeil, allerdings nicht so wohlfeil wie die Menschenweibchen,denn mit letzteren erhält man oft noch bares Geld hinzu. BeimEinkauf der Vögel ist also Vorsicht geboten, zumal auch die vonden Taubenliebhabern zur Unterscheidung der Geschlechter emp-fohlene Methode unsicher ist. Sie streuen Futter, kommt er zumFressen, dann ist es der Täuber, kommt sie, dann ist's natürlichdie Täubin.Für den einfachen Vogelliebhaber kommen nur körnerfressendeVögel in Frage, deren Haltung wenig Kosten und wenig Müheverursacht. Dem Einzelsänger gebe man ein geräumiges Bauer.möglichst aus hellgestrichenem Draht— aber nie aus Kupfer- oderMessingdraht— gefertigt. Trink- und Futtergefäße sollen so be»schaffen sein, daß der Vogel das Zimmer nicht beschmutzen kann.Der Boden soll ausziehbar und kastenförmig sein; man belege ihnnicht mit Papier, sondern gebe wöchentlich zweimal groben,trockenen Sand hinein. Die Sitzstangen, mindestens drei, müssenaus massivem, entrindetem Holz gefertigt sein. Hohle Sitzstaugenvon Bambus und Holzbauer werden zu Brutstätten für Milbenund sonstiges Ungeziefer. Niemals sollte ein täglich frisch mitüberschlagenem Wasser zu versehendes BadehäuSchen fehlen, dennBaden ist jedem Vogel Bedürfnis. Nur Zugvögel, die den Winterim sonnigen Süden verbringen, Kanarienvögel, zarte Papageienund sonstige exotische Vögel verlangen im Winter eine geheizteStube, die übrigen sind kühl aber frostfrei zu halten. Kanarienfüttert man in der Regel mit einer Mischung von Rübsen undSpitzsamen, der man für heimische Singvögel noch etwas Mohn, ge-schälten Hanf, Salatsamen und als Leckerei auch einige KörnchenHanf zusetzt. Letzterer ist mit Vorsicht zu geben, weil er Fett-leibigkeit hervorruft, und dann ist es mit der SangeSfreudigkeitvorüber. Neben der Alltagskost wünscht auch der Stubenvogel ge-legentlich einen Leckerbissen. Wie leicht ist diesem Wunsch zu ent-sprechen I Leckerbissen sind ein Stückchen Würfelzucker, ungeräu-cherter Speck, ein Mehlwurm, etwas Grünes, ein zartes Salat»blatt, Vogelmiere, ein oas ganze Jahr zu findendes gemeines Un»kraut, eine Triebspitze der Tradeskantia, einer üppig wucherndenhängenden Zimmerpflanze. Wenn all das Grüne nicht zu habenist, dann sät man in einen Topf etwas Vogelfutter, Salat oderGartenkresse, und nach wenigen Tagen hat man dann auch imWinter frisches, den Vögeln bekömmliches Grün. Auch süßes Obstwird gern genommen, von Insektenfressern ferner die Beeren desHolunders, der Eberesche u. a., vom Gimpel die Winterknospender Tanne und Fichte, vom Stieglitz Distelköpfe mit Samen. v<m