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brüden; Speisepumpen zum Füllen der Kessel; solche zum Lenzen ( Absaugen) der Kieljauche usw.

Die Hauptschiffsmaschinen selber stehen in Raum IX, und zwar von der ersten Raddampfmaschine an bis zu den modernen Turbinenanlagen. Die Modelle in 1: 10 natürlicher Größe lassen sich elektrisch in Betrieb sehen. Man wende sich deshalb an die Aufsichtsbeamten, die als alte Mariner überhaupt bereitwillig Auskunft erteilen.

In Raum X ist der Holz und Eisenschiffbau vor­geführt. Man sieht an den Längs-, Querschnitts- und Ganz­modellen die Entstehung von der Kiellegung an bis zum Stapel Lauf. Auf den Hellingen einer Werft liegen die Rümpfe eines hölzernen Segelschiffes und eines Fischdampfers, der eine für den Querablauf des Schiffes in die schmale Wasserfläche vor der Werft hergerichtet, der andere zum Längsablauf schräg zur Wasserlinie gerichtet. Daneben steigt ein Taucher zur Untersuchung des Schiffsbodens ins Wasser hinab. Das Schwimmbock wiederum zeigt, wie sich die gefährliche Taucharbeit dadurch ersehen läßt, daß man das ganze Schiff aus dem Wasser hebt. Der Schiffsboden bedarf auch ohne Beschädigung beständiger Reparaturen, weil sich während der Fahrt dice Schichten von Schaltieren am Rumpf fest­feben, die vor allem die durch mühsame Erfahrung ausfindig ge­machte vorteilhafte Rumpfform beeinträchtigen und damit die Fahrtschnelligkeit herabsehen. Hölzerne Schiffe werden zum Schuß gegen diese Angriffe der Tier- und Pflanzenwelt unter Wasser mit einer Kupferhaut benagelt. Bei eisernen Schiffen ist das leider nicht angängig, weil sich zwischen Eisen, Kupfer und Seewasser ein galvanischer Strom bildet, der das Eisen in fürzester Frist zerstört. Da sich andererseits Lange, scharfe und dabei starke, d. h. schnelle und dauerhafte Schiffe nur aus Eisen bauen lassen, so steht man hier vor einem wichtigen Problem der Technik. Hiermit wäre der Besuch der unteren Gtage erledigt. Es empfiehlt sich, um eine Ermüdung zu vermeiden, die Besichtigung für dieses Mal hier abzubrechen.

Kleines feuilleton.

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teidiger der Freiheit". Drei Tage später begaben sich zwei Bivil. kommissäre der Sektion des Pantheons nach dem Friedhof und ließen den Bleisarg Mirabeaus öffnen. Die Reste des Toten wurden in einen Holzsarg geworfen und in den Depotraum des Friedhofs gebracht. Aber auch Marat   sollte nicht lange die gewöhnlich den Toten gewährte Ruhe genießen. Am 17. Pluviöse des Jahres III ( 5. Februar 1795) gab es in dem wieder von den Reaktionären beherrschten Paris   eine Demonstration, bei der eine abscheuliche Gliederpuppe, die Marat   darstellen sollte, unter Beschimpfungen herumgetragen und mit Kot beworfen wurde. Hierauf wurde sie verbrannt, die Afche in einem nicht weiter zu bezeichnenden Gefäß gesammelt und unter den Rufen:" Marat  , hier ist Dein Pantheon! in einen Unrattanal gestreut. Eine Gravüre aus dieser Zeit zeigt die.republikanische Jugend" so nannte sich die Sippe, die diese würdige Kundgebung veranstaltete am Wert. Hübsche Bürge rinnen sehen wohlgefällig zu. In demselben Monat wurden die Büsten Marats   in den verschiedenen Theatern und an anderen Stellen zertrümmert. In den Hallen schleuderten sie die Fleischer merkwürdigerweise ist dieses Gewerbe in Frankreich   bis heute eine Garde der Reaktion geblieben zu Boden und beschütteten sie mit Blut. Unterdes hatte auch schon der Konvent einen Beschluß gefaßt, der, in der Form zweideutig, doch deutlich die Absicht zeigte, die Ehrung Marats   rüdgängig zu machen. Er erneuerte nämlich einen früheren Beschluß, daß teinem Bürger die Ehren des Pantheons früher als 10 Jahre nach seinem Tode zuteil werden dürften. Am 8. Februar 1795 holte einer der Zivilkommissäre, die Mirabeaus Reste aus dem Pantheon entfernt hatten, Marats Sarg und ließ ihn nächtlicherweile nach dem Friedhof Saint­Genevière bringen. Nach demselben Friedhof wurde seltsamer. weise am 27. März Mirabeaus Sarg übergeführt. Drei Jahre später reklamierte indes Mirabeaus Schwester die Ueberreste ihres Bruders und ließ sie an einem unbekannt gebliebenen Ort beisetzen. Die Heze gegen Marat   aber dauerte fort, und sie wird auch noch heute in den Geschichtswerken und Lehrbüchern der Bourgeoisie weiterbetrieben. Erwähnt sei noch, daß der Poet Chénier   später bom Kaiser Napoleon   die Bezahlung seiner Schulden und eine Benfion von 6000 Frank erbettelt hat.

Volkswirtschaft.

Die Anzahl der im Betrieb befindlichen Baums wollspindeln in allen Baumwollspinnereien der Erde ist im lezten Jahre um mehr als 5,6 Millionen Stück gestiegen. Nach den vom" Prometheus" wiedergegebenen Berichten des Internationalen Verbandes der Baumwollspinner- und Webervereinigungen waren am 1. März 1909 insgesamt 130 705 927 Baumwollspindeln im Betriebe gegen 125 097 583 Spindeln am gleichen Tage des Jahres 1908. Dazu kommen noch etwa 3 Millionen Spindeln, die in der Aufstellung begriffen sind. Auf die einzelnen Länder verteilen sich die Baumwollspindeln wie folgt:

Land

Anzahl der Spindeln 1. 3. 1908

Anzahl der Spindeln 1. 3. 1909 53 471 897 27 846 000

England. Vereinigte Staaten Deutschland Frankreich Rußland. Indien  

51 976 650

27 000 000

9 592 855

9 881 821

7 006 428

6 750 000

6 800 000

7 829 210

5 300 000

5 756 020

8 800 000

4 000 000

8 777 044

4 162 295

1800 000

1 853 000

1 540 000

Stalien Desterreich Spanien. Japan  Schweiz  .

Belgien  

Brasilien  

Kanada  .

1 200 000

Mirabeau   und Marat   im Pantheon. In der gemeinsamen Sibung der fünf gelehrten Akademien Frankreichs   berichtete der Geschichtsforscher Belschinger über das wechselvolle Schidjal, das den Ueberresten dieser beiden Staatsmänner der Revolution beschieden war. Als Mirabeau im April 1791 gestorben war, be­schloß die konstituierende Versammlung, dem genialen Redner, der als uneigennüßiger Vertreter der Voltssache galt, ein nationales Begräbnis in der umgewandelten Kirche der heiligen Genofeva zu bereiten. Ein ungeheurer Zug, in dem die von Marie Joseph Chenier   aus diesem Anlaß gedichtete Hymne gesungen wurde, gab ihm dorthin das Geleite. Aber das nächste Jahr brachte die Entdedung des eisernen Schrankes Ludwigs XVI. in den Tuilerien und damit des dokumentarischen Beweises, daß Mirabeau  , wie dies Marat   schon 1790 behauptet hatte, mit dem Hof in geheimem Ein­verständnis gestanden und Gelder von ihm empfangen hatte. Eine Million war ihm vom König für das Ende der Session zugesagt, bis dahin eine Monatsrente bon 6000 Livres bewilligt und seine 208 000 Libres betragenden Schulden beglichen worden. Die Em­pörung der Maffen war jetzt nicht geringer als einst ihre Betoun­derung und Trauer, und am 5. Frimaire des Jahre II( 25. No­bember 1793) beantragte derselbe Chenier im Konvent im Namen des Komitees für den öffentlichen Unterricht, die Ueberreste des Mannes, der, durch die Korruption herabgesunken, in sich selbst die Moralität vom Genie geschieden" hatte, aus dem Pantheon zu entfernen, zum heilsamen Schrecken für die Ehrgeizigen und Feilen, deren Gewissen um solchen Preis zu haben ist". Der Kon­vent nahm Cheniers Antrag an und fügte als zweiten Artikel hinzu: An demselben Tag, wo Mirabeaus Leiche aus dem fran­zöfifchen Pantheon entfernt wird, wird die Marats   dorthin ge­bracht." Die Ausführung dieses Beschlusses ließ indes ziemlich Lange auf fich warten. Erst am 21. September 1794, nachdem die Macht der Jakobiner schon am 9. Thermidor gebrochen war, wurde bie Zeremonie in Szene gefeht. An diesem Tage versammelten sich bie Sonventsmitglieder, der provisorische Erekutivausschuß und die fonftituierten Körperschaften im Garten des Nationalpalastes und zogen, bon berittenen Gendarmen, Musikkorps, Volksvereinen, Blumenträgern und einer Unmasse Bolts geleitet, nach dem Ban­theon. Vor dem mit 14 Fahnen geschmüdten Triumphwagen Marats   schritten Sänger, die die Tugenden des ermordeten Bolts­manns besangen. Indes zeigte sich der Wechsel der politischen Situa tion in manchen Details. Die Konventsmitglieder hatten nicht einmal feierliche Tracht angelegt. Auf dem Pantheonplatz machte der Zug Halt. Der Polizeifommissär begab sich zum Eingangslor, wo ein Be­amter des Konvents das auf Mirabeau   bezügliche Ausschließungs­defret verlas. Sierauf betrat der Kommissär den Tempel und ließ Mirabeaus Sarg durch eine Seitenpforte hinausschaffen und nach dem nahen Friedhof von Saint- Etienne- du- Mont tragen. Gleich zeitig wurde Marats Sarg ins Pantheon   getragen und auf eine Estrade gehoben, vor der feierliche Reden und Gesänge ertönten. Die Beremonie endete wie sie begonnen, mit einem Werk von Chénier und Cherubini: An den Ruhm der Märtyrer und Ver­Berantp. Redakteur: Emil Unger, Grunewald.- Drud u. Verlag: Vorwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.

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Merito

Schuveden Holland Portugal  Dänemart Norwegen

9

1492 170 1155 787 1000.000 795.000

1695 879

1 403 012

2 552 142 855293

in der Angabe für Brafilien enthalten

430 000

727 993

420 000

386 220

417 214

378 016

450 000

76 060

77 644

73 360 125 097 583

75 000 130 705 927

Bon den in der Aufstellung begriffenen Spindeln enifallen 1 467 388 auf England, 416 258 auf Deutschland  , 79 796 auf Frank­ reich  , 361 284 auf Rußland  , 158 378 auf Desterreich und 184 732 auf Stalien. Die Baumwollspinnereien Japans   legen 258 452 neue Spindeln an, die Indiens   19 868, die Schwedens   40 792, die Spaniens   3000 und die Portugals   etwa 20 000. Vergleicht man mit diesen Zahlen die Angabe, daß im Jahre 1832 alle Baumwoll­spinnereien Europas   zusammen nur 11,8 Millionen Spindeln Deren besaßen, Zahl bis zum 1880 Jahre auf 58,6 Millionen gestiegen war, so erhält man ein Bild von der gewaltigen Entwickelung der Baumwollindustrie, die zurzeit im Jahre etwa 5000 Millionen Kilogramm Baumwolle, den unentbehrlichen und weitaus wichtigsten Rohstoff für die Textilindustrie, liefert und allein in Deutschland   ungefähr 1 Million Arbeiter, d. h. etwa den achten Teil unserer gesamten Industriearbeiter beschäftigt.