Beleuchtung heute die Kerzenbeleuchtung ist. Am die gewiß nicht glänzende Beleuchtung wie mit einer 14linigen Petroleumlampe zu' erzielen, müßte man acht Stearinkerzen brennen, die pro Stunde z'eka Gramm Stearin, d. h. für zirka ö Pf. verzehren würden, während die Petrolcumbeleuchtung weniger als den zehnten Teil kosten würde. Allerdings wer sich mit dem inatten Schein eines Talglichtes begnügt-- oder be­gnügen mutz, hat die billigste Beleuchtung, mutz aber auf alle Forderungen der Hygiene und der Bequemlichkeit dabei verzichten. _ Sth. Klcittiesfcuillcton* «Geschichtliches. Vom altgriechischen Volksschulwesen. Uebcr ZiaS Unterrichtswesen de; griechischen Antike, einem bisher ver- hältnismätzig wenig bekennten Gegenstand, gibt eine Inschrift, die vor kurzem bei den Ausgrabungen in der klcinasiatischen Stadt M i l e t zutage gefördert worden ist, wertvolle Aufschlüsse. In der alljährlich einmal st,»findenden gemeinsamen Sitzung der fünf Akademien in Paris sprach nun der Historiker Haussoullicr im Anschluß" an diese Inschrift über die Volksschule in Milet , In Griechenland führte er aus namentlich in den Demokratien hat das öffentliche Evzichungswesen allezeit eine wichtige Nolle gespielt. In Milet wgr seine Leitung einem alljährlich ernannten Kollegium von gewählten, unbesoldeten Beamten, den Pädonomen oder Hütern der Jugend anheimgegeben. Schwierigkeiten bot das Schulbudget dar, namentlich in ungünstigen Finanzjahren, wie sie gerade gegen das Ende des dritten Jahrhunderts, in der Epoche, aus der die Inschrift stammt, nicht selten waren. Die Bewohner von Milet bemühten sich in solchen Fällen nicht, neue Steuer- quellen zu erschließen, sondern strichen einfach die Ausgaben für die Schule aus dem Budget. Nicht als ob sie daran gedacht hätten, den Unterricht aufzugeben oder einzuschränken, sondern dieses Ver- fahren war ein wirksames Mittel, die reichen Bürger zu freiwilligen Spenden heranzuziehen. Die auf- gefundene Inschrift ist ein langes, die Erkenntlichkeit der Gemeinde aussprechendes Dekret zu Ehren eines Bürgers, namens EudemoZ, der 60 000 Drachmen zur Erziehung von Kindern freier Eltern gespendet hatte. Die Summe sollte angelegt und ihre Erträgnisse zur Besoldung und zur Veranstaltung einer Schulfeier mit Gottes- dienst verwendet werden. Die Milesier hatten beschlossen, aus den Erträgnissen der Stiftung acht Lehrer zu besolden, und zwar vier Lehrer der Gymnastik und vier Schulmeister. Das Dekret gibt genaue Vorschriften über die Wahl dieser Lehrer. Die Kandi- baten, die Bürger von Milet sein müssen, haben sich im Sekretariat der Pädonomen innerhalb eines festgesetzten Zeitraumes anzu- melden. Ihre Namen find dann in der schönsten Säulenhalle der Stadt anzuschreiben. Acht Tage nach Ablauf des Termins findet im Theater eine Volksversammlung statt. In der Orchcstra nehmen Priester und Beamte Platz, ebenso der Stifter oder in der Folge sein ältester Nachkomme. Das Amphitheater füllen Taufende von Bürgern. Eudemos bringt das Wcihrauckopfer dar, während der Herold im Namen der Versammlung folgendes Gebet vorträgt: Wenn ich als Meister der Gymnastik und als Schulmeister die- jenigcn wähle, die ich für die Tauglichsten zur Hut der Kinder halte, ohne mich durch ungerechte Einflüsse bestimmen zu lassen, so schlage alles bei mir zum Guten aus, wo nicht, alles zum Bösen!" Hierauf kommen die Kandidaten an die Reihe. Einer nach dem anderen verläßt das Amphitheater und schreitet dem Orchester zu, wo er in die Hände der Priester und des geweihten Herolds einen Schwur ablegt. Er lautet bei Gymnasien und Schullehrern gleich, nur daß die ersten Hermes, die anderen Apollo und die Musen anrufen:Ich schwöre, daß ich keinen Milesier um seine Stimme gebeten und niemand zu diesem Zweck beauftragt habe." Ueber die Schulcinrichtungcn führte der Vortragende folgendes aus: Der Unterricht wurde in der Palästra erteilt, deren Ruinen 1907 erschlossen worden sind. Ein von Säulengängen eingefaßter Hof diente für den gymnastischen Unterricht, dahinter lagen fünf Zimmer von 3 Meter Länge und 4 bis 19 Meter Breite. Der große Mittelsaal diente ohne Zweifel für außerordentliche Ver- sammlungen und für Vorträge von außerhalb gekommener Lehrer, die anderen Räume stellen die Klassenzimmer der vier Lehrer dar. In Milet war anscheinend die Palästra nur für Knaben bestimmt, wogegen in anderen jonischen Städten Knaben und junge Mädchen auch höherer Klassen gemeinsam ihre gymnastischen Hebungen aus- führten. Die Schüler waren verschiedenen Alters. Plato fordert den Beginn der kriegerischen Erziehung schon im 6. Jahre, der Vortragende nimmt aber an, daß der Besuch der Palästra und der Volksschule vom 7. bis 13. oder 14. Jahre gedauert habe. Ueber die Unterrichtsmethoden in Milet können wir nur Mutmaßungen «mstcllen da das im Dekret mehrfach erwähnte Schulgesetz uns nicht erhalten ist. Aber wir kennen Typen des Grammatik- Unterrichts aus NaukratiS, einer uralten milesischen Kolonie in Aegypten . Ein kürzlich publiziertes Täfelchcn aus dem Besitz des Britischen Museums läßt gerade keine hohen Vorstellungen von der klassischen Unterrichtsmethode zu. Von Interesse ist noch das Kapitel der Lchrerbesoldung. Auch der Volksschullehrer der Antike war nicht auf Rosen gebettet, immerhin nicht wie heute auf einen Hungeretat gesetzt. Der Eymnastiklehrer bezog 30 Drachme«, der Schullehrer 49 Drachmen monatlich, was ungefähr auf den Lohn eines geschickten Arbeiters hinausläuft. Der kirchlichen Obrigkeit aber war er Untertan wie heute im frumbcn Deutsch- land. An Festtagen mußte er die Prozession seiner Zöglinge an- führen. Seine soziale Stellung war nichts weniger als angeschen. Der Satiriker Lucia» läßt einen Philosophen bei seiner Rückkehr aus der Unterwelt sagen:Du hattest wie niemals in deinem Leben gelebt, wenn du da unten die gesehen hättest, die bei uns Könige und Statthalter waren. Jetzt find sie Bettler und das Elend hat sie gezwungen, gesalzene Fische zu verkaufen oder Kindern das Alphabet zu lehren." Medizinisches. Ueber die Arteriosklerose(Adernverkalkungs und di: durch sie verursachten nervösen und psychischen Störungen ver- öffentlicht Geh. Med.-Rat Prof. A. Cramer in derDeutschen Medizinischen Wochenschrift" einen Vortrag, den er zuvor auf dem Internationalen medizinischen Kongreß in Budapest gehalten hat. Die Arteriosklerose ist bekanntlich die Krankheit, an der alle Menschen, die nicht an einer akuten, spezifischen Erkrankung sterben, schließlich zugrunde gehen. Sie ist also die typische Alters- krankheit, kann aber auch bei verhältnismäßig jugendlichen Per- sonen unter abnormen Verhältnissen auftreten und bei ihnen die- selben schweren Störungen hervorrufen, die schließlich den Tod zur Folge haben. Aus uns unbekannten Gründen lagern sich auS den Körpersäften im Laufe der Jahre in den Wandungen der Arterien, der ernährenden Blutgefäße, Kalkpartikelchen ab. Diese vermehren sich immer mehr, beschränken die Elastizität der Arterienwände und können sogar das Lumen der Gefäße, deren Oeffnung, vollkommen verschließen. Was die Folge eines solchen Verschlusses ist. liegt auf der Hand. In daS von der betreffende» Arterie versorgte Gewebe dringt kein frisches Blut mehr; schließlich stirbt das Gewebe ab. Je mehr Gefäße verkalkt find, um so größer sind die Ernährungsstörungen, die zuletzt den vollständigen Tod zur Folge haben; besonders dann, wenn Gefäße zu edlen Organen, dem Herzen, den Nieren, dem Gehirn usw., in hohem Maße von der Erkrankung betroffen sind. Die Erscheinungen, die die Arterio- sklerose der Gehirn- und Rllckenmarksgefäße hervorruft, schildert Prof. Tramer nun eingehender. Wie die allgemeinere Form der Arteriosklerose solche Menschen am frühesten heimsucht, üie sich im Uebermaß dem Genuß starker Getränke oder anderer Erregungs- mittel hingeben, also namentlich Alkoholiker, starke Raucher usw., so auch die Arteriosklerose des Zentralnervensystems. Chrarakteri- stische Symptome für die fortgeschrittene Erkrankung sind Schwindelgefühl, häufiger Kopfschmerz und A b- nähme des Gedächtnisses. Dadurch werden die betraf- fenen Personen in ihrer Arbeitsfähigkeit sehr erheblich gestört und namentlich durch sich wiederholende Schwindelanfälle darauf ge- führt, daß sie ernstlicher erkrankt sind, nicht mrr gewöhnliche Kopf- schmerzen haben. Die Abnahme des Gedächtnisses bereitet ihnen die größten Unannehmlichkeiten, namentlich wenn sie noch irgend wie beruflich tätig sind. In seltenen Fällen leiden auch die ethischen Begriffe solcher Arteriosklerotiker großen Schaden, ihr Schamgefühl läßt zusehends nach, sexuellen Versuchungen gegenüber werden sie machtlos und können so auf Grund begangener Sittlichkeitsver- gehen strafrechtlich verfolgt werden, ohne daß ihre Erkrankung recht- zeitig erkannt ist. Als Lokalshmpiome nennt Cramer Verlang» samung der Sprache, Trägheit der Pupille, die sich gegenüber Licht- Veränderungen starr verhalt. Gesichtsmuskellähmungen. Diese Er- scheinungen beruhen auf der Erkrankung gewisser aus dem Gehirn direkt kommender Nerven, die durch die arteriosklerotischen Gesäße nicht mehr genügend ernährt werden. Außer diesen ne r v ö s e n Erscheinungen, den Erkrankungen einzelner Nervengcbiete, kann die Arteriosklerose herdweise im Gehirn auftreten oder das ganze Gehirn ergreifen. Dadurch ent- stehen im Gegensatz zu den genannten Erkrankungen, bei denen der Intellekt erhalten ist. psychische Störungen, reine Geisteskrankheiten. Sie geben sich kund in zunehmender Abnahme der geistigen Kräfte. Im Anschluß an Gedächtnisschwäche kann es zum allmählichen Verlust der Intelligenz kommen, der schließlich bis zur Verblödung führen kann. Dies ist namentlich bei der diffusen, über daS ganze Gehirn verbreiteten Form der Arterio- sklerose der Fall. Sehr häufig sind Depresfionszustände, Mißstim- mungen ohne Grund, Angftvorstellungen. Die Kranke» bilden sich ein, alle möglichen unangenehmen Eigenschaften oder Eigentümlich. keiten zu haben, von denen in Wirklichkeit keine Rede ist. Schließlich gibt es eine auch bei anderen Gehirnkrankheiten auftretende Gruppe von Erscheinungen, die sich in unangebrachter Fröhlichkeit, in leicht» finnigen, großsprecherischen Reden, in Größenwahn kundgeben. Auch Sinnestäuschungen kommen vor; die Kranken hören au» sich ein­reden und werden dadurch zu Gegenmaßnahmen veranlaßt. So kann die Arteriosklerose des Gehirns die schwersten psychischen Störungen hervorrufen, ähnlich wie die Gehirnerweichung, wenn freilich letztere auch schwerer zu verlaufen und im Gegensatz zur Arteriosklerose auch jüngere Personen zu befallen pflegt. Die Kenntnis der genauen 5frankheitsbilder ist von großer praktischer Bedeutung, weil bei frühzeitiger Diagnose die Arteriosklerose durch eine entsprechende Behanolung bis zu einem gewissen Grade auf- gehalten werden kann. Vi. Verantw. Redakteur: Emil Nnger» Grunewald , Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanstalt Paul Singer LrCo..Berlin SlV.