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wird. Die Einzelheiten verdanke ich mem Berichte, der in Scien-| Rauch steigt in dichten Wöllchen empor und plöglich bemerkt man, tific American" vorgeführt wird.

Bei Beginn der Vorführung fickt man einen Mann an einem Tische fizen, auf welchem fich ein Tobaksfaiten, eine Schachtel Streich bölzer, eine Tabafspfeife, ela Vergrößerungsglas mit Griff, eine Whiskyflafche und ein Syphon mit Setterwasser befinden. Dann steht noch eine weiße Flasche auf einer iste. Der Mann stopft feine Pfeife, steckt sie aber nicht, nn: er ist febr müde und schläft ein. Der Deckel des Taballastens ft sich von selbst und es steigt die winzige Prinzessin Nilounc.. 18. Sie flettert über die Pfeife, tehrt zum Kasten zurüd, hilft noch einer kleineren Fee beraus und befiehlt dieser, in die Pfeife zu kriechen.

daß eine große Rauchwolke direkt durch den engen Hals in das Jnnere der weißen Flasche dringt. Das Bublifum ist aufs böchste geipanut, denn das ist im Grunde gegen die Naturgefeze; doch in Wahrheit geht die Sache mit rechten Dingen zu. Zum Zwede der Aufnahme des Vorganges bläft der unsichtbare Mann unter dem Tiiche durch eine Deffnung des Flaschenbodens Rauch in fie, der durch den Flaschenhals beraustritt. Bei Vorführung diefer Szene wird der Film in umgekehrter Richtung bewegt, so daß die Rauch. wolfe fchembar in die Flaiche hineinzieht. Der Mann erstaunt über das merkwürdige Verbalten des Rauches und betrachtet die Flasche aufmerfiam durch das Vergrößerungsglas. Die Vergrößerung der Flasche zeigt damit, daß die fleine Fee in der Flaiche herumspringt und an das Glas flopit, auf daß man sie herauslaffe. Auch dieser Effekt wird durch Aufnahme eines Spiegelbildes erreicht. So find schließlich auch die rätselhaftesten Vorgänge zu er flären. Der Raucher zerschlägt die Flaiche, und das Mädchen er scheint plöglich auf dem Tabaklasten. Es bückt sich und holt hinter dem Kasten ein Bädchen Zigaretten hervor; fie öffnet es und reicht artig dem Manne eine Zigarette, der fie entzündet.

Wie wird dieser Effekt erreicht? Prinzessin Nikotin ist eine Schauspielerin von mittlerer Größe, ihre lleine Gefäbrtin ein Mädchen bon etwa 12 Jahren. Sie spielen aber ihre Rollen nicht an der Stelle, wo der Mann figt, sondern treten bei Aufnahme der Szene dicht neben die Kamera, so daß ihr Bild von dieser nicht auf­gefangen werden kann. Doch erscheint ihr Bild in einem Spiegel weit hinter dem Tisch, an dem der Schläfer fißt. und diefes Spiegelbild, des infolge der großen Entfernung von den beiden Mädchen sehr klein ericheint, wird gleichzeitig mit der Perfon des Der Mann bläst der fleinen Fee Rauch ins Geficht und Schläfers und allem Zubehör mittels der Kamera des finematos entzündet ein Streichholz, vor dem das fleine Wesen ganz graphischen Apparates aufgenommen. Die Existenz des Spiegels ericredt fliebt. Sie will sich rächen und schleicht zur fann dem Zuschauer bei Vorführung des Films nicht weiter auf Streichholzbüchie hin. Der Zuschauer fieht im bergrößerten fallen, denn er bildet eine Scheibe in einem ziemlich weit hinter Wilde, wie sie die Streichholzschachtel öffnet, mehrere Hölzer über­dem Schläfer angeordneten Fenster. Der Herr am Tisch sieht einander schichtet und den kleinen Holzstoß anzündet. Die Szene später beim Erwachen in Wirklichkeit tur die auf dem wechielt, der Mann am Tische ergreift die Siphonflasche und richtet Tische befindlichen Gegenstände, doch muß er fein Spiel so ein- einen Strahl gegen den flammenden Holzstoß. Im vergrößerten richten, als ob er alles wahrnehme, was dem Publikum bor - Bilde sehen wir einen wahren Wasserstrom auf die brennenden gespiegelt wird. Hölzer niederfallen die Fee verschwindet.

Bir kehren jezt noch einmal zum Beginn der Vorstellung zurüd. Ich sagte, der Kasten öffne fich von selbst. In Wahrheit ist am Kastendeckel das Ende eines schwarzen Fadens befeitigt, der im richtigen Moment von einem außerhalb des Gesichtsfeldes der Kamera befindlichen Manne gezogen wird. Der Deckel flappt auf, und es ericheinen die fleinen Feen. Brinzessin Nikotin zieht mit ihrer Ge­hilfin den Tabak aus der Pfeife, die fleinere Fee flettert in den Pfeifenkopf, verhüllt sich dann mit den Tabakblättern, während Brinzeifin Nikotin zum Tabaketasten zurückkehrt, hineinsteigt und den Deckel hinter sich schließt. Um diese Illusion zu erreichen, ist eine Tabatpfeife und ein Staften von gigantischen Dimensionen er forderlich, in die ern- chsene Personen bequem hineinsteigen fönnen. Diese Gegenstände find getreue Nachbildungen der Tabaks­pfeife und des Tabakslastens, die sich bei Aufnahme der ersten Szene auf dem Tische befanden, nur in viel größeren Dimensionen aus­geführt. Der Riesenfasten und die Riesenpfeife befinden sich selbit­verständlich an der Stelle, wo die beiden Darstellerinnen in Wirk­lichkeit auftreten; so werden sie durch den Spiegel in enormer Ver­Kleinerung auf den Tisch gezaubert.

Der Schläfer erwacht. Er greift nach seiner Pfeife und zündet ein Streichholz an; der Tabat will nicht brennen. Der Da ſteller blidt in den Pfeifentopf, dann ergreift er das Vergrößerungsglas und prüft sorgfältig den Tabat. Nun befinden sich die guichauer im Geiste an der Stelle des Rauchers fie blicken gleichiam mit ihm durch das Vergrößerungsglas. Es wechielt die Szene und wir sehen auf der Leinwand nur noch die Pfeife in riesigen Dimensionen; eine lebende Fee blidt t aus, ganz von Rauch umhüllt. Sie lacht und droht mit dem Finger.

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Die Wirkung einer so wohl durchdachten und mit den besten technischen Mitteln ausgeführten Vorstellung ist eine ganz außer ordentliche. Die Zuidaiter, die den Zusammenhang der Dinge nicht ahnen, suchen sich zunächst einzureden, daß die beiden fleinen Feen bewegliche Puppen feien. Aber bald zeigt es sich zu deutlich, daß man es durchaus mit lebenden Wesen zu tun hat. Keine Spur von der Steifbeit eines Puppenförpers; alles ist leicht und beweglich bei diesen Erscheinungen, deren Anmut und Grazie bei der außer ordentlichen Verkleinerung der Figuren unvergleichlich erscheint. Die Sache bleibt ein Rätiel, und die Kinder glauben leibhaftig in die Märchenwelt hineinzublicken.

Kleines feuilleton.

aldo Anatomisches .

Die

Mendelejeffs Gehirn. Die Abhängigkeit aller geistigen Leistungen der lebenden Wesen von Veränderungen ihres nervösen Bentralorgans bat ichon lange dazu geführt, dort, wo diese Er scheinung sich in lockendster Form darbot, nämlich am Gehirn geistig überragender Persönlichkeiten, Unterfuchungen anzustellen. Schwierigkeiten, die sich der Aufklärung und Deutung solcher Bus fammenhänge entgegenstellen, sind jedoch sehr groß. Manch einfacher Mann hat ein schwereres und größeres Gehirn gezeigt als berühmte Gelehrte und Künstler, und die Tatsache, daß der Rauminhalt der Schädelhöhle bei den Estimos größer ist als bei manchen hoch­zivilisierten europäischen Bölkern ist auch nicht dazu angetan, den Diefes vergrößerte Bild der auf dem Tische befindlichen Pfeife Schluß auf das Vorhandensein einfacher Beziehungen zu ers nebst Inhalt wird natürlich dadurch erzielt, daß man das Mädchen leichtern. Es handelt sich aber möglicherweise um die Auf­in der Riesenpfeife photographiert, die sich bis dahin neben der deckung feiner und und tiefer liegender Zusammenhänge, und Kamera befand. deshalb ist jeder neue Beitrag willkommen zu heißen. Der Raucher legt erstaunt das Bergrößerungsglas nieder, dreht Nummebr haben Bechteren und Weinberg das Gehirn des die Pfeife um und pft den abgebrannten Tabat heraus. Nun be- berühmten russischen Chemifers Mendelejeff, des Ent trachtet er diesen vos. nenem durch das Glas. Die Szene wechielt blizschnell und wir seben die umgekehrte Pfeife in riesiger Ver­größerung mit dem ausgeschütteten rauchenden Tabat. Das Mädchen springt auf, lacht, wirft dem Manne eine Kußhand zu, läuft zum Tabattasten und springt hinein.

Die Szene wechielt. Der Mann fißt wieder vor seinem Tische, aus dem Tabaktasten streckt sich ein Arm der Prinzessin hervor. Der Raucher greift danas, aber nun sieht er, daß es gar nicht ein zier licher Mädchenarm, sondern der Stiel einer Nose ist; er führt sie an seine Nase, huftet und würgt, denn aus der Blume steigt nicht an­genehmer Duft, sondern beißeuder Rauch.

au

deckers des periodischen Systems der Elemente, untersucht und ihre Ergebnisse in einer besonderen Veröffentlichung mitgeteilt. Sie glauben ihren Fall als Beispiel für Busammenhänge zwischen Geistes leben und Gehirnbildung beranziehen zu dürfen. Mendelejeffs Stopf maß in der Breite 87 Proz. des Längenmaßes. Seine Stärke auf geistigem Gebiete lag in der außerordentlichen Kraft seines Vor­stellungsvermögens. Sein Sprachichaz war, ohne ungewöhnlich reich zu sein, doch umfangreich und stand stets zu seiner Verfügung. Das Gewicht seines Hirns ging mit 1571 Gramm über den Durchschnitt hinaus, die Windungen waren aber verhältnismäßig einfach. Wie unsicher all unsere Kenntnisse von der Abhängigkeit der geistigen Leiſtung von der Entwicklung des Gehirns find, erhellt aus der Tat fache, daß eine Reihe von Medizinern, denen Mendelejeffs Gehirn gezeigt wurde, überhaupt nicht imftande waren, zu erkennen, daß es fich um den Kopf eines Gelehrten von höchstem Range handle. Es ist sehr amiant zu sehen, wie dieser überraschende Effekt Auffallend an dem Gehirn war die reiche Ausbildung der linken zustande kommt. Die Abstellvorrichtung tritt in Tätigkeit; der Barietal-( Scheitel-) Gegend und der rückwärtigen Teile der Stirn­Regiffeur pflückt ein Rosenblättchen ab, verschwindet dann, die Auf- lappen, während die Schläfenlappen klein und wenig verwickelt er­nahme erfolgt. Der Apparat wird wieder abgestellt; das zweite schienen. Die beiden ersten Merkmale dürften mutmaßlich der förper. Blättchen wird gepflückt. Wieder erscheint der Regiffeur, rückt die liche Ausdruck für Mendelejeffs Scharfblid und Schöpferkraft sein, Blättchen bichter zusammen und verschwindet aufs neue. So er- während in dem legten bielleicht der Mangel an musikalischer Bes halten wir eine ganze Serie von Bildern, die sich nur hinsichtlich der gabung, der dem großen Chemiker eigen war, zum Ausdruc Lage der Rosenblättz von einander unterscheiden. Auch das Rollen gelangt.(?) Sehr reich ist, wie man fieht, die Ausbeute für eine der Zigarre wird in gleicher Weise bewirkt. Erweiterung des oft gesuchten Zusammenhanges zwischen Geistigem und Körperlichem nicht. Vielleicht bedarf es noch unentdeckter Werk zeuge, um ihn zu zeigen.

Der Raucher läßt erschreckt die Rose fallen( diesmal ist es eine Bapierrose normaler Größe) und läuft hinaus. Sofort löfen fich die Blätter von sell ft und tanzen nach der Mitte des Tisches, um fich zu einer Bigarrę jufammenzurollen.

Inzwischen hat sich der Mann von seinem Schrecken erholt, er tehrt zurüd, nimmt arglos die Zigarre auf und entzündet fiè. Der Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin .

Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin SW