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das Rechte zur Hebung und zum Glide des Volfes liegt. Knudsen, Jeigene Schilderung der wichtigen Reise durch Persien  , die auf der ein Grundtvigianer( Apostel der Natürlichkeit) hofft die Erlösung von Hinfahrt nach Jnner- Asien ausgeführt wurde. dem Bauerntum selbst. Er baut auf die eigene Kraft des Bauern­standes, fieht das Geistige in patriarchalischen Erbauungsstunden an nordischen Heldenliedern und leugnet den Fortschritt durch den So­zialismus, der ihm mit seinen Organisationen der Arbeiter nur einen Nabrungsstreit bedeutet. Zwischen Sozialismus und Bauern fultur( unter der er eine Privatmonarchie versteht mit Herren und Knechten) wird die Lehre Henry Georges variiert, der den Boden an alle Menschen ausgeliefert wissen will. liest fich das Buch, wie wenn man durch eine offene Tür in die Anfangs Familienstuben hineinicaute, eine feine, an Bang gemahnende Seleinmalerei läßt reizvolle Bilder fehen. Aber nur zu bald verliert sich die Geschlossenheit und die Repliken behaupten das Feld. Fm Gerant der Episoden werden die feindlichen Mächte nach der üblichen Methode der Versammlung fonfrontiert und jede Meinung hat ihr Sprach rohr. Die bekannten Reden für und gegen werden im Dozentenstil gebalten. Die Abgesandten des Sozialismus, die den achistündigen Arbeitstag einführen wollen, beginnen ihr reformatorisches Wert, Bastor Heymanns, der den Großgrundbefizern den Boden entreißen will, steht im Zeichen des Sieges. Aber der Borevadmüller will von der modernen Gerechtigkeit nichts wiffen, er eifert gegen den heute graffierenden Eifer, mehr und mehr Platz für das Individuum in Ser Welt zu schaffen, während die Qualität des Gesindels" Jahr für Jahr finft. Und er gibt das Stichwort aus: Sammlung der Bauern, während ihm alles andere Auflösung bedeutet. Knudsen ist ein ehrlicher Reformator mit lutherischem Temperament. Aber die Entwickelung wird über Knudsen und sein Evangelium vom Bauern absolutismus fortschreiten zu jenem wirklichen Fortschritt, der in der Borevadmühle neuzeitliches Verderben genannt wird. Das Buch ist mit der Glut der Ueberzeugung geschrieben, es eifert nicht, sondern zeigt die predigenden Gebärden.

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Durch die Vorträge, die Sedin über seine Reise gehalten hat, ist nicht viel mehr als deren Verlauf in großen Zügen und etwas von dem Beiwert der Erlebnisse bekannt geworden. Bei keiner der bisherigen Reisen von Hedin   ist zum Verständnis des ganzen zue fammenhanges der Ereignisse und Erfolge die eingehende Schilde rung so unentbehrlich gewesen wie diesmal. Konnte der Geograph aus den Vorträgen Hedins   die Tragweite der Erschließung feines der Gebirgssysteme und der Gewässertunde Inner- Asiens im großen Reisemeges für das Martenbild von Tibet   und für die Auffassung und gangen erkennen, fo war es doch unmöglich, aus der gedrängten mündlichen Schilderung in befriedigendem Grade zu entnehmen, wie das, was Hedin   während jener drei Jahre dort erlebt und er­reicht hat, eigentlich möglich gewesen war. Man erinnere sich nur einmal kurz folgender hauptsächlicher Tatsachen. Hedin   kommt nach Indien  , um von dort aus nach Tibet   zu gehen. Die indische Grenze wird ihm auf ausdrückliche Anordnung von London   her benso wie anderen Reisenden verschlossen. Unter Verschleierung seines Blanes bringt er in großem Bogen von Nordwesten her in Tibet   ein, Je­langt ohne Berkleidung bis tief ins Innere, wird dort aufge halten, tann seinen Weg trotzdem weiter nach Süden fortsetzen bis nach Schigatse, wo er von dem tibetischen Bapst, dem Taschi Lama, mit dem größten Wohlwollen, ja mit Freundschaft aufgenommen wird. Die Behörden aber von Lhassa  , die chinesische und tibetische Regierung, haben selbstverständlich nichts eifriger zu betreiben, als den lästigen Ausländer möglichst schnell aus ihrem Lande zu ent fernen. Trotzdem gelingt es Hedin  , in dem letzten Teil seiner Reise eine ganze Reihe großer Erfolge zu erringen, indem er immer wieder von der ihm vorgezeichneten Straße bald nach Süden, bald nach Norden abweicht, den heiligen, noch von keinem Bootsfiel ent­weihten See Manasarowar in einem ganzen Bidzad von Ueber= Ich habe noch ein paar skandinavische Bücher zu erwähnen, die querungen erforscht, den Transhimalaja mehrmals überschreitet, nichts mit der Liebe zur Natur und zur mütterlichen Erde zu tun die eigentlichen Quellen des Brahmaputra  , Satledsch   und Indus  haben; man fommt aus der freien Luft wieder in die Problem- entdeckt und erst dann tibetanisches Gebiet verläßt. Damit nicht sphäre. Freigedanklich gibt sich Karl Ewald   in seinem päda genug! Er stellt nochmals eine Sarawane zusammen, um zum gogischen Büchlein: Mein fleiner Junge( Berlag von zweitenmal in das verbotene Land einzubringen und dort nament­Albert Langen, München  ). Der Erfolg des biederen Wertes: Meinlich die Lüde in der Bereifung des Transhimalaja auszufüllen. großes Mädel" bat den Verfasser diefen schwachen Aufguß zu- Das fonnte selbstverständlich nur durch ein Spiel mit verdeckten jammenbrauen lassen. Nun ja, Karl Ewald   ist wiederum auch hier Marten gelingen, aber es gelingt wirklich. Trotzdem die tibetischen ein Vater voller Verständnis, aber der genialischen Geste Behörden durch die Erfahrungen, die sie eben erst an Hedin   selbst der Toleranz schaut doch das Spiekertum aus den Augen. Das Gefühl der Echtheit fehlt, die schlichte Natürlichkeit der Mädel- gemacht hatten, hinreichend gewarnt waren und trotzdem erst vor gefchichte. Zwischendurch bört man ein fluges Wort, manche ver- ganz kurzer Zeit England mit Rußland   eine Vereinbarung ge­nünftige Ansicht, aber dieser fleine Junge wird als Beweisfigur einer troffen hatte, keinen Europäer nach Tibet   hineinzulassen, tommt beneidenswerten Erziehungsfrucht, für ein gesundes Empfinden mehr Süden, bis er den Transhimalaja zum sechstenmal überschritten er nochmals auf ähnlichem Wege von Nordwesten her bis weit nach malträtiert als pardonniert. Denn, daß ihn z. B. sein überaus hat. Erst dann wird er aufgehalten, deckt mit fühnem Griff seine freier Bater zu einem scharlachtranten Kinde hintreibt, bloß weil er Karten auf, wird aber nicht nur ungeschoren gelassen, sondern Bann ihm das findliche Versprechen gegeben, ihn zu besuchen, ist feine feine Forschungen im Transhimalaja in wünschenswerter Weise moralische Handlung, sondern ein Verbrechen. Und die Verlobungs  - vervollständigen. Das wurde dadurch möglich, daß er sich nicht auf spielerei ift Unfinn oder sentimentaler Kitsch. Dem guten Wollen der fürzesten Straße aus Tibet   hinausbefördern ließ. Man braucht des Buches schadete wie der das Erbübel aller Schwächeerzeugnisse: nicht an die blutrünstigen Schilderungen zu denken, die ein Savage die lebertreibung. Kein Autor wiederholt sich ungestraft. Man Pandor von den Tibetern aufgetischt hat, um vor dem Verlauf dieser wandelt mit dem Verfasser und seinem" System" nicht mehr in flarer lebten Reise Hedins wie vor einem unfaßlichen Rätsel zu stehen, Sonnenbelle, sondern im Magnesiumlicht gefünftelter Freigeisterei. Dämmerung der Winternächte liegt über dem nachgelassenen ordentlich viel mußte zusammentreffen, am diefen Gang der Er. und dies Rätsel löst sich erst beim Lesen seines Werkes. Außer­Roman von Gustav af Geijerstam  : Das ewige Rätsel" ( S. Fischers Verlag, Berlin  ). Was sollte das ewige Rätsel anderes eignisse zu ermöglichen. Zuerst die Persönlichkeit des Reisenden, bedeuten als auch hier wiederum die Ehe? Aber Geijerstam ist der seine ganze Karawane, mehr oder weniger auch alle Ein­milde und verstehend, er flagt nicht an, er predigt mit fanften Worten geborenen des Landes in seinen Bann zwingt und abwechselnd mit das Dulden. Für ihn bedeutet die Ehe Glückssuchen. Aber immer eiserner Energie und mit ausgesuchter Höflichkeit und Liebens­würdigkeit operiert und so das scheinbar Unmögliche durchzusetzen gehen die Wege auseinander. So auch bei dieſem grüblerischen, weiß. An zweiter Stelle bietet das Land selbst eine Erklärung: neurasthenischen Steptifer und dem genußiüchtigen Sinnenweibe. bei seiner großen Ausdehnung, teilweisen Unbewohnbarkeit, Zer Wenn wir Toten erwachen" fönnte über jeder Geschichte Geijerstams splitterung in der Verwaltung, bot es dem Reifenden immer noch stehen. Ein Richard und eine Maja find aneinandergeschmiedet, Waschen dar, durch die er der Aufsicht entschlüpfen fonnte. beide wären in anderer Verbindung vielleicht glückliche, zufriedene Menschen geworden. Denn feiner von beiden ist schlecht. Aber die dritter Stelle, und von Hedin   selbst gewiß nicht an letzter Stelle Schicksalsmächte find grausam, fie stoßen die Kreaturen in ihr genannt und anerkannt, war es sein Reiseglück, das ihm treu blieb und selbst in ganz berwickelter Lage, weiterhalf. Inferno. So plagt er die Frau mit der Schwere seines Blutes, mit seiner ganzen selbstzerfleischenden Natur, und sie wird zum Widerstand entzündet, der Kampf ist da. Das Zermürben geht an. Niederlage oder Sieg? Keins von beiden. Dumpfheit, ein Beugen unter die Guillotine des Lebens. Alle Vorzüge Geijerstams, seine dichterische Beseeltheit, seine vollendete Gestaltungskraft leuchten hier noch einmal im alten Glanze.

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J. V.

Das neue Reifewerk von Sven Hedin  

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Das große Wert, in dem Sven Hedin   den Verlauf feiner letzten Reise in Tibet   während der Jahre 1906 bis 1908 schildert, wird in der zweiten Hälfte des Monats vollständig erscheinen. Es führt den Titel Transhimalaja" und umfaßt zwei Bände von je 400 Seiten und mehr als 400 Abbildungen nach Photographien, Zeichnungen und Aquarellen des Verfassers( im Verlag von F. Brockhaus). Es soll dann später noch ein dritter folgen, außer dem eine Zusammenfassung für die Jugend und schließlich eine

An

Nun eine kurze Uebersicht des Werkes selbst. Von den Reisevor­bereitungen in Saschmir und Ladak   wäre nichts Besonderes zu sagen, wenn nicht gerade die Schilderung dieser Zeit ein schönes Beispiel dafür gäbe, wie Hedin   seine Karawane für eine solche Reise zusammenstellt. Als er aus Kaschmir   aufbricht, sagt er sich: ich tenne die Leute nicht, und sie tennen mich nicht; sie können Spitz­buben sein und können dasselbe von mir annehmen. Ehe er aber nach Tibet   eintritt, hat er längst eine scharfe Musterung vors genommen und alles Üntüchtige und sonst Bedenkliche ausgemerzt. Die Folge davon ist, daß er unter seiner starken Begleitmannschaft schließlich nur noch ein etwas räudiges Schaf entdeckt, und auch dieser eine Mensch erscheint endlich in einem versöhnenden Licht, das Hedin   selbst über ihn strahlen läßt. Das war nun nicht bloß Glück, denn das Einvernehmen zwischen Hedin   und seinen Be gleitern ist auch auf den früheren Reisen die Regel gewesen und eine der wichtigsten Grundlagen seiner Leistungen. Dann kommt der erste Teil der tibetischen Reise durch das von Menschen und zum großen Teil überhaupt von allen Lebewesen bare Tschangtang. Die Gefahr in der die Karamane hier schwebte, muß weit größer ge­wesen sein, als sie nach der Erzählung in Hedins Vorträgen zu vermuten war. Der schlimmste Feind war nicht die Kälte, sondern der freilich mit ihr im Bunde stehende fast ununterbrochen wehende Sturm. Mit mehr als 100 Tieren war er Anfang September in

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