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Eine Weile standen sie da und starrten sich an, Hans die Mundwinkel verzogen, bereit zu weinen, Marte beide Hände voller Rührei in die Höhe haltend.

Plöblich flatschte ihm die eine Hand hinter die Ohren, daß das Rührei spritte, und er zu Boden kollerte.

Dann fingen fie beide an zu heulen.

Das lichkeit eine folche Art des Galoppierens gar nicht kennen. galoppierende Pferd ist dann bis in die neueste Zeit, wie man einfach auf den zahlreichen Bildern von englischen Wettrennen sehen kann, wobei in einer ganz stereotypen Form beibehalten worden, namentlich die vollkommen gestreckten Hinterbeine mit auf wärts gewandten Hufen und die gleichzeitig nach vorne

Die alte Henne schalt fürchterlich drüben auf dem Hofplab, aufgebogenen Vorderbeine kennzeichnend find. Professor Marey,

Kleines Feuilleton.

der fast jein ganzes Leben dem Studium der Tier bewegungen gewidmet hat, konnte nicht zu dem Ziel gelangen, einen Hund in einer solchen Stellung, das heißt mit allen Bieren in der Luft zu photographieren, und erst jetzt ist dies erreicht und damit der mytenische Galopp" gerechtfertigt worden.

Musik.

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Militarismus und Mufit. Von Dr. Hermann Neues von der Einschienenbahu. Just an demselben Tage Der Ver 10. November an dem August Scherl   einen Modellwagen seiner Eichborn.( Verlegt bei Schuster u. Löffler, Berliu.) Einschienenbahn dem Berliner   Publikum zeigte, hat auch der Er- fasier, bekannt als genauer Kenner der Geschichte der Militärmusik, finder Louis Brennan   in Gillingham  ( England) einen hält hier mit wünschenswerter Schärfe die längst notwendige Ab­neuen, bedeutend vervollkommneten Wagen im Betrieb vorgeführt. rechnung mit den Militärmusiken als Erwerbsgesellschaften, als der Zivilorchestermusiken. Während aber der Scherliche Wagen nur erst ein primitives Modell schädlichen Konkurrenzunternehmungen von nur wenigen Metern Länge darstellte, ist der Brennansche Andere vor ihm haben das Kapitel schon oft angeschnitten, haben Wagen vollständig komplett zum praktischen Betrieb ausgerüstet. Er aber aus politischen Gründen Halt vor den letzten Konsequenzen ist für Lastenförderung bestimmt und hat 22 Tonnen Leergewicht gemacht. Wie zum Beispiel Dr. Mariop, der all die Ausbeutung, und 10-15 Tommen Ladegewicht. Die Gesamtlänge zwischen den die kümmerliche Bezahlung der bürgerlichen Orchestermusiker, den Buffern ist 12.6 Meter, die Breite 3,04 Meter und die Höhe von verderblichen Einfluß der Militärkapellen auf das Kunstleben bes Obertante Schiene bis Oberfante Führerhaus ist 3,95 meter. sprach, sich aber mit einem direkt komisch wirkenden Kneifen In dem aus Profileifen gebauten Rahmen ist vorn und hinten je an der Hauptsache: der Militarismus als tonfünstlerisches Erwerbss ein Drehgestell mit zwei hintereinander liegenden Rädern angeordnet, institut vorbeidrückte. Eichborn scheut nicht vor dem Gespenst Mili­die je zirka 1 Meter Durchmesser und doppelten Spurkranz haben. tarismus zurüd. Nach eingehenden, genaueste Sachkenntnis ver­Das mit Holzbelag versehene Untergestell trägt im vorderen Teil ratenden historischen, ästhetischen und praktisch- sozialen Darlegungen das Führerhaus, in dem die Antriebmaschinen und Steuerapparate über Tonkunst und Instrumentalmusik in der Geschichte des Heer­untergebracht sind. Zur Krafterzeugung dienen zwei Motordynamos wefens, im modernen Militarismus kommt er zu feinen Schluß­von je 80 Pferdestärten und einer von 20 Pferdestärken. Die beiden folgerungen, deren Radikalismus nur denen verfrüht erscheint, die Kreisel sind im Führerhaus in besonderen kräftigen Eisenrahmen die durch unlauteren militaristischen Wettbewerb erzeugte ökonomische untergebracht; jeder der Kreisel hat einen Durchmesser von über einen Wijere der deutschen Zivilmusiker nicht kennen. Meter und eine Geschwindigkeit von 3000 Umdrehungen in der Minute. Jeder fizt in einem luftdicht geschlossenen Gehäuse, in dem eine Luft­berdünnung herricht, um die Reibung der Kreisel auf ein Minimum zu reduzieren. Ferner ist der Wagen mit einer Westinghouse- Luft­Druckbremse versehen, zu der ein ebenfalls elektrisch betriebener fleiner Kompressor vorhanden ist.

Wie man schon hieraus ersieht, ist der Brennansche Wagen weitaus eher geeignet, den Beweis für die praktische Brauchbarkeit des Einschienenbahnwagens mit Streifelstabilisierung zu erbringen, während die erzielten Resultate dies in noch höherem Maße vor Augen führen. Bei den Versuchen in Gillingham   durchlief der Wagen eine freisförmige Kurve von 32 Meter Radius, dann eine kurze gerade Strecke und hierauf eine in entgegengesetter Richtung gebogene Kurve von 10,5 Meter Radius mit Belastung und mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 12 Kilometern. Die Kreisel wirtung zeigte fich dabei allen Verhältnissen gewachsen; felbst wenn etwa 30-38 Berionen auf der einen Hälfte

das

des Wagens standen, hielten die Kreisel vollkommen Gleichgewicht. Nach Angabe des Erfinders lassen sich höhere Ge­schwindigkeiten ohne weiteres durch Einbau größerer Maschinen er­reichen. Brennan selbst ist aber weit davon entfernt, zu behaupten, daß derartige Wagen mit einer Stundengeschwindigkeit bon 200 Nilo­meter noch betriebssicher laufen, während Scherl, ohne irgend welche dahingehenden Versuche zu unternehmen, dies ohne weiteres au­nimmt. Die Vorführungen in den Ausstellungsballen am 300, wobei der Wagen mehr außer Betrieb war als fuhr, baben auch nicht die Spur eines Beweises für die Scherliche Bebauptung erbracht. Daß der Einschienenbahnwagen imstande ist, durch die Einwirkung der Streisel sich auf einer Schiene im Gleichgewicht zu halten, ist schon vor drei Jahren gelegentlich einer Vorführung vor der Royal Society   in London   praktisch bewiesen worden; dazu bedurfte es nicht der mit großem Reklametamtam und gesellschaftlichem Aufpuß verbundenen Vorführung durch Scherl. Daß der durch Kreisel im Gleichgewicht gehaltene Einschienenbahnwagen auch bei höheren Geichwindigkeiten als zwölf Kilometer in der Stunde praktisch brauchbar ist, ist zuzugeben, aber mit seinen sonstigen Projekten bleibe uns Herr Scherl vom Leibe.

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Die Klagen der Musiker finden beim großen Publikum wenig Außer wenigen schreibfundigen Fachleuten Verständnis und Gehör. steht nur die sozialdemokratische Partei und Preise auf ihrer Seite. Das genügt natürlich, die Musiker als Umstürzler zu brandmarken, wie der Münchener Mufiferstreit zur Genüge bewiefen hat. Eichborn sagt nicht ohne Jronie, daß man die Musiker schlecht fennt, wenn man ihnen die Ehre einer solchen politischen Reife antut. Die sozial demokratische Forderung: die Staatsverwaltung dürfe nicht Arbeiten, von deren Ausführung staatsbürgerliche Erwerbstlassen zu leben ge­zwungen sind, durch von ihr abhängige gwangsarbeiter wie Gefangene oder Soldaten ausführen lassen", findet vollauf Anwendung auf die außerordentliche erwerbsmäßige Tätigkeit der Militärmusik, durch die die steuerzahlende Erwerbsklasse der Berufsmusiker in ihren Erwerbs. interessen dauernd geschädigt wird. Der Verdienstausfall beträgt nachweisbar jährlich die ungebeure Summe von 10 615 200 Mart. Unter den Staaten, die die Kulturhöhe des modernen Militarismus erflommen haben, ist Italien   das einzige Land, das die Be schränkung der Militärmusik auf ihren Zwed, im Dienste des Heeres durchgeführt hat. Möge die tapfere Eichbornsche Aufklärungsschrift dazu beitragen, daß endlich auch in Deutschland   die Forderung zur Tat werde: Beseitigung aller gewerbsmäßigen außerdienstlichen Tätigkeit aller Militärkapellen! Es wird ganz sicherlich noch einen harten Stampf bis zum endlichen Sieg fosten.

Sprachwissenschaftliches.

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Aufschneiden und Aufschneiderei. Das Wort hat seinen Ursprung von der Tafel genommen, und von Haus aus fnüpfte sich natürlich kein Tadel an die Handlung, die es bezeichnete. Jeder Gastgeber muß aufschneiden, d. H. vorlegen, wenn Gäste zu bewirten find. Das kann man tun, wie es sich gehört, ohne viele Worte zu machen von dem, was man bietet; es fann aber auch unter selbst gefälliger Hervorhebung der Güte und des Wertes des Gebotenen vor sich gehen, ja unter Prahlerei und Großsprecherei, die auch vor unwahrheit nicht immer zurückschreckt. Vom Speisetische ist dann die Redensart sehr bald auf großiprecherisches Gebaren überhaupt über­tragen worden. Da wußte", heißt es in Weises Erznarren, der Wirt viel Er schnitt aufzuschneiden, was er unlängst vor Gäste beherberget." bezüglich der Gäste ebenso auf, wie er es wohl bei Darbietung seiner Speisen tat. An seine ursprüngliche Bedeutung erinnert das Wort, wenn man, wie es im Simplizisfimus" heißt, von der Keusch heit einen Haufen aufichneidet", wenn man vom großen Weiser" redete, mit dem dieser oder jener aufschneide. Abraham a. S. Clara iagt einmal: Das Messer, mit dem Bartholomäus ist geschunden worden, ist nicht gar zu flein, aber das Messer, mit welchem diese Leuth also unerhört aufschneiden, ist umbt so viel größer und schärffer." Auch der Aufschnitt", wie man früher für die Aufichneiderei fagte, entspricht der ursprünglichen Bedeutung des Wortes, heute ist er fast ganz außer Gebrauch gekommen, verwendet für ihn, wie meist auch für Aufschneiderei, lieber das lächerliche, französischer Wortbildung nachgeäffte Renommage.­Ueber Stammtischen findet man hier und da ein großes Messer wagerecht aufgehängt, das heruntergelassen werden fann, wenn einer der Tischgenossen einmal gar zu träftig aufschneidet. Man will ihm dadurch spöttiich andeuten, daß er sich eines großen Söhns( Hannover  ). Messers bei seinem Aufschneiden bediene. Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin   SW.

Pferde und Hundegalopp. Einer der berühmtesten lebenden Naturforscher, Professor Ray Lanfefter, führt in einer Zuschrift an die Nature  " aus, wie es sich mit den Darstellungen galoppierender Pferde in der Kunst verschiedener Völker und Zeitalter verhält. Nach feinen Untersuchungen war es die mykenische Kunst, die zum erstenmal Pferde in der Stellung des Galoppierens abbildete, während diese zuvor weder bei den Aegyptern, noch bei den Assyriern vorgekommen war. Sie soll sich auch später nicht bei den Griechen und Römern verbreitet baben, sondern durch Asien   nach Japan   gewandert und dann erst am Ende des 18. Jahrhunderts von Japan   wieder nach England gelangt jein. Weiter wird der Nachweis erbracht, daß die alten Mykener das galoppierende Pferd in der tünstlerischen Nahbildung nicht erfunden, sondern ähnlichen Darstellungen des Hundes nachgebildet haben. Eigentümlich und intereffant ist es ferner, daß mm in jenem Kunstzeitalter diese Pose des Hundegalopps nicht nur phne die Veränderungen, die nötig gewesen wären, für das Pferd, sondern auch für andere Tiere angenommen wurde, die in Wirk Berantiv. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  .

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