<hm bald beweisen, daß bis Französin wie Maria Stuart weit besser als ihr Ruf ist und in vieler Beziehung nicht nur neben, sondern sogar über ihrer deutschen und englischen Schwester steht. (NaSdrui! lervolni.l Hue der Giweißchenrie* Von Dr. fif. L i p s i u s. I. Bis bor einigen Jahren ging die allgemeine Vorstellung dahin, daß die Eiweissstoffe der Nahrung im Magen und Darme durch die Einwirkung der Verdauungssäfte g e l ö st werden und nun durch die Darmwand hindurch in den Säftestroni des Körpers hinübertrelen. Nach dieser Vorstellung hätte die ganze VerdauungSarbeit den Sinn, dass die Eiweihstoffe snur von diesen wollen wir hier sprechen) in eine lösliche Form gebracht würden, um dem Körper einverleibt werden zu können. Die Untersuchungen der letzten acht Jahre haben aber in der Frage der Verdauung der Eiweißstoffe, die ja die Grundlage aller Lebensvorgänge unid, unserer Nahrung ausmachen, eine volle Um- wälzung hsrvorgerusen. Der Heidelberger Physiologe Eohnbeim stellte sich die Aufgabd, zu unler'uchen, was mit den durch Magen- und Darmsast gelösten Eiweißstoffen, die man Peptone nennt, im Darme weiter geschieht. Er warf in eine Peptonlösung Stückchen Vom Darme , den er aus einem Tiere herausgeschnitten hatte, das nach einer Mahlzeit wo die Tätigkeit der Verdauung in vollem Gange ist getötet wurde. Nach einiger Zeit entnahm er der Peptonlösöng eine Probe und untersuchte sie chemisch. Es zeigte sich, daß alleS Eiweiß verschwunden war I Das Pepton, das gelöste Eiweiß, war in einfache chemische Körper zerlegt, in die Bausteme des Eiweißes. ES gelang Cohnhelm auch zu zeigen, daß diese Auf- spaltung deS Eiweißes durch die Tätigkeit eines VerdanuiigSsaftes geschieht, der von den Drüscnzellen des Darmes ausgeschieden wird. Die von Cobnhein, aufgedeckte Taiiache über die vollständige Aufspaltung deS Eiweißes in seine chemischen Bansteine stimmte gar nicht überem mit der geläufigen Vorstellung, daß Mensch und Tier im Gegensätze zu den Pflanzen das Eiweiß, daS sie für den Haushalt ihres Körpers brauchen, in fertigem Zustande mit der Nahruitg zugeführt bekoninien. Wozu die Arbeit, die der Darm zuletzt noch leistet, nachdem das Eiweiß schon in einen löslichen Zustand gebracht und zur Aufnahme in den Saftstrom des Körpers vorbereitet ist? Es zeigte sich aber in den nächsten Jahren, daß die Entdeckung von Cohnheim im Zusammenhange mit weiteren Entdeckungen, die über die Chemie der Eiweißstoffe gemacht wurden, von der weit- tragendsten Bedeutung war. n. Unermüdlicher Forschertätigkeit war«» gelungen, die ersten Breschen in die Cbcniie des Eiweißes zu schlagen. Die Eiweißstoffe der verschiedenen Tierarten find untereinander verschieden. Aus der.biologischen Blutprobe" haben wir diese Tatsache in ihrer ollgemeinen Form kennen gelernt. Die .biologische Blutprobe" besteht darin, daß man einem Versuchstiere (Kaninchen, Meerschweinchen) etwas Blut einer anderen Tlerart z. B. von, Menschen einspritzt. Nach einiger Zeit entnehmen wir dem Versuchstiere einige Tropfen Blut und mischen eS im chemischen Prabierglase mtt ein wenig Menschenblut. Sofort bildet sich ein Niederschlag im Glase, das Eiweiß des Menichenblutes fällt aus (wird abgeschieden und sinkt zu Boden). Spritzen wir dem Versuchs- tiere, etwa einem Kaninchen, Blut vom Hunde ein, so bildet sich nach einiger Zeit beim Versuchstiere die Fähigkeit aus, in Hundeblut das Eiweiß zu fällen. Ein mir Menschenblut vorbebandeltes Kaninchen fällt nur Eiweiß im M e n s ch e n b l u t, ein mit Hunde- blut vorbehandeltes nur im H u n d e b l u t I Damit war der Nach- weis erbracht, daß das Eiweiß verschiedener Tieranen nicht gleich- artig ist, daß das Eiweiß einer jeden Art gewisse charakteristische cheniische Eigenschaften besitzen muß, die sie von den anderer Arten unterscheiden. Statt Blut kann man auch andere» Eiweiß derselben Art zur Einspritzung nehmen, z. B. Milch oder irgendwelche Körperzellen. Daraus»riehen wir, daß alle Eiweißstoffe ein und derselben tierischen (oder pflanzlichen) Art gemeinschaftlich« chemische Züge aufweisen, die es ermöglichen, daß man sie als eilt- und derselbe,» Art zugehörige Stoffe erkennt. Ungefähr um dieselbe Zeit war eS dem Meister der Chemie. dem Berliner Forscher Emil Fischer gelungen, die methodischen Wege zu zeigen, die zu einer Erkenntnis des chemischen Aufbaues der verschiedenen Eiweißstoffe führen. Seine Schüler führe» den Nachweis, daß die verschiedenen Eiweißstoffe sich dadurch unier- scheiden, daß in ihnen die einzelnen Bausteine der Eiweißkörpcr in verschiedenen Mengenverhältnissen enthalten sind. Die Bausteine bleiben im allgemeinen dieselben, nur ihre Mengen in den einzelnen Eiweißkörpern sind verschieden. Dann und wann fehlt der eine oder andere Baustein in einem Eiweiß- stoffe ganz. Diese Bausteine find die Aminosäuren. Die Aminosäuren, deren eS neunzehn gibt, find nicht allzu kompliziert gebaute chemische Körper(Stoffe). Ihre Zusammensetzung ist dem Chemiker gut be- kannt. Als einfachstes Beispiel mag die Aminosäure Glykokoll genannt sein. Sie ist eine simple Essigsäure, in die eine Stickstoffgruppe hineingebracht ist. Eine andere Aminosäure (das Glulosamin) ist ein Zucker, der durch eine Stickstoffgruppe verändert ist. DaS sind einfache Beispiele, von denen fich die anderen Aminosäuren durch ihren mehr oder weniger komplizierten Bau unterscheiden. in. Ueberblicken wir nun gleichzeitig die drei genannten Snt- deckungen: »Die Eiweißkörper verschiedener Arten sind' chemisch verschieden. .Diese Verschiedenheit beruht zunächst auf einem verschiedenen Gehalt an den einzelnen chemischen Bau st einen der Eiweißkörper. .Bei der Verdauung werden die Eiweißkörper im Darme in ihre einzelnen chemischen Bausteine gespalten." Jetzt erst tritt uns die ganze Bedeutung der Verdauung der Eiweißkörper für den Stoffhaushalt des Organismus entgegen. Die lebendige Siibitanz der Zellen der einzelnen Art besteht aus Eiwcißstoffen, die sich von denen anderer Arten unterscheiden, Die lebendige Substanz, deren Lebensäußerung in emeiii ständigen Zerfall und Wiederaufbau der Eiweißstoffe besteht, braucht also eine dauernde Zufuhr von frischem Material an ganz bestimmten E i w e i tz st o f s e n. Nach der geläufigen Vorstellung dienen die Eiweißkörpcr der Nahrung, die im Verdaunngslanal entsprechend verarbeitet werden, als Ersatz. Wir haben aber gesehen, daß so­fern wir vom KannibaliSnuiS als einem Spezialfälle absehen dies gar nicbt möglich ist: denn die Eiweißstoffe der Nahrung sind andere chemische Stoffe als die Eiweißstoffe unserer Körperzellen. Aber die Eiwcißkvrper der Nabrung(also die einer anderen pflanzlichen oder tierischen Ar,) haben mit den Eiweißstoffe» unserer Körperzellen daS gemein, daß sie auS ein und denselben chemischen Bausteinen bestebc». die nur je in verschiedenem Mengenverhältnis in ihnen enthalten sind. Es gilt also für unseren Körper, wenn er genügenden Ersatz an Eiwcißstoffen bekommen will, sich die nöligen Bausteine der Eiw eißkörper zu sichern und sich die für seine Körperzellen charakle- ristischen Eiweiß stoffe selber aufzubauen. Und daS wird dem Organismus ermöglicht durch die vollständige Aufspaltung deS NahrungseiweißeS bei der Ver- dauungSlätigkeit deS Darmes. Dem Organismus wird auf diese Weise ein Brei von chemischen Bausteinen der Eiweißkörper dargeboten, aus denen er sein.arteigenes" Körpereiwcitz zusammenzustellen bat. Wir wiffen bislang noch nicht, wo der Wiederaufbau der Bausteine zu Körper- eiweiß stalthar. Manche Untersuchungen sprechen dafür, daß es wohl die Zellen der Darniwand sind, in denen, als in kleinen Laboratorien, diese wichlige chemische Arbeit getan wird. Nach alledem sehen wir. daß erst die Verdauung«- tätigkeit des Darmes dem Körper die Möglichkeit gibt, arteigenes Eiweiß zu bekommen. Hier wird eine Arbeit vollbracht, die die Erhaltung der Art garantiert. IV. Mit der Aufnahme einer bestimmten Menge Eiweiß bezwecken wir also, daß unserem Körper eine bestimmte Menge von Bau- steinen zugeführt werden, aus denen wir unser Körpereiweiß auf- bauen können. Das ist ein zwingender Schluß, der sich auS der Gegenüberstellung der Tanachen im vorigen Abschnitt ergeben hat. Es ha: sich aber auch der direkte Nachweis mit Hilfe des Experiments führen lassen, daß eine Ernährung statt mit Eiweiß sich mit den Bausteinen de« Eiweißes durchführen läßt. Abderhalden und Nona bearbciceten Fleisch mit Ver- daliungsiästen, die man heute mit den entsprechenden Methoden in genügende» Mengen von Hunden gewinnen kann. Sie verdauten das Fleisch so lange, bis alles Eiweiß deS Ftei'cheS zerstört war. d. h. bis eS in die Bausteine des Eiweißes zerlegt war. Davon kann man sich durch geignete chemische Proben überzeugen. Mit diesem Gemisch, daß kern Eiweiß embielt, in dem aber alle Bausteine drin waren, deren eS zum Aufbau von Eiweiß bedarf, fütterten nun die beiden Forscher junge wachsende Hunde. Und siehe da! Die Hund« nahmen an Gewicht zu und gediehen. Neuerdings ist eS Abderhalden und seinen Mitarbeitern gelungen, auch am Menschen diese Tat'ache zu demonstrieren. Ein Knabe, der auS Veriehen Lauge getrunken hatte, mußte durch den After mit flüssiger Nahrung ernährt werden. Man legte fich nun die Frage vor, ob eS vielleicht ginge, daß man dem Patienten auch Fleisch zukührte: man brauchte es nur verdauen zu lassen und dann daS flnifige Gemisch der Bausteine des Fleisch ciweißeS in den After einzuführen. Es wurde nun der Versuch wiederholr. der so erfolgreich an wachsenden Hunden ausgefallen war. Und eS ge- lang auch dies. Der Knabe vermehrte sein Körpereiweiß, was sich durch eine entsprechende Äersiichsmeibode nachweisen läßi. Diese Versuche zeigen uns, daß Meiisch und Tier ihr Körper- eiweiß fich tatsächlich selber auS den einzelnen Bausteinen des Ei- weißes ausbauen können. V. So dürften wir eS heute als eine Tatsache betrachten, daß Mensch und Tier sich selber das Eiweiß aufbauen, dessen sie zwn Leben bedürfen. Damit fällt eine Schranke zwifchen