iiberwinisrn wolle. Cr könnt' es doch gewiß in der Stadt anständiger finden. Oder ob am Ende die gefällige Marci der Leim sei, an dem er klebe? Wie wenn das uns besonders anginge'. Die boshafte Tasche!" Der Wirt zum Steinbock überlegte noch eine Weile, feine Lider sanken langsam herab, und zuletzt blinzelte er nur noch ein wenig ins Licht. „Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn i ch nickt der Mann wäre, solchen Lumpereien ein Ende zu machen!" sagt« er für sich. Dabei bedachte er wieder einmal, daß sein schönes, einträgliches Anwesen über kurz oder lang in Elsbeths Hände kam. Der Sohn studierte die Rechte, denen Wirkungs- kreis lag draußen wo. Somit konnte Elsbcth, wenn sie der Vernunft die Ehre geben wollte, inskünftig nur einen Gefährten nehmen, der das Zeug hatte, dieses Hauses Be- stehen zu verbürgen. Das mußte ihre Losung sein und bleiben. Dafür wollte er dem Mädchen noch die Augen öffnen. Was? So ein Fegnest von Zeitungsschreiber jagte in seinem Revier? Obacht, ihr Leute! Herr Stadler war ein Mann. der lebte und leben ließ. Und deshalb gefiel ihm im Grunde der junge Anderegg nicht übel. Ter konnte vielleicht noch manchen Zoll über sich selbst hinauswachsen, aber niemals — soviel stand fest— der Eidam des Herrn vom„Steinbock" werden! Wer dem Bürschlein scharf in die Augen sah, mußte merken, daß den der Satan ritt— und niemand konnte wissen, wohin. Da lag der Hase im Pfeffer! Kam aber die Elsbeth eines Tages mit dem ärmsten Schlucker an der Hand, so wollte er als Vater nicht auf den Beutel drücken, sofern er nur einer von den Bodenständigen war. Dafür hielt er das Kind denn doch zu wert. Der Heinrich Anderegg hin- gegen gehörte zum Tobelvolk, er war und blieb wohl zeit- lebens ein rechter Landstörtzer, ohne Rast, ohne Ruh, ohne bleibende Statt. Und so einer war nicht imstande, seine Tochter glücklich zu machen. iFoNsetzung folgt.) C3M(5itutf bnSctcn.) Der erfte Arbeitstag. Von Hans Aanrud . (Schluß.) Ich! waren sie all- dersammelr, mit Ausnahme von dem Faul- pelz Jens Perhus, den sie langsam die Straße herunterscklcndern iahen. Christian rief ihm zu, er möchte sich gefälligst beeilen und dann sagte er: „Jetzt mußt Du die Pferde anschirren, Trampelpeter. Jetzt müssen wir anfangen, und er nahm seinen Eimer über den Arm, warf die Hacke über die Schulter und ging mit langen Schritten an der Spitze des ganzen ZugcZ hinüber nach dem Kartoffelfeld. Sie verteilten sich über eine lange Kartoffelfurche, ein Er- wachsener zum Graden und ein Junge zum Auflesen, und Christian richtete es so ein, daß er abwechselnd vor Ola Nordlicn selber und vor Trampelveter auflo- denn die gruben nicht die ganze Zeit,— Ola mußt? eine neue Furcke aufpflügen, wenn die eine gecrntet war, und Trampclpeter sollte die. Kartoffelsäcke zum Hof fahren. Ola setzte den Pflug an und pflügte eine Furche um, so daß die schönen weißen Kartoffeln über die schwarze feuchte Erde hinaus- rollten, alle Rücken bückten sich, um zu graben, und alle die kleinen Hände gingen wie Trommelschlägcl, um aufzulesen; es wuchs ichnell an in den weißen Säcken, die in einer Reihe hinter ibnen tandcn, denn Christian und einige andere wetteiferten, wessen Sack am schnellsten voll würde, und wer seinen Eimer am öftesten leeren könnte,— es ging scharf zu beim Kartoffellesen auf Nord- licn an dem Tage. Die erste Zeit verging sehr rasch, ehe Christian sichs versah, war die Frühftückszeit da und sie sollten zurück und essen. Als sie gegessen hatten und draußen im Hofe saßen und satt und zufrieden ausruhten, sagte Ola Nordlien: „Ja, so geht es, wenn man einen tüchtigen Großkn�t hat; ich weiß mir keinen besseren Rat, als daß ich Christian dop'-■Ittn Tagelohn bezahle, wenn er Jens Perhus wirft; aber dura,, zweifle ich, denn Jens ist zäh. Christian zögerte eine Weile, aber dann stand er auf, zog den Gürtel bis ins neue Loch, spuckte in die Hände und sagte: „Ja, so komm heran. Jens." Sie fuhren aufeinander los und keiner gewann gleich; aber schließlich sank Christian aus die Knie? und in demselben Augen- blicke sprang der Gürtel entzwei Er stand mit rotem Eesickte aus und hielt den Gürte! vor. Ja, ich verlor, aber hier siehst Du, Ola Rordlien, wäre der Gürtel so stark gewesen wie ich, so hätte ick ihn geworfen." Dann begannen sie von Stärke zu reden, und Trampelpcter, der gern für sehr stark gelten wollte, sprach davon, daß er ein« Tonne Kartoffeln auf den Wagm heb«, könnte. �Ja, das kann ich auch— mit dem Maule," sagte Christian ganz trocken und ernst, so daß Ola Nordlien und die anderen lachten; aber seitdem waren Trampclpcter und Christian nicht be» sonders gut aufeinander zu sprechen. Die Zeit bis Mittag verging nicht ganz so schnell, eS war tüchtig warm geworden und die Sonne stand ihnen gerade auf dem Rücken. ES kann schon sein, daß Christian das eine oder andere- mal nach der Sonne schielte, um zu sehen, ob es nicht bald Zeit wäre, aber er sagte nichts, er las ebenso schnell und er machte auch darauf aufmerksam, daß Jens Perhus kniete, anstatt den Rücken zu beugen. Das war keine Art, wenn etwas ausgerichtet werden sollte, Jens sollte, bitte, seinen faulen Rücken beugen. Aber als es gegen Abend ging, kam es doch vor, daß Christian selber ein wenig Erde auf die Kniee bekam, wenn es niemand sah, und er war be« deutend runder im Rücken geworden als er ani Morgen war. Doch da war auch Ola Nordlien gleich fertig, und er schickte ihn nach dem Hofe, um seine Hacke umzutauschen; er verstand, daß Christian sich einmal ausruhen mußte. Endlich war eS Abend geworden, die Sonne war untergegangen» die Pferde waren auf die Wies « gelassen, alle hatten gegessen und standen draußen im Hofe, bereit nach Hause zu gehen, die Männer mit den Pfeifen im Munde und die Frauen schon ein gutes Stück aus dem Heimwege— sie mußten nach Hause und die Kühe für den Abend melken. Der Wagen mit der letzten Kartofsellodung stand am Keller- loch und Trampelpeter stand und lehnte sich daran. Er blickte sich heimlich um, tat aber, als wäre er ganz in Go danken, wie er den einen Kartotfelsack am Sackband nahm und ihn auf die Erde herunterhob. Kurz darauf hob er ihn auf die- selbe Weise wieder in den Wagen und sah sich heimlich um. Ja, sie hatten es beobachtet und Ola Nordlien sagte auch gleich: „Ja, Du hast doch Kräfte, Per. Was meinst Du. Christian?" „Ach. das war doch nicht so gefährlich." Da wurde Trampelpeter böse. „Nein, hört mal den Burschen da." Er nahm wieder den Sack und hob ihn herunter.„Du mußt viel Brei essen, ehe Du so weit bist, daß Du ihn wieder auf den Wagen kriegen kannst." „Vielleicht könnte ich es gleich tun," meinte Christian. „Ja. wenn Tu das kannst, so will ich der schlechteste Bursche im ganzen Kirchspiel sein." „Da bist Du mein Zeuge, Ola Rordlien, borg mir bitte einen Sack. Und ehe Trampelpcter ein Wort gesagt hatte, hatte Christian den leeren Sack auf den Wagen gesetzt und begann die Kartoffeln aus dem einen in den anderen zu füllen. In unglaublich kurzer Züt war er fertig und warf den leeren Sack hinterher auf den Wagen. „Fetzt sind die Kartoffeln und der Sack dort und jetzt bist Du der schlechtste Bursche im ganzen Kirchspiel, Trampelpcter." Trampelpcter spuckte weit aus und lief ins HauS. Ola Rordlien lachte, bis ihm die Tränen kamen. „Ja. wenn jemand doppelten Tagclohn verdient hat, so bist Du eS, Christian. Sollen wir gleich abrechnen oder kann ich Dich morgen wieder bekommen?" „Du verstehst, ich muß Dir helfen, bis Du mit den Kartoffeln fertig bist." Als Christian allein seinen Nackhauseweg über die Abhänge hinaufschlenderte, fühlte er sick merlwürdig sckwach in den Knieen. Es war am besten, daß er sich ein wenig hinsetzte. Er hatte nur ein paar Minuten bis nach Hause, aber er konnte sich trotzdem ein wenig ausruhen, und so setzte er sich an den Wegrand. Auf einmal fing der Kopf an zu nicken, erst nach der einen, dann nach der anderen Seite; ehe er sich» versah, hatte er sich hintenüber gelehnt und war süß eingeschlafen. Die Mutter batte im Fenster gestanden und zugesehen. Gleich darauf war sie bei ihm: „Tu mußt jetzt aufwachen und noch Hause kommen, Christian. Du hast Dich wofil heute ordentlich angestrengt." „Bist Du eS, Mutter? Wo bin ich?" Er rieb sich die Augen. „Du bist hier draußen eingeschlafen, Christian." „Bin ich eingeschlafen? Du, Mutter— es ist vielleicht am besten, Du erzählst das nicht so, daß der Lümmel, der Trampel« Peter, es hört.— Uebrigens eine Schande ist eS nicht, denn ich habe auch doppelten Tagelohn verdient." 8o2iale Binrichtuncfen der polar- völfeer.O Von Dr. A. Byhan. Bei der Betrachtung der primären sozialen Bildungen bei den Polarvölkern ergibt sich, daß sie bei ihnen verschiedene For- ") Im Zeitalter der Nordpolentdeckungen dürfte es angemessen sein, daran zu erinnern, daß im bohen Norden über ein riesiges Gebiet zerstreut Menschen leben, deren Einrichtungen und Sitten von höherem Interesse sind als die Rekords der Eportsreisenden. In den neueren Ressebeschreibungen der Nordpolfahrer find die Polarvöller meist zu kurz gekommen. Um so dankbarer ist eS, daß
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26 (8.12.1909) 238
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