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von Zeit zu Zeit ein zärtlicher Druck erfolgte. Seine Sinne gab es nicht seinesgleichen, um die Gebetbücher Unserer lieben Frau begannen zu dunkeln, oft sah er nur noch rote Funken, dazu von Puh zu schreiben. Doch er hatte Schmaus und Fefte zu ſehr fror und zitterte er auf seinem gefährlichen Bosten. Aber geliebt. Jetzt war seine Hand unsicher geworden und seine Augen er sagte sich beständig:" Ausharren! Gewißheit!" Heute trüb; er malte die Buchstaben nicht mehr fest auf das Bergament. nacht mußte er sie bekommen. Etwa eine halbe Stunde mochte Doch hätte er sich noch sein Brot verdient, indem er in seiner Bude unter diefem furchtbaren Lauschen vergangen sein, als die denn er war ein Mann vol guten Rats und Erfahrung. Doch er Zur Jungfrau" an der Kirche der Verkündung Lehrlinge anlernte, Frau in der Stube die Bibel zumachte und sich mit über- hatte das Unglüd gehabt, von Meister Jacquet Coquedouille sechs hängendem Kopf in den Stuhl zurücklehnte. Dabei sah Jakob Livres und zehn Sous zu leihen, die er ihm in mehreren Fristen Wettstein ihre linke Hand zum Vorschein kommen. Sie zurüdgezahlt hatte, im ganzen vierundzwanzig Livres und zwei tastete sich an des Schwagers Arm sachte, in schmeichelnder, Sous, also daß er ihm noch sechs Livres und zehn Sous schuldete, suggestiver Bewegung hinauf und umklammerte schließlich welche Rechnung von den Richtern für Recht befunden ward, denn feinen Muskel, wie wenn sie ihn zu einer Kraftäußerung Jacquet Coquedouille war ein guter Rechner. Darob war die reizen wollte. Es fab aus, als ob sich hierbei ihre Lippen am Sonnabend, den 5. März, für Rechnung von Meister Jacquet Es sah aus, als ob sich hierbei ihre Lippen Schreibstube von Florent Guillaume an der Kirche der Verkündung zärtlich flüsternd bewegten... In der Tat streifte darauf Coquedouille verkauft, und fortan hatte der arme Schreiber kein der Bruder langsam den Aermel zurüdein stark behaarter Obdach mehr. Doch mit Hilfe von Jean Magne, dem Glödner und Arm kam zum Vorschein, und endlich ließ er seine herkulischen dem Schutz der Jungfrau, deren Andachten er abgeschrieben hatte, Muskeln in Kraftmeierart vor ihren gierigen Augen nächtigte Florent Guillaume fortan im Glockenturme der Kathe tanzen ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck berboten.)

Das Wunder der Elfter.

Von Anatole France  .

Berechtigte Uebersehung von Fr. von Oppeln- Bronikowski. Die Fastenzeit des Jahres 1429 war ein Kalenderwunder, ein erstaunliches Zusammentreffen, nicht nur für die Menge der Frommen, sondern auch für die Geistlichen, die in der Arithmetit Bescheid wußten. Denn die Astronomie, die Mutter des Kalenders, war dazumal christlich. Im Jahre 1429 fiel der Karfreitag auf das Fest der Verkündigung, also daß der nämliche Tag die Erinnerung an die beiden Mysterien verknüpfte, durch welche die Erlösung der Menschheit begonnen und vollendet ward, und Jesu Empfängnis im Schoße der Jungfrau sich wundersam deckte mit seinem Tode am Kreuze. Dieser Karfreitag, an dem das frohe Mysterium fich mit dem schmerzlichen begegnete, ward der Große Starfreitag" geheißen und in der Kirche der Verkündung auf dem Berg Anis  mit glänzenden Festen gefeiert. Seit lange batten die Päpste dieser Kirche den großen Ablaß der Jubeljahre verliehen, und der ver­storbene Bischof von Pub, Elias von Lestrange, hatte vom Bapite Martin die Wiedergewährung diefer großen Absolution erwirkt. Diese Gunst gewährten die Päpste stets, wenn sie in der rechten Weise erbeten ward.

Der Ablaß des Großen Karfreitags Todte eine Unzahl von Bilgern und Händlern nach Puy- en- Velah. Gegen Mitte Februar brachen die Leute aus fernen Gegenden bei Frost, Regen und Wind auf. Die meisten gingen zu Fuß, den Pilgerstab in der Hand. Soweit es möglich war, zogen diese Pilger in Scharen, um nicht zu sehr geplündert und beraubt zu werden von den Wegelagerern, die das flache Land beherrschten, noch von den Lehnsherrn, die für den Durchzug durch ihr Gebiet Zölle erhoben. Da das Bergland besonders unsicher war, so warteten sie in den Städten der Gegend, in Clermont, Issoire  , Brioude  . Lyon  , Iffingaux und Alais, bis sie in großer Zahl versammelt waren; dann sekten sie ihren Weg durch den Schnee fort. Während der heiligen Woche drängte sich eine seltsame Menge auf den hügeligen Straßen von Buy: fremde Händler aus dem Languedoc  , der Provence und Katalonien  , deren Efel beladen waren mit Häuten, Del, Wolle, Leinewand und spanischen Weinen in Bocksfellen; Ritter zu Roß und Edeldamen zu Wagen, Handwerker und Bürgersleute auf ihren Maultieren, mit Weib und Kind hintendrauf; dann das arme Volk der Pilger, hinkend, humpelnd und lahmend, mit dem Stock in der Hand und dem Sack auf dem Rüden, auf dem steilen Weg schnaufend, und Hinterdrein die Hammel- und Rinderherden, die zur Schlachtbank geführt wurden.

Fiorent Guillaume, lang, dürr und schwarz, wie ein Rebstoc im Winter, lehnte an der Mauer des Bischofspalastes und ber­schlang Pilger und Vieh mit den Augen.

Siehe, welch' schönes Mastvich!" sprach er zu Margarete, der Spitzenklöpplerin. Und Margarete antwortete ihm, vor ihren Spulen hockend: ,, Wahrlich, schön und gemästet."

Sie waren beide arm und bar an Gütern dieser Welt und hatten zurzeit großen Hunger. Und man sagte, fie verdienten es nicht besser. So wiederhoite es eben Beter Vielfraß, der Kaldaunen­höfer, in seiner Bude, der mit dem Finger auf sie wies. Es wäre Sünde," rief er aus, solch schlimmen Tagedieben Barmherzigkeit zu ertveisen!" Der Höfersmann hätte gern wohlgetan, doch er fürchtete, sein Seelenheil zu verlieren, wenn er den Sündern Almosen gab, und alle Bürger von Buh hegten das gleiche Be­denken. Um die Wahrheit zu sagen, war Margarete, die Spiken­flöpplerin, in ihrer Jugendblüte, die jeho verwelft war, weder so feusch wie die heilige Lucia, noch so standhaft wie die heilige Agathe, noch so ehrbar wie die heilige Katharina gewesen. Florent Guillaume jedoch war früher der beste Schreiber der Stadt. Lange

drale.

Der Schreiber und die Spitzenklöpplerin fristeten ihr Lebea nur mit Mühe. Margarete hatte nur noch zufällig Glüd, denn sie war nicht mehr schön und klöppelte nicht gern Spiben. Sie halfen fich einander aus So sagte man, um sie zu tadeln; es wäre schöner gewesen, man hätte es zu ihrem Lobe gesagt. Florent Guillaume war gelehrt; er fannte die Geschichte der schönen schwarzen Mutter­gottes von Buh und die Zeremonien beim großen Ablaß   genau, und so war er darauf erpicht, sich den Bilgern als Führer anzu bieten, in der Hoffnung, daß einer so barmherzig sein würde, ihm zuni Dank für die schönen Geschichten, die er ihm erzählte, das Nachteisen zu zahlen. Doch die ersten, denen er seine Dienste a.t stand noch Geistlichkeit verriet, und er war wie ein Verstoßener trug, wiefen ihn ab, dieweil sein zerschliffenes Wams weder Ver­tummervoll zur Mauer des Bischofspalastes zurückgekehrt, allwo er ettvas Sonne und seine Freundin Margarete hatte.

die Reliquien zu nennen, noch die Wunder Unserer lieben Frau " Sie meinen," sagte er bitter, ich wüßte nicht genug, um ihnen zu erzählen. Glauben sie denn, mein Verstand sei durch die Löcher meines Wamses entschlüpft?"

die Löcher der Kleider, sondern die gute, natürliche Wärme. Ich " Nicht der Verstand", erwiderte Margarete, entschlüpft durch friere kläglich. Und es ist nur zu wahr, daß man uns, Mann und Weib, nach dem Anzug beurteilt. Die Liebhaber fänden mich noch schön genug, wenn ich solchen Staat trüge, wie die Frau Gräfin

bon Clermont."

entlang mit Ungestüm zur Kirche, wo ihnen Vergebung ihrer Derweilen drängten fich die Bilger vor ihnen die ganze Straße Sünden winkte.

Sie werden sicherlich sogleich erftiden", sagte Margarete. Bor zweiundzwanzig Jahren am Großen Karfreitag wurden zweis Hundert Menschen in der Vorhalle im Gedränge erdrüdt. Gott   habe fie selig! Es war eine schöne Zeit, ich war jung!"

Hundert Pilger durch gegenseitiges Drängen aus dieser Welt und So ist es! In dem Jahre, davon Du sprichst, schieden zwei­gingen in jene ein. Und am nächsten Tage war nichts mehr zu

sehen."

Bilger ins Auge, der nicht so begierig nach dem Ablaß   drängte wie So sprechend faßte Florent Guillaume einen sehr beleibten die anderen und mit verlegener und furchtsamer Miene seine dicen Augen nach rechts und nach links wandte. Florent Guillaume trat auf ihn zu und grüßte ihn tief.

Messire", sprach er, man sieht sogleich, daß Ihr flug und welterfahren seid, und daß Ihr nicht zur Absolution schreitet wie ein Schaf zur Schlachtbank. Denn sie ziehen dahin, das Maul des einen am Schwanze des anderen. Geruht, daß ich Euch führe; es foll Euch nicht gereuen."

Der Pilger, ein Edelmann aus Limoges  , antwortete in seiner Mundart, er hätte mit einem schäbigen Bettler nichts zu schaffen und könnte allein in die Kirche geben, um seiner Schuld ledig zu werden. Und er ging entschlossen von dannen. Doch Florent Guillaume warf sich ihm zu Füßen, raufte sich das Haar und rief:

" Halt! Halt, Mesfire! Bei Gott   und allen Heiligen, geht nicht weiter! Es wäre Euer Tod, und einen Mann wie Euch sieht man nicht ohne Schmerz und Bedauern verscheiden. Noch wenige Schritte auf diesem steilen Wege und Ihr seid des Todes. Denn sie era brüden sich droben. Schon über sechshundert Bilger haben ihre Seele aufgegeben. Wisset Ihr nicht, Herr, daß vor zweiundzwanzig Jahren, im Jahre des Heils 1407, am gleichen Tag und zur näm­lichen Stunde neuntausend sechshundert achtunddreißig Menschen, ungerechnet die Weiber und kleinen Kinder, einander erdrückten und sämtlich umkamen? So Euch das gleiche Geschick ereilte, wäre ich untröstlich, Herr. Denn man liebt Euch, sobald man Euch er­blidt, und es verlangt einen jählings und heftig, Euch Dienste zu leisten."

Der Edelmann aus Limoges   war betroffen stehen geblieben und erbieichte, da er diese Rede vernahm und diesen Mann sah, der sich die Haare büschelweise ausraufte. In seinem Schrecken machte er Kehrt. Doch Florent Guillaume hielt ihn knieend am Zipfel feines Gewandes feft.

Geht nicht dorthin, Messire, geht nicht!" rief er aus. Ihr fönntet Jacquet Coquedouille treffen und Ihr würdet im Nu in