Äußerliche Effekthascherei verschmähen und allein durch die monumen- tale Größe der Anifafsung und Darstellung zu wirken suchen. Die zahlreiche.! Arbeiren von Jan T o o r o p, die zum Teil Zeichnungen, zum Teil Radierungen find, beweisen zwar, daß dieser seltsame Künstler in vielen Sätteln gerecht ist. geben aber doch kaum einen leisen Begriff von seiner wirklichen Bedeutung. Gewiß ist das Beste an seiner Kunst die Linie, aber nicht die zarte, nnt dem Bleistift oder der Radiernadel hingesetzt«, sondern die große, strenge, wuchtige Linie, die ausgedebnte MauerflSchen beherricht. Sehr schöne Blätter sandte Hermann Struck  , der mit gutem Ge» schmack und großer Gewandtheit der Aetz- und Kaltnadeltechnik ihre besonderen charakteristischen Reize abzugewinnen versteht. Marcus B e h m e r zeigt in einigen grotesken Blättern seine stark spleenige Eigenart, die trotz aller schnurrigen Phantastik meist nüchtern und langweilig wir», imd von dem recht prätentiös auftretenden Adolf Schinnerer   LSimson", Zvklus von 12 Radierungen) gestehe ich, ilberhaupt keinen Eindruck«npsangen zn haben. Ans der großen Anzahl von Lithographien, die den wert- Vollsten Teil der Ausstellimg bilden, hebe ich vor allem die inter  - essanten Blätter vonPuvis d e Chavanne und Paul Gaupuin hervor, den beiden großen Pfadfindern der monumentalen Malerei 8e» modernen Frankreichs  , sowie die Arbeiten des genialen Norwegers Edward Münch, an dessen nicht leicht verständliche Eigenart sich unser Publikum immer mehr zu gewöhnen scheiul. Für den Frank- furter Fritz B r e h l e ist in letzter Zeit die Reklametronimel mächtig gerührt worden. Ich vermag seinen streng altmeisterlich stilisierten Blättern keinen Ge'chmack abzugewinnen. Seine künstliche Naivität erscheint»nr meist fade, seine gemachte Sprödheit allzu hölzern und ungelenk. Nicht sehr vieles, aber fast nur gutes ist unter den Holz- schnitten zu finden. Originelle Arbeiten von Georg T a p p e r t, Heine Rath, Hugo Kray», Wilhelm L a a g e, Wcilter Klemm (ein sehr feines BlattBrücke") und Moriz Melzer  . ES sind fast alles junge und jüngste Künstler, die sich in dieser lange Zeit un- gebührlich vernachlässigten Technik versuchen. Bezeichnenderweise dominiert der dekoraiiste Farbenholzschnitt, der ja auch am meisten den Tendenzen entspricht, die die neueste Richtung in den bildenden Künsten beherrschen. Tie Räume der Ausstellung sind von E. R. Weiß und Karl Walser   sachgemäß und geschmaavoll dekoriert. Man hat ohne alle Aufdringlichkeit und Pompentfalrung daS gewiß nicht leichre Kunst- stück fertig gebracht, jedem Raum ein eigenartiges, iulinies und einheitliches Gepräge zu geben. John Schikowski  . Kleines feuilleton. Literarisches. Nikolaus Klotzhuber:Unter der Pickelhaube'. (Verlag M. Ernst. München  .) Weil von Köpenick   nach Jena   nicht gar so weit ist und andererseitsdafür zu sorgen, daß die preußi- schen Helmspitzen, die alle Jahre länger werden, nicht in den Himmel wachsen" deshalb schrieb Klotzduber diese zehn MilitärhumoreSken zu Nutz und Frommen für alle Ferienkolonisten oder die's werden müssen. Zwar ist esleichtes Gepäck", aber trotzdem bilden diese soldatischen Schnacken und Schnurren in der humoristischen Militärliteratur doch eine Ausnahme. Wenn sonst immer die Häupter der Vorgesetzten, insoweit sie Offiziersrang haben, mit einer Gloriole unwiderstehlichen Heldentums umgeben waren, so erscheinen sie hier in anderer Be- leuchtung. Nicht wie die meisten Militärhumorlsten glauben machten, diegemeinen" Soldaten, sondern die Herren Leutnants, die Kompagnieväter« und-mütter bis herab zum eben erst neu- GebackenenStellvertreter Gottes" paradieren recht eigentlich als dumme und von ihren Untergebenen oft witzig an der Rase berumgcfiMteAuguste". Preußischer Drill und preußisch- militärischerJerst": giebt eS, feit der Köpenicker Schuster ein lo Pyramidales Erempel statuiert hat. noch etwasLächerbarereS" in der Welt Z Auch in diesen Humoresken kicherts und lachts. Hygienisches. Die Bedeutung der Atemgymnastik. ES gehört ?U den gewöhnlichsten Ratschlägen der Gesundheitspflege, man oll ruhig, langsam und lief atmen. Für dies Verfahren ist das besondere Wort Atemgymnastik erfunden worden. Ohne Zweifel kann ein erzwungenes ruhiges Atmen den Zustand einer Auf- regung oder eines vorübergehenden Unwohlseins merklich abkürzen und lindern. Diese Erfahrung werden Leute mit genügender Willenskraft oft machen können. Auch sonst ist die Forderung der Atemgymnastik insoweit berechtigt, als dadurch die Lungen besser ausgedehnt und die Muskeln des Brustkorbs geübt und ge- jstählt werden. Man braucht ja bei der gelegentlichen Bcobach- itung einer solchen Vorschrift nicht gleich in Pedanterie zu ver- .fallen. Nun hat es aber den Anschein, als ob es bei dieser Gym- uaftik ebenso wie bei anderen Betätigungen, die mit dem gleichen Slatnen belegt werden, sehr darauf ankommt, mit richtigen Maßen Su verfahren. Darauf deutet das Ergebnis von Versuchen, die Professor Comstock in der WochenschriftScience  " mitgeteilt hat. Es kam diesem Forscher darauf an, die Wirkung erzwungener Bxrgntw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  , st Druck u. Verlag: tiefer Atmung auf verschiedene Funktionen des menschlichen Kör- pers festzustellen, wenn sie mehrere Minuten lang aufrecht- erhalten blieb. Als die Folgen bezeichnet er kurz vier Punkte: eine erhebliche Verlängerung der Frist, in der man den Atem anhalten kann; eine beträchtliche Anregung auf die geistige Tätig- keit; eine merkliche Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit für eine kurze Zeit; ein Anwachsen in der Häufigkeit des Puls- schlags. Was nun diese Punkte im einzelnen betrifft, so ist gleich der erste recht merkwürdig. ES wurde festgestellt, daß nach vier Minuten angestrengter Atemübung der Atem für 3VS, Minuten angehalten werden konnte, während ohne diese Vorbereitung die Grenze schon bei 53 Sekunden, also nahezu nur dem vierten Teil der Zeit, lag. Selbstverständlich findet die Verlängerung der Frist ihre bestimmte Grenze, die bei 3 Minuten 34 Sekunden zu liegen scheint. Immerhin beweist dieser Umstand, welchen Einfluß das tiefe Atmen schon innerhalb weniger Minuten auf die Atmungs- organe auszuüben vermag, und dieser Einfluß hielt noch recht lange an, nachdem dasAnwachsen" der Lunge durch die Atem- gymnastik geschehen war. Dies läßt fast aus eine vorübergehende Aenderung in der Blutzusammensetzung schließen, was freilich eine Einwirkung von ganz außerordentlicher Größe anzeigen würde. Nicht geringer scheint der Einfluß auf die GeiiteStätigleit zu sein. Profeffor Comstock hat an sich selbst die Erfahrung ge- macht, daß ein Gefühl der Trägheit oder Schläfrigkeit oder geistiger Ermüdung im allgemeinen, auch wenn sie sehr erheblich gewesen ist, durch ein tiefes Atmen von zwei Minuten Dauer in halb- stündigen Zwischenräumen fast vollkommen überwunden werden kann. Daß ein gleiches von der Muskelermüdung zu sagen ist, kann danach nicht wundernehmen. Eine schwierige Armübung mit schweren Gewichten, die von der Versuchsperson unter gewöhn- kichen Umständen nicht mehr als zwanzigma! wiederholt werden konnte, gelang nach 4 Minuten tiefer Atmung 27mal. Der Puls- schlag endlich steigert sich nack ebenso langer Atemgymnastik von 65 auf 166 Schläge in der Minute, und diese Tatsache dürste für sich allein eine Erklärung für die anderen Folgen andeuten Merk- würdig ist die Erscheinung, daß bei dem tiefen Atmen die Zeit- schätzung verloren geht, indem die letzte Hälfte der Frist einer solchen Hebung außerordentlich schnell zu vergehen scheint. Aus dem Tierreiche. Der Hund als Fetnd des Menickien. E» gibt viele Menschen, die jede Spinne täten, weil sie soellig" ist, die harmlose Blindschleichen und Ringelnattern erschlagen, weil sie giftig sein könnten, die aber ohne Bedenken ibren Hund streicveln, sich von ihm lecken lasten, ihm die Teller vom Tiiche zumReinigen" geben uiw. Und doch ist der Hund, wie Dr, Konrad Gnenther in seinem ioeben erschienenen BucheDer Naturschutz") nicht ohne Berechtigung schreibt, das weitaus schädlichste Tier, das eS in unterer Heimat gibt, gegen besten Gemcingefäbrlichkeit kein Tier des Waldes austommt. Denn er ist der Träger unter anderem eines fürchterlichen Parasiten anS dem Getchlechie der Bandwürmer, des Echinokokkus, der in vielen Exemplaren in winziger Klein- heit in seinem Darme schmarotzt. Immerfort treten die prall mit Eiern geiüllten Endglieder der Würmer, die nur mit größter Miihe zu entdecken sind, aus dem After des Hundes heraus, teils mit, teils ohne den Kot. Dieie Glieder bleiben sehr leicht haften und geraten etwa von dem Gras eiiier Wieie mit diesem zu- sarnmen in den Darm eines Hasen, Schweines, Rindes oder der- gleichen, wo sich aus den Eiern winzige Larven entwickeln. Diese dringen durch die Darmwand in>oS Innere des Körpers ein und wachsen dort zu saust« und kindskopsgroßen Blasen aus. So ruhen sie, bis das Fleisch von einem Hunde gefressen wird und sich aus den Larven im Hundedarm wieder die Bandwürmer eni« wickeln. Nach dem Bericbt des Karlsruher Schlachthauses vom Jahre IS04 wurden in die' ein Jahre in den geschlachteten Tieren 43g Echino» kokkusblasen gefunden. Und im Berliner   Scylacvibaus werden jährlich über 32 000 cchinokokkushaltige Eingeweide vernichtet. Das läßt einen Schluß zu auf die ungeheure Anzahl der von diesen Parasiten be- sallenen Hunde; denn es ist ein großer Zufall, daß ein Rind gerade Gras abweidet, auf dem ein Hund ein Glied seines Wurmes ver- koren hat. DaS Gefährliche ist nun, daß die Eier dieses Band- wurms, auch weim sie in den Darm deS Menschen geraten. sich entwickeln und in Leber, Herz oder Gebirn die riesigen Blasen bilden, die in den meisten Fällen den Tod, oft verbunden mit vorhergehendem Irrsinn, zur Folge haben. Die Gefahr ist besonders groß wegen deS vertrauten Umganges deS Menschen mit dem Hunde, der so oft gestreichelt oder gar geküßt wird, trotzdem er sich im Kote anderer Hunde wälzt und, wie Leuckarl sagt, ebenso oft seinen After wie die Hand seines Herrn leckt. Man sollte deshalb dem Hunde unter allen Umständen Küche, Eßzimmer und Kinderstube verbieten; ebenso sollten weder im Schlachthaus noch im Mctzgerladen, ebenso wenig wie in Restaurants Hunde geduldet werden. *) Dr. Konrad Gnenther:Der Naturschutz", Frei- bürg 1910, Verlag Fchsenfeld, geh. 3 M. Ein Buch, das in sehr an» sprechender Form über die Bedeutung der Natur für Volk und Vaterland Maßregeln gegen die Naturödung usiv. handelt und sich mahnend an jeden Naturfreund, an den einzelnen sowohl wie an die Massen wendet._ Vorwarl« BuchSruckerci».VertagSanstalt Pau. Singe c LtEo..BerluiS�.