Stunde lang den Boden scheuern. Seil einer das Mißgeschick hatte. einen Tropfen Waffer in der Stube zu verschütten. Danach erst gings zu Bett. Doch wäre die Rache des Unteroffiziers noch zu ehrlich gewesen, hätte er nicht vom Leutnant die Verweigerung des Sonntagsurlaubs für die ganze Stube unter der falschen An- gäbe derschweinemäßigen Anzüge am letzten Montage" erwirkt! So hatten wir jungen Soldaten schon bei der erstenDreffur" einen richtigen Einblick in denhöheren Zweck des Dienstes" ge- Wonnen, der uns die abscheulichen Torturen erträglicher machen sollte. Und doch versicherten uns die Alten, das sei noch gar nichts gewesen. Wir sollten nur erst die Kompagnieschule abwarten, die im Januar anfange. Da hagelte es nur so Prügel, daß die Fetzen flögen.... In militärärztlicherBehandlung. Während mir im allgemeinen ein Dauermarsch nicht die geringsten Beschwerden machte, solange ich eigenes Schuhwerk trug, hatte ich mir dank dem erbärmlichen Stiefelzeug, das der Kammerunteroffizier zur Aus- Wahl stellte, schon nach dem ersten etwa dreistündigen Geländegang solche Blasen an die Füße gelaufen, daß ich sie anderen Tags im Revier aufschneiden lassen mutzte.Kerl, wenn von Ihrer Zittcrei der Lappen abfällt, dann trete ich Ihnen den Stiefel in, datz er stecken bleibt! Kommt mir auf einen Stiefel gar nicht an." Zum Glück blieb der Jodoformverband sitzen, so datz es bei der artigen Drohung blieb. Meine fstst täglichen Beobachtungen während der wenigen Wochen haben mich davon überzeugt, datz ein jeder Soldat. der sich auS irgendeinem Grunde krank meldet, für einen Simu- lauten gehalten wird. Montags früh ist es besonders schlimm. Man macht den sich unwohl Fühlenden Vorhaltungen über ihr Lotter- lumpenleben am Sonntag. So greife ich von vielen Fällen nur einen heraus. Einalter Mann", der über heftige Schmerzen im Leibe klagte, mutzte sich die ödesten Bemerkungen und Sticheleien gefallen lassen, und zwei Stunden später hatte der Kranke bereits «ine Blinddarmoperation uyter Lebensgefahr überstanden! Obwohl ich seit sechzehn Jahren zur Korrektur meiner schlech- Jen Sehkraft ein Glas zu tragen gezwungen bin, weil ich sonst nicht auf Tischlänge kritisch zu sehen vermag, wurden mir die raffiniertesten Fallen gestellt, um mich als Simulanten zu ent- larven. Da ich aber standhaft war, stets dieselben Grade las und ohne Augenbewaffnung weder zielen noch schießen konnte, da ich keine Zielscheibe sah, kam man auf den rettenden Gedanken, den hartnäckigen Simulanten zu augenspiegeln. Das geschah fünfmal, zehnmal, zwölfmal alle zwei, drei Tage und etwa vier Wochen lang. Die Lazarettärzte schickten mich in die Augenklinik, die Herren Professoren jagten mich wieder ins Lazarett. So ging das bisweilen von morgens halb acht Uhr bis abends halb neun. Daß die durch Atropin erweiterten Pupillen von dem Tages- und direkten Sonnenlicht schmerzhastbehelligt" wurden, danach fragte kein Mensch. Der Soldat rechnet ja nicht mehr zu der Gattung Mensch. Nachdem etwa sechs Aerzte ihre Spiegelkünste probiert, erfuhr ich aus einer lateinisch geführten Unterhaltung, daß im linken Auge Flecken nahe der Macula seien, kleine Herde, die ein fiebenter Arzt wieder nicht sah, weil er, wie er ehrlich bekannte, vom Augenspiegeln nichts verstand. Nachdem glattaus vier Wochen verstrichen waren, wurde ich auch noch vom Oberstabsarzt ge- spiegelt, und nun war mein Schicksal besiegelt schon vom nächsten Tage an war ich von jeglichem Dienste befreit.... Ich habe während der Dressurwochen nichts von meinem(je- sunden Hätz und Abscheu gegen den Militarismus eingebützt; im Gegenteil, wenn eine Steigerung meiner Gefühle möglich gewesen wäre, die aktive Militärzeit hätte sie erreicht. Die dürftigen königlichen Erlasse zur Verminderung der widerwärtigen Dressur lassen die Wurzel des Uebels unberührt. Die Aerzte find in erster Linie Offiziere, obwohl sie fast nirgends für voll gelten, in zweiter Linie find sie Vivisektoren, die kranken Soldaten stellen die Ver- suchskarnickel. Die Leutnants arbeiten als Pädagogen für die Erhaltung von Thron und Altar und behaupten über die Sozial- demokratie und ihre Kulturarbeit das Blaue vom Himmel her- unter. Die Unteroffiziere erinnern an gewisse Erscheinungen des Mittelalters, nur datz der Staat diese modernen Söldner und daS mit ihrem Namen verknüpfte Werk sanktioniert und für gesetzlich erklärt, weil es unentbehrlich sei. Steden �iere einanäer bei? Von Dr. Th. Zell'). Daß die Menschen sich gegenseitig beistehen, wissen wir alle. Ist das gleiche auch in der Tierwelt zu beobachten? Diese Frage mutz entschieden bejaht werden, wie sich aus dem Nachstehenden ergeben wird. Bei einem Spaziergange bot sich mir kürzlich folgendes kleine Schauspiel. Ein recht unverfroren dreinschauender Spitz, ein rich- tiger Straßenlümmel, traf mit einem noch jungen, schwächlichen Terrier zusammen. Kaum erblickte ihn jener, so benutzte er seine körperliche Ueberlegenheit, um ihn recht nachdrücklich anzurempeln, ) Aus des Verfassers neuem Buche: Zärtliche Ver« wandte in der Tierwelt und andere zoologische Plaude- reien, daS im Verlage von Th. Ackermann in München zum Preise von 2 M., geb. 2,60 M., erschienen ist, so daß der Terrier heulend davonlief. Der Spitz war nicht wenig stolz auf seine Heldentat, er hatte seine Rechnung ohne den Be. gleiter des Gemitzhandelten, einen braunen Jagdhund, gemacht. Kaum hatte dieser den Vorfall bemerkt, so stürzte«r sich wutent- brannt auf den Flegel, warf ihn zu Boden und stand zähne- fletschend über ihm. Ein Glück war es für den Unterlegenen, datz der Sieger einen Maulkorb trug, sonst wäre die Sache Wohl noch schlimmer abgelaufen. Aber auch so war die Wut des Jagdhundes derartig, datz sein Herr, der inzwischen hinzugekommen war, mit Gewalt den Sieger von seinem Opfer losreißen mutzte. Dieser Fall ist um so merkwürdiger, als Jagdhunde in der Regel keine rauflustigen Geschöpfe sind. Dabei fiel mir ein ähnlicher Vorfall ein. Auch Pudel sind in der Regel gutmütige Geschöpfe. Trotzdem stürzte sich ein solcher. wie ich deutlich sah, mit allen Zeichen großer Wut auf einen Hundefänger, der einen maulkorblosen Hund, mit dem der Pudel gespielt hatte, vermittels einer Schlinge gefangen hatte. Aehnliche Fälle sind von anderen Tierbeobachtern wiederholt wahrgenommen worden. EL sei gestattet, aus der großen Fülle von Beispielen einige anzuführen. Bei den Herdentieren ist das gegenseitige Beistandleisten etwas ganz Alltägliches. Von den Affen sei hier nur folgender Fall mit- geteilt. Ein großer Adler hatte nach Brehm eine kleine Meerkatze angegriffen. Augenblicklich entstand ein wahrer Aufruhr unter der Herde, und im Nu war der Adler von vielleicht zehn starken Affen umringt. Diese fuhren unter entsetzlichem Gesichterschneiden und gellenden Schreien auf ihn los und hatten ihn auch sofort von' allen Seiten gepackt. Jetzt dachte der Eaudieb schwerlich noch daran, die Beute zu nehmen, sondern gewiß bloß an sein eigenes Fortkommen. Doch dieses wurde ihm nicht so leicht. Die Affen hielten ihn fest und hätten ihn wahrscheinlich erwürgt, wenn er sich nicht mit großer Muhe freigemacht und schleunigst die Flucht er- griffen hätte. Von seinen Schwanz- und Rückenfedern aber flogen verschiedene in der Luft umher und bewiesen, daß er seine Freiheit nicht ohne Verlust erkauft hatte. Datz dieser Adler nicht zum zweiten Male auf einen Affen stoßen würde, stand wohl fest. Auch die Schweine halten nach demselben Autor fest zu- sammen. Er schreibt nämlich, datz der Wolf in eine mißliche Lage gerät, wenn er versucht, in den Waldungen Spaniens oder Kroatiens sich einen Schweinebraten zu holen. Ein vereinzeltes Schwein wird ihm vielleicht zur Beute; eine größere geschlossene Herde dagegen bleibt, wie man ihm in Spanien und Kroatien übereinstimmend versicherte, regelmäßig von Wölfen verschont, wird von ihnen sogar ängstlich gemieden. Die tapscrcn Borsten» träger stehen mutig ein für das Wohl der Gesamtheit, alle für einen, und bearbeiten den bösen Wolf, der sich erfrechen sollte, unter ihnen einzufallen, mit den Hauzähnen so wacker, daß er alle Räubergelüste vergißt und nur daran denkt, sein aufs höchste bedrohtes Leben in Sicherheit zu bringen. Versäumt er den rechten Augenblick, so wird er von den erbosten Schweinen unbarmherzig niedergemacht und dann mit demselben Behagen verzehrt, das ein Schweinebraten bei ihm erwecken mag. So erklärt es sich» datz man da, wo Schweine im Walde sind, fast nie einen Wolf spürt. Der Rittmeister de Bouffanelle erzählt von einem Militärpferd mit ganz stumpfen Zähnen, dem zwei neben ihm stehende andere monatelang Hafer und Heu kauten und thm vorlegten, wodurch sie das erstere vor dem Hungertode schützten. Man weiß Beispiele, datz Ratten eine alte, blinde ihrer Art begleiteten und fütterten. Der Chirurg Morand zu Poris hatte einen Freund, dessen Hund das Bein brach, und heilte dieses aus Gefälligkeit gegen den Freund. Einige Tage darauf kratzt etwas an der Tür seines Kabinetts, und als er öffnet, kommt jener Hund herein, einen anderen mit gebrochenem Bein hinter sich, und gibt ihm durch Schmeicheleien zu verstehen, datz er auch seinen Begleiter heilen möge. Der Wasenmeister Bühlcr von Aeschi am Thunersee hatte immer ein Koppel Hunde an der Fütterung, die er oft sehr schonungslos behandelte. Auf einer Heimfahrt von Thun 1870 schlug er einen seiner kleinen Hunde arg, worauf ein grötzercr auf ihn stürzte und ihn trotz seiner und seines Weibes Gegenwehr durch wiederholte Angriffe so verwundete, datz er drei Tage darauf starb. In Hamburg wollte der Fronknecht eben einen Hund in seinen Sack stecken, als dessen Hausgenosse, ein schwarzer Kater, wütend auf den Knecht zusprang und ihn derart kratzte, datz er den Hund loslietz. der eiligst entfloh. Als der Knecht dafür die Katze einstecken wollte, widersetzten sich die Umstehenden, da er nur Hunde zu jagen das Recht habe. Ein Förster des Grafen von Schlitz schoß an einem Oktoberabende einen Dachs kaum«inen Schritt von seiner Röhre entfernt. Der Dachs wälzte sich klagend und«he noch der Schütze hineilen konnte, stieg ein zweiter Dachs herauf. packte den Klagenden und zog ihn in die Tiefe. Der grotze rote Ära heißt in Paraguay von seinem Geschrei: Guaca mayo. Ein Jäger schoß nach AzaraS Bericht eine Stunde von der Hauptstadt einen Vogel dieser Art und band ihn hinter sich auf das Pferd. Ein anderer Guaca mayo folgte in die Stadt nach und stürzte sich im Hofe auf den toten Kameraden, saß neben demselben mehrere Tage, ließ sich dann fangen und blieb nachher gezähmt im Hause. Streithorst erzählt von einem Kanarienmännchen, welches sich aller Jungen in seiner ganzen Hecke annahm, sie fütterte und pflegte. so daß die ganze Schar sich stets um es sammelte. Kerner teilt die Geschichte einer Gans mit. die das Bein gebrochen und der immer von anderen Gesellschaft geleistet wurde. Auf einer der