32

1

fähreiber fab er so bortveg als Erzieher. In der Neuen Zeit" griff| Gedichteten Gedachtes und Geschautes uns oft wie allzu zeit­er 1886 Mommsen heftig an, daß er wesentlichste Partien seines fremd gewordene Art berühren mag. Die Energie des Denters und Stoffs in der Römischen Geschichte übergangen habe: Shier heißt Dichters macht sich schnell durch die Hülle hindurch geltend und padt Schweigen Fälschen. Der Geschichtsichreiber ist ein Lehrer der den Lefer mit eisernen Griffen voll heißen Lebens. Daß dem Völker. Ist die Lehre gefälscht, so trägt fie giftige Früchte." Er Philosophen Webde noch eine praktische Wirksamkeit beschieden sein forderte die höchstmögliche Verwertung der nationalen Sonder- könnte, will nicht recht glaubhaft erscheinen; daß manches Gedicht, begabung" und war darauf aus, sie in fich und anderen zu steigern, manche Strophe Weddes ins Wolf dringen und leben wird, erscheint auch hier vom Engeren, Nabgelegenen aus, von der Belebung der viel glaubhafter; sicher aber ist, daß Wedde als Erzieher durch das Luft an der heimatlichen Welt. Er hat schon vor vier Jahrzehnten Vorbild seines start gewollten ehrlich- fühnen Lebens Großes schon Waldschulunterricht getrieben. Tieffte sozialkulturelle Erfenntnis gegolten hat und weiter gelten wird, wenigstens in der Arbeiterschaft, atmet aber das herrliche Erzieherwort: Anlagen der Menschen und das war ja sein Wollen. Sterben damit nicht ab, daß man sie ein Weilchen nicht fultiviert." Diese Einsicht führte den mutigen Mann in Hoffnungsfreude auf der Menschheit linke Seite" und segnete sein Werk.

"

Kleines feuilleton.

Kulturgeschichtliches.

Fr. D.

Schon vor dem Ausnahmegesetz war Wedde eifriges Partei­mitglied, wenn er auch einstweilen nicht offen als solches hervortrat. Der edle August Geib ist ihm der Pförtner zur Partei gewesen. Theodora Wedde erzählt:" Mit den Hamburger Genossen, Geib, Auer, Blos, Praast in regem persönlichen Verfehr stehend, mit den auswärtigen Freunden, vorzüglich mit Haienclever, eine eifrige Korrespondenz unterhaltend, schrieb Wedde für den Voltsstaat" und beteiligte sich gern an den Angelegenheiten der Partei. In Geibs Hause führte das Attentatsjahr die Freunde manchen Abend zu­sammen zu ernſtem Erwägen; hier begrüßte Wedde die ersten Berliner   Ausgewiesenen, deren stumm getragene Sorge und schwer jüngster Beit hat diese Religion, zu der sich weit mehr berhaltener Ingrimm ihn aufs tiefste erregte." Dann fiel Geib als eines der ersten Opfer des Sozialistengejezes. Sein Tod war Wedde ein herber Schlag. Den harten Groll jener Hesjahre hatten auch einige Gedichte Weddes lebendig festgehalten. Eins von 1878 Unterm Ausnahmegesetz" betitelt- ruft:

Was soll der eitle lageruf? Dem Sturm die Stirn geboten! Verloren gibt der tapfere Mann Auf Erden nur die Toten.

Uns leben auch die Toten noch: Das Wirken ihrer Kräfte Berflog ja nicht, schafft heimlich fort Am großen Weltgeschäfte.

Wir leben noch! Entrüstung glüht In allen unsern Adern.

Wir lernten längst: Zum Ziele führt Stein wildempörtes Hadern; Es hilft uns nur der stille Grimm, Das angehaltne Wüten;

So schmelzen wir des Winters Eis, Dann tnospen Freiheitsblüten. Das ist uns nun seit Jahren kund Und wär' uns jetzt entfallen? Wir sind von je dem Volte gleich, Das seines Tempels Hallen

wie

Die Ausbreitung des Buddhismus   von Indien  nach Turkestan   und China  . Bisher war es in Deutschland  allgemein üblich, den Buddhismus   ausschließlich vom religions­philosophischen Standpunkt aus zu betrachten; sein Studium war sozusagen nur ein Anhängsel der indischen Philologie. Erst in Anhänger bekennen als zum Christentum, im Anschluß an die politischen und wirtschaftlichen Ereignisse im östlichen Asien   das Interesse auch anderer Forscherfreise wachgerufen. Man ist vor allem bemüht, die Bedingungen, unter denen der Buddhismus   außerhalb außerhalb seines Uriprungslandes Eingang fand, die fulturellen Umwälzungen, die er hervorrief und die mannig fachen Umwandlungen, die er selbst dabei erfahren mußte, festzustellen. Von besonderer Wichtigkeit für die Beantwortung dieser Fragen ist die Aufhellung des Weges, auf dem sich der Buddhismus   von Indien  nach Turkestan   und China   verbreitete. Dieser Weg war bislang in ziemliches Dunkel gehüllt, das D. Franke in einem Artikel des Archivs für Religionswissenschaft" etwas aufzuhellen sucht. Es ist einleuchtend, daß uns darüber nur wenige historische Daten erhalten find, wenn man bedenkt, daß der Buddhismus   sich im Gegen faz zu allen anderen uns bekannten Religionen ohne Gewissens zwang und ohne blutige Gewalttat verbreitete und in Ermangelung einer Anknüpfung an äußerlich sichtbare Tatsachen, an Kriege und Schlachten feine erste Geschichte so schwer erkennbar ist. Schon die Antwort auf die Frage, wann bie außerindische Missionstätigkeit der Anhänger Buddhas begann, stößt auf große Schwierigkeiten, da die Inder auf dem Gebiete erafter Geschichtsforschung vollkommen ver fagen. Die erste Kunde vom Buddhismus   gelangte durch den Chinesen Chang bien nach dem östlichen Asien  , der, aus chinesischen Chroniten fich ergab, im Jahre 126 bor Christi bon feiner großen mittelafiatischen Entdeckungsreise zurückkehrte und davon die Kenntnis der neuen Lehre mitbrachte. Aber erst von der Mitte des zweiten nachchrist lichen Jahrhunderts fand der Buddhismus   in China   Eingang, als von Westen her in faum noch unterbrochener Reihe gelehrte Mönche famen, die am Hofe zu Lo- hang, dem heutigen Ho- nan- Fu, freund­lich aufgenommen wurden und daselbst den Kanon der buddhistischen Schriften ins Chinesische überfegten. Sie stießen im so weniger auf Schwierigkeiten, als die chinesischen Religionsreformer Laotse  und Konfutse ihre Lehre auf ganz ähnliche Moralgrundsätze ftüßten und im übrigen die buddhistische Lehre sich jeder Art von Boltsreligion mit Leichtigkeit anzupassen versteht. Dazu kam, daß im 4. Jahrhundert die türkischen Dynastien der Tsin und Liang auf den Thron tamen, die in ständiger Berbindung mit Mittelafien, damals bereits dem Zentrum der buddhistischen Lehre, standen und nun auch ihr dynastisches Interesse für den Buddhismus   in die Bagichale legten. Den Ausgangspunkt für diese buddhistische Freilich, die zünftige Literaturkritik und Geschichtsschreiberei ging Missionstätigkeit bildete wohl das Reich der Indostythen, Kaschmir  an biefem Dichter achtlos vorbei, er fiel gar zu sehr aus dem und die benachbarten nordindischen Diftrifte. Wann von da die neue Goldschnittrahmen der zeitüblichen mimetändelnden oder welt- Lehre nach Turkestan   übergriff, ist ungewiß; im 3. Jahrhunder wie schmerzelnden Lyrik heraus. Und nun gar ein Lyriker, der sozial- treffen wir dort bereits in den entlegensten Gegenden, demokratisch tätig war! Wedde hat sich nicht um papierenen am Lopnor, große Klöster mit Tausenden von Mönchen, wie die Dichterruhm gemüht; er schrieb seine Strophen aus innerstem Ausgrabungen Dr. Steins am Südrande des Tarimbeckens bewiesen Bedürfnis, aus seinem philosophischen Gedankenringen und aus haben. Hier haben wir überhaupt den Mittelpunkt buddhistischen dem Zeitenkampf heraus, und so war für ihn ihr Zwed Lebens zu suchen; bon hier aus war bei den damaligen Verkehrs­erfüllt. Als 1887 die Bürgerzeitung" berboten und Wedde verhältnissen die Propaganda viel leichter als von dem fast hermetisch zehn Tage später aus Hamburg   ausgewiefen wurde, hielt er sich durch den Himalaya   abgeschlossenen Indien   aus. Dem entspricht zwar in altem Trotz auch gegen diesen Schlag aufrecht, aber die auch die Form, in der der Buddhismus   uns in Tibet  , Turkestan   und Jahre waren nun doch gekommen, wo der Körper berfagte. In Ostasien   entgegentritt, die der sogenannten Mahayanaschule, die und sich Lübeck   lebte Wedde im syl; von dort schrieb er für das neu- von Indoikythien aus ihren Ausgang nahm gegründete Hamburger Arbeiterorgan; 1889 ging er als Delegierter der im südlichen Indien  , besonders in Ceylon Herrschenden zum Internationalen Kongres in Paris   und dann übertrug die wesentlich unterschied. Hamburger Arbeiterschaft ihm die Reichstagskandidatur für den dritten Wahlkreis. Er sollte den Triumph seiner Arbeit und seiner Sache nicht mehr erleben. Er hatte die Kraft nicht mehr, einer Influenza zu troßen, die ihn schnell hinmähte.

Ausbaute mit dem Schwert am Gurt, Zum Kampf auf Tod und Leben Bereit, in jedem Augenblick

Dem Feinde preisgegeben.

Weddes Gedichte sind echt zeitgeborene Bekennerfyrit boll Sturm und Troß. Um 1870 sammelte der Dichter ein erstes Heft, das er Lieder eines Patreyta" nannte. Diese Lieder, von Freunden als romantisch empfunden, waren, wie sich einer diefer Freunde aus­drückte, geschrieben mit phosphorgetränktem Finger in riesiger flammender Nunenschrift an die dunkle Wand nach Muster des uns Heimlichen Korrespondenten weiland König Beljazars". 1883 er schien dann der wichtige Ihrische Band ,, Grüße des Wer denden", dessen einleitende Strophen die Lofung hallen laffen: " Bum Kampf fürs Werdende, zum Kampf mit Allen!"

bon

bon

er In Indien   war bie gierig dem durch Binswucher ausgebeuteten Boll aufgenommene velt verneinende Religion; je weiter er sich von seinem Ursprungslande entfernte und in Gegenden eindrang, die ein anderes wirtschaftliches Gepräge trugen, Ackerbau- und Hirtenvölker waren, desto mehr Um­Wilhelm Liebknecht hat von diesem Stämpfer gefagt: Wedde wandlungen mußte er sich gefallen lassen, desto mehr wandelte er war eine sonnige Natur; überall, wohin er fam, strahlte er Luft sich in eine auf positives Glück hinzielende, mit reichem Zeremoniell So wurde aus der bom und Wärme aus." Das war der periönliche Eindruck, den Wedde auf das Volk wirkende Religion um. ausübte. Ans feinen Schriften gesellt sich noch ein Drittes hinzu: Irdischen abstrahierenden Philosophie ein bedeutender kultureller und ausstrahlende Kraft. Die spüren wir deutlich, wie sehr auch im politischer Machtfaktor.

Verantw. Redakteur: Richard Barth  , Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin   SW.