rilwt» manchen Ausfällen ßegen die Arbeiterschaft hitzigen Applaus.aber im ganzen herrschte ein etwa? kühles Wohlgefallen vor. undmanche der gröbsten Schmähungen fielen ganz unrer den Tisch. Da-gegen soll sich bei den weiteren Aufführungen eine erregte Teilnahmeeingestellt haben, die die elegante Zuhörerschaft des teurenVaudeville-TheaterS in eine von wilder Leidenschaft ergriffene, ineiner Orgie des Hasses tobende Versammlung verwandelt. Jeden-falls ist die Entstehung und Aufführung eines solchen Stückesein Zeugnis für die aufierordentliwe Verschärfung des Klassen-kampses. Die Zeit der Humanitären Demokratie, die mit den Vor-ftelltmgen eines ethischen, die Klassen versöhnenden Sozialismusspielte, und des sozialen Dilettantismus der bürgerlichen Intelligenzist vorüber. Die wahrste Gestalt des Bourgetscben Schauspiels ist der Fabrikantensohu, den die Wirklichkeit desAusstands i>n väterlicheit Unternehmen aus seinen senti-»nentalen Träumereien sofort ernüchtert in den Kreisseiner Klasse zurückführt. Die bourgeoisen Väter und Mütter sehendie Widerkehr dieses verlorenen Sohnes mit besonderer Befriedigung.Die Begeisterung, die proletarische Zuhörer zuiveilen hochgemuten.»Venn auch literarisch nicht ganz einwandSfreien Freiheitsforderungenentgegenbringen, hat schon manchem bürgerlichen Literalurrichter einAberlegencS Lächeln entlockt. Wir möchten ihn, gleichwohl nicht dasgrinsende Behagen vorziehen, das dem Spieher auf die Lippen tritt,wenn irgend ein Ideal zu deu Toten geworfen wird.Otto Pohl.Kleines feiiilleton.Erziehung und Unterricht.Natürliche Strafen. Unter natürlichen Strafen verstehetH Strafen, die ans der Natur der strafbaren Handlung selbsthervorgehen.„Nur wer schlägt, wird geschlagen", steht an der Türeines Berliner Kindergartens und die Kinder wissen das wohl zubeachten. Man soll überhaupt nur strafen, wenn man das Kind durch dieStrafe zu bessern glaubt: dazu ist notwendig, dah das Kind das Strafbareseiner Handlung einsehen lernt. Die natürliche Strafe ist wie keineandere geeignet, das Kind zu dieser Einsicht zu führen. Hier einBeispiel: Ich nähe und die Kinder spielen um mich herum. Da ver-miffe ich meine Schere und bitte Grete, mir die Schere zu holen.Grete antwortet mir:„Ach Mutti, ich bin gerade mitten im Spielund kann jetzt nicht aufhören." Ich nähe ruhig weiter. Nach einerWeile kommt Gretchen und reicht mir ihre Puppe:„Bitte, Mutter,binde der Puppe eine recht schöne Schleife." Ich antworte:„AchGretchen, ich bin gerade mitten im Nähen und kann jetzt nicht auf-öreni" Ein erstaunter Blick, die Puppe fliegt auf den Boden undinnen einer Minute bin ich in den, glücklichen Besitz meiner Schere,und die Puppe hat ihre Schleife bekommen.An diesem Beispiel, das der Praxis entnommen ist, treten dieVorteile dieser Strafmethode klar hervor. Hier gibt es kein Zeternund Schreien des Kindes, keine Moralpredigten der Mutter; die Tatselber spricht. Von dem Erzieher verlangt diese BestrafungsweiseSelbsterziehung und vor allem Geduld.Astronomisches.D i e erste Himmels beobachtung durch daSK e r n r o h r. In diesen Tagen kann die Astronomie das drei-hundertjährige Jubiläum des Tages feiern, da zum erstenmal einGelehrter den Himmel durch ein Fernrohr musterte und miteinem Schlage der astronomischen Forschung die Bahn zu einernxuen Aera freimachte. Am 7. Januar 1610 richtete Galilei, wieG. Renaudot in der„Nature" ausführt, sein neukonstruiertcsAernrohr gegen die Sterne und sah, was vordem kein Mensch ge-jsehen. Auf dem Monde sah er gebirgige Massen und mehr oderminder glänzende Punkte, schimmernde Kreise, die er mit demAnblick eines Pfauschwanzes vergleicht und die man später alsKrater erkannte. Unter der Beobachtung mit dem Fernrohrschienen sich die Sterne wie durch Zauberei zu vervielfältigen.In den Plejaden sah man nicht mehr sieben oder acht Gestirne:>das magische Rohr läßt deren mehr als vierzig erkennen. DieMilchstraffe ist nicht mehr ein wcihlicher nebelhafter Streifenam Firmament: sie gleicht einer Staubwolke von Sternen. Unddie Beobachtung von Planeten, besonders die des Jupiters, ent-«hüllt Galilei die wahre Form des Sonnensystems. Schon vorherhatte der groffe Italiener dem neuentdeckten Fernrohr seine Ar-beitSkraft zugewandt. Etwa im Mai 1969 erhielt er Kenntnisvon der holländischen Entdeckung, studierte das System derStrahlenbrechung und konstruierte sein erstes Fernrohr, das erdem Dogen von Venedig überreichte. Es war eine Bleitube von.etwa 69 Zentimeter Länge; als Objektiv diente ein konvexes Glasvon 49 Millimeter und als Okular eine kleine, konkave Linse.Von der Höhe des Campanile zeigte Galilei seinen begeisterteniFreunden durch das Fernrohr die Schönheiten der Lagunenstadt,die alle wie durch ein Wunder in nächste Nähe gezaubert schienen..Aber Galilei ist mit dem Erfolge nicht zufrieden; rastlos ver-vollkommnete er seinen Apparat, und nach Ablauf von kaum achtMonaten bat er ein neues Fernrohr konstruiert, das die Gegen-.Verantw. Redakteur: Richard Barth« Berlin.— Druck u. Verlag:stände 39fach vergrößert. Am 7. Januar 1649 richtet er das neueInstrument auf den Jupiter. Er sieht den Planeten in gewaltigerVergrößerung; zu beiden Seiten aber gewahrt er winzige Serne,zwei zur Linken, einen zur Rechten. Am folgenden Tage setzt �er die Beobachtung fort, doch zu seiner großen Verwunderunghaben die kleinen Sterne ihren Platz gewechselt: nun stehen alledrei zur Rechten des Jupiter. Erst am 19. kann Galilei wiederden Jupiter erkennen: doch statt der drei Sterne gewahrt er nurzwei zur Linken. Der 11. Januar bietet das gleiche Bild. Erstam 13. sieht er zum erstenmal die vier Trabanten zusammen,einen östlich, die drei anderen westlich. Am 1ö. stehen alle vier imWesten. Von nun ab verfolgt Galilei auf das genaueste ihre Be-wcgungen, zeichnet ihre Bahn auf und erkennt die Sterne alsTrabanten, die den Jupiter umkreisen wie der Mond die Erde.In dieser Analogie findet Galilei ein starkes Argument für dasSystem des Kopernikus, und der Astronomie eröffnen sich neueHorizonte. Galileis Entdeckungen erregen das höchste Aufsehen.Am 19. April 1619 richtet Kepler einen begeisterten Brief anseinen italienischen Strebensgenossen. Er bewundert die Ein-fachheit des Galileischen Fernrohrs, und Kepler ist es, der daSInstrument vervollkommnet und dann das eigentliche astronomischeFernrohr erfindet. Während aber Galilei in Padua in denJanuarnächten des Jahres 1619 den Jupiter beobachtet, hatte auchein deutscher Astronom das neue Instrument auf die Sterncnweltgerichtet: am 8. Januar entdeckte Simon Marius in Ans-b a ch drei der Jupitcrtravanten.Technisches.Die Elektrizität auf der Bühne. Die Theater-brande sind bei uns glücklicherweise ein seltenes Vorkommnis,aber cö ist durchaus richtig und lobenswert, daß man deshalb nichtdie Maßregeln zur Verhütung solcher Unglücksfälle in unserenTheatern schon als vollkommen betrachtet, sondern noch immerweiter an ihrer Verbesserung arbeitet. Wäre das nicht der Fall, sowürde man es doch einmal erleben, daß, mit einem bekanntenSprichwort zu reden, der Brunnen erst zugedeckt wird, wenn dasKind hineingefallen ist. Die immer zunehmende EntWickelung inder Anwendung von Elektrizität im Bühnenbetrieb stellt auch derBeaufsichtigung unserer Theater immer neue Aufgaben, und ihreBerücksichtigung ist in dem Erlaß neuer Vorschriften zum Aus-druck gelangt, denen der„Elektrotechnische Anzeiger" eine auSführ-liche Besprechung widmet. Mehrere dieser Gebote beziehen sichauf die Beleuchtung der Theater und ähnlicher Lokale, die zurAufnahme großer Menschenmengen bestimmt sind. Zunächst sollunbedingt außer der Hauptbeleuchtungsanlage noch eine Einrich-tung zur Notbeleuchtung vorhanden sein. Diese darf zwar gleich-falls elektrisch sein, muß aber ganz unabhängig von jener durcheigene Akkumulatorenbatterien gespeist werden. Ebenso muß dieNotbeleuchtung selbstverständlich ihre eigenen Leitungen besitzen.Nur so kann eine Gewähr bestehen, daß im Fall des VersagenSder Hauptbeleuchtung nicht völlige Dunkelheit eintritt, die not-wendig eine etwa bereits vorhandene Gefahr aufS äußerste ver-schlimmern würde. Die Notbeleuchtung muß sogar nach den neuenVorschriften gleichfalls elektrisch sein, da die Verwendung vonanderen Beleuchtungsmitteln in Theatern überhaupt verboten ist.Ferner wird die Scheidung der Leitungsanlagen für die Bühneund den Zuschauerraum nebst seinen Nebenräumen gefordert. Auchfür die Befestigung der Beleuchtungskörper, für die Art der etwavorhandenen Bogenlampen und andere Einzelheiten sind genaueRegeln festgesetzt worden. Hochgespannter Strom ist in Theaternverboten, übrigens auch schön durch die vom Verband deutscherElektrotechniker vereinbarten Maßregeln ausgeschlossen. Wird,wie es jetzt bei Schaustücken und Feerien so häufig der Fall ist,auch die Kleidung der darstellende? Personen mit elektrischenLänipchen ausgestattet, so wird dafür eine ganz geringe Spannungvon nur 19 bis 39 Volt empfohlen, demgemäß auch die Verwen-dung besonderer Batterien oder kleiner Akkumulatoren. Fernerwird besonderer Bedacht auf die Vermeidung der Möglichkeit einerFunkenbildung genommen. Sollen derartige Lämpchen an Deko-rationsstücken wie an Wagen, an Tiergestalten oder dergleichenangebracht werden, so können auch einfache Taschenbatterien, wiesie bei den bekannten Taschenlampen benutzt werden, zur Anwen-dung kommen. Selbstverständlich können diese auch von den Dar-stellern für gewisse Zwecke gebraucht werden, wie es schon häufigder Fall ist. Eine Funkenbildung ist dabei ganz ausgeschlossen.Die Feuersicherheit im allgemeinen ist wesentlich größer, wenn dasTheater über große Akkumulatorenbatterien verfügt, die zur Ver-sorgung der Bühnenbedürfnisse ausreichen. Wenn aber eine ge-wohnliche Betriebsspannung benutzt wird, so müssen eben mehrSicherheitsmaßnahmen beobachtet werden. Selbst bei der Ent-stchung geringfügiger Brände, wie sie durch herabfallende Kohlen-stücke von den Bogenlampen verursacht werden können, ist ebenim Theater immer noch mit der Gefahr einer Panik zu rechnen.In manchen Fällen ist man auch durch sinnreiche Einfälle dazugelangt, gefährliche Manipulationen ganz auszuschließen. Sowerden Feuerflammen jetzt gewissermaßen ganz ohne Feuer er-zeugt, indem man Seidenbändcr von geeigneter Farbe durch einenLuststrom hin- und herwehen läßt und sie gleichzeitig von einerverdeckten Stelle aus stark beleuchtet. Die dadurch bewirkteTäuschung ist eine durchaus vollkommene.___Vorwarls Buchtruckerei u. Vertag tanstalt Paul Suige:&bo..BtrU!l�A�