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den Blättern und Samen der Tabafpflanze( Nicotiana Tabacum), entstandene Chininverbindungen) bilden noch immer das am meisten an Apfelsäure und Zitronenfäure gebunden. Das Nikotin ist eine benutte Heilmittel bei fieberhaften Erkrankungen; sie wirken speziell farblose oder schwach braun gefärbte, in reinem Zustande nicht bei Malaria, dem mit außerordentlich hohen Temperaturen einher nach Tabak riechende, ungemein giftige Flüssigkeit, deren Syntheie gebenden Wechselfieber, das namentlich in tropischen Gegenden, doch ( fünstliche Darstellung) ebenfalls in unserer Zeit gelungen ist. Die gelegentlich auch bei uns vorkommt aufs promptefte fieberTabafpflanze gehört zur Familie der Solanazeen, deren Angehörige herabießend. In der Chinarinde selbst tommen noch andere ( Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenfraut, Kartoffel u. a.) fast sämtlich Allaloide vor, die jedoch als Arzneimittel lange nicht die gleiche besondere, start giftige Alkaloide enthalten, die gleichzeitig wertvolle Bedeutung wie das Chinin haben. Medikamente unseres Arzneischazes darstellen.
Die Anzahl der Alkaloide ist eine ungemein große. Das In den Früchten der Tollfiriche( Atropa belladonna ) und des Strychnin, Brucin und Curarin( lezteres befannt als das Stechapfels( Datura stramonium) ist das Atropin enthalten, eines Pfeilgift vieler Wilden) aus den Brechnüssen, den Samen eines aus der wichtigsten Alkaloide, das namentlich für die Augenheilkunde Südasien stammenden Baumes( Strychnos nux vomica), das wegen seiner mydriatischen d. h. die Pupille erweiternden Wirfung Koniin aus dem bei uns wachsenden und wegen seiner Giftigkeit bon hervorragendem Werte ist. Das Atropin ist ein so starkes Gift, mit Recht gefürchteten Schierling( Conium maculatum) und zahl daß als zulässige Dose für den Einzelgebrauch vom Deutschen lose andere Pflanzenstoffe gehören hierher, die noch lange nicht Arzneibuch" ein Tausendstel Gramm( 0,001 Gramm) vorgeschrieben genügend erforscht sind, aber zum Teil schon heute von größter wird; die Marimaldoie für den ganzen Tagesgebrauch beträgt drei Bedeutung für die Heilkunde sind. Jedes einzelne Alkaloid mal soviel, also 0,003 Gramm. Aus diesen minimalen, für die kommt meist nur in einer bestimmten Pflanze vor, steht medikamentöse Anwendung zulässigen Mengen geht die ungeheure allerdings mit anderen oftmals in naher chemischer und Giftwirkung des Alkaloids hervor. In der Tat gehört das Atropin phyfiologischer Beziehung. Troßdem die Alkaloide fast durchweg zu den energischst wirkenden Substanzen von allen, die wir fennen. starte Gifte sind, leisten sie doch bei richtiger Dosierung dem Schon wenige Milligramm vermögen bei einem Erwachsenen ernst- Menschen große Dienste und sind deshalb zum Teil außerordentlich liche Schädigungen des Gesamtorganismus hervorzurufen, die sich wichtige Arzneimittel, zum Teil beliebte Genußmittel geworden. bis zu einer völligen Funktionsstörung des Gehirns, alio bis zur Eine nicht geringe Bahl von ihnen verdanken wir Naturvölkern, bei Geisteskrankheit, steigern fönnen. Wegen dieser speziellen Ein- denen sie meist seit Urzeiten in Gebrauch und hohem Ansehen waren. wirkung auf das Gehirn hat die Belladonna im Volke den Namen Wenn es auch der fortschreitenden chemischen Forschung gelungen ist, " Tollfirsche" erhalten. einige von ihnen fünstlich darzustellen, werden wir doch noch lange auf viele dieser Pflanzenstoffe angewiesen sein, die uns wie so manches andere in reichhaltigfter Weise von der Natur zur Verfügung Gg. Wolff. gestellt sind.
Ein in chemischer Hinsicht dem Atropin ungemein nahestehendes Alkaloid ist das Hyoscyamin, das sich im Bilsenfraut ( Hyoscyamus niger) findet, für die Medizin jedoch nicht von der felben Bedeutung wie das Atropin ist. Hingegen findet sich in den Samen des Bilsentrantes ein anderes ebenfalls in diese Gruppe gehöriges Alkaloid, das Skopolamin oder Hyoscin, das in neuerer Beit int der Heilkunde vielfach Verwendung als Beruhigungsmittel und in Verbindung mit Chloroform oder Wether als Narkotikum gefunden hat. Das Stopolamin ist noch giftiger als das Atropin und wird darum nur mit größter Vorsicht von Aerzten in außerordentlich geringen Mengen verivendet. Richtig gebraucht, kann es allerdings den großen Nußen bringen und ist oft Das einzige Mittel, um aufgeregte Geistestrante ohne gewalttätige Eingriffe zu beruhigen. Es wird in Lösungen, die nicht mehr als ein Biertel bis höchstens ein Milligramm enthalten, eingesprigt und dient in dieser Menge auch dazu, um die Aether- oder Chloroformmarkose bei Operationen für den Patienten angenehm zu gestalten.
Kleines feuilleton.
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Aftronomisches.
Die neuen Beobachtungen des Halleyschen Kometen. Der Halleysche Komet wird, obgleich er zur allgemeinen lleberraschung einen Nebenbuhler erhalten hat, der ihn gegenwärtig sogar weit überstrahlt, von den Astronomen aufs forgfältigste verfolgt. Es hat sich herausgestellt, daß er sich zurzeit am besten durch die Vermittelung von Instrumenten photographieren läßt, die eine Linse nicht aus Glas, sondern aus Quarz befizen oder auch mit Hilfe von Spiegeln. Der Komet sendet nämlich viel ultraviolette Strahlen aus, die bei Benutzung derartiger Apparate Ein sehr wichtiges und sehr bekanntes Alkaloid ist das besser zur Wirkung fommen. Mehrere Astronomen haben Morphin oder Morphium, das den Hauptbestandteil des Opiums auch gleichzeitig ermittelt, daß es Strahlungen gibt, die bildet. Das Opium ist der eingedickte Milchiaft der unreifen Köpfe in dem Kopf des Kometen nur sehr schwach vorhanden sind, des gemeinen Mohns( Papaver somniferum), der bei uns wegen fich aber auf große Teile des Schweifs erstrecken. Diese Strah der wohlschmeckenden und ungiftigen Samen( Mohnpillen!), im lungen zeichnen sich im Spektrum namentlich durch drei starke Orient zur Gewinnung des dort( namentlich in der Türkei , in Bänder aus, von denen bisher eine Gemeinschaft mit irdischen Indien , in China ) in großen Mengen konsumierten Opiums Stoffen nicht nachzuweisen war. Dies ist aber jetzt dem englischen angebaut wird. Außer dem Morphin als dem am stärksten Astronomen Professor Fowler gelungen, der im Spektrum glühender wirkenden Opiumalkaloid, find bisher noch etwa zwanzig andere Röhren, die gewisse Kohlenstoffverbindungen unter äußerst niedrigem Alkaloide im Opium nachgewiesen, von denen als einige der Druck enthielten, entsprechende Vänder entdeckt hat. Es werden wichtigeren das Narkotin, Papaverin, Thebain, Kodein genannt seien. aber noch weitere Versuche nötig sein, um zu bestimmen, in Manche von ihnen dienen ebenfalls medizinischen Zwecken, z. B. das welcher besonderen Form Form oder Verbindung der Sohlenstoff Rodein der Bekämpfung starker Hustenanfälle. Das Morphin selbst dabei in Betracht kommt. Bis dahin wird man wohl auch bildet wohl das verbreitetste Mittel zur Linderung großer Schmerzen eine Entscheidung über die Vermutung, die ängstlichen Gemütern und spielt deshalb in der praktischen Medizin eine große Rolle; wie einen so großen Schrecken eingejagt hat, der Kometenschweif bestehe die meisten Alkaloide ist es ein starkes Gift, so daß die Magimal- zum Teil aus Blausäure, abwarten müssen. Ein Ereignis, das die dose, die nach den Bestimmungen des Deutschen Arzneibuches" zu Astronomen noch immer viel beschäftigt, ist die unerwartete Lässig ist, für den Einzelgebrauch 0,03 Gramm, für den Tages Helligkeitszunahme, die der Komet im vorigen November erfuhr, gebrauch nicht mehr als 0,1 Gramm beträgt. Daß das Opium- die aber dann weiter feinen Fortschritt zeigte. Die bisher größte rauchen ebenso wie das Morphiumsprizen zu Genußzwecken eine der Helligkeit hatte der Komet am 22. November erreicht. Schon am traurigsten und folgenschwersten Verirrungen des menschlichen Geistes darauffolgenden Tage tonnte er selbst mit stärkeren Instrumenten ist, sei hier noch besonders betont. Die Tücke des Giftes besteht als in der Nacht zuvor nicht mehr gesichtet werden. darin, daß sich der Körper bei chronischem Gebrauch derart daran gewöhnt, Seitdem scheint er aber noch keine Helligkeitsschwankungen daß er auf fleine Mengen nicht mehr reagiert und immer größerer erfahren zu haben. Der Astronom Phillips schätzte die Dosen zur Auslösung einer Wirkung bedarf. Ein solcher mit Opium Helligkeit am 6. Dezember auf die eines Sternes von etwa oder Morphia durchtränkter Organismus verliert allmählich alle zwölfter Größe, am 8. Dezember auf die der Größe 10% oder 11. Widerstandskraft und geht schließlich an völliger Energielosigkeit Bei diesen Angaben ist zu berücksichtigen, daß sich die Entfernung zugrunde. zwischen dem Kometen und der Erde bis etwa Mitte März noch dauernd steigert. Immerhin nehmen die Gelehrten an, daß er möglicherweise in den letzten Tagen des Februar schon für das bloße Auge sichtbar sein wird. Am 11. März wird der Komet die Erdbahn zum ersten Male schneiden, nachdem er sich der Ende schon vorher zu nähern begonnen hat. Die größte Sonnenmähe fällt auf den 20. April, die größte Erdnähe bekanntlich auf den 18. Mai. Von Interesse ist endlich noch eine Mitteilung der„ Nature", daß der englische Earl of Crawford die Befürchtung geäußert hat, die Eingeborenen in unruhigen Ländern wie Marokko und Indien fönnten sich durch die Erscheinung des Kometen derart erregen lassen, Ein anderes als Arzneimittel viel gebrauchtes Alkaloid ist das daß ein Aufruhr entstehen fönnte. Man müffe unter den dortigen Chinin, das in der Chinarinde, der Ninde eines aus Südamerika Völkern Mitteilungen über die Erscheinung des Kometen im voraus stammenden Baumes( Cinchona succirubra), enthalten ist. Die verbreiten, weil dadurch die Autorität der Europäer gewinnen und Chinarinde wurde frühzeitig von Indianern als Fieberheilmittel der Einfluß der Ruheftörer, die sonst die Himmelserscheinung zur angewendet und dann von den Spaniern dem europäischen Arznei- Aufreizung des Volkes benutzen könnten, gebrochen würde. So gibt schatz als dauernder Bestand einverleibt. Die Chinarinde felbft es also auch Leute, die den Kometen mit der Weltpolitik zusammenoder die zahlreichen Chininfalze( durch Berkuppelung mit Säuren bringen.
Ein in der neueren Medizin zur größten Wichtigkeit gefommenes Alkaloid ist das Kokain, das in den Blättern der aus Beru stammenden Kofapflanze( Erythroxyton coca) vorhanden ist. Es befigt die Fähigkeit, die Körperstellen, mit denen es in unmittelbare Berührung fommt, unempfindlich zu machen( zu anästhesieren). Es wird darum als Anästhetikum von Zahnärzten und Chirurgen in großen Mengen alljährlich verbraucht; auch das Kokain ist ein starkes Gift und wird darum heute vielfach durch weniger schädliche Mittel, namentlich durch Nowokain, ein von Emil Fischer künstlich Hergestelltes Präparat, ersetzt.
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