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höhnisch zurückgegrinst, und der Alte lebte weiter, ein Jahr nach nose gar nicht abgegrenzt bom normalen Wach. dem andern. Ein immer wiederkehrendes Gespenft schlich er in zustand. Beide find prinzipiell vollkommen identisch, nur etwa den Gräberreihen herum, mit stieren Augen, Schritt für Schritt, graduell verschieden insofern, als im Zustand der Hypnose die und es schien, als hätte die Natur diesem wandelnden Gerippe Suggestibilität größer ist als normal. ewige Kräfte verliehen, bamit es seine furchtbare Drohung be­wahrheiten konnte, die es immer wieder mit lallender Zunge ver­tündete: Wart's nur, i überleb Enk noch alle!"

Wie ein finsterer Schatten legte sich's auf Friedls Seele. Er berfolgte das zärtliche Verhältnis zwischen Großvater und Enkel mit wachsender Verbitterung. Alle Freudigkeit, alle Lebenslust flatterte zu nichts, wenn er merkte, daß das Kind mit jähem Eigen­finn zu seinem Verheher hielt; und einmal, da stieg ihm sogar ein Gedanke auf, der kaum gefaßt, fich sofort tiefer bohrte und immer wiederkam, so oft er die Beiden beisammen sah. ( Fortsetzung folgt.)]

Suggestion und Hypnose.

entnehmen.

Den Tatsachen der Hypnose und Suggestion steht die Allgemein­heit noch vielfach verständnislos, ja nicht selten mit einem gewissen Gefühl des Unbehagens, wie etwas Unerklärlich- Geheimnisvollem gegenüber. So werden die nachstehenden Ausführungen eines Fachymannes, des Göttinger Physiologen M. Verworn, willkommen sein, die wir mit Erlaubnis des Verlages dem jüngst in zweiter Auflage erschienenen Bändchen Die Mechanik des Geisteslebens") Was verstehen wir unter Hypnose? Der Name Hypnose ist eigentlich ebenso unglücklich gewählt wie der Name fierischer Magnetismus. So wenig die fraglichen Tatsachen mit dem Magnetismus zu tun haben, so wenig haben sie zu tun mit dem Schlaf( Hypnos ). Es find im Gegenteil ganz eminente Wach­zustände des menschlichen Gehirns, die wir als hypnotische Zustände bezeichnen. Es wäre deshalb zweckmäßiger, das gemeinschaftliche Moment, das alle hypnotischen Vorgänge charatterifiert, für die Namensgebung zu benutzen, und das ist die große Suggesti

bilität.

Ein solcher hoher Suggestibilitätsgrad ist bei vielen Menschen dauernd vorhanden. Er bildet hier das Normale, so daß man von einer besonderen hypnotischen Veranlagung sprechen kann. Die Suggestibilität fann aber auch bei demselben Individuum unter verschiedenen Bedingungen oder verschiedenen Personen gegenüber sehr verschieden sein, sie kann unter Umständen vorübergehend durch besondere Mittel gesteigert werden. Es können hier die vera schiedenartigsten Methoden sich als brauchbar erweisen. Das Mittel muß nur geeignet sein, bei dem betreffenden Menschen die Ueber­zeugung hervorzurufen, daß in der Tat die erweckte Vorstellung zutreffend, die verlangte Handlung zweckmäßig und ausführbar, der erwartete Erfolg wahrscheinlich oder zweifellos ist. Außer­ordentlich wirkjam erweist sich dabei der Autoritätsglaube. Wir wissen, daß jeder Arzt auf diesem Wege ungemein suggestiv wirken kann. Das Erscheinen des Arztes, der das volle Vertrauen des Patienten genießt, bewirkt sofort, daß der Kranke sich besser fühlt. Das ist ein sehr wichtiger Umstand und äußerst wertvoll in der ganzen ärztlichen Therapie. Wenn es dem Arzt aber außer­dem noch gelingt, durch besondere Mittel dem Kranken die Ueber­behandlung beibringen muß, so hat er damit die Suggeftibilität Beugung beizubringen, die er ihm im Interesse der Krankheits­einen wichtigen Heilfaktor gewonnen. Ein Hypnotiseur, von dem des Patienten um ein ganz Beträchtliches gesteigert und dadurch das Publikum schon von vornherein glaubt, daß er besondere, wo­möglich geheimnisvolle Fähigkeiten befäße, hat dadurch allein schon gewonnenes Spiel, denn diese Ueberzeugung steigert die Sugge ftibilität ungeheuer. Der Mann braucht dann nur irgendwelche unverständliche Mittel anzuwenden, die bewährten Mittel, die in wendet wurden, und sofort gewinnt die Versuchsperson die Ueber­den früheren hypnotischen Vorstellungen immer mit Erfolg ange­Beugung, daß jest etwas ganz Besonderes mit ihr vorgeht. Die ge bräuchlichsten diefer Hilfsmittel sind bekanntlich das Anstarren­laffen eines glänzenden Gegenstandes, das angestrengte Lauschen lassen auf das monotone Tiden einer Uhr, ein leichtes Streichen über das Gesicht oder das Festhalten der Daumen, das Figieren mit den Augen, usw.

Die Tatsache, daß wir in der Hypnose keinen Zustand vor und haben, der etwas von dem normalen Wachzustand prinzipiell Ver schiedenes repräsentiert, ist von großer Bedeutung. Wir werden infolgedessen auch nicht erwarten dürfen, daß in der Hypnose beim Menschen besondere Fähigkeiten auftreten.

Was verstehen wir unter Suggestibilität? Eine Suggestion ist eine Vorstellung, die bei einer Person künstlich erweckt wird, ohne von ihr in dem normalen Umfange der Kontrolle der Kritik unter­worfen zu werden. Es kann also jede beliebige Vorstellung sugge­riert werden. Das Charakteristische ist nur, daß sie unbesehen hin­In Wirklichkeit tann in der Hypnose nichts geleistet genommen und der kritischen Prüfung nicht in dem Maße unter to erden, was nicht von der betreffenden Person im ges zogen wird, wie es im gewöhnlichen Leben zu geschehen pflegt. wöhnlichen Zustand auch willkürlich ausgeführt Suggestibilität ist demnach die Fähigkeit, folche Suggestionen anzuiverden tann. Wir können wohl in der Hypnose bei einem nehmen, und die Suggestibilität ist groß, wenn die Vorstellungen, Menschen einzelne Fähigkeiten steigern, wir können die Innervation die wir auf diese Weise einem Menschen geben, ganz besonders( Nervenerregung) einer Muskelgruppe verstärken, wir können be leicht und fritiflos angenommen werden. Das ist das eigentliche stimmte Vorstellungen durch Suggestion ganz besonders intensiv Wesen der Hypnose. Das Wesen der Sypnose besteht machen, aber das sind doch qualitativ immer nur dieselben Dinge, allein in einer großen Suggestibilität. die der betreffende Mensch auch sonst willkürlich hervorrufen kann. Wenn wir nach alledem im Zustande der Hypnose einen Wa ch au stand vor uns haben, so handelt es sich dabei doch ähnlich wie bei der Somnambulie nicht um einen totalen 2achzustand. Denn im Zustande der Hypnose ist wie im Zustande der Somnambulie die kritische Ueberwachung der Vorstellungen und Handlungen mehr oder weniger herabgefeßt. Darin besteht ja ein charakteri­ftisches Moment der Hypnose. Die Suggestion wird angenommen, ohne daß sie der Kontrolle der Kritik unterliegt. Wie kommt das zustande? Wodurch wird die Kontrolle der Kritik gehemmt? Offen­bar auf demselben Wege, auf dem Vorstellungen und Empfindungen überhaupt gehemmt werden. Bekanntlich werden, wenn ein Ge dante in unserem Bewußtseinsfelde auftaucht, andere gehemmt. Innerhalb gewiffer Intensitätsgrenzen ruft eine Vorstellung, eine Empfindung um so stärkere Hemmungen anderer Vorstellun gen, anderer Empfindungen hervor, ie intensiver sie selbst auftritt, je mehr die Aufmerksamkeit durch fie in Anspruch genommen wird. In der Hypnose haben wir denselben Fall. Die große Sugge stibilität gegenüber dem normalen Zustande ist es ja, die den Zus stand der Hypnose auszeichnet. Die suggestiv hervorgerufenen Bor­ftellungen werden intensiver, infolgedeffen werden auch die Hems mungen intensiver als im normalen Zustand. Die ganze Auf­merksamkeit ist auf einen einzigen Punkt konzentriert, den der Hypnotiseur bestimmt, und alles andere Borstellungsleben versinkt.

be.

Das ist ein sehr wichtiges Moment, denn eine Suggestibilität innerhalb gewisser Grenzen finden wir bei jedem Menschen, bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Kinder find ungeheuer suggestibel. Bei den Kindern liegt die Sache so, daß die ganze Er­ziehung auf Suggestion beruht. Das Kind nimmt die Vor­stellungen, die wir ihm geben, ohne weiteres an, ohne daß es prüft, ja ohne daß es prüfen kann, ob diese Vorstellungen, die wir ihm er­wecken, und die es sich aneignet, richtig und zutreffend sind. Die ersten Stufen der geistigen Entwickelung stehen überhaupt nur in der Aneignung der artiger Suggestionen. Alle diese Suggestionen wirfen aber auch beim erwachsenen Menschen noch weiter und weiter fort, denn, was sich das Kind angeeignet hat, sibt bekanntlich ungeheuer fest, biel fester, als was man sich im erwachsenen Zustand oder gar im späteren Alter erwirbt. So spielen die dem Kinde in der Erziehung erweckten Suggestionen in unserem ganzen Leben eine höchst bedeutsame Rolle. Die Erivedung von religiösen Vorstellun­gen, der ganze religiöse Fanatismus, der in der Geschichte der Menschheit eine so unheimliche Rolle gespielt hat, ebenso politische Ideen, ja viele Jdeale sind ausgebreitet worden auf rein fugge­stivem Wege. Chne Kritif, oft fogar ohne die Möglichkeit einer fritischen Kontrolle, einfach auf die Ueberzeugungskraft der Auto­rität hin, werden solche Ideen angenommen und leidenschaftlich verfochten. Auch im fleinen Getriebe des täglichen Lebens find solche Suggestionen überall wirksam.

So find Suggestionen im täglichen Leben weit verbreitet, aber man achtet nicht darauf. Die Suggestibilität fällt uns erst auf, wenn sie Grade erreicht, die aus dem gewöhnlichen Rahmen heraus­fallen, namentlich also, wenn infolge der Suggestion Borstellungen, Gedankenverbindungen, Handlungen usw. auftreten, die töricht, paradox, lächerlich sind. Dann bemerken wir erst, daß die Suggefti­bilität groß ist, und dann fangen wir an, von einem hypnotischen Zustand zu reden. In Wirklichkeit ist der Zustand der Hyp­

*) Die Mechanit des Geisteslebens. Von Prof. Max Verworn . 2. Auflage. Mit 18 Figuren.( Aus Natur und Geisteswelt, Band 200.) Berlag von B. G. Teubner in Leipzig . Geh. 1 M., geb. 1,25 M.

Nur in einem Falle werden die Hemmungen der Kritik, welche die Suggestion erzeugt, durchbrochen. Wenn nämlich die Sugge ftion derart ist, daß sie den Menschen in eine abnorm starte geistige Erregung bersetzt, die einen gewissen Intensitätsgrad überschreitet. Deshalb ist es nicht möglich, Menschen, die im normalen Zustande eines Verbrechens unfähig sind, in der Hypnose zu einem Ber­brechen au veranlassen. Experimente haben das gezeigt. Die Suggestion einer verbrecherischen Handlung ruft eine so allgemeine Erregung hervor, daß maffenhaft kontrastierende Vorstellungen und Impulse entstehen, die die Ausführung des Ver­brechens verhindern.