264
-
Schließlich sei noch mit ein paar Worten eines eigenartigen Tempels gedacht, der zwanzig Minuten oberhalb dieser Pyramiden liegt, und der im Auftrag der Berliner Museen auf Stoften des Freiherrn von Bissing aufgedeckt wurde. Es ist ein Sonnenheilig tum, das Nuserré, der Begründer der fünften Tynastie, erbaute, besonders merkwürdig dadurch, daß es kein eigentlicher Tempel ist und auch kein Kultbild besitzt. Es ist nichts als eine mit einem Umgang umgebene gewaltige Terasse über der Residenzstadt des Königs am Wüstenrand; in der Mitte erhebt sich ein großer Alabasteraltar mit vier geschweiften Spizen oder Hörnern", und dahinter an Stelle des Kultbildes ein hoher Obelist, der Fetisch des Sonnengottes.
fteilen Anstieg durch die Abhänge des Wüstenplateaus, und zu bem Dammweg ins Tal geleitet war. Die Rohre waren mit den biefem Zwed baute man einen Dammiveg zu dem Totentempel Enden ineinander gesteckt, in Kalfsteinrinnen gebettet und in Gips empor, der zum Schuh gegen Sandverwehungen gedeckt und wahr eingegossen; ein Stück davon befindet sich jetzt im Berliner scheinlich dunkel war; dieser Dammweg begann mit einem Bortal- Museum. bau am Rande des Fruchtlandes, der aus der profanen Welt der Lebenden in das Heiligtum des Todes überleitete. Eine Quaianlage davor ermöglichte zur Ueberschwemmungszeit, daß Barken dort anlegen konnten. Endlich umschloß eine große Lehmziegelmauer die Pyramide selbst und den oberen Totentempel mit seinen Speichern und Wächterhäusern und die kleinen Pyramiden, die für Frau und Kinder des Herrschers neben der seinen errichtet wurden, die der Königin stets rechts neben der seinen. Wir dürfen heute also nicht mehr von Pyramiden wie von einzelnen Bauten reden, sondern nur von ungeheuren Grabanlagen, die in Taltempel, Aufmeg, Totentempel und Pyramiden zerfielen. Ueber diese Tatsachen haben erst die neuesten Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft bei Abusir ( unter Leitung von Professor Ludwig Borchardt , dem Direktor des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo ), ferner die der Württembergischen Ernst Siglin- Expedition bei der zweiten Pyramide von Gizeh( unter Leitung von Professor Steindorff in Leipzig ) und die des Amerikaners Reißner bei der leinsten Pyramide von Gizeh volles Licht gebreitet.
-
-
Bei den Pyramiden von Gizeh, die der vierten Dynastie ( 2800-2700 v. Chr.) angehören, sind Taltempel wie Totentempel gleich schmucklos. Sie wirkten nur durch die Pracht des Materials, ungeheure Granitquadern und sauber gefügte Kalksteinblöde, und die schlichte Schönheit der Formen. Schivere glatte Pfeiler, an Stelle der späteren tapitelltragenden Säulen, erfüllen die breite und die tiefe Halle, die Hauptbestandteile des ägyptischen Tempels, und tragen den Umgang des Hofes, der bei dem Totentempel der Chefrenpyramide seltsamerweise den Hallen folgt, statt ihnen vorgelagert zu sein. Die Prozession also, die sich dem Tageslicht abgewandt hatte und wahrscheinlich bei Fackelschein durch die Sunklen Pfeilerhallen und den langen, düstern Gang emporgewallt war, um dem gottgewordenen König die Totenopfer zu bringen und die Totengebete zu sprechen, trat aus der mystischen Dämmerung plöblich in den lichtüberfluteten Tempelhof, über dem die glatte, schräge Wand der Pyramide aufragte. Hier endete der Zug für die Laien; in den kleinen Kapellen der Rückwand standen wahr scheinlich Kultbilder des Königs, der Totengebete harrend. Nur den Priestern war der Zutritt zum Allerheiligsten verstattet; der Bugang zu ihm lag aber nicht etwa in der Achse des Tempels, sondern er führte links um den Hof, herum und dann in doppeltem Bickzack durch dunkle enge Gänge zu der Nische mit der Scheintür, vor der sie die Totenopfer niederlegten. Das Geheimnisvolle war also auch hier ein Stachel der Andacht.
"
Jm Neuen Reich", das so viele Neuerungen erlebte, brach man auch mit der uralten Sitte des Pyramidenbaues und bestattete die Pharaonen fortan in dem öden Tale des Königs" am Westufer von Theben in riesigen unterirdischen Felsgräbern, wie es schon die Magnaten des alten Reiches getan hatten. Die Jronie der Weltgeschichte aber wollte, daß die Pyramiden, die stolzen Häuser der Ewigkeit", ihre Toten nicht vor Grabschändern schützten, wahrend diese versteckten Felsengräber sie beffer bewahrten; nur die Mumien der zwei letten Pyramidenerbauer, die in die Felsgräber gerettet wurden, sehen wir jetzt in den gläsernen Schneewittchen färgen des Museums von Kairo . Die Pyramiden selbst aber werden ihre ewigen Wahrzeichen bleiben.
Kleines Feuilleton.
Aus dem Tierleben.
Das Kastenwesen der Termiten. Die Termiten tragen bekanntlich auch den irreführenden Namen„ weiße Ameisen", wohl weil die Aehnlichkeit ihrer Kaftenorganisation und ihrer Lebens weise mit der der Ameifen jedem Beobachter sofort in die Augen fallen mußte. Trozdem haben beide verwandtschaftlich nichts miteinander zu tun. Während die Ameisen zu den höchstentwickelten Insekten gehören, befinden sich die Termiten törperlich verhältnismäßig auf einer niedrigen Entwickelungsstufe; sie sind sehr nahe mit unseren Schaben verwandt. Ueber die Termiten hat fürzlich K. Escherich eine sehr lesenswerte zusammenfaffende Monographie veröffentlicht,( Die Termiten oder weißen Ameisen, Leipzig , Dr. Werner Klinkhardt, geh. 7 M.) Aufweg und Taltempel lagen indessen, soweit es die Boden- in der er besonders auf die durchaus verschiedenartige Staaten und gestaltung zuließ, in der Ostachse der Pyramide; bei der Chefrena Staftenorganisation der Termiten und Ameisen eingeht, die auf dem pyramide waren sie nach links verschoben durch den großen Sphing, Unterschied in der Herkunft der Arbeiter und Soldaten beruht. Bei der aus einem natürlichen, gewachsenen Felsen herausgearbeitet ist. den Ameisen entstehen diese beiden Stände aus weiblichen Der Sphing war bei den Aegyptern bekanntlich ein Mann, eine Löwengestalt, mit dem Haupte des Königs, ähnlich wie der babylo- Judividuen, bei den Termiten sind sie beiderlei Geschlechts, Jugendnische Mannlöwe ein Symbol der Königemacht, und der Sphing, formen, deren Weiterentwickelung aufgehalten wurde. Im Gegensatz der vor der Chefrenpyramide wie auf der Wacht liegt, ist nach zu den Ameisen machen die Termiten keine Verwandlung durch vom Ei Bur Made, Puppe und schließlich zum fertigen neuester Annahme nichts anderes als das gigantische Bildnis dieses Tier; die Termitenjungen unterscheiden sich unmittelbar nach Pharao selbst, das über die gelblichen Sanddünen mit ewigen bem Austriechen aus dem Gi nur durch ihre Größe Augen hinwegschaut, hinab in das Tal der Lebenden, das er einst von den erwachsenen Individuen. Die weitere Entwidelung wird beherrschte, und hinauf gen Osten zu dem emporsteigenden Sonnen- dann wahrscheinlich durch besondere Ernährungsmethoden bedingt, gott , feinem Vater Ré". die noch der Aufklärung harren. Jedenfalls haben sich bereits nach der ersten Häutung die Termitenjungen in groß und Kleinlöpfige geschieden. Diese entwickeln sich nach der zweiten Häutung teils zu geflügelten Geschlechtstieren, teils zu Ersatzgeschlechtstieren, die mur Flügelscheiden aufweisen; jene werden zu Arbeitern und Soldaten. Die geflügelten Geschlechtstiere sind die völlig ausgebildeten Jus feften, fie sorgen für die Erhaltung der Art. In einer winzigen paaren sich die beiden Geschlechter. Höhlung in der Erde Das Weibchen verwandelt sich nun in ein unförmliches Monstrum mit einem riesigen weißen Hinterleib, gegen den der vordere Teil des Störpers fast verschwindet, und lebt, in eine besondere Belle eine geschloffen und von fütternden und pugenden Arbeitern umgeben und von Soldaten bewacht, nur noch der Erzeugung von Eiern, die sie in regelmäßigen Abständen von etwa zwei Sefunden in ungeheurer König und Königin Anzahl legt. Falls diese Geschlechtstiere sterben, treten die Ersatzgeschlechtstiere an ihre Stelle, die in überraschend furzer Zeit zu vollkommen ausgebildeten Tieren herangepäppelt werden.
-
"
Der daneben liegende, halb im Sande verschüttete sogenannte Sphingtempel, über den man sich seit uralten Zeiten den Stopf zerbrochen hat, ist also weiter nichts als der Taltempel der Chefren pyramide , der wegen des Ephing etwas aus der Ostachse verschoben ift. Etivas Auffälliges ist auch von den beiden Tempeln der enkaurapyramide zu berichten, in deren einem Professor Reißner Türzlich die wundervollen Alabasterftatuen dieses Königs fand, das Reiffte, was die altägyptische Plastik hervorgebracht hat, und wohl auch das Schönste, was vor der Blütezeit griechischer Kunst entstand. Der Tempel aber, der diese Herrlichkeiten enthielt, war zum großen Teil aus Nilziegeln erbaut; er war also bei dem frühen, wohl gewaltsamen Tode dieses Königs, mit dem die Dynastie erlosch, unfertig und wurde nachher billig und schlecht
bollendet.
-
-
Das gleiche Los teilte der Tempet des Refer- er- te- ré aus der Pyramidengruppe von Abusir , die der fünften Thnastie angehört ( 2700-2550 v. Chr.). Bei diesen Bauten wird die schlichte, schmud Lose Größe der vierten Dynastie durch Pracht und gefällige Schönheit abgelöst. Statt der fantigen Pfeiler treten zierliche Säulen Der weitaus zahlreichste Teil der Bevölkerung in einem mit Palmen- oder Baphroskapitälen; es sind dies die ältesten, die Termitenstaat besteht aus Arbeitern und Soldaten. Diese haben wir in Aegypten kennen, und die Kalksteinwände sind mit feinen eine weiche Haut von weißer Farbe, Flügelanlagen und Augen Flachreliefs gefchmückt, deren Bemalung zum Teil noch vorzüglich fehlen ihnen vollständig, ebenso find die Geschlechtscharaktere nur erhalten ist. Im übrigen sind auch diese Tempel für die Ewigkeit unbollkommen ausgebildet. In den Funktionen stimmen sie mit den gebaut; sie hatten allem getroßt, nur nicht der Zerstörungstout Ameifen in jeder Beziehung überein. Eigenartig sind besonders die der Menschen. Das Pflaster bilden große Basaltplatten, die Termitensoldaten durch ihre merkwürdige Kopfbildung. Säulen find aus Granit, ebenso die Sockel der Wände, darüber normale Soldaten mit großen Köpfen und langen Oberliefern und fauber gefügte Kalksteinblöde. Treppen, bei denen je fünf Stufen sogenannte Nasensoldaten, deren Stopf nafenförmig zu einem Rohre aus. aus einem Block gehauen find, führen auf die Dächer; seitliche gezogen ist. Diefe beiden Kategorien tönnen wieder in verschiedene Unter Rammern dienten als Speichern und Schahhäuser für die Kult- abteilungen zerfallen. So gibt es Nasensoldaten, deren lange Nase gegenstände; das merkwürdigste aber ist eine umfangreiche Wasser- vorn gegabelt ist, breit und schmallöpfige, solche mit verkümmerten leitung aus Stupferrohr( 2600 v. Chr.) die sich unter dem Tempel und mit langen Oberliefern, größere, mittlere und Kleinere, eine Füße Sahures in einer Gesamtlänge von 400 Meter Hinzog und unter von Formen, die die der Ameisen weit übertrifft. Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: Berwaris Bucheruderet u.Berlagsanstalt Kaul Singer& Co., Berlin SW