die Gegenstände nach ihrer verschiedenen elektrischen Spannung unterscheiden, wir würden vom Gewitter z. B. eine ganz andere Vorstellung bekommen, usw. Jedenfalls wäre dann der Galvanis- muS und seine Anwendungen nicht so lange unentdeckt geblieben. (Schlutz folgt.) Kleines feirilleton. Völkerkunde. Gin Jndianerprometheus. Die Tatsache, daß sich häufig bei Völkern sehr verschiedener Erdgegenden die gleichen oder wenigstens sehr ähnliche Sagen finden, ist früher oft dahin gedeutet worden, daß trotz der weiten Entfernung ein früherer Zusammen- hang zwischen solchen Völkern bestanden haben müsse. Man hat daraufhin gewaltige Wanderungen der Menschen über die Erde hin vermutet, die an sich höchst unwahrscheinlich sein mußten. Jetzt stellen sich die Vertreter der Völkerkunde mehr auf den Standpunkt, daß wohl auch ganz verschiedene Völker im Laufe der Zeiten ähn- liche Sagen sich erdenken können und daß eine Uebereinstimmung der geistigen Ueberlieferungen dieser Art nichts für einen ehe- maligen räumlichen Zusammenhang beweist. Ein neues Beispiel dafür ist durch die Erforschung der Sprache und damit auch der Sagen eines Jndianerstammes geliefert worden, der in dem Be- zirk von Shasta im nördlichen Kalifornien in spärlichen Ueber- resten haust. Zwei Ethnologen, Sapir und Dixson, haben diesem Völkerrest, der den Namen der Dana-Jndianer führt, eine lang- wierige Arbeit gewidmet. Sie fanden nur noch zwei dieser Indianer, die ihnen Aufklärungen über die Sprache und die Stammesüberliefcrungen zu geben vermochten. Eine der Sagen, die ihnen von diesen Leuten erzählt wurde, hat eine merkwürdige Aehnlichkeit mit der griechischen Legende von Prometheus . Freilich spielen nach indianischer Art Tiernamen die Hauptrolle in dieser bisher unbekannten Fassung der Sage. Der Fuchs, der Strand- läufer und der Präriewolf stahlen das Feuer, durch das aber die Welt in Brand geriet. Die Diebe entrannen dem allgemeinen Untergang dadurch, daß sie sich in einen Korb setzten, der von der Spinne an einem ihrer Fäden bis zum Himmel hinaufgezogen wurde. Welche Kraft die Aanasprache, deren Kenntnis durch die Forschung gewissermaßen im letzten Moment noch gerettet worden ist, früher besessen haben muß, geht daraus hervor, daß den wenigen überlebenden Indianern dieses Stammes noch zwei verschiedene Dialekte bekannt waren. Geologisches. Das Versinken der deutschen Nordseeküste ist eine Frage, mit der sich die Wissenschaft dauernd beschäftigt, und mit vollstem Recht. Selbstverständlich ist der Verdacht, der zu dieser dauernden Erörterung Anlaß gibt, nicht aus der Luft ge- griffen. Vielmehr kann es heute als Tatsache betrachtet werden, daß seit dem Abschluß der großen Eiszeit diese Küste eine Senkung um ungefähr 20 Meter erfahren hat. Es sind dort Moore und Wälder versunken und mit Mceresabsätzen bedeckt worden, und zwar auf der ganzen Küstcnlinie von Schleswig-Holstein bis nach Holland hin. Es handelt sich nun um die wichtige Entscheidung, ob dicier Vorgang unaufhaltsam weiter fortgeschritten ist oder nicht. Dr. Schucht, der darüber vor der Deutschen Geologischen Gesellschaft einen Vortrag gehalten hat, ist durch gründliche Unter- suchungen zu dem beruhigenden Schluß gelangt, daß diese Senkung in dem jüngsten Abschnitt der geologischen Zeit zum Stillstand ge- kommen ist. Dafür lassen sich zahlreiche Beweise beibringen. Zu- nächst haben die Wasserstandsbeobachtungen, soweit sie als zuver- lässig betrachtet werden können, ein weiteres Vordringen des Meeres nicht ergeben, ebenso wenig die Messungen der Höhenlage alter Bauwerke über dem Meeresspiegel. Auch die Marschgebiete, die während des letzten halben Jahrtausends eingedeicht worden sind, scheinen sich noch in derselben Mecreshöhe zu befinden, falls nicht eine Senkung lediglich dadurch erfolgt ist, daß ein mooriger Untergrund bis zu einem gewissen Grade nachgegeben hat, was nur örtlich und nur in einem verhältnismäßig geringen Maßßabe ge- schehen ist. Noch ein wesentlicher geologischer Beweis spricht dafür, daß die Höhe der Küste während der Neuzeit dieselbe geblieben ist, nämlich die Entkalkung der Marschböden. AuS ihrer Untersuchung ergibt sich, daß die Anlage der alten Marschen bereits in Vorchrist- licher Zeit geschehen sein muß, ohne daß neuere Ueberschwemmungen und damit neue Ablagerungen von Sinkstoffen aus dem Meere stattgefunden haben. Zu einem gleichen Schluß führt die Alters- bestimmung der Moore. Technisches. Wie der Rost entsteht. Es ist merkwürdig, daß eine fo alltägliche Erscheinung, die außerdem so viele Nachteile und in Geld nachweisbare Verluste mit sich bringt, wie der Rost, in seiner eigentlichen Natur lange keine hinreichende wissenschaftliche Erklärung gefunden hat. Es wird immer noch über diese Fragen endlos theoretisiert und hitzig diskutiert. Das hängt selbstver- ständlich mit der Wichtigkeit der Frage zusammen, die eigentlich gar nicht überschätzt werden kann. Es ist ja durchaus klar, daß eine wirksame Verhütung des Rostes nicht früher zu finden ist. als bis die chemischen und physikalischen Veränderungen, die bei seiner Bildung im Metall Platz greifen, in vollem Umfang er- kannt worden sind. Jeder, der Eisen oder Stahl benutzt, findet es nötig, irgendwelche Schutzmaßregeln gegen den Rost zu er» greifen. Am stärksten aber sieht sich der Baumeister dazu ge- zwungen, auch wenn große Kosten damit verbunden sind. ES ist unzählige Male vorgekommen, daß Eisen- und Stahlbauten nach kürzerer oder längerer Zeit die bedrohlichsten Anzeichen von Rost- fraß zeigten. Wenn der Stahl immer mehr zu Bauzwecken be» nutzt wird, so muß die Frage des Rostes und seiner Verhütung in einer nahen Zukunft endgültig gelöst werden, wenn diese wegen ihrer Festigkeit so zweckmäßig erscheinenden Stoffe als ein wirk» lich dauerhaftes und zuverlässiges Baumaterial gelten sollen. Ein besonders beachtenswerter Umstand ist, daß der Rostfraß an Ver- vindungSstellen stets schneller einsetzt als auf gleichmäßigen Flächen. Die Erklärung dafür liegt wahrscheinlich darin, daß die Verdunstung des Wassers an solchen Stellen weniger rasch vor sich geht und die Rostbildung eben dadurch begünstigt wird, weil sie von der Gegenwart tropfbor flüssigen Wassers abhängig ist. Ge- rade diese Tatsache aber macht auch die Nachforschung nach dem Rost an Bauten besonders schwierig. In neuerer Zeit sind die Gelehrten dazu gelangt, die Rostbildung als eine in ihrem Ur- sprung elektrische Erscheinung aufzufassen, und es kann zetzt wohl bereits als festgestellt gelten, daß in der Tat ein elektrolytischer Vorgang damit zum wenigsten in einer nahen Beziehung steht. Ein Beweis dafür liegt beispielsweise darin, daß stählerne oder eiserne Röhren, die in der Nachbarschaft von undichten elektrischen Kabeln liegen, ganz ungewöhnlich schnell von Rost befallen und angefressen werden. Als Schutzmittel gegen den Rost wird eine große Zahl von Behandlungen des Metalls empfohlen, u. a. ein Ueberzug mit Zink, Zinn, Kupfer, Messing, Nickel und eine ganze Menge von nichtmetallischen Ueberzügen. Obgleich schon eine große Menge vonAntirostfarben" zur Auswahl steht, die sich zum Teil recht gut bewährt haben, hält es Prosessor Murray in einem Vortrag vor dem Eisen- und Stahl-Jnstitut doch für wahrscheinlich, daß noch sehr viele neue Erfindungen und Verbesserungen notwendig und zu erwarten sind. Das neueste Verfahren besteht darin, das Eisen oder den Stahl in eine heiß« Lösung mit einem Phosphor- gehalt einzutauchen, wodurch sich ein Ueberzug auf dem Metall bildet, der aus einer Verbindung von Phosphor und Eisen besteht. Er besitzt eine gefällige dunkle Farbe und soll dem Rost einen ausgezeichneten Widerstand bieten. Noch immer aber sind nach dem Urteil des Fachmanns die theoretischen Seiten der Frage nur halb zur Aufklärung gelangt, und daher läßt sich auch noch kein voller Erfolg gegen den Rost erwarten. Das automatische Telephon. In Schwabing bei München ist kürzlich eine automatische Telephonzentrale eingerichtet worden, bei der die Teilnehmer sich selbst bedienen, die gewünschten Anschlüsse und das Trennen der Verbindungen selbst herstellen. Eine gleiche Anlage wurde schon vor einigen Jahren in Hildes- heim geschaffen. Beide sollen freilich noch zu mancherlei Aus- stellungen Anlaß geben, was teils auf die Neuheit der Einrichtung, an die sich das Publikum noch nicht gewöhnt hat, teils darauf zurück- zuführen sein dürfte, daß in Schwabing das alte System noch neben dem neuen gebraucht wird, was eher Verwirrung hervorrufen kann. Trotzdem beabsichtigt die bayerische Postverwaltung, das System demnächst über ganz München auszudehnen. Tatsächlich bedeutet da? automatische Telephon gegenüber dem jetzt gebräuchlichen einen ganz ungeheuren Fortschritt. In der Umschau" berichtet HanS Krieger über einen Besuch, den er der automatischen Telephonzentrale der Wernerwerke von Siemens u. Halske am Nonnendamm in Berlin abgestattet hat, und gelegentlich dessen er die wunderbare Einfachheit, Sicherheit und Schnelligkeit dieser Art von Telephonvcrbindungen bewundern konnte. Der Direk- tor der Zentrale hat neben sich eine Ziffernscheibe, auf der die Zahlen 0 bis S von unten nach oben angebracht sind. Ein nach- einanderfolgender Druck auf die Nummern 1, 3, 6 stellt sofort un« mittelbar die Verbindung mit der gewünschten Nummer 136 her. Nach Beendigung des Gesprächs genügt ein einfaches Anhängen deS Hörers, um die Verbindung zu trennen. Also kein Warten auf die Telephonistin, kein Faschverstehen der Zahlen, keine falschen Ver- bindungen, die sich hartnäckig nicht trennen lassen wollen, aber auch kein vorzeitiges Auseinanderreißen bestehender Verbindungen. Dabei eine ganz gewaltige Kostenersparnis. Die Zentrale für Siemens u. Halske , die 1006 Teilnehmer hat. ist in einem Schranke untergebracht, der nicht viel größer ist als ein gewöhnlicher Bücher- schrank. Das Schwabinger Amt, an das 30 00040 000 Teilnehmer angeschlossen sind, hat in einem gewöhnlichen Zimmer Platz. Berlin würde bei diesem System 4000 5000 Telephonistinnen sparen. Das automatische Telephon, das in Amerika schon eine ziem- lich weite Verbreitung gefunden hat, ist auf dem Dezimalsystem aufgebaut. Die kleinsten Gruppen werden von 100 Nummern ge- bildet; diese sind wieder in Gruppen a 1000, diese in solche ä 10 000 vereinigt usw. Die einzelnen Apparatgruppen können räumlich beliebig weit auseinandergezogen sein. Je größer die Teilnehmer- zahl, desto billiger stellt sich relativ die ganze Anlage._ Verantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: VorwarlsBucytruckerei u.VertaztanflaUPaut«inger scCo.. Berlind Vi.