behalten. In den Blumenstücken i'279 und 280) vermißt man das Parademäßige seiner sonstigen Stilleben, doch ist das Trübe, Ver- waschene leider nur eine technische Variante und keine eigene Emp- findung. Auch ein nicht minder bekannter Kunstgewerbler, O r l i k, zeigt mehr geschmackvolle Routine als seste Eigenart. Der Rückenakt s19S) ist eine schöne, kleine Arbeit, aber wohl etwas zu weichlich und stimmungsvoll", um tiefer zu fesseln. Auch der Komponist im Gartenzimmer(195) wirkt trotz der billigen malerischen Effekte nicht stark genug. Typisch für seine Kunst ist auch das Blumenstück(194), jedes Detail schön farbig und dekorativ, aber ein starkes Anfassen, Eingehen ein bestimmter Wille auf Hervorbringung eines Ein- drucks fehlt. Von Max N e u m a n n ist dieKomödie"(182) recht gut. Gegen die rote Bühnendekoration mit den beiden Figuren steht das bequem und natürlich gesetzte Publikum ausgezeichnet. Trotz der kräftigen Farbengegcnsätze empfindet man nichts Gesuchtes in dem Bild. DieZwei Frauen" von Charlotte B e r e n d(14) wirken gerade zu dem anscheinend erschütternden ihrer gegebenen Lage etwas sehr hart, sind aber ebenfalls ein Zeichen, wie nun endlich das Stadium des SuchenS um die Technik überwunden wird und die Malerei wieder als seelisches Ausdrucksmittel verivcndet wird. Strathmann, der schon seit Jahren die verschiedensten Stoffe mit seinen neueren Farbenvorstellungen zu gestalten sucht. bringt diesmal eineKreuzigung"(232) und obgleich er noch immer zu viel und überflüssig dekoratives Beiwerk verwendet(das Dornen- gestrüpp), so ist doch das Ganze erträglicher geworden. Einzelne Typen, die des linken Schachers, sowie der des alten Mannes rechts sind überzeugend herausgekommen. Nur ist eS nicht verständlich. warum dieser und viele andere(auch Josef Block in derGrab- legung" 21) sich ein derartiges Armutszeugnis ausstellen und den tausend ähnlichen Bildern der Vergangenheit diese nicht besseren Lösungen anfügen, als ob unsere Zeit nicht anpackenden und großen Themen für phantasievolle Maler reich wäre. Den Vorwurf einer gewissen Billigkeil der Einfälle müßte man auch Martin Branden- u r g hinsichtlich seiner BilderMärchen"(26) undFallende Blätter"(27) machen, wenn sie nicht nach dem Winter nüchternen Virtuosentums und als Vorboten einer weniger phantafiearmen Periode erschienen. Leo von König , der bereits im Vorjahre niit seinen, Porträt Zeiwngsleserinnen" durch sein differenziertes Farbencmpfinden auf- fiel, verstärkt mit den diesjährigen Arbeiten mindesten? den Eindruck eines in Farbe und Charakterisierung hervorragende» Porträtisten. Man wird sowohl bei demBohöme-Cafs"(153), als auch dem FigurenbildPierrot und Colombine"(152) eine Beziehung zu Manet finden, wenn inan die fast ausschließliche Wirkung durch malerische Mittel bei ihm betrachtet und daneben die Gelassenheit in der Haltung der Figuren, das Aufsaugen der malerischen Reize ohne alle Hast. Genießende Hingebung atmet auch seineHuldigung" (151), die trotz der Exotik durch das starke Empfinden wie durch die sehr schöne, ivarme Farbe ihre Wirkung erzielt. Die Art, wie das Obst, das Hingebende im Ausdruck des NiggerS, die Passivität der Angebeteten gegeben ist, verdient alle Beachtung. Denn das ist das Wesentliche seiner nicht großen oder tiefen, aber selten schön ausgereiften Kunst. Oberländer gibt einenBauer mit Ochsen"(183) und Hühner"(187) sowie einige weitere seiner hübsch charakterisierenden Szenen. Im Hühnerhof(187) fällt vor allem seine Art, komisch und typisch zu sehen, auf. Jede der Hennen muß nach seinem Willen durch eine besondere und dabei nicht übertriebene Haltung zur komischen Wirkung beitragen. ImBauer mit Ochsen" ist die Verwandtschaft in der Schwerfälligkeit des Treibers mit den Getriebenen sehr deutlich gemacht, dann aber ist zu beachten, wie Oberländer ohne eigentliche Uebertreibung oder Ueberlastung des Bauers LebcnSgeschichte diesem ins Gesicht malt einschließlich seines Asthmas. K a r d o r f f gehört zum solidesten Bestandteil der Sezession, seine Porträts(140, 141) erhalten durch einen etwas trüben Ernst besonderen Charakter, der durch sehr gewissenhafte, lvenn auch selten blendende Arbeit verstärkt wird. Das Nachdenkliche, Besonnene, das auch imGarteninterteur" (142) auffällt, teilt er mit Kalkreuth(139 junges Mädchen, 137 Krankenstube, 138 Cuxhaven ). Die Krankenstube ist eines der diesem eigenen gehaltvollen Interieurs, die in der kargen, aber un- bewußt poetischen Schilderung an Fontane erinnert. Als ein erheblicher Fortschritt in dem Entwickelungsgange der Berliner Sezession wird SlevogtSHörselberg"(223) zu be- trachten sein. Mit diesem großzügig entworfenen Werke tritt Sle- Vogt zu denen, die die Periode des technischen Experimentterens ab- schließend, sich wieder zur Anwendung des Gelernten, dem freien Gestalten zuwenden. Noch haben wir nicht den Eindruck des vollkommen Be- zwungenen. Noch wirkt mancher Akt etwas gekünstelt, das Virtuose in dem Geaensetzen von kalten und warmen Tönen drängt sich noch zu sehr auf, Frau Venus' Gebärde wirkt nicht überzeugend; aber wiederum ist viel glücklicher Schivung und echtes Temperament in Farbe und Form umgesetzt. Noch verliert man sich zu leicht in Einzelheiten,'und muß man diese, wie z. B. den sehr schönen Rückenakt im linken Vordergrunde, Verantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: den Gegensatz der kalten Nachtlandschaft zum(etwas bengalisch an« mutenden) Berginnern und die Realität der Bewegung mancher der Paare anerkennen, so werden wir unter Berücksichtigung der schönen Fortschritte unsere Forderungen an eine stärker konzentrierte Dar« stellung bereitwillig bis auf später zurückstellen. Es ist kein Grund vorhanden, an dem endlichen Gelingen weiterer Versuche nach dieser Richtung hin zu zweifeln. An Temperament und gestaltender Phantasie fehlt es Slevogt wohl am wenigsten, so selten letztere in der Sezession zu sein scheint. Das beweist alljährlich von neuem B a l u sch e k, der seine Wirk- lichkeitsbilder durchpoetische" Anleihen zu bereichern sucht. Diesmal ist es einSommerfest in der Laubenkolonie", das ihm Gelegenheit zu schönen, etwas outrierten Farbenwirkungen gibt. Der Hirnmel ist vielleicht etwas zu dekorativ wirksam verdunkelt, die Aufgabe wäre schwerer und malerisch interessanter, die verschiedenen Lampion- färben mit ihrem Licht gegen unsere Nachthelle zu setzen. Unbedingt anerkennenswert ist aber auch das gelungene Verarbeiten und Zu- sammenbringen großer Menschenmengen, bekanntlich sein Sonder- gebiet. Gelingt es ihm gut, sie in der Bewegung zu zeigen, so wird er leider ganz schematisch und geistlos, wenn er sie selbst in ihrem Ausdruck erfassen will. Da hat Baluschek immer noch aufs peinlichste versagt. Den Beweis, wie oberflächlich und direkt falsch Baluscheks Art der Verblödung" der Volksthpen ist, geben Zilles Zeichnungen von Kindern, in denen, wenn auch nur nach einer Seite, doch individuelles Leben aus der Wirklichkeit steckt. Auch G a l l e s Aktgruppen<58, 59, 90) dürfen hier, trotz ihrer unscheinbaren, ängstlichen Kleinarbeit genannt werden, als Versuche, eine häßliche Wahrheit höher zu stellen als den schönen Schein. Sind auch seine Gruppen noch sehr künstlich zusammengetrieben, in den gebeugten Akten ge- zwungen, ist von Temperament und Leben in Farbe und Verarbeitung noch wenig vorhanden, so erhalten sie doch durch daS getreue Festhalten bestimmter Volkstypcn einen eigenen Wert. Wünschenswert wäre allenfalls, daß er konsequent bleibt und die real gesehenen Akte in eine ebenso sachlich und prosaisch gegebene Landschaft einordnet, in der er sie doch wohl sah. Paul Gangolf . Kleines Feuilleton. Astronomisches. Wie lang wird der Kometenschweif sein? In der Frage, ob der Schweif des Halleyschen Kometen lang genug sein wird, um bei der größten Erdnähe unseren Planeten zu er- reichen, steht bisher Aussage gegen Aussage oder vielleicht noch richtiger, Vermutung gegen Vermutung. In Greenwich will man freilich ausgerechnet haben, daß der Schweif eine solche Länge nicht haben werde, aber von fachmännischer Seite ist andererseits gesagt worden, daß eine solche Voraussage nicht möglich sei. Eine Untersuchung, die zum mindesten einen bestimmten Anhalt zu geben geeignet ist, veröffentlicht soeben Dr. Holetschek in den Astronomischen Nachrichten". Dieser Astronom beschreitet den durchaus zweckmäßigen Weg, Nachforschungen über die Länge des Schweifs des Halleyschen Kometen bei seinen früheren Erschei- nungen anzustellen und daraus Schlüsse zu ziehen. Er verfolgt den Kometen bis zum Jahre 1459 zurück und gibt für jede Wieder- kehr zwei Werte an, deren einer die mittlere, deren zweiter die größte Länge des Schweifes bedeutet. Der Maßstab für diese Ziffern ist der mittlere Abstand der Erde von der Sonne, der als Einheit genommen wird. Im Jahre 1459 betrug die mittlere Schweiflänge des Kometen 0,2, die größte 0,39 dieser Einheit. Im Jahre 1531 waren die entsprechenden Zahlen nur 0,14 und 0,17, im Jahre 1907 sogar nur 0,09 und 0,12. Bei der folgenden Erschei- nung im Jahre 1982 entwickelte sich der Schweif dann wieder zu beträchtlicher Größe, nämlich zu 0,10 mittlerer und 0,22 größter Länge. Für das Jahr 1759 kann nur eine mittlere Länge mit 0,08 angegeben werden. Diese war bei der letzten Wiederkehr im Jahre 1835 ebenso groß, während sich der höchste Betrag auf 0,17 belief. Diese Zahlen sind auf alle Fälle äußerst interessant, wenn sie nur einigermaßen zuverlässig sind. Sic zeigen vor allem, daß die Länge des Schweifes wahrend der letzten vier Jahrhunderte durchaus keine stetige Abnahme gezeigt hat. Einen Grund für diese Tatsache gibt Dr. Holetschek nicht an, und vielleicht weiß er auch keinen anzugeben. Die Erscheinung von, 1607 scheint überhaupt von allen späteren, was die EntWickelung des Schweifes angeht, übcrtroffen worden zu sein. Die Bahn des Kometen ist nun genau genug bekannt und nachgeprüft worden, daß man sagen kann, der Schweif müsse eine Länge von 0,15 erreichen, um am 20. Mai die Erde noch gerade zu streifen. Wäre er ebenso lang wie im Jahre 1835, so würde dieser Fall eintreten. Außerdem aber liegen aus früheren Jahrhunderten sichere Beobachtungen dafür vor, daß die Länge des Schweifes innerhalb weniger Tage sehr starken Schlvankungen unterworfen ist. Im Jahre 1759, als die Erde am 4. Mai die Ebene der Kometenbahn kreuzte, wurde an diesem Tag die Länge zu nur 19 Grad gemessen, während sie neun Tage vorher beinahe 47 Grad gewesen war. Daraus geht zur Genüge hervor, daß eine sichere Voraussage wohl nicht ge- macht werden kann._ iiorwarrs Bucydruckerei u. Vertag»anstatr Paul Singer<5-Co..Bech»8W.