Waldungen dagegen gibt eS noch im nördlichsten Teile Norwegens , am Jakobsflusse, da, wo die Grenzen von Norwegen , Schweden und Finnland zusammenstoßen. Selbst aus dem fast unwirtlichen Js- land gedeiht Floras Pfingstschmuck noch, allerdings in Miniatur- ausgaben, der Zwergbirke und der niedrigen Birke. Obwohl beide nur die Höhe unserer Haselnußsträucher erreichen, sind sie doch neben der etwa 5 Meter hohen Eberesche die einzigen baumartigen Gewächse auf dem Eilande. Wenn man also den berühmten Birkenwald von Hauls als eine ganz seltene Erscheinung bezeichnet, so ist dies wohl gerechtfertigt, wenn man sich darunter auch nichts anderes als ein Birkengebüsch vorstellen darf. Dortlands aber wird der Birke eine fast an Verehrung gren- zende Huldigung zuteil. Was uns Eiche und Linde sind, das ist dem Nordländer die Birke. Das hat aber mancherlei Gründe. Den Bewohnern jener Länder ist nämlich der Baum ein Wohltäter, der Sommer und Winter seinen Segen spendet. Viele Geräte und Werkzeuge der arktischen Bewohner sind aus Teilen der Birke her- gestellt, wie djt Dächer ihrer Häuser mit Birkenrinde gedeckt sind. Zur Frühlingszeit, am Pfingstfeste, zieht deshalb alt und jung in den geliebten Birkenwald. Mit seinem jungen Grün geschmückt, feiert man unter Gesang, Spiel und Tanz das Frühlingsfest, und in den Sagen und Liedern jener Völler spielt die Birke eine große Nolle. Aber auch bei uns wird die Birke dielfach gefeiert. Häuser und Kirchen werden mit ihrem frischen Grün am Pfingsttage geschmückt, und wo dieMaie" fehlt, da fehlt die rechte Freude am Pfingstfcst. In derguten alten Zeit" spielte bekanntlich die Birkenrute eine erzieherische Rolle. In einem Gedicht des 16. Jahrhunderts heißt es z. B.: Grüß dich, du edles Reise, Dein' Frucht ist Goldes wert, Der jungen Kinder Weise, Du machst sie fromm und gelehrt!" In einem Liebe von Alexander Held liest man: Ein Biedermann soll in sein' HauS Des Brotes viel lieber ermangeln, Denn daß die Rute sei drauß...." Und noch heute soll es Erzieher geben, die sich ohne die Rute in ihrem Werk wie gelähmt fühlen, noch immer gibt eS leider Mütter, die ihr Haus nicht in Ordnung glauben, wenn die Rute nicht als warnendes Gespenst hinter dem Spiegel steckt. Auch im Sprichwort kommt die Maie vor.Nach den Maien zählen die Anbeter" undKeine Maie, keinen Liebsten!" Wem wäre der in den Gebirgsgegenden Thüringens und im Harz herrschende Brauch, daß die Burschen ihremMädchen" in der Pfingstnacht eine Maie vor die Tür pflanzen, unbekannt geblieben? Singt nicht der Dichter: Einst holten wir Bursche die Birke voll Mut Und zogen zum Dorfe, die Maien am Hut. Da traten die Mägdlein aus jeglichem Haus, Da lachtest Du, Hcrzlieb, verstohlen heraus....." Doch auch, der praktisch zu verwertenden Eigenschaften des Baumes sei Erwähnung getan. Die Rinde wird zu Tabaksdosen, Hirtenhörnern und dergleichen verarbeitet. In Schweden und auf Island deckt man. wie schon erwähnt, auch Häuser damit; in Lapp- land werden Körbe und Schuhe daraus verfertigt, und in Rußland cerwendet man sie zum Gerben des Juchtenlcders. Das Holz dient als Brennmaterial, eignet sich aber auch zur Anfertigung von Löffeln, Mulden, Holzschuhen, Trinkbechern usw. Aus den Masern werden Pfeifenköpfe und Tabaksdosen geschnitzt, und die Zweige bindet man zu Besen. Das Stangenholz liefert Faßreifen und der Ruß dient zu Druckerschwärze. Der Birkensaft, das sogenannte Birkenwaffer, das man durch Anbohren der Stämme im Frühjahr gewinnt und das viel Traubenzucker enthält, gibt Birkenwein und Birkcnbier. Endlich ist das Laub ein gesundes Futter für Schafe, während die Blütenknospen den Birk- uno Auerhähnen Leckerbissen sind. Aus den Blättern wird übrigens auch durch Mischung mit Alaun eine grüne Farbe, das Schüttgrün, gewonnen und aus einer Vermischung mit Kreide daS Schüttgclb. Die Finnländer wissen aus den Blütenknospen einen nicht unangenehm schmeckenden Tee zu bereiten._ Kleines Feuilleton. Völkerkunde. ES kimoleben. Nördlich von Upernivik hausen an der Westküste Grönlands die PolarcSkimos. Sie find, wie Christian Leben in seinen Uraniavorträgen ausführt, mit unserer �Zivilisation" tatsächlich noch nicht in Berührung gekommen und stellen ein soziologisches Phänomen dar. Eine märchenhafte Er- füllung des kommunistischen Ideals. Allerdings nur im Kleinen; denn es sind nur etwa 246 Menschen, die dort oben weit zerstreut wohnen, wo Tag und Nacht ein ganzes Jahr ausmachen. Und unter dem eisernen Zwang einer unsagbaren kargen und gewalt- tätigen Natur. Diese Leute sind Heroen aus der Vorgeschichte. Mit einem Stein oder höchstens einer Harpune geht der einzelne Mann auf den Eisbären los, dessen Fell er braucht, um nicht selber gu erfrieren. Aus Fellen baut er die Sommerzelte, wenn er die Berantw. RedH�ur: Richard Barth , Berlin. Druck u. Verlag: Steinhöhlen und Schneehütten des Winter» verlassen kattn. Au» Fellen spannt er sein Einsitzerboot(Kajak), in dem er mit der Gefahr des Seiltänzers durch die eiskalten Wogen des Fjord» balanziert und schließlich einen zeitigen Tod findet, wenn er den Pranken des Bären entrann. Geld und alle Schätze der Erde sind für ihn nichtig. Eigentum, Lüge, Diebstahl, Mord sind ihm unbekannte Begriffe. Erst der Europäer, der hinkommt, taxiert den Blaufuchspelz, den er am Leibe trägt, auf den Wert von 1566 M. Der größere Fang des einen wird redlich mit den anderen geteilt; denn gegenseitige Hilfe ist das selbstverständliche Grund- Prinzip dieses Daseins. Einmal war ein Lügner unter ihnen, offenbar ein Spiel der Natur, ein degeneriertes Zufallsprodukt. Da beschloß der Rat der Männer, diesen Schädling zu vernichten. Doch, noch mitleidig in der Ausführung des Beschlusses, ersparte man dem Schuldigen die seelische Folter der Erwartung; man behandelte ihn weiter freundlich, und erst im gegebenen Moment stieß ihn der Beauftragte unversehens nieder, wie man ein feindliches Raubtier abtut. Gelangt jemand zu so hohem Alter, daß er sich und den anderen zur Last wird, so führt man ihn auf seinen Wunsch auf eine Klippe und stürzt ihn hinab. Niemand dürfte diesen Freundschaftsdienst verweigern. Auch Kinder, denen die Mutter starb, werden beseitigt; denn in diesem Klima gibt e» keinerlei Ersatz für die Muttermilch. Im übrigen kann es kein Volk der Erde geben, das seine Kinder mit mehr Zärtlichkeit um- gibt. Der Austausch der Frauen besteht, aber aus sozialer Not- wendigkeit. Wenn ein Mann in Begleitung seines Weibes auf größeren Fang ausziehen muß, und sein eigenes Weib zu schwächlich ist, so tauscht er eben mit einem Stammesgenossen, der besser ver­sehen ist. Und wenn das Eheweib einem Gastfreund beigesellt wird, so gilt das als die höchste Ehre, die vergeben werden kann. Die Ehe wird geschlossen auf Grund freiwilliger Zuneigung und dauert meist das ganze Leben über. Bei etwaiger Trennung bleibt doch die Freundschaft erhalten. Auch hier spricht ein Mindestmaß von Schönheit mit. Leden fand ein einziges erwachsenes Mädchen unverheiratet vor; als Grund wurde angegeben, daß sie zu kurze Haare hätte. Durch die Polarnacht, die keine Genuß, und Reiz- mittel kennt, erschallen ihre einförmigen Liebesweisen, begleitet vom Tock-tock des Tamburins . Wie die phonographische Wieder- gäbe zeigt, steht ihre Musik auf dem Stadium aller Primitiven. Sie drückt sich mit den denkbar einfachsten Mitteln aus und hat für uns kaum mehr als ein wissenschaftlich-phonetischeS Interesse. A. K., Hygienisches. Die gewaschene Luft. Die Versorgung deS Menschen mit reinem Trinkwasser hat die Gesundheitspflege als eine ihrer ersten Aufgaben erkannt und auch bereits in einem großen Maß- stabe erfüllt. Die Reinigung der Luft, die ganz gewiß nicht weniger nötig ist und vielleicht sogar noch notwendiger, weil man die Luft nicht ebenso wie das Wasser durch Abkochen in einen reinen Zu- stand überführen kann, hat erst sehr viel später die Aufmerksam- keit und das Nachdenken erregt. Jetzt wird es wohl aber nicht mehr lange dauern, bis man auch diesen Zweck zu erreichen weiß. Die Reinigung der Luft großer Städte ist freilich eine schwierige und nur innerhalb gewisser Grenzen erfüllbare Forderung. Dennoch muß in dieser Hinsicht wenigstens alle» nur Mögliche geschehen. um Entladungen großer Massen von Rauch und Staub verschie- dener Art in die Luft zu verhüten. Für die Lust im Innern von Gebäuden läßt sich aber mehr tun, und man stellt heute an eine gute Ventilation den Anspruch, daß sie nicht nur die verdorbene Luft der Jnnenräume durch neue von außen her ersetzt, sondern daß diese neue Lust vorher gereinigt wird. Die Schlagworte, die ein solches Verfabren kennzeichnen, heißen Lustentstaubung und Luftwäsche. DerGesundheitsingenieur" veröffentlicht jetzt eine Ab« Handlung über die neuesten Fortschritte in dieser Richtung. Um den Staub aus der von außen zutretenden Luft zu entfernen, ist schon eine ganze Reihe von Vorrichtungen empfohlen worden. Am nächsten liegt der Gebrauch von trockenen Filtern, die entweder aus Draht oder aus irgend einem zweckmäßigen Gewebe bestehen und dazu bestimmt sind, den Staub zurückzuhalten. Ihre An- Wendung stößt aber deshalb auf Schwierigkeiten, weil sie immer wieder gereinigt werden müssen. Man hat dann versucht, eine solche Reinigung der Luftfilter derart zu bewirken, daß man den Staub in hohle Behälter aufsaugt. Einfache Beutel aus Sacklein- wand, die häufig an den Anlagen für Luftheizung angebracht werden, sind ganz unnütz, wenn nicht schädlich. Werden für diese Filter zu schwere Stoffe benutzt, so wird wieder der Hauptzweck verfehlt, nämlich überhaupt eine genügende Menge neuer Luft eintreten zu lassen. Ein weiterer Mangel dieser trockenen Filter besteht darin, daß sie nicht imstande sind, die Luft von Gerüchen zu befreien. All diese Bedenken und Mißstände haben dazu ge- führt, die Aufmerksamkeit auf eine feuchte Reinigung der Luft oder eine eigentliche Luftwäsche zu richten, die auch gleichzeitig dazu benutzt werden kann, den Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu regeln. Zwar scheint man über Versuche noch nicht hinaus# gekommen zu sein; diese versprechen aber so viel, daß sich ein baldiger Erfolg erwarten läßt. Wenn man erst imstande sein wird, den Jnnenräumen nicht nur eine genügende Menge frischer Luft, sondern auch wirklich reine Luft auf billige Weise zukommen zu lassen, dann wird erst die ganze Technik der Ventilation auf eine Höhe gelangt sein, die eine ungeteilte Anerkennung verdient.__ Vorwärr« Buch» ruckerei u.Berl»g»aujraltPaut Singer Lcüo.. Berlin ä W.