Norden in das heutige Wesergebiet hatte, ist noch nicht mit Sicher-heit festgestellt.Ein drittes Stromgebiet entwässerte vm Ende der Tertiär-zeit die deutschen Mittelgebirge nach Norden zum AtlantischenOzean. Nord- und Ostsee waren damals noch nicht vorhanden.Durch das Gebiet der heutigen Ostsee ergoß sich ein gewaltigerStrom, der die Gewässer Skandinaviens und Nordwestrußlandsdurch das Kattegat und Skager Rak nach Norden führte, wo etwaentlang dem 60. Breitegrad die Küste sich erstreckte. Elb- undWesertal waren damals schon angelegt, nur mündeten sie bedeutend nördlicher. Die Elbrinne ist 400 Kilometer weit nochheute am Grunde der Nordsee zu verfolgen. Selbst in denZwischeneiszeiten muß die Landverbindung zwischen England undder Halbinsel Jütland noch bestanden haben. Nordöstlich derThemsemündung befindet sich die auch durch den russisch-japanischen Krieg bekannt gewordene Doggerbank, ein besondersseichter Teil der Nordsee, der sich durch bedeutenden Fischreichtnmauszeichnet. Die Doggerbank ist eine von den damaligen nord-deutschen Flüssen bewirkte Aufschüttung, und nicht selten kommtes vor, daß dort die Fischer vom Grunde des Meeres neben denKnochen des Mamuts und anderer eiszeitlicher Tiere menschlicheWerkzeuge aus der Steinzeit heraufbefördern. Hier mündete dertvestlicbfte der damaligen norddeutschen Ströme, zu deren Gebietauch der beutige Unterrhein gehörte. Am besten bezeichnen wirdieses Flußgebiet als das der Ur-Maas. In sie ergoß sick, von demWestabhang der Vogesen kommend, Mosel und Saar, die damalsaber noch nicht da? Rheinische Schiefergebirge durchbrochen hatten,sondern an dessen Westrand durch das Tal der heutigen Sauerund Ourthe bei Lüttich mündeten. Der heutige Unierlauf desRheins war vorgezeichnet durch einen Fluß, der wohl in der Gegendvon Koblenz seinen Ursprung nahm und die Kölnische Bucht enr-wässerte. Der bedeutendste Nebenfluß der Ur-Maas war dieThemse. Daß sie ursprünglich mit dem festländischen Strom-system Verbindung gehabt haben muß, beweisen uns außer deruntermeerischen F«rtsehung ihres Flußbettes verschiedene Süß-Wassermuscheln, besonders die Perlenmuschel, die in denselbenFormen sich in Ablagerungen der Themse und der oberen Moselund Saar finden, lleberhaupt fällt den Zusammenhängen derFauna, besonders wenn so stationäre Tiere wie Süßwassermuschelnin Betracht kommen, eine große Rolle bei der Rekonstruktion deralten Flußgebiete zu. So läßt sich der frühere Abfluß des Ober-rheins nach der oberen Donau durch daS Vorkommen verschiedenerMuscheln belveisen; auch der Wels fehlt im Gebiet des Rheins, istaber im Genfer, Neuenburger und Bodense« vertreten und be-kanntlich eine Charakterform der Donau.—Erst gegen Ende der Eiszeit, vielleicht erst in der früherenNacheiszeit ist eine Vereinigung des Ober-, Mittel- und Unter-rhcins eingetreten» und zwar geschah dies durch sogenannte rück-wärtige Erosion, daS heißt die trennenden Höhenzüge wurden all-mählich abgetragen, teils durchgenagt, bis gelegentlich eineraußerordentlichen Ueberschwcmmung der endgültige Durchbruchder Wasserscheide erfolgen konnte. So verlegte der Unterrheinseine Ouelle immer südlicher in das Rheinische Schiefergebirgehinein, bis er auch Hunsrück und Taunus vielleicht in einem beider Gebirgsbildung erzeugten Tal trennte und so den Weg für dieGewässer des Mainzer Beckens freimachte, während im Südenkleine, aber reißende Gcbirgsbäche die Wasserscheide des Juradurchsägten. ex.kleines Feuilleton.Völkerkunde.Der Untergang der Feuerländer. Das Feuer-land und seine Bewohner sind namentlich durch die geist- und ge-mütvollen Schilderungen von Darwin zu einer besonderen Be-rühmtheit gelangt. Schließlich ist ihnen diese jedoch zum Schadenausgeschlagen, denn auch dort an der äußersten Südspitze von Süd-amcrika, wo sich die Menschen in eine ruhige und einsame Natur-weit sollten zurückziehen können, hat sich die alte Erfahrung be-stätigt, daß der Europäer den Untergang der Naturvölker bedeutet.Noch vor 30 Jahren schätzte man die Zahl der Feuerländer wenig-stens auf 5000, und heute leben von ihnen kaum noch 300. EinMitarbeiter der Münchener Medizinischen Wochenschrift gibt überdie Ursachen dieler schnellen Abnahme, um nicht zu sagen. Aus-rottung der Bevölkerung von Feuerland, Aufklärungen, die einenbedauerlichen Beweis dafür erbringen, mit welcher Gewaltsamkeitund welchen üblen Folgen die Europäer ihre Kultur in solche ent-legene Gebiete zu tragen bestrebt sind. Der Anfang vom Endeder Feuerländer war freilich, wie so oft, die Erregung der Hab-sucht der Europäer. Man hatte dort in einigen Flüssen etwasGold entdeckt, und diese Kunde genügte, eine Anzahl von Weißendorthin zu locken, die nun fast selbstverständlich den Kampf gegendie zwar nicht besonders angenehmen, aber auch nicht eigentlichgefährlichen Eingeborenen berannen. Die Feuerländer ließen sichzwar zahlreiche Diebstähl« zuschulden kommen, aber man pflegtdoch bei uns dies Verbrechen jetzt auck, nicht mehr mit dem Todezu bestrafen. Immerhin war die Zahl der Feuerländer, die aufdiese Weise zugrunde gingen, noch gering gegen die Menge derOpfer, die andere von den Europäern mitgebrachte Pesten forderten.Berantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Verlag:«V— NMit den Weißen kam der Alkohol ins Land, außerdem Geschlechtskrankheiten und auch die Tuberkulose. Jedenfalls hatten dieweißen Ansiedler, die nach dem Verfliegen des Goldtraums sichauf die Schafzucht geworfen hatten, die Eingeborenen noch nichtso arg geschädigt. Nun kamen aber auch noch Leute dorthin, diedie Kultivierung der Feuerland-Jndianer zwangsweise betreibenwollten. Man brachte die Eingebornen, die bis dahin fast unbe-kleidet im Freien gelebt hatten, auf eine benachbarte kleinereInsel, die bisher unbewohnt gewesen war, nötigte sie zur Annahmeeuropäischer Kleidung und baute ihnen feste, geschlossene Hütten.in denen die Menschen außerdem noch ziemlich zusammengepferchthausten. Bald kam es zu einem großen Sterben unter den Feuer-ländern, und zwar hauptsächlich durch die eingeschleppte Tuber-kulose. An dieser Krankheit starben einmal von etwa 200 einge-fangenen Indianern in einem Monat 48. Im ganzen waren rund2000 auf jene Insel gebracht worden, und von diesen waren voretwa 3 Jahren, als der Gewährsmann das Gebiet besuchte, nochein paar Dutzend vorhanden. Alle übrigen waren an Tuberkulosegestorben. So ist durch europäischen Einfluß ein harmloses Natur-Volk in wenigen Jahrzehnten nahezu vertilgt worden, und esscheint nur eine Frage verhältnismäßig kurzer Zeit zu sein, daßauch der letzte Feuerländer das Zeitliche gesegnet haben wird.weil auch in den Gebieten, wo sie noch einigermaßen im Natur-zustand leben, die Tuberkulose bereits festen Fuß gefaßt hat. Viel-leicht finden sich jetzt verständige Leute unter den Europäern, dieauch etwas zur Erhaltung dieses merkwürdigen Volkes wn wollen,nachdem bisher alles zu seiner Vernichtung geschehen ist.Technisches.Kohlenverladeanlagen. Welche Bedeutung moderne.maschinell angetriebene Gütertransporteinrichtungen, die söge«nannten Verladeanlagen, dadurch gewinnen können, daß sieHändearbeit überflüssig machen, zeigen Ausführungen von Pro-fessor Bühle in der„Zeitschrift des Vereins DeutscherIngenieure". Im Bergbau ist man zu Zeiten von Ueberproduktion,bei zeittveilig auftretendem Wagenmangel, bei Betriebsstörungenin den Aufbereitanlagen und dergl. oft gezwungen, die normaleFörderung einzuschränken. Um dies zu vermeiden, sucht man An-lagen steter Betriebsbereitschaft zu schaffen, die imstande sind, ohnejeden größeren Aufwand an Bedienungsmannschaft die gefördertenMaterialien, Kohle oder Erze, aufzunehmen, um sie zu einerpassenden Zeit wieder abzugeben. Es handelt sich also um Vor«richtungen, die gleichsmn als Windkessel oder Speicher wirken unddie Schwankungen zwischen Förderung und Versand ausgleichensollen. Das einfachste wäre es, wirkliche Speicher, Silos anzu»legen, diese mit der Kohle zu füllen und im Bedarfsfalle wiederzu entleeren. Bei den großen Mengen jedoch, die namentlich inden Zeiten des Absatzmangels aufgespeichert werden müssen,würden derartige Anlagen wegen ihres großen Umfanges vielfachzu kostspielig sein. Man ist daher dazu übergegangen, die aufjeder Grube vorhandenen Haldenplätze zur Lagerung der Kohlen inHaufen zu benutzen und diese Stapel im Bedarfsfalle abzutragen unddie Kohle gleichzeitig zu heben und auf meckmnischem Wege der Auf-bereitsanlage oder der Verladestelle unmittelbar zuzuführen. EinBeispiel für eine derartige Anlage ist die Stürz- und Wieder-verladevorrichtung auf der Radzionkaugrube in Oberschlefien. Aufdieser Grube steht eine Halde von ca. 33 000 Quadratmeter zurVerfügung. Da die Haufenhöhe 6 Meter betragen darf, so könnenrund 180 000 Kubikmeter Kohle auf diesem Platz aufgestapelt werden.Der Haldenplatz wird durch eine breite Hochbahn in zwei Teilezerlegt,. deren jeder durch eine fahrbare Brücke von 96 MeterLänge bestrichen wird. Diese Brücken dienen sowohl zum Stürzenals auch zum Wiederverladcn der Kohle. Die ganze Anlagearbeitet mit Hilfe von Selbstentladewagen(selbsttätiger Greifer)fast ganz automatisch. Es können in einer Stunde 300 000 Kilo-gromm-Kohle gestürzt werden, wobei nur 4 Mann zur Bedienungerforderlich sind. Das Wiederverladen geht etwas langsamer vorsich. Immerhin können mit 8 Mann 100 000 Kilogramm Kohle inder Stunde verladen werden. Trotz dieser Leistungsfähigkeit sindauch die Anlagekosten und Betriebskosten niedrig. Diese betragenrund 28 000 Mark, jene können bei großen Leistungen auf nichtganz 5 Pfennig für 1000 Kilogramm gebracht werden. Durch dieseAnlage wird die Förderung fast völlig unabbängig vom Versandgemacht. Mit wenigen Leuten kann die ganze Förderung beiWagenmangel auf die Halde gestürzt werden andrerseits kann derUnternehmer noch mehr als bisher augenblickliche Konjunkturenausnutzen, ohne neue Arbeiter(früher waren 150 oder noch mehrMann zum Verladen erforderlich) einzustellen, da er mit nurwenigen Arbeitern in ganz kurzer Zeit viele Hundert Tonnen aufden Markt werfen kann. Für den Arbeiter unter Tage könnendiese Anlagen unter Umständen den Vorteil haben, daß die Förde-rung bei Versandeinschränkung, nicht wie es früher meist der Fallwar, herabgesetzt zu werden braucht. Sie können aber aucb eineWaffe gegen den Arbeiter werden, da man in der Lage ist, beiStreikgefabr bedeutende Kohlenmengen auf die Halde zu stürzen,die nach Streikausbruch durch wenige Leute, nötigenfalls sogardurch Beamte der Grube verladen werden können. Ltb.Vorwärts Buchdruckerer u.Berl«igsauslaItVaut Singer«rTo..BerlinLW.