seine Widersacher mit sechs Fragen nieder,.die schlechterdings nicht beantwortet werde» können, wenn eS wahr wäre, daß Jesus nicht gelebt hat". Die sechs Fragen sehen so auS: 1. Wenn JeluS mcht gelebt hat wie konnte von seinen Brüdern und Schwestern erzählt werden, wie konnte serner berichtet werden, daß sein Bruder Jakobus die Gemeinde von Jerusalem ge­leitet hat? 2. Wenn das Leben Jesu lediglich als ein messianischeS Gedicht zu beurteilen ist, warum heigen die Anhänger Jesu am Anfang und eine lange Zeit hindurch seine Schüler(und er selbst ihr Lehrer), während der Name.Knechte Christi"(Christus.der Herr") erst allmählich aufkommt? 3. Wenn das Leben Jesu ein mesfianisches Gedicht ist, wie konnte man in der ältesten Ueberliescrung von Jesus erzählen. daß er dort keine Wunder tun konnte, wo man ihm nicht Glauben schenkte? i. Wenn daS Leben Jesu bloß eine Dichtung wäre, wie konnte die Ueberlieferung ihn sagen lassen, seine Jünger sollten nicht zu den Samaritern und Heiden gehen, während fie doch zu ihnen ge- gangen sind? l 6. Wenn das Leben Jesu bloß eine mesfianische Dichtung wäre. wie konnte erzählt werden, daß Jesus sich der Bußtaufe deS Johannes unterzogen und daß er es abgelehnt habe,.gut"(.guter Meister") genannt zu werden? ö. Wenn das Leben Jesu bloß eine mesfianische Dichtung wäre. wie konnte die älteste Ueberlieferung als letztes Wort Jesu' den Aus- ruf erdichten:.Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich der- asscn." ohne ihre ganze Dichtung zu gefährden?" Die Methode, die diesen Fragen zugrunde liegt, schafft wie aus dem Nichts ganz neue Welten des Lebendigen und Wirklichen. Nun wifien wir, daß also auch die griechischen und germanischen Götter gelebt haben; denn auch sie haben Brüder und Schwestern, verrichten eine Fülle ebenso menschlicher wie wirklicher Handlungen,� geben .historische" Aussprüche von sich und verwickeln sich in Widersprüche. Aber nicht mir die seligen Heidengötter werden so wisienichaft- kich methodisch als wirkliche und einmal lebendige Homunkulusse er- zeugt, sondern alle Personen, die in den Dichtungen aller Zeiten und Völker vorkommen, müssen leibhaftig aus Erden gewandelt sein: denn an sie alle kann man diese und ähnliche Fragen richten. Und nun weiß man, was echte wissenschaftliche und methodische Schulung in der ach so liberalen! Berliner Hoftheologic ist. Offenbar hat auch die kleine Rosa Silberstein im methodischen Geiste Adolf Harnacks argumentiert, als fie auf die Beschuldigung der christlichen Mitschülerin, daß die Juden den Herrn Jesus ge- kreuzigt hätten, beteuerte:.Wir warenS nicht. Das würden Schlesingers gewesen sein!" Arabische oder römische Ziffern auf Nhren? Auf Veranlassung deS Eifenbahnministers sollen auf den Wagentüren der Eisenbahn- züge die Bezeichnungen der Wagenklaflen künftig in arabischen Ziffern gegeben werden. Es ist kein Zweifel, daß die Zeichen 1, 2, 8, 4 ans weitere Entfernungen besser lesbar find als die leicht ver« wechselbaren Zeichen I, II, Hl. IV. Wenn nun aber auch auf den Bahnhofsuhren, wenigstens auf den neu anzubringenden, arabische statt der römischen Ziffern angebracht werden sollen, wie man hört, so würde das keine Verbesserung, sondern einen Rückschritt bedeuten. Bei den Zifferblättern ist eS nicht die Form der Zeichen, die den Ausschlag gibt, sondern ihre Stellung. Ganz oben fitzt die Zwölf, ganz unten die Sechs, links und recht« die Neun und Drei, das weiß jeder, der auf ein Zifferblatt sieht, ohne darüber auch nur einen Augenblick nachdenken zu müssen. Ebenso erfaßt er sofort auS der Neigung der Zeiger, ob sie auf Eins oder Zwei, auf Sieben oder «cht usw. zeigen. Der aus dem Transvaalkriege bekannte englische General Baden-Powell ließ sich schon vor Jahren ein Zifferblatt schützen, da» an Stelle der Ziffern lauter einfache dicke Sttiche auf» wie«. Versuche haben längst gelehrt, daß solche Zifferblätter dem Ablesen der Zeit tadellos dienen und daß viele gar nicht einmal merken, daß keine richtigen Ziffern angebracht waren. Die römischen Ziffern, die im wesentlichen vom Rande nach dem Mittelpunft zielen, wie die Zeiger selbst, find auf jeden Fall für die Zifferblätter un« gleich praktischer als die arabischen, die durch ihre runden Formen das Ablesen sehr erschweren können. Der langjährige Direktor der Berliner Sternwarte. Prof. Dr. W. Förster, schreibt in seinem Buche.Ueber Zeitmessung und Zeiwegelung" zu diesem Punkte sehr treffend:.Unsere Ablesung- der Zifferblätter, insbesondere deren Fernablesung, hat mit den Bezifferungen fast gar nichts mehr zu tun. Sie besteht, wie man sich leicht über- zeugen kann, lediglich in einer Schätzung der Neigungswinkel der beiden Zeiger gegen die lotrechte und gegen die wagerechte Richtung, sowie gegeneinander. Man schätzt dabei, selbst aus große Entfern.igen hin, wo man von den Ziffern gar nichts mehr erkennt. mit ausreichender Sicherheit noch die jeweilige Minutenangabe, und alle diejenigen Einrichtungen der Zifferblätter, durch die diese« rein geometrische Bild der Zeiglrftelluug getrübt und gestört wird. sind nur törichte Schnörkeleien, wie insbesondere unsere gewöhnlichen (jetzt vielfach al» besonders modern oder gar national gegenüber den durch ihre Geradlinigkeit hierfür viel geeigneteren römischen Zahlen beliebten) phönizisch-arabischen Ziffern." Alles in allem: die Verantw. dichaltcuf, Richard Barth , Berlin. Druck u. Perlag: arabischen Ziffern verdienen wegen ihrer Handlichkeit und Lesbarkeit überall den Vorzug, nur nicht auf Zifferblättern, weil diese radiär (strahlig) gebaut find. Diese Bauart läßt sich nur mit den römischen Ziffern w Einklang bringen. L. Hygienisches. Neue» über die Entstehung der Kurzsichtigkeit. Daß die Naharbeit als die hauptsächliche Ursache der erworbenen Kurzsichtigkeit anzusehen ist. darüber find sich die alltägliche Er- fahrung sowie die wissenschaftliche Forschung ewig. Eine weitere Frage aber ist. waS eigentlich an der Naharbeit so schädlich wirft, worin besteht denn dabei das normwidrige Verhalten der Augen. und auf diese Frage vermag die Wissenschast noch keine endgültige Antwort zu geben. Wir wollen hier nicht die verschiedenen Theorien, die den Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und Naharbeit zu ergründen suchen, einer Erörterung unterziehen. Wir weisen nur auf einige neue Tatsachen, die auch prattisch verwertbar sind. Wer einen Arbeitsgegenstand nahe an die Augen rückt, beugt sehr oft den Kopf abwärts, um die Beleuchtung nicht zu vermindern. Diese Haltung des Kopfes ist nach den Versuchen des Herrn Levin- sohn, worüber das.Archiv für die gesamte Psychologie" berichtet, von der allergrößten Bedeutung für die Entstehung der Kurzsichtig- keit. Bei dieser Kopfbeugung findet ewe Vorwärtsbewegung des Auges statt. Sie wird hervorgerufen erstens durch den stärkeren Blutandrang, zweiten« aber durch die eigene Schwerkraft deS AugeS. Nun zerrt das in diese Lage gebrachte Auge an dem Sehnerven, welcher unbeweglich fixiert ist. Dadurch aber werden die Normal- Verhältnisse zwischen den wesentlichen Bestandteilen des Auges ver- schoben und als Folge davon tritt die Kurzsichtigkeit auf. Da. wie die llinischen Untersuchungen zeigen, die Kurzsichtigkeit tatsächlich sehr oft mit den Wirkungen wlcher Zerrungen am Sehnerven be- gleitet wird, scheint dieser neuentdeckte Faktor der unangenehmen Krankheit wirftich von großer Bedeutung zu sein. Eine weitere bis jetzt nicht beachtete Ursache der Entstehung der Kurzsichtigkeit bringen die Versuche deS Herrn Tborner (Referent in derselben Zeitschrift) zutage. Er weift daraus hin, daß bei weitem nicht alle Arten der Naharbeit mit gleich schädlichen Wirkungen begleitet werden. Die Uhrmacher, Feinmechaniker. Gold- arbeiter, Juwelrere, Rodelarbeiter, Feinstickerinnen leiden gewöhnlich sehr wenig unter den Folgen der Naharbeit, selbst wenn fie Jahre hindurch andauert. Dagegen ist die Kurzfichttgkett eine viel all- gemeinere und häufigere Erscheinung in solchen Berufen, in denen vieles Lesen erforderlich ist, z. B. bei den Schriftsetzern, Korrektoren usw. Eine experimentelle Untersuchung der Ursache dieses auffallenden Unterschiedes zeigte, daß sie in der Verschiedenheit der Art, wie sich dabei da« Auge bewegt, liege. Sind die Bewegungen stetig, gleitet daS Auge sanft von einem Punkt zum andern, so mag die Arbeit noch so anstrengend sein, sie bnngt keine schädlichen Folgen mit sich. Sind dagegen die Augenbewegungen sprunghast, erfolgen sie stoß- weise, so treten die Zerrungen am Sehnerven ein mit ihren schon beschriebenen üblen Folgen. Um die Größe des Schadens so recht zu zeigen, seien hier ein paar Zahlen mitgeteilt. DaS Auge eines geübten LeserS macht sieben Bewegungen in der Sekunde. Bei einem Stillstand des Auges werden ungefähr sechs Buchstaben gelesen. Dauert das Lesen eine Stunde, so macht das Luge schon mehr als 25 000 solcher Bewegungen. Ist da» Lesen also auch bei der normalen Entfernung eine sehr anstrengende Be- ichäftigung. so wird die Schädlichkeit immer größer, je näher der Text an die Augen gerückt wird. ES wurde nämlich festgestellt, daß der geübte Leser gleich schnell liest, ob nun der Text näher oder werter an die Augen gehalten wird. Wird die Entfernung zweimal tteiner, so bleibt allo daS Lesequantum pro Sekunde dasselbe, während das Auge jedesmal einen doppelten Sprung machen muß. Und die Intensität der Zerrung wächst sogar noch mehr; nach den Gesetzen der Mechanik beträgt sie jetzt daS Vierfache der ursprünglichen. Welche Bedeutung diese neuen Tatsachen für die Theorie der Kurzsichtigkeit haben, mag hier unerörtert bleiben. Jeder auf sein Wohl bedachte Arbeiter wird aber gut tun, die praktischen Winke, die ste enthalten, zu beherzigen. Tb. Kann man durch Büge ln die Krankheitskeime zerstören? Diese für die Hygiene überaus wichtige Frage wurde vor kurzem im Institut für Infektionskrankheiten(München ) einer Prüfung unterzogen. Diese Prüfung zeigte, daß die keimtötende Wirkung deS Bügeln« eine recht unsichere und ungenügende ist. Die Temperatur des PlätteisenS ist im allgemeinen nicht höher als 1K) Grad. Bei dieser Temperatur aber bleiben z. B. die Tuberkel« bazillen noch lebensfähig, da fie erst bei einer Wärme von 250 Grad absterben. Und wenn sich auch diese Temperatur ohne Schaden für Wäsche und Kleider einhalten ließe, WaS an sich schon recht Zweifel- hast ist, so ist noch hervorzuheben, daß auch diese Maximaltemperatur nicht ausreichen würde, sporenhaltiges Bakrerienmaterial zu ver- nichten. Denn diese« Material, z. B. Milzbrandsporen, erweist sich auch bei dieser Temperatur al« lebensfähig. Wenn man aber, trotz dieser Bedenken die keimtötende Wirkung des Bügeins ausnutzen will, so bügele man die Wäsche feucht und auf beiden Seilen. Allerdings wird auch so vorgenonimenes Bügeln in Fällen, wo die Desinfektion dringend notwendig ist, nicht genügen und ist durch sicherere Methoden der Entkeimung zu ersetzen._ Vorwärts kuOtruckere« u.Vcrisgtaniiatt fiaui Srnger SlEo..Ive:I'.n 5W,